Anzeige von Vater wegen "Beleidigung"

Was tue ich, wenn ....?
Qualitätsgarant
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Re: Anzeige von Vater wegen "Beleidigung"

Beitrag von Qualitätsgarant »

Drops
Du bist während Deiner Dienstzeiten (!) für die SuS verantwortlich; das hört nach Schulschluss radikal auf.
Nein, das stimmt so nicht. Ich kenne solche Lehrer und kann mich nicht mit ihnen anfreunden. Beispiel aus meiner eigenen Schulzeit: Schülerin der Kursstufe schreibt in Mathematik 0 Punkte, sitzt heulend in der Nähe des Schulgeländes. Selbiger Mathematiklehrer läuft mit seiner Tasche an ihr vorbei, grinsend, sich denkend: "Gott sei Dank ist schon Dienstschluss."
Den Rest deines Postings kann man vergessen, mit inhaltsferner Kampfrhetorik muss ich mich nicht beschäftigen.

Rotschreiber
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Re: Anzeige von Vater wegen "Beleidigung"

Beitrag von Rotschreiber »

Plumpe Polemik hilft aber weiter?

Drops
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Re: Anzeige von Vater wegen "Beleidigung"

Beitrag von Drops »

Qualitätsgarant hat geschrieben:
Drops
Du bist während Deiner Dienstzeiten (!) für die SuS verantwortlich; das hört nach Schulschluss radikal auf.
Nein, das stimmt so nicht. Ich kenne solche Lehrer und kann mich nicht mit ihnen anfreunden. Beispiel aus meiner eigenen Schulzeit: Schülerin der Kursstufe schreibt in Mathematik 0 Punkte, sitzt heulend in der Nähe des Schulgeländes. Selbiger Mathematiklehrer läuft mit seiner Tasche an ihr vorbei, grinsend, sich denkend: "Gott sei Dank ist schon Dienstschluss."
Den Rest deines Postings kann man vergessen, mit inhaltsferner Kampfrhetorik muss ich mich nicht beschäftigen.
Du und ich müssen auch keine Freunde werden und natürlich musst du dich mit gar nichts beschäftigen. Eine "inhaltsferne Kampfrhetorik" aus meinem Post zu machen, ist aber schon ne Kunst.
Alles, was ich versuche, hier zu erklären, ist, dass es aus gutem Grund Grenzen gibt, die man als Lehrer einhalten sollte, um nicht übergriffig zu werden (und falls das für dich zu inhaltsfern oder kampfrhetorisch ist: nein, damit ist keine körperliche Übergriffigkeit gemeint) und vor allem, um gesund zu bleiben. Ein Lehrer muss und sollte sich nicht in alles, was seine Schüler betrifft, einmischen und was das mit deinem Mathelehrer zu tun hat, in dessen Gedankengängen du offenbar eingeweiht warst, erschließt sich mir nicht.

Valerianus
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Re: Anzeige von Vater wegen "Beleidigung"

Beitrag von Valerianus »

Ich bin meiner Meinung nach in der Schule schon auf einem sehr schülernahen Level, höre mir alle Probleme an, versuche zu helfen wenn ich es kann oder weiterzuleiten falls ich es nicht kann. Aber es gibt bestimmte Dinge, die ich für persönlich problematisch halte, weil es die Trennung zwischen Arbeit und Freizeit gefährdet und damit auf lange Sicht definitiv meine persönliche Gesundheit...

Wenn ein Kollege meint, er muss sich über Handy oder Whatsapp zu fast jeder Zeit um alle Schülerwehwehchen kümmern, dann soll er das gerne tun, aber ich will dann kein Gejammer über Stress oder Burnout hören oder darüber, dass man gegebenenfalls Stress mit den Eltern bekommt, weil man sich in deren Erziehung einmischt (wenn man das will kann man auch einfach "Alexander" in Klasse 6 als in Geschichte als Filmanalyse bearbeiten, es gibt immer noch Eltern die glauben, dass ihre 11-Jährigen Kinder keine Filme ab 12 vertragen, vor allem nicht wenn sie im Unterricht aufgearbeitet und erklärt werden).
Non vitae, sed scholae discimus (Seneca)

