Provokation im UB

Was tue ich, wenn ....?
Rayanne
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Re: Provokation im UB

Beitrag von Rayanne »

larissa hat geschrieben: wie wäre es, in der nächsten stunde (vor beginn des Unterrichts) eine Ansprache zu halten, in der art :"verfassungsfeindliche symbole verstoßen gegen das Grundgesetz und deren Anfertigung ist strafbar. derjenige, der letzte stunde solche Zeichnungen angefertigt hat, weiß, dass er gemeint ist. sollte so etwas nochmals vorkommen, werde ich sofort den Schulleiter benachrichtigen."
Beachte aber bitte, dass der Schüler keinerlei strafbare Handlung begeht, wenn er auf einem Schmierblatt Hakenkreuze malt. Nur das VERWENDEN von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen ist verboten, das bedeutet das öffentliche Tragen oder Herstellen dieser. Ich bezweifle, dass das Kritzeln auf ein Schmierpapier eine Herstellung ist. Dann dürfte man den Schülern auch kein Arbeitsblatt austeilen, auf dem aus didaktischen Zwecken ein Hakenkreuz abgebildet ist.

Insofern hat der Schüler dich zwar provoziert, aber keine Straftat begangen und auch nicht gegen das GG verstoßen. Bevor du dich hier auf eine Diskussion mit Schülern einlässt, würde ich mir die beiden nach der Stunde herholen und sagen, dass du beobachtet hast, dass auf deren Tisch Hakenkreuze gemalt wurden. Du fasst dies als Versuch der Provokation auf und kündigst hiermit an, das nächste Mal die Gemälde dem Schulleiter zu übergeben.

Generell würde ich das (wie schon von anderen gesagt) nicht vor der Klasse groß thematisieren. Damit wird diesen Symbolen eine Bühne eingeräumt, die sie nicht verdienen.

lapal
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Re: Provokation im UB

Beitrag von lapal »

Rayanne hat geschrieben:
larissa hat geschrieben: Generell würde ich das (wie schon von anderen gesagt) nicht vor der Klasse groß thematisieren. Damit wird diesen Symbolen eine Bühne eingeräumt, die sie nicht verdienen.
Gerade das, sehe ich anders. Offensichtlich ist bei diesen Schülern bzw. Klasse Nachholbedarf in Sachen politische Meinungsäußerung. Was bringt es pädagogisch den Schülern zu zeigen, dass sie etwas nicht dürfen? Gar nichts. Sinnvoller ist doch darauf zu bauen, dass sie selbst verstehen, warum z. B. Hakenkreuze in D. verboten sind und was hinter diesem Zeichen steht. Die Schüler stehen sicherlich nicht hinter einer rassistischen Denkweise, die so weit geht und Menschen ermordet, die eine andere Herkunft/Hautfarbe/Religion usw. haben. Wenn sie das verstanden haben, malen sie sicherlich auch nicht im Geheimen solche Symbole.

kecks
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Re: Provokation im UB

Beitrag von kecks »

dein optimismus in ehren, aber unreife zehntklässler haben a) durchaus mal politische "meinungen", die das ermorden von leuten wegen unpassender herkunft oder ähnlichem für akzeptabel halten und/oder b) haben zumindest riesenspaß dran, mit solchen "meinungen" die lehrerschaft zu provozieren und sich vor ihren kollegen zu produzieren. beides kann man gezielt unterbinden, wenn man kein großes gewese drum macht (realschüler dürften durch geschichtsunterricht etc. ausreichend informiert zum thema sein), sondern im einzelgespräch das eigene missfallen sachlich, aber deutlich, herausstellt, und härtere konsequenzen mit den schülern vereinbart. wenn du vor der klasse ein drama draus bastelst ("ich bin so enttäuscht und entsetzt von euch, wisst ihr nicht, wie grausam im kz...."), dann haben die prvokateure ihr ziel voll erreicht. du bestätigst deren verhalten.

