Was macht ihr, wenn die Klasse zu laut ist?

Was tue ich, wenn ....?
Sternenkind_2014
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Re: Was macht ihr, wenn die Klasse zu laut ist?

Beitrag von Sternenkind_2014 »

Also ich hatte mal ne 8. Klasse mit einigen stark Pubertierenden und die fanden das z.T. amüsant, wenn ein Name an der Tafel stand.

Rayanne
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Re: Was macht ihr, wenn die Klasse zu laut ist?

Beitrag von Rayanne »

Sternenkind_2014 hat geschrieben:Also ich hatte mal ne 8. Klasse mit einigen stark Pubertierenden und die fanden das z.T. amüsant, wenn ein Name an der Tafel stand.
genau deswegen spreche ich mich ja gegen solche Lösungen aus.

Katta
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Re: Was macht ihr, wenn die Klasse zu laut ist?

Beitrag von Katta »

Sternenkind_2014 hat geschrieben:
Katta hat geschrieben:Du musst nicht strenger werden, sondern klar und konsequent. Klingt nach einer Kleinigkeit, aber ich habe die Erfahrung gemacht, das gerade Anfänger sich damit schwer tun und denken "ich bin doch eher nett, ich kann nicht streng sein" bzw. eben streng sein negativ konnotieren.

Vorab: Ich habe primär Erfahrungen mit Gymnasialklassen aus einem "ordentlichen" Einzugsgebiet und eher die arroganten Snobs als Problemschüler, denn die, die offene Revolten starten bzw. stumpf provozieren. D.h. meine Vorgehensweise könnte an anderen Schulformen/Schularten/ anderer Schülerklientel möglicherweise nicht funktionieren.

Was du machst, ist an sich egal (also zwei Striche, einmal reinrufen ab vor die Tür oder was auch immer - abraten würde ich von Kollektivstrafen, völlig davon abgesehen, dass sie laut der meisten Schulgesetze ja auch verboten sind, werden sie schnell unfair und gerade Pubertierende haben damit meiner Erfahrung nach ein ganz großes Problem), so lange du dahinter stehst und es konsequent (!) durchziehst.
Wichtig ist, dass du es klar kommunizierst und dass du frühzeitig reagierst, also bei den ersten Störungen reagierst und nicht erst, wenn es eindeutig zu laut ist: Wenn gerade alle zuhören sollen, dann ist auch kein leises Flüstern zum Sitznachbarn erlaubt. Ende. Das schaukelt sich meiner Erfahrung nach sonst ganz schnell hoch.
Beobachte dich selber: Wenn du Ansagen machst, etwas erläuterst o.ä., achtest du darauf, dass wirklich alle ruhig sind?
Ich habe klare Signale dafür, dass jetzt der Phasenwechsel kommt und ich eine Aufgabe erläutere oder die Sicherungsphase folgt o.ä. (i.d.R. zähle ich einfach runter, fand ich für mich am praktischsten und unkompliziertesten: je nachdem, aus was für einer Phase sie kommen, von 10 (z.B. bei Gruppenarbeiten, bei denen sie sich umsetzen mussten und nun wieder zurück müssen) oder 5 oder 3 (wenn sie eh in einer Einzelarbeit waren z.B.). Die Schüler müssen ja durchaus auch eine Chance haben, mitzukriegen, dass jetzt ein Phasenwechsel erfolgt, dass sie jetzt zuhören müssen.
Ich stehe dann auch immer an der gleichen Stelle im Raum.
Und ich erwarte dann absolute Stille. Bei meinen Schülern reicht es in der Regel, diejenigen, die noch quatschen, anzugucken oder ggf einmal namentlich anzusprechen. Und ich fange erst an, wenn alle still sind. Und sobald einer flüstert o.ä., breche ich sofort mitten im Satz ab, gucke den Schüler an und rede erst weiter (mache einfach nahtlos im Satz weiter), wenn es wieder ruhig ist.

Ich versuche aber auch, diese Phasen so kurz wie möglich zu halten, insbesondere nachmittags, wenn sie eh schon durch sind. D.h. im Zweifel, dass ich das, was ich erläutern möchte, gut vorbereitet habe, damit ich nicht ins Labern gerate.

Wenn ich mich zu oft unterbrechen muss (bzw. bei neuen Klassen direkt von Anfang an, nachdem ich es erläutert habe), mache ich auch ganz klassisch eine Strichliste. Name an der Tafel ist die Verwarnung, beim zweiten Mal gibt es eine Zusatzaufgabe.

Bei meinen letzten Klassen hat das schnell funktioniert. Und weil ich natürlich auch nicht perfekt bin, habe ich dann insbesondere in Stressphasen, wenn ich unkonzentrierter und dadurch inkonsequenter bin, festgestellt, dass meine Klassen hervorragend auf den Satz "Striche für..." konditioniert sind. Spätestens da wurde es dann mucksmäuschenstill ; -) - weil sie wussten, DAS zieht sie dann durch und da hatten sie keine Lust drauf. (In einer Klasse war ein etwas "renitenterer" Junge, der Grenzen austesten wollte, der kam nach der zweiten oder dritten Zusatzaufgabe dann mal (nach Vorwarnung) nachmittags zum Nacharbeiten, das hat nachhaltig gewirkt).

Aber wie gesagt, wir haben grundsätzlich eher pflegeleichte Schüler, ich unterrichte auch viel bei den Kleinen, die dir als Lehrer in der Regel noch sehr gefallen wollen - und ich habe inzwischen genug Erfahrung, um früh reagieren zu können, so dass es sich gar nicht erst aufschaukelt.

