Problemschülerin? Eventuell Mutistin?

Was tue ich, wenn ....?
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JoKo
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Problemschülerin? Eventuell Mutistin?

Beitrag von JoKo »

Hallo,
Bin Referendarin an einem Gymnasium und um Ostern rum fertig und muss dann die Schule verlassen. Seit 2019 habe ich ein (wie soll man es anders sagen) Problemschülerin in meinem Unterricht sitzen.
Es fing an, dass ich sie mal raus auf den Flur holte, da sie kaum im Unterricht redete und ihre Noten drunter litten. Sie verstummte völlig vor mir. Am Wochenende bekam ich dann eine Mail von ihr, dass sie nochmal mit mir reden wolle, da sie Angst gehabt hätte.
Dann nahm ich sie wieder mit auf den Flur. Sie erzählte mir ihre lange Geschichte, die ich hier jetzt nicht öffentlich mache. Dass was ich sagen kann ist, dass sie viel durch gemacht hat und ein (in meinen Augen) posttraumatisches Erlebnis bei einer Op hatte.
Auch ein Gespräch mit dem Schulpsychologen hatten wir bereits. Als sie ihm dann alles erzählen sollte, fing sie an zu zittern und weinte stumm, aber reden tat sie nicht.
Mir wurde auch schon, besonders von männlichen Kollegen, berichtet, dass sie, sobald sie etwas sagen soll oder der männliche Kollege in ihre Nähe geht, sie anfängt zu zittern und nichts sagt.
Seitdem ich mich mit ihr beschäftige, fängt sie an, offener mit mir zu reden und auch wenigstens hin und wieder sich in meinem Unterricht zu melden.
Nur weiß ich nicht, was ich machen soll, wenn ich von der Schule gehe.
Darf ich, wenn ich nicht mehr ihre Lehrerin bin, mich mit ihr treffen oder sie sogar adoptieren ?(Sie ist Pflegekind und mit ihren Pflegeeltern habe ich schon gesprochen, allerdings redet sie mit denen auch kaum. Auch eine Therapie wurde schon probiert doch sie redet dort wohl auch nicht)

Ich wäre euch echt dankbar für Hilfe,

Viele Grüße

kecks
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Registriert: 01.04.2009, 6:09:18

Re: Problemschülerin? Eventuell Mutistin?

Beitrag von kecks »

adoptieren wirst du sie sicher nicht dürfen, die voraussetzungen dafür sind in deutschland sehr strikt und es gibt sehr viel weniger kinder als willige elternpaare. diese müssen in entsprechenden verhätnissen als paar leben, im passenden alter sein etc.. melde dich beim jugendamt, lass dich beraten, beziehe die pflegeeltern mit ein. keine alleingänge. generell würde ich dazu raten, dich mehr abzugrenzen, auch wenn das hart klingt. das kind wird ja nicht ermordet, du wechselst lediglich die schule. du kannst ja weiter konktakt halten, wenn das die pflegeeltern und der erziehungsberechtigte beim amt für angebracht halten. du bist die lehrerin des mädchens, nicht ihre freundin oder ihre mutter.

JoKo
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Re: Problemschülerin? Eventuell Mutistin?

Beitrag von JoKo »

Ok vielen Dank für die Antwort.
Mit den Pflegeeltern habe ich sogar geredet. Diese wollen, dass ich weiter mit ihr in Kontakt bleibe, da dass Mädchen nach Angaben der Erziehungsberechtigten nur mit mir wirklich redet.
Ich werde dann mich mal wirklich die Woche mit dem Jugendamt in Verbindung setzen. Vielleicht kann ich sie dann wenigstens einmal die Woche besuchen.

kecks
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Re: Problemschülerin? Eventuell Mutistin?

Beitrag von kecks »

sei mir nicht böse, aber aus professioneller sicht klingt das nach viel zu viel nähe zwischen dir und dem kind. du bist nicht ihre mutter oder freundin. du bist ihre lehrerin. ich würde wirklich versuchen, professionell zu bleiben. du kannst das kind stützen, mehr aber auch nicht. es ist nicht deine aufgabe, dich so sehr um sie zu kümmern, auch wenn du das scheins emotional zu deiner aufgabe gemacht hast. ist es dein bedürfnis, das kind zu sehen, oder ist das primär das bedürfnis des kindes? es klingt ziemlich sehr nach ersterem. ich würde versuchen, die eigenen kompetenzen nicht zu überschätzen. gerade, wenn wirklich eine traumatisierung oder mutismus vorliegen sollten, muss sich da ein kinder- und jugendpsychiater drum kümmern, nicht eine lehrkraft.

JoKo
Beiträge: 4
Registriert: 21.01.2020, 21:25:44

Re: Problemschülerin? Eventuell Mutistin?

Beitrag von JoKo »

Also nach meiner Ansicht nach ist es schon dass Bedürfnis des Kindes. Ich habe mal eine Woche wegen einer Prüfung nicht die Zeit gehabt, sie in der Schule an zu sprechen und sie kam nach vier Tagen von sich aus auf mich zu und wollte mit mir reden wegen Problemen etc. Ich war aber auch heute beim Zuständigen Amt und die meinten, wenn die Eltern einverstanden sind, kann ich sie nach meinem Abgang schon mal mit nach Hause nehmen oder auch mal was mit ihr unternehmen. Amt meinte auch, die Eltern wären nur Kurzzeitpflege, dass heißt, sie würde in spätestens zwei Monaten ins Heim kommen, wenn sich nicht jemand findet. Mich macht es nur unendlich traurig zu sehen, wie schlecht es ihr geht und was sie schon alles in so einem Alter an schlechten Erfahrungen mit Menschen und besonders Männern gemacht hat. Laut Jugendamtsmitarbeitern hat sie eine gravierende Bindungsstörung, weswegen sie auch später wahrscheinlich keine Eltern für immer Finden wird.

kecks
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Re: Problemschülerin? Eventuell Mutistin?

Beitrag von kecks »

und genau deshalb muss da primär ein guter kinder- und jugendpsychiater ran. "bindungsstörung" ist nichts, was man als lehrer alleine angehen kann.

FremnKiol
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Registriert: 20.07.2020, 10:18:41

Re: Problemschülerin? Eventuell Mutistin?

Beitrag von FremnKiol »

https://meinung.de/posts/was-ist-ein-mutistisches-kind-und-wie-geht-man-mit-ihm-um Also hier ist es ganz gut erklärt, aber wie man damit am besten umgeht, ist schwer zu sagen.. ist das individuell oder gibt es da ein Schema?

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