Lärmpegel + schwieriger Schüler

Was tue ich, wenn ....?
Willrich
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Re: Lärmpegel + schwieriger Schüler

Beitrag von Willrich »

Ich habe auch eine gute Möglichkeit gefunden, einen allgemeinen hohen Lernpegel in den Griff zu bekommen. Ich hatte das Problem in Politik, wo ich gerne mit den SuS auch diskutiere, nur alle die, die gerade nicht an der Diskussion teilnahmen, fingen an zu quatschen. Habe dann eingeführt, dass ich bei denen, die meinten zu quatschen, eine Extraaufgabe gegeben habe, die ich nach der Stunde eingesammelt und bewertet habe und das dann die Note für die Stunde war. Nachdem ich das angekündigt habe, bin ich einfach immer dann, wenn irgendwo Unruhe aufkam, hingegangen und wortlos die Extraaufgabe auf den Tisch gelegt (einen Text zum Lesen und Fragen beantworten in ganzen Sätzen). Die Aufgabe habe ich dann nach der Stunde eingesammelt, korrigiert und bewertet und denen wieder zurück gegeben. Das war zwar Arbeit, aber nach 2-3 Doppelstunden hatten die da keinen Bock mehr zu und ich hatte Ruhe. Achja Verweigerung der Extraaufgabe gab direkt ne 6 oder Abgeben von einem leeren Zettel. Ich bin echt kein Freund von sowas, aber in einigen Klassen scheint es nicht anders zu gehen. Frei nach dem Motto "Geht ihr mir auf den Sa***, dann geh ich euch auf den Sa***" :mrgreen:

Pflanzenfreak
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Re: Lärmpegel + schwieriger Schüler

Beitrag von Pflanzenfreak »

Hm...eigentlich eine nette Idee mit der Zusatzaufgabe.

Vermutlich bin ich da bisher in gewissen Unterrichten auch zu milde. Aber an der Schule sieht man vor, dass bei wiederholter Störung gleich die Eltern angerufen werden sollen.

Ich war da bisher zu weich, weil ich da nen Mittelbereich vermisste. Und ja, ich hatte bisher auch keinen Bock, Eltern deswegen anzurufen. Mal paar SuS umsetzen, auch vor die Tür schicken war da die Methode der Wahl. Aber zum Sekretariat schicken um die Schulordnung abzuschreiben war zwar eine Möglichkeit, aber irgendwie relativ sinnfrei. Und jedesmal im Vorwege da ne kopierte Seite im Sekretariat hinzugeben, die wer abschreibt, ist zu aufwendig.

Aber ne Zusatzaufgabe im Unterricht in Verbindung mit Bewertung mündliche Leistung...klingt erstmal harmlos. Wäre mal ein Versuch wert, oder nicht ?

Im Zweifel können die die Aufgabe auch vor der Tür machen, denke ich.

Katta
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Re: Lärmpegel + schwieriger Schüler

Beitrag von Katta »

Eine weitere Anregung: Achte mal darauf, ob du wirklich immer Ruhe einforderst und auch erst anfängst zu reden, wenn wirklich alle still sind. Man macht nämlich manchmal gerne den Fehler, zwar kurz um Ruhe zu bitten (oder aber einfach anfangen, etwas anzusagen, ohne dass die Schüler wissen, dass jetzt etwas kommt), aber nicht wirklich auf Ruhe zu warten, sondern über Gemurmel hinweg zu reden. So was kann sich dann auch steigern.
Bei der Begrüßung z.B. verlange ich absolute Ruhe, kein Gezappel, gar nichts. Ich ermahne die Schüler (zunächst) auch nicht, sondern gucke die Unruhigen nur an, das reicht meistens schon. Wenn ich merke, die kriegen das nicht mit, wird kurz der Name gesagt.
Nach einer Arbeitsphase z.B. gibt es einen Countdown, bei 0 müssen sie still sein (wenn nicht, arbeite ich auch mit Zusatzaufgaben u.ä.), erst dann erkläre ich z.B. den nächsten Arbeitsschritt. Und wenn einer oder mehrere anfangen zu reden, während ich erkläre, höre ich mitten im Satz auf. Bei der normalen Schülerschaft funktioniert das erstaunlich gut. ;-)
Natürlich dürfen deine Redephasen dann auch nicht zu lang sein, je nachdem, um welche Altersgruppe es geht.
(Ich rede hier übrigens primär von Klassen 5 - 8, in der Oberstufe fordere ich zwar auch absolute Ruhe ein, wenn ich was erkläre, aber das kann ich etwas humorvoller tun und ganz evtl. mal einfach einen Namen nennen reicht auch bzw. habe ich da tatsächlich mal wen rausgeschmissen, als es mir wirklich zu bunt wurde - aber das ist in 6 Jahren einmal vorgekommen. Bei denen habe ich mehr Probleme mit nicht gemachten Hausaufgaben... :roll: )

