Lautstärke und Disziplin im FU

Was tue ich, wenn ....?
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karink532

Beitrag von karink532 »

Sorry, ich kann dem nicht wirklich zustimmen.

Ich gebe Dir natürlich insofern Recht, dass man schon gucken soll und muss, dass man mit 30 nicht schon die Frühpension wegen Burnout antreten kann, das ist eine klare Sache. Allerdings frage ich mich, woher Lehrer eigentlich oft diese verdammte Arroganz nehmen zu behaupten, ihr Beruf sei ja der stressigte überhaupt und da wäre es doch absolut legitim, dass man sich zwar ordentlich bezahlen lässt, aber die Stunden eben nur absitzt und den eigentlichen Pflichten nicht nachkommt. Das ist jetzt natürlich bewusst überspitzt, was den hiesigen Fall angeht, aber es gibt in der Tat genügend Lehrer, die mit dem Hinweis auf den Stressfaktor im Unterricht den Weg des geringsten Widerstandes gehen und ihren Pflichten hinsichtlich Unterricht und Erziehungsauftrag in keiner Weise nachkommen. Als ich das Lehrer- Hasser- Buch gelesen habe, konnte ich mir an manchen Stellen den Gedanken "Die Frau hat im Prinzip Recht" nicht verkneifen- natürlich gibt es sehr viele superengagierte, tolle Lehrer, für die diese Aussagen blanker Hohn sind, aber es gibt ebensoviele faule Säcke, die sich ihr Gehalt in keiner Weise verdienen und die nichts tun, außer den Stunden irgendwie für sie erträglich rumzubringen, und das kann man einer Portion ordentlichem Menschenverstand nicht gutheißen. Natürlich haben wir einen stressigen Beruf- nur ist eigentlich kein Beruf nicht stressig, während man sich aber in keinem anderen Beruf so eine Haltung à la "heute lass ich die mal spielen, ich darf mich ja nicht allzu sehr stressen" an den Tag legen. Was ist eigentlich mit den ganzen Krankenschwestern und Altenpflegerinnen, die für einen Hungerlohn den ganzen Tag rackern und permanent unter Stress stehen? Wäre es dann auch legitim, wenn die sagen "naja, ich muss wirklich auf meine Gesundheit achten, heute kümmere ich mich nicht um alle Patienten?" Was ist mit allen Selbstständigen, die eigentlich keinen Feierabend kennen? Irgendwie können die auch schlecht sagen, dass sie heute mal nichts tun, wenn sie ihre Zukunft nicht riskieren wollen.

Was ich sagen will: Wir Lehrer sind in meinen Augen zu schnell dabei, wenn es darum geht, mit dem Hinweis auf unseren Stress unsere Arbeit zu vernachlässigen. Wir bemitleiden uns gerne selbst und vergessen, dass andere Berufe auch nicht besser sind. Nur haben wir das Privileg, dass wir die Tür im Klassenzimmer hinter uns zumachen können und uns eigentlich nach dem Ref keiner mehr in die Karten guckt, und das nutzen einfach zu viele schamlos aus.

Lysander

Beitrag von Lysander »

Michaela hat geschrieben: Was ich sagen will: Wir Lehrer sind in meinen Augen zu schnell dabei, wenn es darum geht, mit dem Hinweis auf unseren Stress unsere Arbeit zu vernachlässigen. Wir bemitleiden uns gerne selbst und vergessen, dass andere Berufe auch nicht besser sind. Nur haben wir das Privileg, dass wir die Tür im Klassenzimmer hinter uns zumachen können und uns eigentlich nach dem Ref keiner mehr in die Karten guckt, und das nutzen einfach zu viele schamlos aus.
Liebe Michaela,

ich habe mich ja doch häufig zurückgehalten, aber allmählich machst Du mich doch ziemlich sauer.
Dein Posting hat zwar den Anschein, die Sachlage halbwegs differenziert darzustellen, jedoch nährst Du hier den Verdacht, dass Du möglicherweise doch zu häufig nur schwarz-weiß kennst.

Vernachlässigen wir denn WIRKLICH unsere Arbeit?
Ich erinnere da an die "Mehrere-Häufchen-Theorie", die ich hier einmal aufgestellt habe.
Es ist absolut illusorisch zu glauben, man könne all die Häufchen, die sich um einen herum ansammeln, auch nur ansatzweise gleichzeitig vollständig abarbeiten. Und sorry, Michaela, wenn ich mir dann Phrasen mit dem Grundtenor anhören muss wie "stellt Euch doch nicht so an", dann finde ich das ziemlich dreist.

Wenn ich die Wahl habe, mich zwei Wochen krank schreiben zu lassen (wobei dann die Korrekturen immer noch zu erledigen sind, ebenso die mündliche Abiturprüfung), oder aber mit vielleicht nur 75% der Leistung zur Schule zu gehen, damit ich unter anderem meinen Schülern keinen langfristigen Nachteil und meinen Kollegen keine zusätzlichen Vertretungsstunden aufbürde, dann finde ich es wirklich einfach nur unverschämt und ignorant, dafür noch dieses pauschalisierende Moralgewäsch von Dir zu lesen.

