sechstklässler außer rand und band

Was tue ich, wenn ....?
katie-cr
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sechstklässler außer rand und band

Beitrag von katie-cr »

ich wende mich mal an euch alte hasen.

ich unterrichte in einer sechsten klasse (gym) deutsch, und die klasse vermiest mir meinen arbeitsalltag. seit september sind ich und andere kollegen nur am verartzen dieser klasse. grund: es gibt kein vernünftiges ruhiges arbeitsklima, jeder plappert dann, wann er will, grundkompetenzen wie "wir nehmen jetzt ALLE das heft raus und fangen das lesen/schreiben/arbeiten an" sind nicht vorhanden. laufend nervt einer, weil er unbedingt was sagen muss/will, weil er nicht warten kann, weil.... argh!
die lerngruppe ist vom niveau her eher im unteren bereich anzusiedeln mit wenigen guten leuten.

laufend die klasse zu ermahnen, nervt! wir verbringen bestimmt ein drittel unserer kostbaren schulstunden mit ermahnen, maßregeln, warten... dementsprechend ist die stimmung mies. ich hatte vor 10 tagen ein eigentlich tolles gespräch mit der klasse (es war nur die hälfte da), wo wir den finger auf den wunden punkt gelegt haben. den schülern ist klar, dass es so nicht weitergehen soll, sie haben keine lust, als "die schlimme klasse" zu gelten. wir haben einen vertrag erstellt mit bedingungen, die auch 4 tage eingehalten wurden. aber seit 3 tagen ists wieder wie vorher.

ich weiß nicht, wie die kollegen vorgehen, aber ich für meinen teil bin echt ratlos. ich habe es "nett" probiert", ich habe es "streng" probiert, ich bin konsequent, es gibt für alles und jeden bei gleichen vergehen die gleiche ahndung und zwar sofort, ich habe es über die beziehungsebene versucht, meinen unterricht differenziert gestaltet, damit jeder was zu tun hat, was seiner leistungsstufe entspricht. es gab ein tokensystem. alles nichts! grrr. :evil:

es kann doch nicht sein, dass eine sechste klasse mir und den kollegen so auf die nerven geht! schlimm finde ich vor allem, dass sie es selbst merken, dass ihnen das chaos nicht gut tut, aber sie sich immer selbst sabotieren.
und ja, es stört jeder. es gibt nicht nur so einzelne kandidaten, sondern wirklich jeder macht manchmal unsinn. bei 31 leuten ist das mist.

ich würde gerne das ziel erreichen, dass ein zügiges arbeiten auf mittlerem niveau möglich ist. dass ich nicht mehr alle 3 minuten den david ermahnen muss und 2 minuten später die stefanie.

quatscht mal drauf los, was euch dazu einfällt.

Fränzy
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Re: sechstklässler außer rand und band

Beitrag von Fränzy »

Uff. Ich weiß wovon Du sprichst, wir haben dieses Jahr auch so eine Klasse im Berufsgrundjahr. Vielleicht noch heftiger. Ihr könnt ja nicht ausschulen.

Elternabend zum Thema? Tage zu Teambildung? (Erlebnispädagogik/ Konfliktkultur...) Rädelsführer ausfindig machen, die in die Parallelklasse umsetzen? (§90), Sitzordnung ändern? Teamteaching? Auszeitzone hinten im Klassenzimmer? Dies auf die Schnelle.

Und: Abschalten jetzt in den Ferien!
שָׁלוֹם

katie-cr
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Re: sechstklässler außer rand und band

Beitrag von katie-cr »

die sitzordnung wurde bereits mehrfach geändert, es findet sich ja aber keine gute kombination, weil jeder mit jedem quatscht, die sind ein so gutes "team" :-D und wenn, dann reden sie auch quer durchs klassenzimmer.