Pflanzenfreak
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Re: Lärmpegel + schwieriger Schüler

Beitrag von Pflanzenfreak »

Hin und wieder lasse ich komplett Ruhe einkehren (Klasse 5-8 auch). Das ist aber nicht konsequent bei mir. Es kostet mich relativ viel Zeit und der Effekt ist nur vorübergehend. Ich hatte bisher den Anschein, dass es sich inflationieren würde, wenn ich jedesmal komplett warten würde. Auch hat es ein paar Spaßvögel, die es sabotieren; kurz bevor es ganz still ist, fangen die dann wieder an zu quatschen.

Ich mach das so, dass ich komplette Ruhe einfordere, wenn ich etwas wirklich Wichtiges zu sagen habe, wo ich auch will, dass es jeder hört.

Hausaufgaben gibt es eher seltener. Benote die auch nicht, da außerschulische Leistung. Die Abwesenheit von HA fließt lediglich in das Arbeitsverhalten mit rein. Wenn es HA gibt, dann ist es meist, dass die ein AB vervollständigen sollen. Meiner Meinung nach dauert das meist 5-10 Min. zuhause. Immerhin sind die so angelegt, dass man es in einer Schulstunde drin lösen kann. Aber die Sichtweisen auf HA sind ja auch recht differenziert.

Anschauen und so und Namen sagen...mache ich schon. Aber es hat halt immer nur vorübergehenden Charakter. Vielleicht ist das auch einfach so. Habe eher das Gefühl, dass die SuS denken, dass es eh keine großen Konsequenzen hat, wenn sie sich "freier" verhalten.

Um ehrlich zu sein, nervt es mich auch oft, dass, wenn ich wo anrufe, dass die Eltern da teilweise kein Deutsch können und das ein (für mich bisher noch) schwieriges Telefongespräch kommunikativ behindert wird.

Einmal habe ich bei 6 Eltern angerufen. Die, welche ich erreicht habe (nicht Anrufbeantworter), haben nicht wirklich gut deutsch gesprochen. Da musste dann teilweise der Bruder vom Schüler und so gerufen werden. Ich empfand es als anstrengend. Wobei ich sagen musste, dass die Eltern dennoch sehr kooperativ waren und es diesbezüglich keine Probleme gab.

Lenka
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Re: Lärmpegel + schwieriger Schüler

Beitrag von Lenka »

Ich bin auch kein Fan von Elternanrufen, aus den gleichen Gründen. Aber ich arbeite statt dessen mit schriftlichen Mitteilungen, deren Kenntnisnahme unterschrieben werden muss. Ich habe dazu ein vorgefertigtes Mitteilungsschreiben mit Ankreuzmöglichkeiten des störenden Verhaltens, einer Kommentarzeile und einer deutlich formulierten Bitte, mit dem Kind ein Gespräch über angemessenes Verhalten im Unterricht zu führen. Bei der dritten Mitteilung lade ich zum persönlichen Gespräch in der Schule ein und da wird dann über konkrete Maßnahmen gesprochen.

keesegger
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Re: Lärmpegel + schwieriger Schüler

Beitrag von keesegger »

Leider hat sich die Situation in einer meiner Klassen deutlich verschlechtert. Mit etwa der guten Hälfte der Klasse habe ich im Grunde keine Probleme, sie sind zumeist ruhig. Nur sind etwa 5 massive Störer in der Klasse, die ich nicht unter Kontrolle bekomme. Es ist sogar so, dass die Kinder (7. Klasse) mittlerweile über mich lachen, (z.B. fangen sie mitunter an zu lachen, wenn ich in die Klasse komme). Ich schaffe es meist nicht, Ruhe reinzukriegen. Ich hatte das System verfolgt: 1. Warnung --> Stundenprotokoll/Hausordnung abschreiben --> 2-seitige Hausordnung auswendig lernen. Dies war aber nicht so sinnvoll, da die Hauptstörer die Hausordnung schon in anderen Fächern auswendig lernen mussten, und sie sie daher schon kannten. Ich hatte dann es umgestellt auf: 1. Warnung --> Hausordnung abschreiben --> 15-minütiger Rauswurf. Das hatte ich bei einem gemacht, mit der Konsequenz, dass danach regelrechte Tumulte in der Klasse entstanden sind, wodurch es lauter als vorher wurde (es wäre ungerecht, der andere hätte auch geredet etc.) Das grundlegende Problem dabei ist ja (und das wissen wohl die Kinder): Im Prinzip müsste ich 1/3 vor die Tür werfen. Nur dann wird mir sicher von Direktions- bzw. wurde mir von der Fachleiterseite gesagt, dass ich das nicht machen darf.
Picke ich nun 1-2 raus, ist es unfair, den gegenüber, die auch Radau machen, das ist mir schon klar. Und dadurch entsteht dann eben eher noch mehr Radau.
Nur wie gesagt, ich weiss nicht, was ich da machen soll ? Die andereren Lehrer werden wohl von der Klasse akzeptiert, auch wenn da viele Problemschüler (ADHS, Woche von zu Hause weggelaufen etc.) dabei sind. Mit den Eltern reden nützt auch nicht viel wie mir der Klassenleiter bestätigte. (z.B. halten es die Eltern von einem für richtig, dass ihr Kind mit einem Fuck-You T-Shirt rumläuft)
Die meisten, die meinen Unterricht beurteilt hatten, meinten, dass ich eben recht grosse sprachliche Probleme hätte. Mir ist klar, dass deswegen ein Teil Respekt verloren geht. Aber dennoch müsste es doch möglich sein, halbwegs ruhigigen Unterricht machen zu können.