Und: was auch immer du ausprobierst: lass dir und der Methode Zeit. Für dich muss es Routine werden und die Schüler müssen auch merken, dass du da jetzt konsequent bist. Heißt, das dauert mehrere Wochen (in einem Nebenfach, in dem du sie eh nicht so oft siehst, erst recht).
Und evtl. kriegst du das jetzt auch gar nicht mehr völlig gedreht.

Letzte Frage: Sind die Phasen für die Schüler klar genug abgegrenzt, also dass sie wissen, wann sie reden dürfen, wann nicht?
Das Problem ist allerdings, wenn man einmal mit dieser Maßnahme angefangen hat, MUSS man sie dann auch durchziehen. Und je nach Klasse kann es auch vorkommen, dass man dauernd einen hat, der eine Strafarbeit machen muss. Und ändern tut sich dann trotzdem nichts..
Wenn das dauern passiert, ändern/steigern sich natürlich auch die Maßnahmen, sonst verpufft das natürlich. Von Nacharbeiten in der 9. Stunde über Gespräche mit Eltern, mit Klassenlehrer und Eltern und/oder Schulleiter und Eltern, erste Ordnungsmaßnahmen, je nach Häufigkeit/ Schwere etc. ist da drin. Hängt halt ein bisschen vom Fall ab, was genau.
Und klar, für was auch immer man sich entscheidet, das muss man dann konsequent durchziehen und nicht nach zwei Wochen wieder verwerfen.

steve63
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Re: Was macht ihr, wenn die Klasse zu laut ist?

Beitrag von steve63 »

Sternenkind_2014 hat geschrieben:Also ich hatte mal ne 8. Klasse mit einigen stark Pubertierenden und die fanden das z.T. amüsant, wenn ein Name an der Tafel stand.
Und dann? Fanden sie die Konsequenzen auch noch amüsant?
Oder haben sie dich durch ihr "amüsant-Getue" verunsichert und hast du dich zu Diskussionen hinreißen lassen?

Sternenkind_2014
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Re: Was macht ihr, wenn die Klasse zu laut ist?

Beitrag von Sternenkind_2014 »

Nein, nicht wirklich. Aber sie haben es einfach nicht geschafft, ihren Mund zu halten und nicht reinzurufen. Hatte irgendwann auch eine Mutter am Telefon, die meinte, ihr Sohn wolle nicht mehr in die Schule kommen, würde heulend daheim sitzen und behaupten, ich könne ihn nicht leiden :-o
(Was absoluter Quatsch war.)

Ich frage mich nur, ob es nicht immer wieder und wieder mit Strafen weitergeht oder ob es die Schüler irgendwann checken.

krabappel
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Re: Was macht ihr, wenn die Klasse zu laut ist?

Beitrag von krabappel »

Sternenkind_2014 hat geschrieben: Ich frage mich nur, ob es nicht immer wieder und wieder mit Strafen weitergeht oder ob es die Schüler irgendwann checken.
Man muss einen gewissen Schwung, eine Direktheit an den Tag legen. Lieber setze ich sofort jemanden um oder vor die Tür, als dass ich Striche an der Tafel sammle mit dem Unterton "och möööönsch, wann kapieeeeert ihr das denn eeeendlich?
Wenn man innerlich Angst hat, geht das allerdings nicht.
Man nehme Achtklässler, wie kleine Geschwister: lieb haben, akzeptieren wie sie sind, aber kurzen Prozess machen. Sagen, wie man sich zu benehmen hat, den Launen nicht all zu viel Bedeutung beimessen.

Vielleicht brauchts auch mehr Eigenverantwortung und mehr zu tun? Bewältigbare Aufgaben aber ordentlich Stoff. Und anfangen, zu "defrontalisieren". Weniger Monologe, mehr machen lassen.

Katta
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Re: Was macht ihr, wenn die Klasse zu laut ist?

Beitrag von Katta »

Ich bin inzwischen auch sehr schnell, ich interveniere sehr früh und habe auch ein kurzes Vorwarnsystem, also Name, ein Strich: Zusatzaufgabe. Wer diskutiert hat den nächsten Strich. Ich rede am Ende der Stunde mit den Schülern darüber.
Und ja, gerade bei Mittelstufe dauert das gefühlt ewig. Bei den 5ern geht das zumindest bei unserer Schülerklientel und meinen Erfahrungen in den letzten Jahren recht schnell, so dass ich nach kurzer Zeit eigentlich nur noch Ermahnen muss und dann ist auch gut.
Meine eine 8. Klasse war da auch deutlich renitenter - ich muss aber auch gleichzeitig zugeben, dass ich da auch deutlich inkonsequenter war (aus unterschiedlichen Gründen - Nachmittags, Nebenfach, habe viel praktisch gearbeitet, da wird es automatisch etwas unruhiger und wenn es drauf ankam, haben sie gut funktioniert - und es ging mir nicht so sehr auf die Nerven ;- ) )

Aber bei einzelnen Schülern fruchtet gefühlt gar nichts, manche schleppen so viele Probleme mit sich rum oder sind aus anderen Gründen nicht in der Lage oder Willens, sich zurückzunehmen, werden dann auch noch gerne von den Eltern in diesem Verhalten unterstützt, da hast du nur wenig Chancen. Da hilft dann nur konsequent sein, die Konsequenzen schrittweise zu steigern bis ggf. hin zu den Ordnungsmaßnahmen. Klappt aber natürlich nur, wenn die Schulleitung da mitzieht

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