Und wo bitteschön hat jemand eine angeblich so verdammte Arroganz zu behaupten, der Lehrerberuf sei der stressigste?
Wer hat das hier gesagt?
Ich habe auch keine Lust mehr, Hinweise auf schwarze Schafe zu lesen, weswegen man dann auf die Allgemeinheit schließt.
Und Verweise auf andere stressige Berufe sind der blanke Hohn.
Künftig ist es also erlaubt, wenn jemand ein ernstes gesundheitliches Problem oder sonstige private Probleme hat, darauf hinzuweisen, er solle sich nicht so anstellen, weil es immer noch Leute gibt, denen es genauso schlecht bzw. genauso dreckig geht.

Komm doch bitte endlich mal von Deinem hohen moralischen Ross runter und erfülle die Ansprüche über einen längeren Zeitraum selbst, bevor Du hingehst und derartige Urteile fällst.

Gruß
Lysander

Jogi.1973
Beiträge: 188
Registriert: 11.10.2006, 15:42:00

Beitrag von Jogi.1973 »

Lysander, du hast so recht. das war echt überfällig.

karink532

Beitrag von karink532 »

Hallo Lysander,

ich kann von keinem moralischen Roß runtersteigen, auf dem ich selbst nicht wirklich draufsitze. Ich sage ja auch überhaupt nicht, dass ich den Grundgedanken, der hinter deinen Aussagen steckt, nicht verstehen kann, aber ich finde es trotzdem nicht in Ordnung, sich dafür bezahlen zu lassen, dass man mit seiner Klasse spielt! Dafür wirst Du nicht bezahlt, das ist eine ganz klare Sache und das hat auch nichts mit irgendwelchen pseudo- moralischen Ansprüchen zu tun, denn das ist einfach Fakt! Und gerade dann, wenn es sich nicht nur mal eben um einen Tag handelt, sodern um doch recht viele Stunden, die man mit solch halbherzigem Getue sinnlos vergeudet. Ich will auch überhaupt nicht behaupten, dass mir die Sachlage nicht irgendwo bekannt vor kommt: Ich sitze auch gerade an der Hausarbeit, um mich herum stapeln sich massenweise Blätter, die schreien "Korrigier mich!!!!" , mein normaler Unterricht läuft auch weiter und mein Haushalt macht sich auch nicht von selbst. Ich gebe auch gerne zu, dass ich in einer meiner Klassen in den letzten beiden Stunden ein Stationenlernen mit Selbstkontrolle gemacht habe, auch in erster Linie, um mich da ein bißchen zu entlasten und in der Stunde noch 10 HÜs korrigieren zu können, die ich abends nicht mehr geschafft habe, aber man muss doch nicht immer alles gut finden und verherrlichen, was man so macht? Und ich stehe nach wie vor zu meiner Meinung, dass viele Lehrer eben wirklich faule Säcke sind, die die Arbeitsbelastungen anderer Berufe überhaupt nicht kennen, sich aber immer als die Ärmsten der Armen sehen und es absolut legitim finden, ihre eigentlichen Aufgaben zu vernachlässigen, um sich selbst zu schützen und zu schonen. Und sorry, teilweise sind diese "Ausreden" einfach so dumm, dass es kracht. Wenn ich einfach mal die Arbeitsbelastung meiner Eltern sehe, die beide selbstständig sind und deutlich mehr Arbeit als ein Lehrer haben und trotzdem nie sagen können "ach nee, heute muss ich mal schonen, heute mach ich mal nix", kann ich über das, was manche so als "STRESS" bezeichnen, einfach nur laut und herzlich lachen. Und ich halte immer noch die Frage aufrecht, was zB eine Krankenschwester machen soll, die sich heute mal schonen will, aber keine Tür hinter sich zumachen kann und da mit ein paar Kindern spielen kann? Wie schaffen das denn diese Leute? Sorry, das ist mir alles viel zu fadenscheinig.

Fränzy
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Beitrag von Fränzy »

also, ihr,

wird man denn nicht dafür bezahlt, dass die kinder etwas lernen - und das tun kinder doch oft durch das spiel und im Spiel? man kann doch spiel so in den untericht einplanen, dass es zum Aufgabenbereich gehört, oder? zumal in der schule auch nicht nur kognitives sondern auch soziales lernen eine rolle spielen. außerdem gerade in förderstunden sind ja oft schüler, de jetzt eher weniger gerne lernen und die im spiel erfahren, dass auch sie was können und dass schule auch schön sein kann.

im übrigen schließe ich mich den argumenten an, dass man als berufstätiger auch auf sich schaut. zu den krankenschwestern kann ich sagen, auch die haben ihre strategien, und setzen sich dann mal ins schwesterzimmer .... machen pause.

lg Franzi

Lysander

Beitrag von Lysander »

