Disziplinprobleme in Klasse 8 (massiv)

Was tue ich, wenn ....?
Helene

Beitrag von Helene »

Eine "schwierige Klasse" besteht gewöhnlich aus einer arbeits- und leistungswilligen Mehrheit sowie einigen Störern. Die Mehrheit hat ein Recht auf guten Unterricht. Dieses Recht machen die Störer der Klassenmehrheit streitig. Um der Mehrheit zu ihrem Recht zu verhelfen, ist ein schnelles Durchlaufen der Sanktionskette sinnvoll (Ermahnung 1-3, Androhung des temporären Ausschlusses, Ausschluss für die Stunde). Doch Reden hilft meist nicht. Diskutieren ist absolut kontraproduktiv. Es gibt hier zwei sich ergänzende praxisnahe Verfahren: Das Trainingsraumprogramm (TRP, Stefan Balke, Uni Bielefeld) sowie das Double-Out-Programm von Vera Frey.

Ich habe mir angewöhnt, die Klassenmehrheit und ihre Rechte zu schützen und habe damit zwangsläufig mein Mitleidsempfinden für die Störer auf ein sachliches, pädagogisch vernünftiges Maß reduziert. Das Störerproblem ist nicht im Unterricht zu lösen. Man muß Klassenmehrheit und Störer trennen und die Störer separat "verarzten".


Mir hat der Ratgeber von Vera Frey

„Mut zur Macht: Starke Schulen brauchen starke Lehrer – Praktischer Leitfaden zur Ausübung von Macht im pädagogischen Kontext“,
Vera Frey, Schneider Verlag Hohengehren, ISBN: 3896769863

geholfen.

Im Klappentext heißt es.
„Das steigende Stör- und Gewaltpotenzial an unseren Schulen erschweren zunehmend einen „guten Unterricht“. Die Störer werden dabei durch eine mächtige Lobby, bestehend aus erziehungsunfähigen und anmaßenden Eltern, reform-pädagogisch orientierten Kollegen, inkompetenten Politikern und opportunistischen Medien mittelbar oder unmittelbar geschützt. Die nachhaltige Eindämmung der Störungen ist für leistungsorientierte Lehrer scheinbar nicht möglich. Viele finden sich mit dieser Erkenntnis resignierend ab. Sie reagieren aus Machtlosigkeit mit innerer Kündigung oder sogar Burnout. Doch diese Reaktion muss nicht zwangsläufig sein. Im Gegenteil, es gibt eine einfache und praktikable Methodik, um dies zu verhindern. Sie wird im Ratgeber „Mut zur Macht“ praxisnah erläutert.

Das Autorenteam dokumentiert schlüssig den unauflösbaren Zusammenhang zwischen „Erziehung und Erziehungsmacht“ sowie „Führung und Führungsmacht“. Es folgert zwingend: Der Einsatz von Macht im pädagogischen Kontext ist unabdingbar zur Erfüllung der Aufgaben des Erziehens und Lehrens. Der Lehrer besitzt diese Macht gegenüber Schülern, Eltern, dem Kollegium und der Schulleitung qua Kompetenz, Auftrag und Schulgesetz. Die Autoren erläutern die Wege, mit denen der notwendige „Mut zum Machtbewußtsein“ entwickelt wird. Letzterer ist die notwendige Voraussetzung für eine effektive „Machtausübung“ durch den Lehrer.
Das Autorenteam erklärt praxisnah die wirksamen Methoden und Taktiken des Lehrers zur Herstellung eines ungestörten Lernklimas während des Unterrichts. Es analysiert die Machtspiele der Eltern und Kollegen und beschreibt gleichzeitig effektive Reaktionstaktiken des Lehrers. Eine Vielzahl authentischer Beispiele aus dem Schulalltag illustriert die vorgeschlagenen Handlungstechniken. Die Autoren beschreiben weiterhin die Taktiken eines effektiven Zeit- und Energiespar-managements als wichtige Grundlagen für ein ressourcenschonendes Arbeiten des Lehrers. Ferner skizzieren sie präventive Maßnahmen zur Minimierung des Störpotenzials.