Mein zentrales Problem ist also: Wie kann ich den verlorengegangenen Respekt wiederherstellen ? (wie gesagt, bei der guten Hälfte ist der wohl schon noch vorhanden, aber eben bei ca. 1/3 nicht mehr)
Mir ist auch klar, dass wenn das Kind mal in den Brunnen gefallen ist, es schwer ist, da wieder rauszukommen, aber dennoch müsste es doch da noch Wege geben, zu halbwegs normalem Unterricht zurückzu kommen. Nur wie ?

krabappel
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Re: Lärmpegel + schwieriger Schüler

Beitrag von krabappel »

1. Rufe die Eltern an, egal was der Klassenlehrer sagt.
Freundlich: "Guten Tag Herr xy ich bin Herr xy, ich unterrichte xy in der Klasse ihres Sohnes. Ihr Sohn ist ein ganz pfiffiger Kerl, er weiß viel und ich mag ihn gerne, aber in letzter Zeit ist es sehr unruhig und ich würde Sie bitten, mit Ihrem Sohn zu reden. Neulich hat er sogar gesagt.../ ich musste ihn vor die Tür schicken, weil.../ das geht so nicht, so können wir nicht arbeiten".

Und sei dir sicher, da gibts ordentlich Ärger zu Hause, völlig egal, welche T-Shirts die Kinder anhaben.

2. Wenn die Hausordnung nicht zieht, lass sie nachsitzen. "Liebe Leute, ich schreibe den vorne an, der mich nervt, bei der zweiten Ermahnung kommt ihr Freitag in der 0. Stunde 7.00 Uhr. Schriftliche Anweisung dazu über Fachlehrertadel (=Formular für schriftliche Ermahnung). Und auch das zieht.
Die Eltern meiner Schüler können kaum lesen, sind drogenabhängig, psychisch krank, gewalttätig und haben zu 99 Prozent Angst vor bzw. Hass auf die Schule. Trotzdem helfen Gespräche und zur Not Druck in Form von Briefen/ Schulleitergesprächen etc.

3. Lass die Kinder arbeiten! Schreiben, rechnen, denken, schreiben, rechnen, denken. Buch auf, Seite 99. Vermeide Unterrichtsgespräche. Stehe nur vorne, gib knappe Anweisungen und schreib Schüler an, die mittags kommen müssen.

4. Erkläre ihnen in Ruhe und ohne Wut: Das ist mir zu unruhig, ich werde jetzt soundso vorgehen und erst wenn hier Unterricht in absoluter Stille möglich ist, werde ich wieder was Nettes mitbringen. Bis dahin schreiben wir, los gehts.

5. Diskutiere NIEMALS und ich meine NIEMALS mit Kindern irgendeine Maßnahme. Wirklich NIE UND NIMMER.
Und wenn du noch so ein schlechtes Gewissen oder einen Fehler gemacht haben solltest: Wenn du einen rauswirfst und irgendjemand meint auch nur einen einzigen Ton darüber verlieren zu müssen, dann brüllst du mal so rum, wie du noch nie gebrüllt hast. Oder du bestellst sofort den, der das Maul aufreißt zum Gespräch mit Eltern (und zur Not mit einem Kollegen, der sich durchsetzen kann) ein.

Klingt gruselig aber ziehe jetzt einen Schlussstrich unter die freundliche Kommunikation. Die benehmen sich wie Sau und bevor du dich weiter auslachen lässt, zeigst du ihnen jetzt, wer am längeren Hebel sitzt. Und keine Sorge: auch wenn sie noch so abkotzen- niemand wird dich hassen, im Gegenteil: Kinder lieben es, wenn sich die Erwachsenen um sie rum durchsetzen können. Gerade wenn es die Eltern nicht können.

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