"rädelsführer" gibt es, wie gesagt, nicht. keiner hält sich an die regeln. teamteaching und so kram fänd ich super, aber wir sind hier am gym, und da gibts sowas nicht. keine ressourcen im ach so reichen bundesland, ebenso darf ich keinen rausschmeißen, auszeit-raum gibts nicht.

das einzige, was mir jetzt noch einfiele, wäre die tische anders zu stellen, so dass nur noch paare zusammen sitzen und nicht immer so ne viererreihe entsteht. hat den vorteil, dass man auch schneller bei den schülern ist und sich nicht immer vorher durchwurschteln muss.

ich könnt die schulsozialarbeiterin mal in die klasse holen. ich glaub, das mach ich. leider ist die nicht immer im haus.

Fränzy
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Re: sechstklässler außer rand und band

Beitrag von Fränzy »

Einzelsitzen wirkt bei uns Wunder. Und Zeit nachholen auch.

Auszeitraum kann man leicht mit einer Stellwand im selben Zimmer einrichten. Wer dort noch stört, der kann zum Schulleiter oder Abteilungsleiter gehen.
שָׁלוֹם

krabappel
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Re: sechstklässler außer rand und band

Beitrag von krabappel »

Klingt nervtötend :roll: . Da die Kinder aber willig nur nicht fähig zu sein scheinen, vermute ich, dass weniger das Reden hilft, als das Arbeit erteilen. Kein Sozialarbeiter, keine Gesprächsrunden mehr. Die Tische so weit auseinanderstellen, wie irgend möglich und dann etwas tun lassen.

Hast du sie in Englisch? da stelle ichs mir schwierig vor. Für Deutsch gibts genug, was jeder für sich tun kann, ohne dass geredet werden muss. Vor allem viel abschreiben ; - )

Für Unterrichtsgespräche würde ich was Visuelles suchen: eine Ampel mit Namen, wer auf rot ist, schreibt Klassenregeln. Ist zwar kindisch aber sie benehmen sich halt auch so. Kinder die nicht zuhören können und eine Ansprache nach 3 Sekunden vergessen hilft meist, dass sie sehen, dass sie bereits verwarnt wurden. Und es hilft dir möglicherweise, Ruhe zu bewahren: musst nur Namen schieben und nicht noch mehr reden...

Drops
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Re: sechstklässler außer rand und band

Beitrag von Drops »

Ich kenne so was nur zu gut, meine 7. Klasse ist ganz ähnlich.
Hier half nur hartes Durchgreifen, denn trotz Sitzordnungsänderung wurde es nur minimal besser.
Demnach konnten dem Ganzen nur Elterngespräche, Klassenbucheinträge, Einzelsitzen und haarsträubende Epochalnoten Herr werden.
Die Epochalnoten formulierte ich aus, teilte die Blätter aus und ließ sie von den Eltern unterschreiben. Obwohl es eine leistungsstarke Klasse ist und sie sich echt mögen, hörte das ewige Quatschen erst dann auf, als ich die mündlichen Noten ausformulierte. Es hatte 4er und 5en gehagelt und kein Schüler wollte vom A-Niveau ins B-Niveau rutschen.

Da es sich bei Dir um eine gymnasiale Klasse handelt und ihr anscheinend ja schon echt viel ausprobiert habt, würde ich die Notenkarte ausspielen. Ein drohendes Sitzenbleiben hilft manchmal wahre Wunder (oder -wie im Gesamtschulfall- das Runterstufen). Elterngespräche sind nervig, aber hilfreich; also schöpft diesen Rahmen aus. Kein Elternteil möchte, dass ihr Kind im Stoff zurückbleibt, schon gar nicht auf dem Gym.

Zitronenfalter
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Re: sechstklässler außer rand und band

Beitrag von Zitronenfalter »

@ katie-cr

Ein Stück weit ist das alles normal, was Du beschreibst. Andere machen die gleichen Erfahrungen und letzten Endes ist es genau das, wofür die Lehrer das Geld bekommen.

Ich weiß, viele sehen sich gerne vorne an der Tafel, 28 leuchtende Paar Kinderaugen auf sie gerichtet und andächtig wenn nicht sogar staunende Kinderlein dazu, die mucksmäuschenstill den Ausführungen der Lehrkraft lauschen.