Michaela hat geschrieben:Hallo Lysander,

ich kann von keinem moralischen Roß runtersteigen, auf dem ich selbst nicht wirklich draufsitze. Ich sage ja auch überhaupt nicht, dass ich den Grundgedanken, der hinter deinen Aussagen steckt, nicht verstehen kann, aber ich finde es trotzdem nicht in Ordnung, sich dafür bezahlen zu lassen, dass man mit seiner Klasse spielt! Dafür wirst Du nicht bezahlt, das ist eine ganz klare Sache und das hat auch nichts mit irgendwelchen pseudo- moralischen Ansprüchen zu tun, denn das ist einfach Fakt! Und gerade dann, wenn es sich nicht nur mal eben um einen Tag handelt, sodern um doch recht viele Stunden, die man mit solch halbherzigem Getue sinnlos vergeudet.
Auf welcher Basis triffst Du diese Aussagen? Wieviele Kollegen kennst Du, die das tun? Wieviele kennst Du, die über ihre eigentlichen Pflichten hinaus arbeiten?
Du verallgemeinerst hier - aber auf welcher argumentativen Basis?
Nur das Prinzip, dass es manchmal so ist, wie Du sagst, reicht hier nicht.
Und ich stehe nach wie vor zu meiner Meinung, dass viele Lehrer eben wirklich faule Säcke sind, die die Arbeitsbelastungen anderer Berufe überhaupt nicht kennen, sich aber immer als die Ärmsten der Armen sehen und es absolut legitim finden, ihre eigentlichen Aufgaben zu vernachlässigen, um sich selbst zu schützen und zu schonen. Und sorry, teilweise sind diese "Ausreden" einfach so dumm, dass es kracht.
Tun sie das nicht? Umgekehrt gefragt: Wieviele Menschen kennen die Arbeitsbelastungen von Lehrern? Was bringt es mit einer Phantomzahl (!) von schwarzen Schafen zu argumentieren? Was bringt es über die extremen Negativbeispiele zu philosophieren? Verwirken die anderen dadurch ihren "Anspruch" auch einmal zu "klagen"?
"viele Lehrer", "immer als die Ärmsten", "teilweise sind die Ausreden dumm" - das zeigt doch, dass Deine Aussagen nicht auf einer empirisch abgesichterten Grundlage beruhen sondern deine persönliche Meinung von der Welt widerspiegeln. Argumentativ hat das im Grunde null Aussagekraft.
Wenn ich einfach mal die Arbeitsbelastung meiner Eltern sehe, die beide selbstständig sind und deutlich mehr Arbeit als ein Lehrer haben und trotzdem nie sagen können "ach nee, heute muss ich mal schonen, heute mach ich mal nix", kann ich über das, was manche so als "STRESS" bezeichnen, einfach nur laut und herzlich lachen.
Woher willst Du wissen, wieviel Arbeit Deine Eltern im Vergleich zum "Lehrer" haben? Weißt Du, wieviel ich arbeite, wieviel meine Kollegen arbeiten?
Über welchen Stress reden wir? Lass uns nicht über Stress Dritter reden, den wir unterschiedlich empfinden. Lass uns doch mal über real erfahrenen Stress (und ggf. die medizinischen Konsequenzen) reden.
Erneut sagst Du "was manche als Stress bezeichnen".
Ich will nicht über schwarze Schafe reden.
Bezieh doch beispielsweise einmal Stellung zu dem, was ich zu meiner Situation geschrieben habe.
Und ich halte immer noch die Frage aufrecht, was zB eine Krankenschwester machen soll, die sich heute mal schonen will, aber keine Tür hinter sich zumachen kann und da mit ein paar Kindern spielen kann? Wie schaffen das denn diese Leute? Sorry, das ist mir alles viel zu fadenscheinig.
Tja, die Krankenschwester ist im Zweifelsfall dann eben einen Tag krank. So wie andere Arbeitnehmer oder Beamte auch.

Und jetzt lass uns aufhören über eine undefinierte Zahl von schwarzen Schafen zu reden. Es ist zynisch, wenn sich engagierte Kollegen über die Arbeitsbelastung beklagen, mit so etwas anzukommen. Es zeugt nicht gerade von viel Einfühlvermögen und Verständnis für die Belange Dritter, wenn man wie Du so häufig auf die allgemeine Ebene ausweicht und dann mit den schwarzen Schafen argumentiert.

Tacheles, Michaela: Willst Du Deine Aussagen den engagierten Kollegen vor den Latz knallen? Willst Du sie verhöhnen? Sollen sie stattdessen lieber auf die arschigen Kollegen sauer sein oder trotz ihrer Belastung viel mehr Empathie für Deine noch belasteteren Eltern zeigen?

So, und jetzt weich bitte bei einer eventuellen Antwort nicht wieder auf die allgemeine Ebene aus. Das wäre feige. Bezieh Dich doch mal auf die von mir genannten persönlichen Beispiele.

Gruß
Lysander

karink532

Beitrag von karink532 »

Fränzy, natürlich gibt es sinnvolle Lernspiele. Ich glaube, wir sind uns aber einig, dass wir hier nicht über die Integration eines Lernspieles in den Unterricht reden, sondern darüber, dass zu viele Lehrer (sinnlose) Spiele mangels fundierter Vorbereitung einsetzen, um so irgendwie die Zeit rumzukriegen.

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