Was macht ihr, wenn die Klasse zu laut ist?

Was tue ich, wenn ....?
MarlboroMan84
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Re: Was macht ihr, wenn die Klasse zu laut ist?

Beitrag von MarlboroMan84 »

Qualitätsgarant hat geschrieben: Hast du mal beobachtet, wie sich ein Rudel Lehrer verhält, wenn sie in die Rolle von Schülern schlüpfen? Sie fangen ebenfalls an zu schwätzen und unaufmerksam zu sein. Das ist erstmal ein natürliches Verhalten und die Gründe liegen zumeist in der Unterrichtsplanung / Veranstaltungsplanung.
Deswegen habe ich gesagt, dass er als allererstes gucken soll, dass sein Unterricht vernünftig geplant ist.


Lehrer bin ich übrigens nicht, eigentlich bin ich Fleischereifachverkäufer, der einfach seine Erfahrungen im Umgang mit Kunden, die sich unsicher sind, ob sie Mett oder Schinkenmett wollen, auf die Schule überträgt.

Qualitätsgarant
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Re: Was macht ihr, wenn die Klasse zu laut ist?

Beitrag von Qualitätsgarant »

Etwas ähnliches habe ich mir schon geachtet. Vom Verhalten her hätte ich eher auf eine Bürotätigkeit bei einem Amt getippt (vorzugsweise ein Amt, bei dem die Bürger ihre Anfragen stellen und dann unfreundlichst behandelt werden), aber deine Berufsbeschreibung passt auch ganz gut.

Katta
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Re: Was macht ihr, wenn die Klasse zu laut ist?

Beitrag von Katta »

Du musst nicht strenger werden, sondern klar und konsequent. Klingt nach einer Kleinigkeit, aber ich habe die Erfahrung gemacht, das gerade Anfänger sich damit schwer tun und denken "ich bin doch eher nett, ich kann nicht streng sein" bzw. eben streng sein negativ konnotieren.

Vorab: Ich habe primär Erfahrungen mit Gymnasialklassen aus einem "ordentlichen" Einzugsgebiet und eher die arroganten Snobs als Problemschüler, denn die, die offene Revolten starten bzw. stumpf provozieren. D.h. meine Vorgehensweise könnte an anderen Schulformen/Schularten/ anderer Schülerklientel möglicherweise nicht funktionieren.

Was du machst, ist an sich egal (also zwei Striche, einmal reinrufen ab vor die Tür oder was auch immer - abraten würde ich von Kollektivstrafen, völlig davon abgesehen, dass sie laut der meisten Schulgesetze ja auch verboten sind, werden sie schnell unfair und gerade Pubertierende haben damit meiner Erfahrung nach ein ganz großes Problem), so lange du dahinter stehst und es konsequent (!) durchziehst.
Wichtig ist, dass du es klar kommunizierst und dass du frühzeitig reagierst, also bei den ersten Störungen reagierst und nicht erst, wenn es eindeutig zu laut ist: Wenn gerade alle zuhören sollen, dann ist auch kein leises Flüstern zum Sitznachbarn erlaubt. Ende. Das schaukelt sich meiner Erfahrung nach sonst ganz schnell hoch.
Beobachte dich selber: Wenn du Ansagen machst, etwas erläuterst o.ä., achtest du darauf, dass wirklich alle ruhig sind?
Ich habe klare Signale dafür, dass jetzt der Phasenwechsel kommt und ich eine Aufgabe erläutere oder die Sicherungsphase folgt o.ä. (i.d.R. zähle ich einfach runter, fand ich für mich am praktischsten und unkompliziertesten: je nachdem, aus was für einer Phase sie kommen, von 10 (z.B. bei Gruppenarbeiten, bei denen sie sich umsetzen mussten und nun wieder zurück müssen) oder 5 oder 3 (wenn sie eh in einer Einzelarbeit waren z.B.). Die Schüler müssen ja durchaus auch eine Chance haben, mitzukriegen, dass jetzt ein Phasenwechsel erfolgt, dass sie jetzt zuhören müssen.
Ich stehe dann auch immer an der gleichen Stelle im Raum.
Und ich erwarte dann absolute Stille. Bei meinen Schülern reicht es in der Regel, diejenigen, die noch quatschen, anzugucken oder ggf einmal namentlich anzusprechen. Und ich fange erst an, wenn alle still sind. Und sobald einer flüstert o.ä., breche ich sofort mitten im Satz ab, gucke den Schüler an und rede erst weiter (mache einfach nahtlos im Satz weiter), wenn es wieder ruhig ist.

