Sprachprobleme (Deutsch) im Fachunterricht

Was tue ich, wenn ....?
Antworten
Plattypus
Beiträge: 243
Registriert: 26.04.2010, 22:57:48

Sprachprobleme (Deutsch) im Fachunterricht

Beitrag von Plattypus »

Moin,

ich habe mit zwei Klassen ein Sprachproblem im Wirtschafts-Unterricht. Konkret geht es um Fachlageristen und Fahrradmonteure (2-Jähre Ausbildung). Insb. bei Klassenarbeiten sind die fehlenden Deutschkenntnisse ein Problem.
Die Schüler fragten schon, ob sie die Arbeiten in Multiple-Choice Form schreiben könnten. Da die Abschlussprüfungen ebenfalls in Multiple-Choice gestellt werden, wobei von fünf Antwortalternativen immer nur eine richtig ist, habe ich mich auf diesen Wunsch eingelassen.

Ich habe also meine Klausuren im Stil der Abschlussprüfungen gestellt und dabei auch auf deren Formulierungen geachtet. Allerdings kommen die Schüler mit den Formulierungen (political-correctness) nicht klar. Aber das alles einfacher zu formulieren bringt ja auch nichts, wenn die IHK-Prüfung in 1,5 Jahren genauso aufgebaut ist.

Was machen? Klare Linie durchziehen, auch wenn die Schüler das Deutsch nicht verstehen?

SylviaR
Beiträge: 84
Registriert: 16.08.2010, 19:27:16
Wohnort: HB/BK/Wirtschaft/Politik

Re: Sprachprobleme (Deutsch) im Fachunterricht

Beitrag von SylviaR »

Ich würde die Texte und Fragen anpassen. Kurze Sätze, einfache Wörter, klare Anweisungen. Ich unterrichte auch Fachlageristen und such bei einigen Biodeutschen sind die Deutschkenntnisse nicht so, wie ich es erwartet habe:) Google mal sprachsensibler Unterricht und schau z. B. Hier http://www.josefleisen.de/uploads2/04%2 ... rricht.pdf da siehst du einige Beispiele. Ich formulier oft nicht nur Klausuren, sondern auch Texte aus dem Lehrbuch um, damit es alle verstehen. Viel Arbeit, aber ja nur für den ersten Durchlauf.

Plattypus
Beiträge: 243
Registriert: 26.04.2010, 22:57:48

Re: Sprachprobleme (Deutsch) im Fachunterricht

Beitrag von Plattypus »

Für meinen Unterricht oder meine Klausuren hab ich da nicht das Problem. Ich sehe das Problem aber dann darin, dass ich sie eben nicht auf die Abschlussprüfung vorbereite.
Ok, man kann jetzt argumentieren, dass der Betrieb für das Bestehen der IHK-Prüfung verantwortlich ist und ich kann mich auf den Lehrplan zurückziehen, aber das wäre den Schülern gegenüber ja auch nicht fair.

Jetzt, zu Beginn der Ausbildung, haben sie noch 1,5 Jahre Zeit ggf. an ihren Deutschkenntnissen zu arbeiten. Wenn das am Tag der Prüfung ansonsten eine Überraschung wird in Bezug auf die Formulierungen, dann wird das eine Überraschung mit "ü" wie "übel".

Illi-Noize
Moderator
Beiträge: 9146
Registriert: 02.02.2008, 15:46:55
Wohnort: Bayern / StR(RS) / Betreuungslehrer Einsatzrefs, Fachschaftsleiter

Re: Sprachprobleme (Deutsch) im Fachunterricht

Beitrag von Illi-Noize »

Ich habe keine Ahnung wie es bei Euch ist. Bei meiner Banklehre in München (mit lauter Deutschen ohne Sprachprobleme) war das Niveau der Berufsschule extrem niedrig - da hat man durch Zeitunglesen im Unterricht mehr gelernt als durch den Unterricht. Die Noten wurden einem geschenkt - und in der IHK-Prüfung kam dann für die, die sich nicht mit weiteren Materialien eingedeckt haben, die große Überraschung über das deutlich höhere Niveau. Daher würde ich als Lehrer trotz der Sprachprobleme auf ein anständiges Niveau pochen.

Gibt es die Möglichkeit von Wörterbüchern? Was verstehen die denn konkret nicht?
Ist es nicht so, dass diese Multiple-Choice-Fragen eher immer die gleichen Sachen abfragen (dann werden die doch irgendwann mal besser...)? Oder sind die Dinger so fies formuliert, dass man sehr exakt und genau die Frage lesen muss?

Plattypus
Beiträge: 243
Registriert: 26.04.2010, 22:57:48

Re: Sprachprobleme (Deutsch) im Fachunterricht

Beitrag von Plattypus »

Illi-Noize hat geschrieben:Was verstehen die denn konkret nicht?
Die Fachbegriffe sind nicht einmal so sehr das Problem, die kann man lernen. Aber mit dem Hochdeutsch generell kommen sie nicht so wirklich klar. So fragten einige schon: "Bin ich Ausbilder oder Auszubildender?" ... die Worte haben so viele Buchstaben und unterscheiden sich da nur durch die zwei Buchstaben in der Mitte. Die überlesen das einfach. Je mehr die Aussagen in den Fragen auf Politcal Correctness getrimmt werden, desto schlimmer wird es.
Oder sind die Dinger so fies formuliert, dass man sehr exakt und genau die Frage lesen muss?
Genau lesen muss man die immer. Also dreifache Verneinung und solche Sachen sind für einen Hauptschüler schon eine Herausforderung.

Aber generell sehe ich es so wie Du. Es macht keinen Sinn in der Berufsschule das Niveau runterzuschrauben. Ich würde sie ganz im Gegenteil eher noch härter rannehmen als am Ende in der Abschlussprüfung, auf das sie es dann wirklich pauken. Ich seh die halt nur alle 2 Wochen, die Wirtschaftsnote hat in der IHK-Prüfung nur eine geringe Gewichtung, aber Wirtschaft hat einen Sperrvermerk. Also wenn sie in Wirtschaft eine 5 hinlegen, können sie das nicht ausgleichen (auch mit 1ern in allen anderen Fächern) und sind durchgefallen. Da ist es schon ein Problem denen die Wichtigkeit von Wirtschaft nahezubringen. Die wollen ja keine Kaufleute werden und müssen sich dann durch den Wirtschaftsunterricht quälen.

krabappel
Beiträge: 2329
Registriert: 21.08.2011, 20:08:49

Re: Sprachprobleme (Deutsch) im Fachunterricht

Beitrag von krabappel »

Ich würde mich glaube ich auch an die Formulierungen halten, die in der Prüfung drankommen, damit nicht der große Schreck am Ende kommt.

Kannst dus nicht weiter so machen, wie bisher und (vorher) jede Frage erläutern? Also dass du die Fragen/ Antworten vorliest, bevor sie ihre Blätter haben und wer eine Frage dazu hat, kann sie gleich stellen. Nach 1,5 Jahren dürfte dann jeder wissen, ob er Auszubildender ist o.ä., ist ja auch eine Frage der Leseübung (so wie Fachbegriffe lernen, lernen sie dann auch "Fragestellung lesen"?).

Antworten