Wenn´s nur für solche Situationen Geld gäbe, hätten vermutlich 96% aller Lehrer weniger als Hartz IV, denn die Realität ist eher so, wie du sie beschreibst. Und deshalb bekommst Du ja auch mehr Geld :)

Aber was ist zu tun: Wenn sich das allgemeine Gequatsche jetzt wirklich schon flächenbrandmäßig ausgebreitet hat, dann ist zunächst einmal festzustellen, dass mit einem entschiedenen Eingreifen evtl. schon zu lange gewartet wurde. Denn solche Sachen gehen irgendwann einmal im kleinen los und entwickeln sich dann. Es könnte sogar sein, dass das schon aus der Grundschulzeit herrührt, wenn weite Teile einer Grundschulklasse in eine 5. Klasse übernommen wurde (weil z.B. alle aus dem gleichen Stadtteil / Ortschaft kommen etc.).

Wenn keine informellen Anführer ausgemacht werden können, bleibt zunächst die Feststellung dessen, was genau das Problem ist, z.B. dass das Unterrichten in der Klasse in großen Teilen nicht mehr möglich ist. Dererlei lässt sich gut in einer Klassenkonferenz diskutieren. Dabei kommt auch raus, ob nur ein oder 2 Lehrkräfte dieses Problem haben oder generell alle.
Wenn nur einige das Problem haben und bei den anderen "läuft" es, so kann hier einmal ein Blick in das dortige Unterrichtsgeschehen lohnen: Evtl. regieren die Lehrkräfte dort mit harter Hand?
Alle anderen, denen das nicht so liegt, haben dann das Nachsehen, weil im Umkehrschluss die Kleinen beim Fehlen des Kasernenhoftons grundsätzlich schon einmal davon ausgehen, dass jetzt Freistunde ist.

Wenn nahezu alle Lehrkräfte der Meinung sind, dass das Unterrichten schwierig ist, hilft eine Analyse über die Klassenzusammensetzung weiter (s. oben). Anschließend muss der Chef mit ins Boot, damit er Bescheid weiß, dass evtl in der nächsten Zeit Elternanrufe etc. zu erwarten sind.
Grundsätzlich würde ich dann in der Klassenkonferenz vereinbaren, den Rahmen an Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen voll auszuschöpfen. Wenn das auf Lehrerseite nicht fruchtet, geht die Angelegenheit eh zum Schulleiter.

Bei der Klassenkonferenz am besten die Elternvertreter mit ins Boot holen und ein Protokoll mit den möglichen Maßnahmen an die Elternschaft verteilen. Darin auch gleich noch um Verständnis und Unterstützung für die angestrebten Maßnahmen und Ziele bitten.
Ist der Boden so bereitet, habt ihr auf jeden Fall schon einmal Handlungssicherheit für Eure Maßnahmen und die Kinderchen wissen, dass sie nichts mehr zuhause erzählen müssen, da die Eltern von Euch über mögliche Maßnahmen im Vorfeld unterrichtet wurden.
Aller Erfahrung nach sind pädagogische Maßnahmen effektiver, wenn die Kinder merken, dass sie nicht mehr von einem Informationsdefizit zwischen Schule und Elternhaus profitieren können.

Insgesamt würde ich aber immer zu einer souveränen Gelassenheit raten (jedenfalls nach außen hin). Hinter Euch liegt die mit arbeitsintensivste Zeit des Jahres, die Kinder stehen am Tor zur Pubertät, der gymnasiale Lernstoff verlangt mit Sicherheit vielen alles ab. Deshalb: Beim Unterricht Phasen einplanen, in den die Kinder auch das noch sein dürfen, Verständnis haben, auch mal einen Witz machen (Hey Xy… ist Dir heute nicht gut? Hab Dich heute noch gar nicht ermahnen müssen….) - ist allemal besser als ein zum 100. Mal gebetsmühlenartig wiederholtes, entnervtes "Seid doch mal bitte alle ruhig…"

In diesem Sinne: Heiter Weiter :mrgreen:

Gruß
Zitro
heiter weiter!

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