Ich versuche aber auch, diese Phasen so kurz wie möglich zu halten, insbesondere nachmittags, wenn sie eh schon durch sind. D.h. im Zweifel, dass ich das, was ich erläutern möchte, gut vorbereitet habe, damit ich nicht ins Labern gerate.

Wenn ich mich zu oft unterbrechen muss (bzw. bei neuen Klassen direkt von Anfang an, nachdem ich es erläutert habe), mache ich auch ganz klassisch eine Strichliste. Name an der Tafel ist die Verwarnung, beim zweiten Mal gibt es eine Zusatzaufgabe.

Bei meinen letzten Klassen hat das schnell funktioniert. Und weil ich natürlich auch nicht perfekt bin, habe ich dann insbesondere in Stressphasen, wenn ich unkonzentrierter und dadurch inkonsequenter bin, festgestellt, dass meine Klassen hervorragend auf den Satz "Striche für..." konditioniert sind. Spätestens da wurde es dann mucksmäuschenstill ; -) - weil sie wussten, DAS zieht sie dann durch und da hatten sie keine Lust drauf. (In einer Klasse war ein etwas "renitenterer" Junge, der Grenzen austesten wollte, der kam nach der zweiten oder dritten Zusatzaufgabe dann mal (nach Vorwarnung) nachmittags zum Nacharbeiten, das hat nachhaltig gewirkt).

Aber wie gesagt, wir haben grundsätzlich eher pflegeleichte Schüler, ich unterrichte auch viel bei den Kleinen, die dir als Lehrer in der Regel noch sehr gefallen wollen - und ich habe inzwischen genug Erfahrung, um früh reagieren zu können, so dass es sich gar nicht erst aufschaukelt.

Und: was auch immer du ausprobierst: lass dir und der Methode Zeit. Für dich muss es Routine werden und die Schüler müssen auch merken, dass du da jetzt konsequent bist. Heißt, das dauert mehrere Wochen (in einem Nebenfach, in dem du sie eh nicht so oft siehst, erst recht).
Und evtl. kriegst du das jetzt auch gar nicht mehr völlig gedreht.

Letzte Frage: Sind die Phasen für die Schüler klar genug abgegrenzt, also dass sie wissen, wann sie reden dürfen, wann nicht?

krabappel
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Re: Was macht ihr, wenn die Klasse zu laut ist?

Beitrag von krabappel »

stellchen hat geschrieben:Während der Praxisphasen, wenn die SuS etwas malen, basteln oder zeichnen quatschen die SuS eh miteinander (und dürfen sie ja auch). Aber wenn es wieder ins Unterrichtsgespräch geht, hören einige einfach nicht zu und quasseln einfach weiter.
...Was für Regeln habt ihr? Dreimal ermahnen und dann Strafarbeit?...
Ermahnen ist keine Regel, sondern eine Konsequenz. Die Regeln sind: 1. Wenn ich erkläre, hört ihr zu. 2. die Malkästen werden reihenweise geholt und erst, wenn ich es sage. 3. beim Malen dürft ihr leise mit dem direkten Nachbarn sprechen. (Oder ähnlich).

Jeder macht das wohl anders, ich kann dir auch nur allgemein raten:
Plane deine Stunden gut. Wann willst du welche Anweisungen geben? Reicht ein klarer Auftrag am Stundenanfang? Oder muss zwischendrin etwas geklärt werden? Dann läute die Phase in irgendeiner Form für jeden ersichtlich ein. Ich nutze eine Klangschale, ist aber nicht jedermanns Ding. Auf jeden Fall muss erst Ruhe sein, bevor du sprichst. ALLE schauen nach vorne und hören zu. Auch David, auch Leyla. Leg den Füller hin, Melinda, jetzt. (Deine Lehreraugen wandern schon wieder zu 3 anderen? warum? halte den Blick auf Melinda aus. Sie spüren deine Konzentration. Bekomme trotzdem mit, was die 3 anderen gerade machen).

Ggf. könntest du den Arbeitsauftrag abschreiben lassen, zu jedem Stundenbeginn, so wissen sie, dass immer erst geschrieben wird und finden zur Ruhe.

