Probleme mit der Schulleitung

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Linal
Beiträge: 1
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Probleme mit der Schulleitung

Beitrag von Linal »

Hallo ihr Lieben,

ich habe leider folgendes Problem und ich hoffe sehr, dass ihr ein paar Tipps für mich habt.

Seit Februar bin ich in Niedersachsen im Referendariat und bis vor kurzem verlief alles ohne größere Schwierigkeiten. Zu den Schülern habe ich einen guten Draht, meine Kollegen sind sehr nett, meine Mentorin ein echter Schatz und auch die Seminarleiter geben immer tolle und hilfreiche Tipps und konstruktive Kritik.

Meine Schulleiterin war jetzt bei drei Besuchen anwesend.
Der erste Besuch war soweit okay, von ihr und meiner FSL wurde lediglich kritisiert, dass mein Redeanteil etwas zu hoch war und dass ich eventuell noch mehr hätte differenzieren können.
Der zweite Besuch ging leider total daneben. Es war eine Unterrichtsstunde nach den Sommerferien in einem neuen Kurs. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt genau eine Unterrichtsstunde mit diesen Schülern gehabt, in der Woche darauf war dann der Besuch. Natürlich habe ich mich bei meinem Kollegen nach dem Stand der Schüler erkundigt und auch die Themen, die behandelt wurden, kannte ich. Trotzdem gab es einen Schüler in der Klasse, der bereits zu Beginn der Stunde alles vorweggenommen hat. Ein kleiner Experte auf diesem Gebiet, wovon ich nichts wusste. Ich habe dann den Unterricht ähnlich durchgeführt wie geplant (nur diesem Schüler habe ich dann eigene, tiefergehende Aufgaben gegeben). Für mich lief die Stunde rund, das sahen jedoch meine Besucher nicht so. Die Schüler seien total unterfordert gewesen. Meine Schulleiterin wurde in dem Gespräch immer energischer und es fielen Sätze wie "Die Kinder lernen bei Ihnen nichts", "Das kann doch nicht wahr sein" und "Sie haben keine didaktischen Grundlagen". Ein grober Fehler ihrer Meinung nach war es, dass ich kein Ritual gezeigt habe. Als ich daraufhin meinte, ich plane, ein Ritual einzuführen, möchte jedoch erst einmal die Lerngruppe besser kennen lernen, um ein geeignetes Ritual einzuführen, wurde sie sauer und sagte "Sie sind die Lehrperson - Sie entscheiden und die Schüler haben mitzumachen". Danach verließ sie das Gespräch mit den Worten "Ich habe jetzt Wichtiges zu tun" und damit ließ sie mich und meinen Seminarleiter alleine.
Der dritte Besuch war ganz okay, allerdings war schnell klar, dass die Schüler in diesem Bereich noch mehr Übung benötigen, weshalb ich in meiner Reflexion unter anderem angemerkt habe, dass ich die Unterrichtseinheit noch einmal überarbeiten werde, um noch zwei Übungsstunden unterzubringen. Bei dieser Besprechung war meine Schulleiterin nicht anwesend. Sie ist direkt nach dem Unterricht ohne weiteres Wort in ihr Büro gegangen. In dieser Stunde gab es das Problem, dass auf einem Arbeitsblatt ein Fehler war. Dieser Fehler ist mir scheinbar passiert, als ich das Arbeitsblatt zuhause noch einmal überarbeitet habe. Es ging um das Satzglied "Subjekt" und ich hatte einen Text vorbereitet, auf welchem die Subjekte unkenntlich gemacht wurden, sodass die Schüler nach diesen Satzteilen fragen mussten. Bei meiner ursprünglichen Version waren die Subjekte in den Sätzen verteilt, meine Mentorin und ich haben uns jedoch dazu entschieden, die Subjekte zunächst an den Anfang des Satzes zu stellen. Auf dem Arbeitsblatt habe ich scheinbar vergessen, den letzten Satz umzustellen und da ist es mir passiert, dass ich das Akkusativobjekt geschwärzt habe. Ein blöder Fehler, der hätte vermieden werden können, aber er ist nun einmal passiert.