Qualitätsgarant
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Re: Anzeige von Vater wegen "Beleidigung"

Beitrag von Qualitätsgarant »

Oder haben Deine Lehrer früher (denn es gab ja auch mal eine Zeit vor sozialen Medien und Handys) Dich etwa zuhause besucht, um Probleme durchzukauen, Dir Briefe geschrieben oder Dich angerufen? Nein? Lag das etwa daran, dass Du ihnen scheißegal warst oder war dies vielleicht so, weil Dein Privatleben sie irgendwie weder etwas anging noch sonderlich interessant für sie in ihrer dienstfreien Zeit war? Und ehrlich, hat's Dich so sehr gestört, dass sie eben nicht zuhause vorbeikamen, anriefen und Briefe schrieben?
Ich beziehe mich auf diesen Abschnitt, in dem du mir rhetorische Fragen zu Themen stellst, mir Antworten in den Mund legst und diese dann widerlegst.

krabappel
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Re: Anzeige von Vater wegen "Beleidigung"

Beitrag von krabappel »

Qualitätsgarant hat geschrieben:Gibt es hier eigentlich auch normale Kollegen, die weder stundenlang mit den Schülern über Whatsapp über andere Schüler lästern, noch mit der Einstellung "Punkt 12.40 mit dem Gong ist mir alles scheißegal, Ende der Dienstzeit!" rumlaufen?
Ich weiß nicht, ich sehe hier weder das eine noch das andere Extrem. Kein Mensch wird Lehrer, wenn ihm die Bedürfnisse von Jugendlichen egal sind. Trotzdem sind wir Lehrer, wir vermitteln den Stoff des Lehrplans und haben keine Garantenpflicht.

Wenn ich ernsthaft Sorgen um das Kindeswohl habe, dann spreche ich mit den Eltern und ziehe im Zweifel das Jugendamt hinzu. Ich hab viel mit dem Jugendamt zu tun, einfach weil das in den meisten Familien bei uns sowieso drin ist. Das Jugendamt kann keine Wunder bewirken und ist auch nicht der große böse Bruder, sondern seine Aufgabe ist es, zu prüfen, ob Kindeswohlgefährdung vorliegt und was nun zu tun sei (Familienhilfe etc.), weitreichendere Entscheidungen trifft das Familiengericht.
Und diese Entscheidungen möchte ich auch nicht treffen, weil sie das Leben der Kinder wirklich nachhaltig verändern. Dann haben meine Schüler auch einen anderen Hintergrund als ich, das kann man nicht vergleichen. Das Jugendamt sieht nur die Extremfälle und entscheidet sachlicher, als ich das könnte. Ich sehe die Kinder ja auch viel öfter und habe eine bessere Beziehung zu ihnen, als die meisten Jugendamtsmitarbeiter, sowieso als der Vormund oder der Richter. Und dieser schmale Grat zwischen: wie kann ein Kind noch leben, wieviel Dreck, Drogenkonsum/ andere psychische Erkrankung der Eltern, Gewalt und Mangelernährung kann ein Kind verkraften und wo ist die Grenze dessen erreicht, was eben nicht mehr verkraftbar ist, das entscheide nicht ich. Aber wenn ich das Gefühl habe, die Grenze ist erreicht, oder wenn mir ein Kind das signalisiert, dann sorge ich dafür, dass sich etwas ändert und streite mich auch mit den Eltern rum und das macht keinen Spaß.

Ich versuche täglich, die Balance zu finden, zwischen Sorgen machen, kümmern, zu Behörden vermitteln und auch: abends meine Ruhe zu finden. Ein nervliches Bündel hilft ganz sicher keinem Kind weiter. Ich sage ihnen z.B., wo sie den Notdienst finden und wenn sie dorthin möchten, weil sie es zu Hause nicht mehr aushalten, dann gehen sie dorthin. Auch wenn sie in abartigen Verhältnissen leben, lieben die meisten ihre Eltern. Und- ich gebs ehrlich zu- ich möchte nicht meine halbe Klasse adoptieren und ich maße mir auch nicht an, die bessere Mutti zu sein ;- )

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