Sehr schlecht ausgefallener Test

[InfoBBB]

Hallo zusammen,

als Neuling möchte ich mich kurz vorstellen. Ich unterrichte seit Anfang des Schuljahres als PKB-Kraft wenige Stunden Informatik in der Oberstufe an einem Berliner Gymnasium (Elternzeitvertretung) und bin dort Einzelkämpfer in meinem Fachbereich, d.h. es gibt keine weiteren Informatiklehrer an der Schule.

Nun habe ich heute in einem GK 12 einen (vorab angekündigten) Test geschrieben, der sehr schlecht ausgefallen ist (Schnitt knapp über 4 Punkte, beste Note: 9 Punkte). Und das, obwohl ich in der letzten Stunde sogar noch angesagt habe, welche Inhalte im Test relevant sind. In diesem Kurs herrschte von Anfang an eine "Null-Bock-Stimmung", deren Ursachen u.a. darin begründet liegt, dass keiner der Schüler in diesem Fach eine Abiturprüfung ablegen wird und sowieso alle planen den Kurs zu klammern. Zuletzt hatte ich jedoch den Einruck, dass sich die Arbeitshaltung bessert. Für diesen Test haben die Schüler ganz offensichtlich nicht gelernt; alles was abgefragt wurde, wurde ausführlich behandelt und der Test war - zumindest aus meiner Sicht - auch nicht besonders anspruchsvoll.

Jetzt zu meiner eigentlichen Frage: wie würdet ihr damit umgehen? Ich sehe zwei Optionen:
a) Test werten --> Gefahr der Frustration und erneuten Verweigerungshaltung
b) Test wiederholen --> Gefahr, dass die Schüler lernen, nicht lernen zu müssen, da schlechte Tests sowieso wiederholt werden.
Testnoten nach oben zu korrigieren sehe ich nicht als Möglichkeit, denn ich hätte bei lauter leeren Seiten bzw. extrem daneben liegenden Antworten keine Idee, wo ich da etwas korrigieren könnte.

Vielen Dank vorab für eure Ratschläge!

[kecks]

wenn "klammern" heißt, dass die kinder die note aus dem kurs nicht ins abi einbringen, dann würde ich den test so schlecht werten, wie er ist, das auch so kommunizieren ("ihr habt null gelernt, ergo schlechte noten") und in zukunft versuchen, sie über motivierenden unterricht zu kriegen. was anderes bleibt dir auch kaum übrig in dieser situation in der oberstufe kurz vor dem abi meiner erfahrung nach. wozu hier krieg anfangen? sei ehrlich, authentisch, zeige deine begeisterung fürs fach. ein paar nimmt man meistens dann doch mit, und erstaunlich viele lernen was auch beim passiv konsumieren deines kurses.

[Bibi88]

In Deutsch kann man manchmal die Berichtigung der Arbeit ebenfalls werten. Geht das in Info vielleicht auch? Die Aussicht auf Verbesserung der Note durch Berichtigung und Reflexion der Fehler oder so?

(Oder ist da alles nur binär? s;cnr )

[InfoBBB]

Hallo,

danke erst mal für eure Antworten. Ja, darüber, eine Korrektur des Tests ebenfalls zu werten, habe ich auch schon nachgedacht. Ist vielleicht die beste Möglichkeit, ich denke so werde ich auch verfahren. Wer diese Chance dann nicht nutzt, hat eben Pech gehabt.
Ich finde es nur so schade, dass vielen die Noten so egal sind und sie den Kurs schon zu Schuljahresbeginn abgeschrieben haben, insbesondere da sich ja, wie schon eingangs erwähnt, die Arbeitshaltung zuletzt deutlich gebessert hat und ich den Eindruck habe, dass einige eben jetzt doch die Freude am Fach entdeckt haben. Durch die Testnoten wird das nun vermutlich wieder zunichte gemacht.
Ich frage mich, was im Vorjahr dort im Informatikunterricht passiert ist. An der selben Schule unterrichte ich noch zwei Kurse in der 11. Klassenstufe, da sieht es ganz anders aus. Die Schüler sind (bis auf einige Ausnahmen) motiviert und wissbegierig, lernen bereitwillig und sind über schlechte Noten so enttäuscht, dass sie alles tun würden, um sich zu verbessern.