Diese drei Besuche fanden im Übrigen innerhalb von 10 Tagen statt.
Am letzten Wochenende wurde ich von meiner Mentorin zum Gespräch gebeten (Samstag). Sie teilte mir mit, die Schulleiterin ließe mir ausrichten, ich solle doch lieber einen anderen Beruf ergreifen, meine Schwächen seien zu groß und ich sei nicht in der Lage daran zu arbeiten. Das war ein echter Schlag für mich, aber kein Grund, aufzugeben. Im Gegenteil: Ich möchte diesen Beruf ausüben. Er macht mir undglaubliche Freude und ich liebe es, mit den Jugendlichen zu arbeiten und ihre Fortschritte mitzuerleben. Ich habe noch ein Jahr Ausbildung vor mir und ich bin bereit und motiviert, an meinen Schwächen zu arbeiten.

Gestern dann der nächste Schlag: Die Schulleiterin hat ein Gutachten formuliert und an meine Seminarleitung geschickt. In diesem steht unter anderem, ich hätte ein sehr geringes didaktisches und methodisches Repertoire, überdies hätte ich keine Lehrerpersönlichkeit und ich sei fachlich inkompetent.
Dieses Gutachten wurde von niemandem verlangt und es steht auch nichts Positives darin. Meine Mentorin ist der Meinung, ich mache guten Unterricht und sie unterstützt mich zum Glück, wo sie kann.

Ich befürchte, dass die Schulleiterin ein persönliches Problem mit mir hat und ich wollte gerne mit ihr darüber sprechen. Jetzt wurde mir von Kollegen geraten, dies nicht zu tun, da sie "einen Hass" auf mich hätte und es hieß "die macht dich fertig, lass es lieber, geh ihr lieber aus dem Weg".

Ich finde die Situation einfach nur schrecklich und ich bin echt ratlos. Was kann ich tun? Für mich steht fest, dass ich von dieser Schule weg muss, weil diese Frau niemals eine neutrale Bewertung abgeben wird. Kann man die Schule problemlos wechseln?

Vielen lieben Dank schon einmal für eure Antworten.

wossen69
Beiträge: 2
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Re: Probleme mit der Schulleitung

Beitrag von wossen69 »

Mist...

Dreh und Angelpunkt: wie ist das Verhältnis der Schulleiterin zur Seminarleitung? Wenn die Kumpels sind, wäre es durchaus eine Überlegung wert, nicht nur die Schule zu wechseln, sondern auch aus dem Einflussbereich des Seminars zu kommen (das geht in der Regel nur über Abbruch aus wichtigem Grund und Wiederaufnahme)

Hm, 3 Besuche in 10 Tagen??
Zuletzt geändert von wossen69 am 10.09.2018, 21:56:03, insgesamt 1-mal geändert.

MarlboroMan84
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Re: Probleme mit der Schulleitung

Beitrag von MarlboroMan84 »

Nimm Kontakt zum Seminar auf, die moderieren.

Ansonsten bin ich bei solchen Geschichten wie hier immer etwas vorsichtig, häufig unterscheidet sich auch Fremd- und Eigenwahrnehmung.

wossen69
Beiträge: 2
Registriert: 10.09.2018, 21:44:09

Re: Probleme mit der Schulleitung

Beitrag von wossen69 »

Hm, da wäre ich vorsichtig...

Es gibt Seminare, die sind schulleiterhörig und setzen deren Willen (mit ihren Mitteln) um, andere hingegen sehen sich sehr unabhängig von Schulen und unterstützen eher die Reffis gegen die Schulen.

