Unterricht ist schlecht und wird auch nicht besser..

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
maxdachs
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Unterricht ist schlecht und wird auch nicht besser..

Beitrag von maxdachs »

tja...
Zuletzt geändert von maxdachs am 16.12.2018, 13:02:07, insgesamt 1-mal geändert.

tiger
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Re: Unterricht ist schlecht und wird auch nicht besser..

Beitrag von tiger »

Zunächst ist zu sagen, dass der Beitrag sehr lang ist und mir nicht ganz klar wird, welche Art von Rat du eigentlich suchst.

Die selbstkritische Perspektive, die du einnimmst und aus der du z. B. an der Lernwirksamkeit deines Unterrichts zweifelst, lässt erkennen, dass du mehr Potenzial zu einem guten Lehrer hast als die allermeisten, die hier im Forum posten. Wenn deine Ausbilder Recht haben und die fachlichen Voraussetzungen gut sind, wofür auch der der sehr gute Studienabschluss spricht, besitzt du damit die wesentlichen Voraussetzungen, die Didaktik auch noch hinzubekommen.

Aus der Beschreibung deiner Unterrichtsstunden geht hervor, dass den Schülern die Zielorientierung fehlen könnte oder dass das Anspruchsniveau nicht passend ist ("die Schüler raffen nichts, die Beteiligung ist nahezu null", "die Schüler kommen nicht mit").

Von einer Wunschvorstellung musst du dich allerdings lösen, und zwar von der dauerhaften Begeisterung inklusive standing ovations usw.: Unterricht ist für Schüler überwiegend eine lästige Pflicht. Wenn man die Schüler vor die Wahl stellen würde, ob sie eine Kurvendiskussion machen oder Fußball spielen wollen, wenn sie zwischen einer Gedichtinterpretation und Computerspielen wählen sollten, wenn ein Gruppenpuzzle zum Wiener Kongress mit einer Shoppingtour durch die Innenstadt konkurriert, was würden sie dann ehrlicherweise wählen? (Und ich kann das so gut verstehen, ich habe als Schüler auch oft darauf gewartet, dass endlich die Stunde vorbei ist, und das sogar bei Fächern und Themen, die mich schon damals interessiert haben!)

Einen konkreten Rat zur Verbesserung des Unterrichts kann man kaum geben, wenn man den Unterricht nicht gesehen hat. Ganz grundsätzlich fällt es vielen Referendaren schwer, konsequent die Schülerperspektive einzunehmen und den Unterricht schülerzentriert anzulegen. Ein nützlicher Indikator, dass etwas damit nicht stimmt, ist der Redeanteil der Lehrkraft. Wenn der Lehrer die Hälfte der Redezeit für sich beansprucht und sich dreißig Schüler die andere Hälfte teilen müssen, dann stimmt etwas nicht.

maxdachs
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Re: Unterricht ist schlecht und wird auch nicht besser..

Beitrag von maxdachs »

was ich damit bezwecken will, weiß ich selber nicht.
Dachte nur, dass vielleicht mal jemand nen Tipp hat oder so, so ganz allgemein halt. Mir ist ja ehrlich gesagt auch gar nicht klar, wie/wo man diese ganzen Dinge, die man im Unterricht so beachten muss, eigentlich her bekommt.
Meine Ausbilder sind echt kompetente Lehrer und ich mag die Seminare, mit Unterrichten hat die Ausbildung für mich aber wenig zu tun. Irgendwie wird einfach von einem erwartet, dass man sich das "selber" beibringt, die Ausbilder klären ein bisschen Theorie und prüfen einen. Bei nem schlechten UB sagen sie einem, was schief gelaufen ist. Ich persönlich kann mir aus diesen ganzen Infos aber keine gültigen Tipps für guten Unterricht herleiten. Ein großer Teil scheint das ja zu schaffen. Auch wenn Unterricht mit Sicherheit tendenziell lästig ist, sehe ich in meinen Hospitationen recht häufig Unterricht, den ich als sehr gelungen bewerten möchte. Und das scheinen die Schüler auch so zu sehen.
Die gängigen Didaktikbücher finde ich für die Ausbildung zum Lehrer auf jeden Fall genauso wenig nützlich wie das Referendariat..

Max_Cohen
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Re: Unterricht ist schlecht und wird auch nicht besser..

Beitrag von Max_Cohen »

Aus deinem Beitrag geht überhaupt nicht hervor, ob du weißt, was lernwirksamer Unterricht ist. Deine Aussagen sind sehr diffus. Ich würde daher mal einschlägige Literatur (Gold - Guter Unterricht - Was wir wirklich darüber wissen, Helmke - Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität) studieren. Ohne diese Fundierung kann das auch bei besten Vorsätzen nichts werden, die Forschung hat nicht umsonst Jahrzehnte gebraucht, um diese Erkenntnisse herauszuarbeiten.

