Total heftige 8. macht Unterrichten fast unmöglich

Was tue ich, wenn ....?
basketballer
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Total heftige 8. macht Unterrichten fast unmöglich

Beitrag von basketballer »

Ich habe eine 8. Klasse im Zweigschuleinsatz erwischt (34 Schüler, davon 5 Mädchen), zu der ehrliche Kollegen mir ihr aufrichtiges Beileid aussprachen. :idea: Aber Betreuungslehrer und Klassenlehrer reden mir ein, es liegt an mir, wenn die Klasse stresst ( zu wenig Struktur, zu wenig konsequent, die ganze Palette)! :idea: Ich hab so die Nase voll, in der Klasse ist des unmöglich, gute Stunden zu halten.Das ist nur ein Disziplinkampf. Ich frage mich jetzt, ob ich mir mit dieser Klasse alles versaue oder ob ich besser eine Versetzung an eine andere Schule beantragen sollte..., denn ein Image habe ich ja nun an der Schule, die auch den Ruf hat, die krasseste hier zu sein. :oops:

Freidenker
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Herzliches Beileid !

Beitrag von Freidenker »

Das Problem liegt darin, dass Du vom Klassen- und Betreungslehrer keine wirkliche Unterstützung bekommst und sie Dir nicht den Rücken frei halten.

Äusserst billig, Dir die Schuld für Undiszipliniertheiten in die Schuhe zu schieben.

Meine Meinung ist, dass der Klassenlehrer die Pflicht hat, die Klasse so zu formen, dass jeder Fachlehrer, auch Referendare, ungestört ihren Unterricht machen können, egal wie sie unterrichten. Es gibt für mich keinerlei Rechtfertigung, sich daneben zu benehmen.

Meine Klasse hat einmal versucht, unsere Kunstlehrerin zu verklappsen. Nachdem ich das erfahren habe, habe ich mir sofort die betreffenden Schüler und Eltern "ordentlich zur Brust genommen".-Meine Klasse hat das nur einmal gewagt. Unterdessen sind 2 Jahre vergangen und meine Schüler verhalten sich gegenüber allen (!) Fachlehrern sehr höflich und respektvoll.

An Deiner Stelle würde ich die Schule wechseln. Und fang bitte nicht an, die Schuld bei Dir zu suchen ! Versagt haben hier andere.
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

Linapopina
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Beitrag von Linapopina »

Hallo Basketballer :-)!
Ich habe ein ähnliches Problem in meiner Klasse. Es ist kaum möglich guten Unterricht zu halten und ich grause mich vor dem nächsten Unterrichtsbesuch. Ich habe mich dafür entschieden mich erstmal durchzukämpfen und die KOnsequenzen zu verschärfen. Ich unterrichte in der Klasse Kunst, was ihnen ja eigentlich mehr Spaß als andere Fächer machen sollte, aber von Motivation keine Spur. Es ist zum Kotzen. Keiner macht mit, in Unterrichtsbesuchen meldet sich niemand es fallen lautstark Kommentar wie "Kunst ist scheisse" usw. Egal was ich mir einfallen lasse, es zieht nix. Natürlich hört man immer wieder Stimmen wie "nimm es nicht persönlich" usw, aber ich tue mich langsam echt schwer damit.
Ich rate Dir also Stärke zu zeigen und erstmal weitere Maßnahmen zuversuchen. Wenn absolut nix geht, wechsele doch einfach die Klasse wenn das möglich ist.
Liebe Grüße und viel Kraft

padma
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Beitrag von padma »

Ich würde einmal konkret mit dem Klassenlehrer und dem Beratungslehrer sprechen. Warum klappt es bei ihnen und bei dir nicht?
Hospitiere doch einmal in ihren Stunden in der Klasse. Vielleicht kannst du dir etwas abschauen?

Ich will dir nicht die Schuld geben. Es gibt einfach wahnsinnig schwierige Klassen. Aber die alten Hasen können damit manchmal eben besser umgehen als wir Neulinge.
Natürlich ist es in deinem Fall vielleicht doppelt blöd, weil eben der Klassenlehrer nicht viel Kooperationsbereitschaft zeigt.
Es wäre natürlich leichter, würde er dir direkt Tipps geben. Aber versuche doch einfach, dich mit ihm abzusprechen. Welche Konsequenzen hat er mit den Schülern vereinbart? Wie arbeitet er? HAt er einen Stundenablauf, mit dem die Schüler umgehen können?

Ich bin in einer 5. Hauptschulklasse mit Deutsch drin. Die Schüler sind ziemlich heftig und das Klassenklima wirklich schlecht. Die Klassenlehrerin hat auch so ihre Probleme. Wir versuchen eben nun uns abzusprechen. Ich habe beispielsweise festgestellt, dass die Kinder mit geschlossenen Lernformen besser zurecht kommen, als mit den "schönen" Stunden, die ich für sie plane. Ein traditioneller Unterricht funktioniert im Moment besser. Ich kann mich in solchen Stunden auch mehr auf den Bereich Disziplin konzentrieren und besser eingreifen. Und ich versuche jetzt eben erst langsam den Unterricht zu öffnen, nachdem ich zu Beginn des Schuljahres mit meinen offenen Lernformen total an die Wand gefahren bin und die Klasse mir jedes Mal völlig aus dem Ruder gelaufen ist.