Hm, mit der Schulleiterin 'offen' sprechen - nuja....glaub nicht, dass sowas vielversprechend ist. Da wirste schon zu 'Kreuze' kriechen müssen,

tiger
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Re: Probleme mit der Schulleitung

Beitrag von tiger »

MarlboroMan84 hat geschrieben:Ansonsten bin ich bei solchen Geschichten wie hier immer etwas vorsichtig, häufig unterscheidet sich auch Fremd- und Eigenwahrnehmung.
Kann ich nur unterstreichen. Im Zweifel würde ich immer der Schulleiterin glauben, weil sie über mehr Erfahrung, mehr Vergleichsmöglichkeiten und über die Perspektive "von außen" verfügt.
Linal hat geschrieben:kein Grund, aufzugeben. Im Gegenteil: Ich möchte diesen Beruf ausüben. Er macht mir undglaubliche Freude und ich liebe es, mit den Jugendlichen zu arbeiten und ihre Fortschritte mitzuerleben.
Das sind keine Kriterien, mit denen du widerlegen könntest, dass du für den Beruf ungeeignet bist.

Jméno
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Re: Probleme mit der Schulleitung

Beitrag von Jméno »

tiger hat geschrieben:Im Zweifel würde ich immer der Schulleiterin glauben, weil sie über mehr Erfahrung, mehr Vergleichsmöglichkeiten und über die Perspektive "von außen" verfügt.
Das ist grundsätzlich richtig, wobei es eben auch bei Schulleiterinnen/Schulleitern teils massive Unterschiede gibt. Insofern würde ich an dieser Stelle noch auf alle Fälle versuchen, mir einen eigenen Eindruck zu verschaffen.
tiger hat geschrieben:
Linal hat geschrieben:kein Grund, aufzugeben. Im Gegenteil: Ich möchte diesen Beruf ausüben. Er macht mir undglaubliche Freude und ich liebe es, mit den Jugendlichen zu arbeiten und ihre Fortschritte mitzuerleben.
Das sind keine Kriterien, mit denen du widerlegen könntest, dass du für den Beruf ungeeignet bist.
Hier allerdings vollständige Zustimmung zu tiger. Das Argument »ich mag Jugendliche so sehr« ist ein völlig subjektiver Indikator, der zwar dahingehend positiv ist, dass er intrinsisch motivierend wirkt, aber seine Aussagefähigkeit in Bezug auf tatsächliche Qualität ist recht exakt null.
…он је метафора, начин живота, угао гледања на ствари!

Rets
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Re: Probleme mit der Schulleitung

Beitrag von Rets »

Ich würde auch sagen, dass der Weg zum Seminar zunächst nötig ist.

Ich kann auch die Vorbehalte von tiger und Marlboro nachvollziehen und würde auch sagen, dass man auf einer sachlichen Ebene die Ansichten der Schulleitung schon ernst nehmen muss. Allerdings: Wenn das drei Besuche in 10 Tagen waren, dann hast du wirklich keine Chance gehabt, dich riesig zu entwickeln. Man macht nicht auf einmal alles besser, nur weil einem das gestern jemand gesagt hat. Das Lehrersein / Lehrerwerden ist ein mühsamer Prozess, in dem man Kritik bekommt / sich selbst auch kritisch betrachtet und dann nach und nach einen immer tieferen Blick für didaktische Details und Fallstricke bekommt. Diese Erkenntnisse muss man dann auch immer wieder bewusst umsetzen, bis man für manches zumindest günstige Automatismen entwickelt hat. Eventuell kann man hier ja vermitteln. Auf jeden Fall solltest du alle Kritik umsetzen, die du gehört hast (falls sie konstruktiv genug war) und beim nächsten Mal bewusst und 100% zeigen, dass du dazu gelernt hast (so niederschmetternd die Kritik auch gewesen sein mag).

Ganz am Ende sieht es aber glaube eher so aus, als wenn die SL dich abschießen kann, wenn sie denn will. Ich weiß nicht, wie das rechtlich ist. Aber als ultima ratio: Im Zweifel Bundesland wechseln?

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