Kriminalität/ Konflikte unter Schülern

[krabappel]

Inwiefern mischt ihr euch in die Konflikte älterer Schüler ein?

Bsp. a) Kind A erzählt Eltern, dass Kind B ihm Geld/ Handy/ was auch immer vor oder in der Schule abgenommen habe. Eltern von Kind A beschweren sich beim Klassenlehrer. Welche Handhabe gibts überhaupt, außer das in der Klasse zu thematisieren? Alle betr. Eltern einladen? Auf die Möglichkeit, Anzeige zu erstatten hinweisen? Pech gehabt? Kind B zusammenfalten? Beratungslehrer, Polizei, Sozialarbeiter und Kinder zusammentrommeln und einen riesen Aufriss machen?... ratlos.

Bsp. b) Kind x bedroht Kind y per sozialem Netzwerk am Wochenende. Kind y traut sich nicht in die Schule. Und nun?
Kind x bedroht Kind y im Klassenraum. Andere Voraussetzung/ andere Reaktion geboten?

[dzeneriffa]

Hallo krabappel,

an meiner Förderschule haben wir uns bei solchen Dingen immer eingeschaltet, da unsere Schüler diese Konflikte ja auch mit in die Schule tragen, bzw. diese den Schulfrieden/unser Zusammenleben beeinflussen.
Kriminelle Handlungen werden generell der Polizei gemeldet, die Eltern werden immer auf die Möglichkeit einer Anzeige hingewiesen. Entstehen aus solchen Angelegenheiten schulinterne Konflikte (Beleidigungen, Bedrohungen etc.), werden entsprechende Erziehungsmaßnahmen oder Ordnungsmaßnahmen angewandt.

Richtig einmischen, mit entsprechenden Konsequenzen kann man sich allerdings nur, wenn man Fehlverhalten nachweisen kann. Reagiert man bei Hörensagen, und sei es noch so glaubhaft, kann man meines Erachtens nach nur die gesamte Gruppe in den Fokus nehmen.

Wird z.B. ein Handy gestohlen, ich kann aber niemandem direkt etwas nachweisen, so wird Anzeige gegen Unbekannt erstattet (dass müssen, glaube ich, die Eltern machen), sowie das Thema mit der gesamten Klasse angesprochen. Bei uns kam dann auch mal der Kontaktbeamte der Polizei in die Klasse und hat über sämtliche Konsequenzen aufgeklärt.

Im Zweifel ganz klar und deutlich machen: Ich nehme das Fehlverhalten wahr, es stört mich massiv, ich bin nicht bereit, es zu akzeptieren und werde alles tun (soweit ich kann), um es zukünftig zu unterbinden. Kann ich jemandem etwas nachweisen, werde ich sämtliche mir zur Verfügung stehenden Maßnahmen ergreifen.

Zu deinem Beispiel b:
Wenn das bedrohte Kind mit Screenshots oder ähnliches mitbringen kann, dann führe ich ein Gespräch in der Schule und informiere die Eltern. Die Eltern des Betroffenen können weiterhin Anzeige erstatten.
Bedrohung im Klassenraum: ich ergreife Erziehungsmittel und ggf. Ordnungsmaßnahmen.

[krabappel]

Danke dzeneriffa, für deine Worte!

Okay, dann wende ich mich noch mal an die Eltern der Kinder, die den Kürzeren ziehen. Denn an die "Täter-Eltern" da ist nicht so leicht rankommen, wäre ja nicht der erste Vorfall.

Würde gerne mehr Ordnungsmaßnahmen aussprechen, leider hat die Schulleitung Angst. Vor Eltern, Anwälten, dem Schulamt, der Öffentlichkeit (?) und entzieht sich jeder Maßnahme. Immer, nicht nur in diesen Fällen.

Erziehungsmaßnahmen. Was könnte passend sein? Klarheit, Gespräche, ja. Aber sonst? du weißt schon, irgendeine kurzfristige Sanktion, die wirklich passend scheint und ganz klar signalisiert: in meinem Zimmer nicht! Da brauch ich nicht mit "Tadeln" zu kommen. Ansonsten: Wiedergutmachung vielleicht? ich sehe nur Trotz und "ich bin aber im Recht mit meiner Gewalt, weil..." mir fällt nichts mehr ein

[dzeneriffa]

Oh je, ohne couragierte Schulleitung machst du dich da auf die Dauer sicherlich kaputt!

Wenn keine Ordnungsmaßnahmen ausgesprochen werden, dann bleibt bei den Erziehungsmaßnahmen nur die Wiedergutmachung. Aber wie die konkret aussehen kann? Um die durchzusetzen bedarf es im Zweifel ja auch einer Schulleitung die Druck macht.

Ist die Beschulung in einer parallelen Lerngruppe bei euch eine Ordnungsmaßnahme? Eventuell unterstützt dich da auch ein Kollege, der dir den Täter bis zur angemessenen Wiedergutmachung aus der Klasse nimmt?

Wenn man an die Täter nicht heran kommt, dann kann man im Grunde nur noch die Opfer schützen und ihnen das Gefühl geben, sich zu kümmern. Irgendwann sind da aber auch Grenzen, und man macht sich unglaubwürdig, wenn immer noch nichts passiert.
Machen eventuell die Eltern der Opfer Druck bei der Schulleitung? Vielleicht haben die ja auch einen langen Atem und lassen sich nicht so schnell abspeisen. Kann man die vielleicht dahingehend beraten, sich unter Umständen an die nächste höhere Stelle zu wenden?

Ansonsten bleibt mir nur dir einen langen Atem und gute Nerven zu wünschen! Ommmmmm

[sabbel]

Zu 1.
Ich würde innerhalb der Klasse den Umgang mit fremden Eigentum thematisieren und die Chance geben innerhalb eines bestimmten Zeitraums anonym und straffrei das Handy zurück zu geben. Wenn das nichts bringt, würde ich den Eltern raten Anzeige zu erstatten. Du bist nicht die Polizei. Bei uns konnte man die Polizei für solche Angelegenheiten auch mal einladen.

zu B:
Hatte ich im letzten Schuljahr das Problem. In unserem Fall gab es eine einfache Klärung.

Im Klassenraum unterbinde ich Drohungen. Werr droht hat in meinem Klassenraum nichts zu suchen! Allerdings braucht man dafür die Rückendeckung der Schulleitung!

[krabappel]

Nein, von Schulleitungsseite passiert wirklich so gut wie nie was. Und da wird sehr deutlich "nö" gesagt. Es kommt auch immer wieder vor, dass Eltern mitten im Unterricht erscheinen und Lehrer und/ oder Kinder beschimpfen und bedrohen und es bleibt jedem selbst überlassen, wie er damit umgeht.

Ansonsten bleibt mir nur dir einen langen Atem und gute Nerven zu wünschen! Ommmmmm

Danke

[sabbel]

Krabappel, ist eine Überlastungsanzeige eine Möglichkeit? Im Sinne von "Die Schüler sind unter diesen Bedingungen nicht mehr zu schützen"?

LG