Schülerin isoliert sich

Was tue ich, wenn ....?
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Wombat1985
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Schülerin isoliert sich

Beitrag von Wombat1985 »

Hallo zusammen,

Ich habe mal wieder ein Problem, bei dem ich einen Tipp brauchen könnte. In meiner 5. Klasse - besteht seit Beginn des Schuljahrs - ist ein Mädchen, nennen wir sie Arzu.

Arzu ist als einziges Mädchen von ihrer Grundschule zu mir in die Klasse gekommen, weil sie dort so oft in Streitereien und Intrigen verwickelt war, dass sie einen Neustart in einer "frischen" Klasse bekommen sollte. Zu Beginn zeigte sie sich sehr schüchtern, taute nur Erwachsenen gegenüber auf.

Jetzt, vier Monate nach Schuljahresbeginn, ist sie in der Klasse völlig isoliert. Das hat folgende Ursachen:

- Sie petzt sehr oft. Es kommt öfter vor, dass sie mitten in der Stunde plötzlich vor dir steht, und sowas sagt wie "Frederik hat übrigens seine Hausaufgaben nicht!"
- Sie versucht, Kinder gegeneinander aufzuwiegeln - wir haben sie dabei erwischt, wie sie Listen anlegte, wer "für" oder "gegen" eine bestimmte Mitschülerin sein sollte, und versuchte, andere Kinder auf ihre Seite zu ziehen.
- Sie lästert über ihre Klassenkameraden.
- Sie zeigt sich Lehrkräften gegenüber entweder übertrieben freundlich und anbiedernd oder aber - wenn wir ihre zahlreichen Regelverstöße ahnden - trotzig bis respektlos. Gleichzeitig bindet sie eine enorme Menge Aufmerksamkeit, weil sie *immer* nochmal extra nachfragt, auch bei Dingen, die vollkommen klar sind (Beispiel: Es klingelt, alle Kinder gehen in die große Pause, Arzu muss aber nochmal nachfragen, ob jetzt Pause ist). Es entsteht der deutliche Eindruck, dass es ihr vor allem darum geht, sich beim Lehrer als ganz besonders brav zu präsentieren.

Ich führe seit Beginn mindestens wöchentlich, meistens öfter, Gespräche mit ihr über ihr Fehlverhalten und die Folgen, die das für ihre Lage in der Klasse hat. Ich habe ihr auch schon sehr deutlich gesagt, dass sie mit ihrem Petzen und ihren Intrigen dafür sorgt, dass weder die Kinder, noch die Lehrer besonders gerne Zeit mit ihr verbringen. Es kam keine Reaktion. Arzu war zweimal das zentrale Thema im Klassenrat, weil die Klasse - die sich insgesamt sehr gut miteinander versteht - ihre ständigen Sticheleien satt hat. Interventionen der Sozialpädagogin haben zu nichts geführt, entsprechende Elterngespräche habe keinerlei Effekt gezeigt.

Im Grunde glaube ich, dass Arzu ein grundsätzliches Problem mit ihrem Sozialverhalten hat und würde deshalb gerne den Schulpsychologen einschalten. Was haltet ihr davon? Habt ihr ähnliche Erfahrungen? Wie seid ihr / würdet ihr vorgehen?

krabappel
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Re: Schülerin isoliert sich

Beitrag von krabappel »

Ja, offensichtlich hat das Kind grundsätzliche Probleme mit seinem Sozialverhalten. Es gibt eigentlich auch keinen Grund, warum das plötzlich mit dem Klassenwechsel verschwunden sein sollte. Gut jedoch, dass du aus deiner Truppe eine sozial funktionierende Gemeinschaft gemacht hast, etwas Besseres kann dem Kind kaum passieren :- )

Mit Schulpsychologen habe ich bisher jedoch schlechte Erfahrungen gemacht (zu wenig diagnostische Kompetenzen/ zu selten da/ Kind in Einzelsituation gehabt, wo natürlich alles super war oder "irgendwie seltsam, ich bin auch überfragt"/ zu wenig Ahnung von schulischem Alltag "machen sie doch mal öfter..."/ keine Konsequenzen (Förderstunden o.ä.)

Möglich wäre das Einleiten eines sonderpädagogischen Gutachtens der Schule für Erziehungshilfe, zwecks Integrationsstunden o.ä. Dann ist der Kampf mit den Eltern aber eröffnet.

Wie sahen die Gespräche mit den Eltern bisher aus?

Hubselzwerg
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Re: Schülerin isoliert sich

Beitrag von Hubselzwerg »

Klingt fies, aber: ist doch super, dass die Klasse dieses Verhalten daneben findet. Ich hatte 2 solche Mädels und die hatten das Zepter in der Hand.
Dieser Beitrag wurde 666 mal editiert, zum letzten Mal von Gott: Morgen, 23:06

Wombat1985
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Re: Schülerin isoliert sich

Beitrag von Wombat1985 »

krabappel hat geschrieben: Möglich wäre das Einleiten eines sonderpädagogischen Gutachtens der Schule für Erziehungshilfe, zwecks Integrationsstunden o.ä. Dann ist der Kampf mit den Eltern aber eröffnet.

Wie sahen die Gespräche mit den Eltern bisher aus?
Ähnlich doppelgesichtig. Mit mir: sehr freundlich, verständig, einsichtig, Besserung gelobend. Mit dem Jahrgangsleiter: herablassend, abweisend, ausweichend, aggressiv.

moebbg
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Re: Schülerin isoliert sich

Beitrag von moebbg »

Schulpsychologe hin oder her, das schöne Gerede wird das Kind nicht viel beeindrucken, wenn die Eltern das nicht einsehen, muss man als Lehrer nicht zwangsweise Ersatzeltern spielen, so wird man der ganzen Klasse nicht gerecht soviel Zeit und Energie in ein Kind zu investieren, wenn das Elternhaus dich offensichtlich eh alleine lässt. Bringt auch nicht viel, sieht man ja. Ich finde du hast bereits viel richtig getan, bemüht und den Kontakt zu Eltern gesucht. Da dies eher erfolglos war, vielleicht mal etwas drastischer: Wie wärs mit konsequentem Sanktionieren? Jedes petzen, jede Intrige sanktionieren. Etwas altmodisch, aber wirksam waren bei uns immer einige Seiten aus einem Buch abschreiben. Ich fands grauenhaft, mich nach der Schule noch 1-2 Std. hinsetzen zu müssen :-) Nach einigen Wochen wird das Kind sich vll. zweimal überlegen, was es da tut. Bei Arbeitsverweigerung gibt es eben Verweise, außerdem sollte man da noch die Schulleitung ins Boot holen. Es bekämpft zwar nicht die Wurzel des Problems, aber bremst die Taten. Man muss nicht immer jedes Erziehungsproblem der Eltern sich zu Eigen machen. Nach offensichtlich erfolglosen Gesprächen mit dem Kind und den Eltern hilft weiteres Einreden wohl nicht. Das Sozialverhalten kommt ja auch nicht irgendwo her, wenn es den Klassenfrieden stört geht das m. E. zu weit. Derartige pädagogische Maßnahmen sind vielleicht nicht modern, aber ich denke wirksam, um dem ganzen mehr Einhalt zu gebieten.

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