Ähnlich ist es bei meinen Drittklässlern. 28 Kinder, Miniklassenzimmer, 2 sehr verhaltensauffällige Schüler, keine Regeln, jeder schreit, jeder schlägt jeden, etc.
Nichts da mit didaktisch toll aufbereitetem Sachunterricht. Das müssen die Schüler erst einmal Schritt für Schritt lernen. Und ich lerne, Regeln einzufordern, Ruhe reinzubringen, Klassenführung, etc.

Macht mir auch keinen Spaß. Ich will doch auch "schönen" Unterricht machen. Aber guter Unterricht ist es, wenn die Kinder etwas lernen. Wenn sie das in der Reihenfolge Erarbeitung, Einzelarbeit, Vergleich am besten tun, dann eben erst einmal so. Dann kann ich schrittweise eine Partnerarbeit einführen, Gruppenarbeit, Schreibkonferenzen, etc.
Mein Schulleiter sagt immer "der Acker muss erst gepflügt werden". Ich kann also meinen "Samen" nicht direkt ausstreuen, sondern eben die Grundlagen erst einmal schaffen.

Vielleicht hat der Klassenlehrer wirklich keine Probleme mit der Klasse, weil er weiß, wie er mit ihnen umgehen soll. Schön wäre es nun, wenn er sein Wissen mit dir teilt und dich unterstützt. Frag ihn einfach, ob du bei ihm hospitieren darfst. Wenn er ablehnt, würde ich mich an den Schulleiter wenden. Als Neuling Disziplinprobleme zu zugeben ist keine Schande. Um Kooperationsbereitschaft zu bitten bzw. sie auch einzufordern ist nur legitim.

Vom Schulwechsel halte ich gar nichts. Denn das kann dir überall passieren. Probleme löst man nicht, wenn man vor ihnen davon rennt...
Hast du aber einmal diese Hürde geschafft, fällt es dir bei jeder nächsten Klasse leichter. Und es ist ein wahnsinnig gutes Gefühl!
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Kajana
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Beitrag von Kajana »

Kollegen von mir unterrichten auch so eine Klasse.
In der Grundschule hochgejubelt als "Hochbegabte", stellt sich jetzt heraus, dass sie keine Ahnung haben. Fachwörter wie "Infinitiv" oder die Zeiten sind ihnen vollkommen fremd. Die Disziplin ist katastrophal.
Soweit ich das mitbekomme, machen die Kollegen bis dato nur Frontalunterricht, um überhaupt eine Struktur hinein zu bekommen. Wenn die Grunddisziplin stimmt, kann man sich anderen Vermittlungsformen öffnen.
Ich würde ähnlich verfahren - offene Unterrichtsformen vorerst meiden, die Zügel straff anziehen, nach und nach neue Formen ausprobieren, aber sofort zurückgehen, wenn es nicht klappt.

edit: Mit den Schülern über die Konsequenzen für sie selbst, die aus ihrem schlechten Verhalten folgen, zu sprechen, ist wohl nicht möglich?

Kiray

Beitrag von Kiray »

Vergesst doch einfach den "guten" Unterricht, frontal mit Einzelarbeiten, am Ende einsammeln, korrigieren und heftig benoten, Rückgabe, und wieder von vorne.
Wenn sie nicht ruhig sind, stopp die Zeit bis sie es sind und arbeite die Zeit nachmittags nach (mit Schule absprechen und Eltern informieren).
Und dann abwarten, wie lange das so geht.

basketballer
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Beitrag von basketballer »

Die Klassenlehrerin hat nach eigenen Angaben leichte Probleme..wenn ich mir die Hinweise und Verweise anschaue, ist "leicht" vermutlich nicht ehrlich. Auch von den Schülern weiss ich, dass es in anderen Stunden nicht besser läuft als bei mir, aber das gibt keiner zu!!!
Das mit dem Hospitieren ist ein guter Vorschlag, den werde ich gleich mal aufgreifen!

Der einzige Rat, den ich von Klassenlehrerin und Betreuungslehrer bekam war, Hinweise, Verweise, Zusatzaufgaben und Nacharbeitstermine auszuteilen. Abgesehen davon, dass ich in jeder Stunde mindestens 17 Verweise austeilen muss, hat dieser Rat die Situation erst richtig hochgeschaukelt, waren die Schüler anfangs vornehmlich laut, werden sie jetzt richtig aggressiv.
Der Betreuungslehrer hat übrigens nach der Chaosstunde gestern nicht mal einen Gesprächstermin mit mir ausgemacht, sondern sich aus der Klasse geschlichen und ich habe ihn den ganzen Tag nicht mehr gesehen.

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