Indes nennst du eine hinderliche und unprofessionelle Haltung, die du abstellen musst:
Die Schwächeren waren entsprechend unruhig. Zudem muss ich sagen, dass ich Gymnasiasten - aus welchem Grund auch immer- deutlich weniger durchgehen lassen möchte. Die Störungen der H/R-Schüler fand ich oft sympathisch, habe da recht locker drauf reagiert und die Schüler mochten das immer.
Ohne effektive Klassenführung kein lernwirksamer Unterricht. Der offizielle Job der Schüler ist es, im Unterricht kognitive Aktivitäten auszuführen und dabei nachhaltig etwas zu lernen. Dein Job ist es, diese kognitiven Aktivitäten zu ermöglichen und die Schüler dabei konstruktiv zu unterstützen. Dazu gehört ganz klar, und das ist in jedem SchulG fixiert, auch eine Erziehungsaufgabe.
Zusätzlich ist natürlich zu bemerken: Je schwieriger der Hintergrund der Schüler, sei es bezogen auf häusliche Sozialisation oder auf die Intelligenz, desto mehr aktive Lernzeit ist nötig, um Lernziele zu erreichen. Insofern ist es genau umgekehrt: Gymnasiasten sind diejenigen, die sich eigentlich noch die meisten Störungen erlauben könnten (was du natürlich durch störungspräventives Lehrerhandeln trotzdem zu verhindern hast).
Zuletzt geändert von Max_Cohen am 01.12.2018, 10:41:54, insgesamt 1-mal geändert.

Max_Cohen
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Re: Unterricht ist schlecht und wird auch nicht besser..

Beitrag von Max_Cohen »

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Max_Cohen
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Re: Unterricht ist schlecht und wird auch nicht besser..

Beitrag von Max_Cohen »

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kecks
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Re: Unterricht ist schlecht und wird auch nicht besser..

Beitrag von kecks »

ich hatte eine ähnliche ausgangsposition: sehr wissenschaftlich, nicht immer bewusstsein dafür, wie und in welchem umfang man die inhalte reduziert, und von kompetenzorientierung hatte ich keine ahnung.

a) das wird besser. du wirst das lernen, das spiegelt auch das feedback deiner ausbilder. es ist harte arbeit, aber du wirst es lernen.

b) du bist fachlich gut, das ist mit das wichtigste, um sinnvoll reduzieren zu können. du wirst es nicht nur lernen (es also nachher können), sondern auch selbst neue reduktionen entwickeln können, weil du die prinzipien verstehst.

c) *wichtig ist vor allem, dass die sus aktiv etwas tun, um was zu lernen.*
zuhören und mitschreiben ist i.a. für die allermeisten sus nicht genug, um zu verstehen, um was es geht (und außerdem ist mitschreiben ziemlich anspruchsvoll, das können auch viele deutsch-examenskandidaten immer noch nicht.)

im literaturunterricht kann man da extrem viel machen, vor allem mit den üblichen methoden des produktionsorientierten unterrichts und des szenischen lernens, von heißem stuhl, um die intentionen einer figur zu verstehen bis hin zur simulierten gerichtsverhandlung zur entwicklung einer gesamtinterpretation am ende der reihe oder dem verfassen eines tagebucheinttrags, um die innere handlung besser nachvollziehen zu können. halte dich doch für sowas erstmal ans schulbuch, da sind i.a. schöne und bewährte vorschläge drin. du behandelst ja normalerweise keine neuen sachen, sondern inhalte, die schon in x-tausdend oberstufen erarbeitet wurden.

d) konkret beim planen, für die reihe und für jede stunde: was sollen die sus lernen (was sollen sie am ende der stunde können, was sie am anfang nicht konnten?), ziel definieren (weniger ist mehr), in schritte zerlegen (strukturieren: was muss man in welcher reihenfolge verstehen, um das ziel zu erreichen), passende lernaktivitäten (!) zu den schritten zuordnen (hier kann man sich auch am vorhandenen material orientieren, man hat ja nicht ewig zeit), ausführen, evaluieren (haben es viele kapiert? falls nein/ja, warum (nicht)?), von vorn.
wird schon.

e) erstelle erst die klausur, dann die reihe, die darauf hinführt. sonst verbräst du die besten texte und aufgaben im vorfeld und kommst nachher im zeitdruck unnötig ins schwimmen, v.a. als anfänger.

viel erfolg! nicht aufgeben!

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