Wenns trotzdem gleich zu Stundenbegin chaotisch wird und viele beteiligt sind, könntest du ihnen EINMAL erklären, dass es für sie heute zwei Möglichkeiten gibt: entweder Klappe halten, dann schön malen- oder rumnerven, dann abschreiben. Und wenn es dann nicht ruhig wird, kunsthistorische Texte auf Folie kopiert dabeihaben, Tageslichtprojektor anschalten, schreiben lassen. Dabei kehrt immer himmlische Ruhe ein und irgendwann möchten sie dann doch lieber malen. Aber erst nächste Woche! ;-)

Sternenkind_2014
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Re: Was macht ihr, wenn die Klasse zu laut ist?

Beitrag von Sternenkind_2014 »

Rayanne hat geschrieben:Der Tipp meiner Seminarlehrerin hat geholfen:
Grundsätzlich mit der Haltung reingehen, dass man erwartet, dass einem zugehört wird.
Das ist nicht so einfach, wie es sich anhört, zeigt aber Wirkung, da man eine ganz andere Haltung hat, als bei einem furchtsamen Auftreten in der Erwartung, dass gleich wieder das Chaos ausbricht.

Und für Klassen, wo das nicht ausreicht: Eine Klassenliste vor sich liegen haben und ruhig, aber sehr nachdrücklich den Namen des Schülers sagen, der gerade Unruhe in die Klasse bringt - egal was. Und dann ein Kreuzchen hinter dem Namen. Bei drei Kreuzchen gibts ne Nacharbeit, schließlich hat man den Stoff der Unterrichtsstunde offenbar verpasst.

Wichtig dabei ist, dass während des laufenden Unterrichts keinerlei Diskussion über das Verteilen der Kreuzchen zugelassen ist. Es gilt die Regel: Derjenige, den ich nenne, wurde von mir gesehen. Falls jemand anderes nicht gesehen wurde, ist das dessen Glück, rechtfertigt aber keinesfalls, dass ein Kreuzchen bei einem anderen gestrichen wird.

Durch dieses Vorgehen ist ein recht reibungsloser Unterrichtsablauf möglich, da das Kreuzchen-Machen schnell geht und nicht großen Aufwand wie Namen an Tafel o.ä. erfordert.
Bisher musste ich erst einmal tatsächlich einen Schüler einbestellen, der Rest ist durch diese Maßnahme idR schnell ruhig, und wenn der Unterricht dann wieder läuft, gibt es automatisch weniger Störungen.

Ich packe die Liste auch erst aus, wenns anders nicht mehr funktioniert. Vorher immer erst mit "kleinen" Methoden, wie auf die Schüler zugehen, auf den Tisch tippen usw.

Wenn man selbst weniger Stress haben will, hilft es auch, einfach kurz etwas ohne weiteren Kommentar in ein Notizbuch schreiben und bestimmte Schüler dabei anblicken - Schüler vermuten dahinter, dass man sich Notizen für anstehende Elternabende macht o.ä. und sind dann meist ruhiger.
Besteht da nicht die Gefahr, dass das die Schüler als Spiel sehen?

Sternenkind_2014
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Re: Was macht ihr, wenn die Klasse zu laut ist?

Beitrag von Sternenkind_2014 »

Katta hat geschrieben:Du musst nicht strenger werden, sondern klar und konsequent. Klingt nach einer Kleinigkeit, aber ich habe die Erfahrung gemacht, das gerade Anfänger sich damit schwer tun und denken "ich bin doch eher nett, ich kann nicht streng sein" bzw. eben streng sein negativ konnotieren.

Vorab: Ich habe primär Erfahrungen mit Gymnasialklassen aus einem "ordentlichen" Einzugsgebiet und eher die arroganten Snobs als Problemschüler, denn die, die offene Revolten starten bzw. stumpf provozieren. D.h. meine Vorgehensweise könnte an anderen Schulformen/Schularten/ anderer Schülerklientel möglicherweise nicht funktionieren.

