Vorwurf von Schülerinnen

Was tue ich, wenn ....?
Maximer
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Re: Vorwurf von Schülerinnen

Beitrag von Maximer »

kecks hat geschrieben:Eine Zwölfjährige hat dich angeblich "aufreizend" angeschaut und du hast ihren BH-Träger gesehen? Dein Ernst? Das ist noch ein Kind, sie hat keinerlei realistische Vorstellung, was Flirten, Sex und Co überhaupt sind. Komm mal wieder runter. Genauso der Kommentar des anderen Mädchens - Das ist ein in den Augen Pubertierender sehr, sehr lustiger Spruch, den man entweder ignoriert oder passend kommentiert ("Ja, ich weiß, die Pubertät ist auch für euch sehr anstrengend, aber seid beruhigt, es vergeht."). Mach dir doch nicht so einen Stress wegen nichts. Das sind ganz normale Verhaltensweisen, die du m.E. völlig überinterpretiert. Machtspielchen hat man mit Kindern und Teens auch nur, wenn man das zulässt. Man kann sich auch dieser Semantik einfach verweigern und was anderes aus der vom Kind gestarteten Interaktion machen. Du bist der Chef, du bist erwachsen. Niemand hat einen Machtkampf mit dir, wenn du das nicht willst.

Wichtig ist, dass du nie mit einem Kind bei geschlossener Tür alleine bist und außerhalb von Notfällen niemand ungefragt anfasst. Der Rest passt dann schon.
Das ist mir schon klar, dass die Schüler in dem Alter viele Dinge nicht richtig einschätzen können und auch vielleicht gar nicht so meinen, wie das bei Erwachsenen ankommt.

Aber so naiv sind sie auch nicht, die wissen schon, welche Knöpfe sie drücken können. Die betroffenen Kollegen fanden das gar nicht witzig und der ganze Prozess, der da wegen leichtfertigen Anschuldigungen trotziger Mädels ins Rollen kam, war nicht von schlechten Eltern.

Stress wegen nichts ist das also nicht, das hat schon seine Berechtigung, sich Gedanken zu machen. Wenn ich Schüler bei der Aufsicht anfasse, um sie auseinander zu bringen (Rauferei), kommen sofort Kommentare wie: "Sie dürfen uns nicht anfassen! Das ist verboten!" etc.

Einerseits ist es gut, dass Schüler heute bei dem Thema sehr sensibel sind, aber es ist auch schwierig, weil Schüler oft nicht einschätzen können, ob das nun gerechtfertigt war oder nicht.

So einfach finde ich das nicht. Sich Machtspielchen verweigern... na ja, das sagt sich so leicht daher. Was machst du denn, wenn eine Schülerin (oder ein ganzer Trupp) zur Schulleitung rennt und irgendwas behauptet, was nicht stimmt oder total übertrieben ist und die Schulleitung das genüsslich aufbläst? Wie willst du dich dem verweigern?

Maximer

kecks
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Re: Vorwurf von Schülerinnen

Beitrag von kecks »

Das machen SuS nicht einfach so, sowas hat immer eine Beziehungsvorgeschichte mit dir als Erwachsenem und den SuS und mit dir und der Schulleitung. Man lässt es gar nicht erst soweit kommen, indem ma professionell pädagogisch arbeitet, d.h. vor allem wertschätzend, klar und annehmend im Alltag mit den SuS umgeht.

Maximer
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Re: Vorwurf von Schülerinnen

Beitrag von Maximer »

kecks hat geschrieben:Das machen SuS nicht einfach so, sowas hat immer eine Beziehungsvorgeschichte mit dir als Erwachsenem und den SuS und mit dir und der Schulleitung. Man lässt es gar nicht erst soweit kommen, indem ma professionell pädagogisch arbeitet, d.h. vor allem wertschätzend, klar und annehmend im Alltag mit den SuS umgeht.
Sind ja mal sehr praxisnahe Ratschläge! *zwinker*
Arbeitest du aktiv im Schuldienst? Du redest sehr theoretisch daher. Auch im professionellen Lehreralltag gibt es immer wieder Konflikte und nicht immer kann man alles im Griff haben und vorausschauend lösen.

Konflikte sind nichts Schlimmes, solange man vernünftig damit umgeht und halt gerade keine schwammigen Schuldvorwürfe ("Beziehungsvorgeschichte"....) vom Stapel lässt.

Maximer

kecks
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Re: Vorwurf von Schülerinnen

Beitrag von kecks »

what? äh, okay. also.

ich bin seit über zehn jahren lehrerin, ja. die theorie ist ja die theorie, weil sie wahr ist, soweit wir wissen aka "stand der forschung". sie funktioniert. theorie nicht nur auswendig zu lernen, sondern sie direkt in der praxis anzuwenden, nachdem man sie verstanden hat, ist sehr zu empfehlen. oft scheitert es am theorieverständnis.

im übrigen geht es bei "beziehungsvorgeschichte" nicht um "schuld", wie du das nennst, sondern um ursachenforschung zwecks zukünftiger vermeidung derartiger probleme. ist ein sehr beliebter kategorienfehler bei vielen kuk, was dann dazu führt, dass man dinge persönlich nimmt, die eigentlich nur die rolle meinen, und mitten rein in völlig unnötige und auch für die sus nicht förderliche konflikte stolpert.