[Koralle82]

Verstehe ich das richtig?
Deine Oberstufenschüler haben für eine angekündigte Arbeit, deren Inhalte nicht sonderlich schwer und bekannt waren, nicht gelernt, weil sie keine Lust hatten und die Note für sie ohnehin irrelevant ist - und du überlegst jetzt, wie du ihnen bessere Noten schenken kannst, indem du die Arbeit wiederholst oder die Korrektur bewertest?

Würde ich niemals machen, weil mir kein einziger vernünftiger Grund dafür einfällt. Und was aus meiner Sicht absolut dagegen spricht, diese Arbeit nicht oder eingeschränkt zu werten: Die Schüler lernen, dass es völlig egal ist, wenn sie die Arbeit verweigern, und dass sie dann sogar noch bessere Noten hinterhergetragen bekommen.

[krabappel]

Sehe das ganz genauso, wie kecks. Ziel ist es doch, so viel wie möglich vom Fach zu vermitteln und vielleicht sogar Interesse an der Sache! Was dir ja auch bereits gelungen zu sein scheint, wenn sich das Verhalten der Schüler bessert.

...und du überlegst jetzt, wie du ihnen bessere Noten schenken kannst, indem du die Arbeit wiederholst oder die Korrektur bewertest?

Würde ich niemals machen, weil mir kein einziger vernünftiger Grund dafür einfällt. ...

S.o., natürlich gibts dafür einen vernünftigen Grund: den Schülern eine zweite Chance geben, etwas zu lernen. Da die Noten eh wurscht sind, hätte ich den Anspruch, dass sie sich noch mal freiwillig hinsetzen und sich den Kram wirklich zu Gemüte führen. Der erste Test war gewissermaßen zum wachrütteln.
Ich schätze, wenn du jetzt "grantig" wirst oder lamentierst, dass ja niemand gelernt hat und alle fürs Leben lernen sollten etc.pp. werden die Schüler dicht machen und sagen, dass ihnen das eh am Allerwertesten vorbeigeht.

[Koralle82]

S.o., natürlich gibts dafür einen vernünftigen Grund: den Schülern eine zweite Chance geben, etwas zu lernen. Da die Noten eh wurscht sind, hätte ich den Anspruch, dass sie sich noch mal freiwillig hinsetzen und sich den Kram wirklich zu Gemüte führen. Der erste Test war gewissermaßen zum wachrütteln

Ich bin der Ansicht, dass man Schüler in der Oberstufe für voll nehmen sollte. Sie wussten, dass dieser Test kommt ud haben laut dem Posting bewusst nicht gelernt, weil die Note für sie ohnehin nicht zählt. Die brauchen nicht wachgerüttelt werden, anscheinend ist ihnen das bei vollem Bewusstsein egal. Bei einer Wiederholung des Testes schneiden sie vielleicht etwas besser ab, weil sie erneut damit konfrontiert werden, werden aber vermutlich genauso wenig vorbereitet sein, wenn die Note für sie keine Rolle spielt. Und sie lernen, dass sich Nicht-Lernen auszahlen kann.

In so einem Fall würde ich versuchen, die Schüler zukünftig stärker zu motivieren. In der Oberstufe (und ich unterrichte nur Oberstufe) ist es allerdings häufig so, dass für viele Schüler einzig die Relevanz der Note zählt. Das kann man beklagen, man kann es aber auch einfach akzeptieren und im Rahmen der eigenen Möglichkeiten seinen Unterricht interessanter gestalten und sukzessive verbessern. Alle wird man in der Oberstufe trotzdem nie erreichen. Ist vielleicht auch gar nicht so schlimm.