Was du machst, ist an sich egal (also zwei Striche, einmal reinrufen ab vor die Tür oder was auch immer - abraten würde ich von Kollektivstrafen, völlig davon abgesehen, dass sie laut der meisten Schulgesetze ja auch verboten sind, werden sie schnell unfair und gerade Pubertierende haben damit meiner Erfahrung nach ein ganz großes Problem), so lange du dahinter stehst und es konsequent (!) durchziehst.
Wichtig ist, dass du es klar kommunizierst und dass du frühzeitig reagierst, also bei den ersten Störungen reagierst und nicht erst, wenn es eindeutig zu laut ist: Wenn gerade alle zuhören sollen, dann ist auch kein leises Flüstern zum Sitznachbarn erlaubt. Ende. Das schaukelt sich meiner Erfahrung nach sonst ganz schnell hoch.
Beobachte dich selber: Wenn du Ansagen machst, etwas erläuterst o.ä., achtest du darauf, dass wirklich alle ruhig sind?
Ich habe klare Signale dafür, dass jetzt der Phasenwechsel kommt und ich eine Aufgabe erläutere oder die Sicherungsphase folgt o.ä. (i.d.R. zähle ich einfach runter, fand ich für mich am praktischsten und unkompliziertesten: je nachdem, aus was für einer Phase sie kommen, von 10 (z.B. bei Gruppenarbeiten, bei denen sie sich umsetzen mussten und nun wieder zurück müssen) oder 5 oder 3 (wenn sie eh in einer Einzelarbeit waren z.B.). Die Schüler müssen ja durchaus auch eine Chance haben, mitzukriegen, dass jetzt ein Phasenwechsel erfolgt, dass sie jetzt zuhören müssen.
Ich stehe dann auch immer an der gleichen Stelle im Raum.
Und ich erwarte dann absolute Stille. Bei meinen Schülern reicht es in der Regel, diejenigen, die noch quatschen, anzugucken oder ggf einmal namentlich anzusprechen. Und ich fange erst an, wenn alle still sind. Und sobald einer flüstert o.ä., breche ich sofort mitten im Satz ab, gucke den Schüler an und rede erst weiter (mache einfach nahtlos im Satz weiter), wenn es wieder ruhig ist.

Ich versuche aber auch, diese Phasen so kurz wie möglich zu halten, insbesondere nachmittags, wenn sie eh schon durch sind. D.h. im Zweifel, dass ich das, was ich erläutern möchte, gut vorbereitet habe, damit ich nicht ins Labern gerate.

Wenn ich mich zu oft unterbrechen muss (bzw. bei neuen Klassen direkt von Anfang an, nachdem ich es erläutert habe), mache ich auch ganz klassisch eine Strichliste. Name an der Tafel ist die Verwarnung, beim zweiten Mal gibt es eine Zusatzaufgabe.

Bei meinen letzten Klassen hat das schnell funktioniert. Und weil ich natürlich auch nicht perfekt bin, habe ich dann insbesondere in Stressphasen, wenn ich unkonzentrierter und dadurch inkonsequenter bin, festgestellt, dass meine Klassen hervorragend auf den Satz "Striche für..." konditioniert sind. Spätestens da wurde es dann mucksmäuschenstill ; -) - weil sie wussten, DAS zieht sie dann durch und da hatten sie keine Lust drauf. (In einer Klasse war ein etwas "renitenterer" Junge, der Grenzen austesten wollte, der kam nach der zweiten oder dritten Zusatzaufgabe dann mal (nach Vorwarnung) nachmittags zum Nacharbeiten, das hat nachhaltig gewirkt).

Aber wie gesagt, wir haben grundsätzlich eher pflegeleichte Schüler, ich unterrichte auch viel bei den Kleinen, die dir als Lehrer in der Regel noch sehr gefallen wollen - und ich habe inzwischen genug Erfahrung, um früh reagieren zu können, so dass es sich gar nicht erst aufschaukelt.

Und: was auch immer du ausprobierst: lass dir und der Methode Zeit. Für dich muss es Routine werden und die Schüler müssen auch merken, dass du da jetzt konsequent bist. Heißt, das dauert mehrere Wochen (in einem Nebenfach, in dem du sie eh nicht so oft siehst, erst recht).
Und evtl. kriegst du das jetzt auch gar nicht mehr völlig gedreht.

Letzte Frage: Sind die Phasen für die Schüler klar genug abgegrenzt, also dass sie wissen, wann sie reden dürfen, wann nicht?
Das Problem ist allerdings, wenn man einmal mit dieser Maßnahme angefangen hat, MUSS man sie dann auch durchziehen. Und je nach Klasse kann es auch vorkommen, dass man dauernd einen hat, der eine Strafarbeit machen muss. Und ändern tut sich dann trotzdem nichts..

Rayanne
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Registriert: 01.02.2013, 18:33:49
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Re: Was macht ihr, wenn die Klasse zu laut ist?

Beitrag von Rayanne »

Sternenkind_2014 hat geschrieben:
Rayanne hat geschrieben:...
Besteht da nicht die Gefahr, dass das die Schüler als Spiel sehen?
Das habe ich bisher nicht erlebt. Es kommt vielleicht darauf an, wie man es vermittelt.

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