Maximer
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Re: Vorwurf von Schülerinnen

Beitrag von Maximer »

kecks hat geschrieben:what? äh, okay. also.

ich bin seit über zehn jahren lehrerin, ja. die theorie ist ja die theorie, weil sie wahr ist, soweit wir wissen aka "stand der forschung". sie funktioniert. theorie nicht nur auswendig zu lernen, sondern sie direkt in der praxis anzuwenden, nachdem man sie verstanden hat, ist sehr zu empfehlen. oft scheitert es am theorieverständnis.

im übrigen geht es bei "beziehungsvorgeschichte" nicht um "schuld", wie du das nennst, sondern um ursachenforschung zwecks zukünftiger vermeidung derartiger probleme. ist ein sehr beliebter kategorienfehler bei vielen kuk, was dann dazu führt, dass man dinge persönlich nimmt, die eigentlich nur die rolle meinen, und mitten rein in völlig unnötige und auch für die sus nicht förderliche konflikte stolpert.
Schon schon, aber hier ist ein praktisches Problem Thema und da hilft es nicht weiter, wenn man theoretische Binsenweisheiten (immer schön "professionell" arbeiten, präventiv vorgehen, Nähe-Distanz im Blick haben und so weiter...) in den Raum wirft.

Von einer "Beziehungsvorgeschichte" zu sprechen ist ziemlich weit hergeholt, da wir ja viele hundert SuS betreuen und nur in Ausnahmefällen Einzelbeziehungen pflegen, das geht ja kaum im Schulalltag. Wenn sich zum Beispiel ein Schüler ungerecht behandelt fühlt, eine Wut auf dich entwickelt und das kombiniert mit privaten Problemen dazu führt, dass er/sie Dinge über dich sagt, die nicht stimmen, wäre es Quatsch, daraus eine "Beziehungsvorgeschichte" zu basteln, die sich nur zwischen Lehrer und Schüler aufspannt.

Ich würde da lieber auf die Interaktionsebene gehen. Wo ist vielleicht etwas in der INteraktion schief gelaufen, liegt ein Missverständnis vor und sind vielleicht gegenseitige Erwartungen am Konflikt beteiligt? Die Beziehungsebene würde ich da besser auf die Eltern-Kind-Ebene beschränken, da kommt man weiter, das ist nämlich meistens ein wirkliches Beziehungsproblem, das da vorliegt, wenn Probleme mit dem schulischen Umfeld auftreten und Lehrpersonen als Puffer dienen.

Maximer

kecks
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Re: Vorwurf von Schülerinnen

Beitrag von kecks »

? du hast zu jedem schüler irgendeine art beziehung, sobald du länger als ein paar minuten mit ihm/ihr gearbeitet hast. sicher keine mega-persönliche, aber doch, du hast eine beziehung. diese so zu gestalten, dass keine schülergruppen zum chef rennen, um sich über dich zu beschweren, ist teil deines jobs. beziehungsarbeit ist das kerngeschäft eines lehrers, die grundlage von erfolgreichem unterricht. du kannst das auch interaktion nennen, greift zu kurz imo, es ist immer schon mehr. interaktion hab ich auch, wenn ich mir beim bäcker geschwind eine breze mitnehme. das ist keine beziehung, außer es ist öfters dieselbe verkaufskraft. lehrer-schüler ist dann doch ein anderes level.

Maximer
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Re: Vorwurf von Schülerinnen

Beitrag von Maximer »

kecks hat geschrieben:? du hast zu jedem schüler irgendeine art beziehung, sobald du länger als ein paar minuten mit ihm/ihr gearbeitet hast. sicher keine mega-persönliche, aber doch, du hast eine beziehung. diese so zu gestalten, dass keine schülergruppen zum chef rennen, um sich über dich zu beschweren, ist teil deines jobs. beziehungsarbeit ist das kerngeschäft eines lehrers, die grundlage von erfolgreichem unterricht. du kannst das auch interaktion nennen, greift zu kurz imo, es ist immer schon mehr. interaktion hab ich auch, wenn ich mir beim bäcker geschwind eine breze mitnehme. das ist keine beziehung, außer es ist öfters dieselbe verkaufskraft. lehrer-schüler ist dann doch ein anderes level.
Du meinst wahrscheinlich das Lehrer-Schüler-Verhältnis. Eine persönliche Beziehung zu seinen SuS zu unterhalten halte ich für problematisch und eigentlich auch nicht professionell.

Lehrer-Schüler-Interaktion ist ja wohl was anderes als eine im Bäckerladen beim Brötchenkauf. Sollte klar sein. Gibt da viel päd. Literatur zum Thema. Eine Dozentin von mir meine einst: "Erziehung ja, Beziehung nein!" Daran halte ich mich.

Vielleicht verstehen wir die Begriffe auch unterschiedlich. Für mich ist in einer Beziehung immer etwas sehr Persönliches enthalten, was nur für sehr gute Freundschaften, familiäre Bindungen oder Liebesbeziehungen zutrifft.

Ich weiß schon, dass es in der Reformpädagogik Strömungen gibt, die das anders definieren. Aber da gab es ja Fälle von Missbrauch und deshalb finde ich das auch mehr als problematisch.

Dem Lehrer aber zu unterstellen, dass er die Ursache des Problems ist, wenn SuS sich beim Schulleiter beschweren, greift definitiv zu kurz. Die Schulleitung sollte in solchen Situationen als Vermittler handeln und nicht als verurteilende Instanz und Partei ergreifen. Und Unterricht mit dem Ziel zu machen, dass sie ja niemand über dich als Lehrer beschwert, kanns auch nicht wirklich sein. Da läuft dann an der Schule grundlegend was falsch in Sachen Kollegialität würde ich mal meinen.

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