Mit dem Ratgeber „Mut zur Macht“ wendet sich das Autorenteam sowohl an den angehenden als auch an den berufserfahrene Lehrer. Es hilft ihm, den Idealismus für seinen Beruf zu bewahren oder ihn wiederzufinden. Der Lehrer erhält eine ziel-führende Orientierung in einem reformpädagogisch geprägten Schulalltag, der zu-dem durch eine zunehmende Elternmacht kontraproduktiv beeinflusst wird. Mit dem Einsatz von Macht schützt der Lehrer die leistungswillige Mehrheit seiner Schüler vor Störern und gleichzeitig sich selbst vor Resignation, innerer Kündigung und Burnout.“

Ich möchte bemerken, dass hier Macht nicht als Herrschaftsinstrument gemeint ist, sondern als Erziehungs- und Führungsinstrument im Sinne der Ausübung von Handlungsmacht bzw. Organisationsmacht im pädagogischen Kontext.

Das Buch wird übrigens empfohlen
von der Regierung Unterfranken (www.regierung.unterfranken.bayern.de - Schulanzeiger 02/06 /S. 17 pdf-Datei/S. 45 des Schulanzeigers)

sowie

von der Zeitschrift „Die Deutsche Schule“ (http://www.dds-home.de/dds-das-kommende-heft.doc.)

Gruß, Helene

Peter T.
Beiträge: 13
Registriert: 13.05.2006, 10:51:05

Vornamen einprägen!

Beitrag von Peter T. »

Guten Tag hier. Bin neu hier und habe beruflich mit Erziehung
zu tun.....
Ich überlege, ob wir denn nicht auch grausam zu unseren Refs
waren. Ja doch!
Daher der Rat: Unbedingt die Vornamen der Klassemitglieder
auswendig lernen. Niemand kann sich dann hinter seiner Namenslosigkeit verstecken. Der Schüler fühlt sich ausserdem
als Person wahrgenommen, bzw. ernstgenommen.

Gruß Peter T.

soliloquy
Beiträge: 43
Registriert: 07.09.2005, 21:39:06
Wohnort: nrw

Beitrag von soliloquy »

Kauf dir so eine schwarze Trillerpfeife (schiedsrichter) die du nutzt wenn zuviel Unruhe ist. EInfach mal die harte Tour fahren.
Dann ist Feierabend ;)
"Im Alter bereut man die Sünden die man nie begangen hat" (irgendjemand)

anais269
Beiträge: 14
Registriert: 14.09.2006, 15:16:22
Wohnort: NRW
Kontaktdaten:

Beitrag von anais269 »

Ich hab mal (auch in ner Klasse 8 ) mit den Fingernägeln die Tafel runtergekratzt. Mir wär fast das Herz stehengeblieben, aber danach war Stille ... :lol: Ich hab dann ne Ansage gemacht von wegen "so kann man nicht unterrichten und noch viel weniger lernen" ... und die Schüler waren anscheinend nach der Aktion so schockiert, dass es angekommen ist ... (ich muss allerdings dazusagen, dass die Klasse normalerweise nicht soo laut war und diese besagt Stunde ein Einzelfall)

Liebe Grüße.
Anais

Freidenker
Beiträge: 2541
Registriert: 07.11.2006, 20:13:34
Wohnort: NRW

Beitrag von Freidenker »

@Lina
Mach Dir man deswegen keinen Stress. Die Schüler mögen Dich, wollen sich aber nicht anstrengen. Wo ist das Problem ?
Sie wissen genau, dass Referendare keine große Autorität besitzen
und im Prinzip nichts zu melden haben (Was ja auch stimmt).

Vielleicht haben die Schüler anstrengende Stunden schon vorher gehabt, dass sie wirklich nicht mehr können.
Es gibt nun mal Situationen, wo kein Unterricht mehr möglich ist.

Auf jeden Fall in Entspannungshaltung bleiben !
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

Fränzy
Moderator
Beiträge: 6797
Registriert: 20.11.2005, 16:17:06
Wohnort: BW, Berufsbildende Schule (VAB, BEJ, BF)

Beitrag von Fränzy »

Ich hoffe mal, dass Lina nach fast 10 Monaten die Disziplinprobleme in den Griff bekommen hat. Mal im Ernst, glaubt ihr, dass es Sinn macht auf so alte Threads zu antworten? Da ist doch der Markt schon verlaufen...

Aotearoa
Beiträge: 109
Registriert: 04.07.2006, 22:51:09
Wohnort: SH

Beitrag von Aotearoa »

@ Fränzy: fast 10 Monate? *g* - schon eher fast 22 Monate :wink:
Der beitrag war von Februar letzten Jahres... Wahrscheinlich hat die Erstellerin schon ihr ref beendet..

Aber vielleicht helfen die Beiträge und guten Wünsche ja jemand anders... oder Lina hat schon wieder ne böse 8 erwischt

Antworten