(glaub mir, die, die es schon verstanden haben, die erreichst du damit nicht und willst sie nicht erreichen. die es noch nicht verstanden haben sind a) entweder noch zu unreif - dann kannst du dir das auch gleich sparen, die lebenserfahrung kann man nicht per appell und vortrag einimpfen und/oder b) politisch rechts außen unterwegs. auch diese - wenigen - schüler wirst du nicht erreichen mit einer empörten ansage; sie sind meist entsprechend geschult und geben dir eh nur standard-antworten, wie man sie von rechts eben so kennt. am ehesten erreichst du hier was im persönlichen und ggf. eindringlichen gespräch, wo die schüler auch nichts zu verlieren haben in sachen status/coolness vor der klasse.)

lapal
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Re: Provokation im UB

Beitrag von lapal »

kecks hat geschrieben:dein optimismus in ehren,
Sorry, aber dieser Pessimismus geht mir in der Schule ziemlich auf den Zeiger. :roll:

Außerdem schrieb ich nicht, dass ich von oben den Schülern empört erkläre, warum solche Schmiereien scheiße sind. Ich dachte eher an eine Diskussion zwischen den Schülern bei der man nur den Moderator spielt oder sich ganz zurück nimmt.

kecks
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Re: Provokation im UB

Beitrag von kecks »

naja, kann man machen, ist aber oft keine zeit für und kann ganz gewaltig nach hinten los gehen ("immer müssen wir über nazis reden. doofes thema. da war nicht alles schlecht. blablablubblubb. da kann ich doch nichts dafür. das war mein opa. ich will mein kampf lesen."). und die große bühne für die übeltäter hast du damit immer noch geboten.

nur interessehalber: wie lange bist du schon im schuldienst? wie alt bist du?

Freidenker
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Re: Provokation im UB

Beitrag von Freidenker »

lapal sprach :
Sorry, aber dieser Pessimismus geht mir in der Schule ziemlich auf den Zeiger.
Da bin ich mal gespannt, wie Du Dich in ein paar Jahren, wenn du die Realität durchlebt hast, äußern wirst, geehrter lapal ! 8)
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

Rayanne
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Re: Provokation im UB

Beitrag von Rayanne »

lapal hat geschrieben:
Rayanne hat geschrieben:
larissa hat geschrieben: Generell würde ich das (wie schon von anderen gesagt) nicht vor der Klasse groß thematisieren. Damit wird diesen Symbolen eine Bühne eingeräumt, die sie nicht verdienen.
Gerade das, sehe ich anders. Offensichtlich ist bei diesen Schülern bzw. Klasse Nachholbedarf in Sachen politische Meinungsäußerung. Was bringt es pädagogisch den Schülern zu zeigen, dass sie etwas nicht dürfen? Gar nichts. Sinnvoller ist doch darauf zu bauen, dass sie selbst verstehen, warum z. B. Hakenkreuze in D. verboten sind und was hinter diesem Zeichen steht. Die Schüler stehen sicherlich nicht hinter einer rassistischen Denkweise, die so weit geht und Menschen ermordet, die eine andere Herkunft/Hautfarbe/Religion usw. haben. Wenn sie das verstanden haben, malen sie sicherlich auch nicht im Geheimen solche Symbole.
Ich denke (ähnlich wie einige Vorredner), dass Gymnasiasten und Realschülern der 10. Klasse das mehr als bewusst ist. Ich habe bisher zumindest nichts gegenteiliges erlebt, wohl aber Provokationen genau in diese Richtung. Die ganze Klasse dann in Sippenhaft zu nehmen und denen vorzubeten, dass das nicht geht, bringt meiner Erfahrung nach relativ wenig, denn die finden das selbst doof (der Mitschüler des Provokateurs hat ja offenbar auch versucht, ihn abzuhalten). Gespräche mit zwei Provokateuren, die ich mal hatte, haben da mehr gebracht und auch offenbart, dass sehr wohl ein fundiertes Wissen vorhanden ist. Im Einzelgespräch konnte man aber um einiges besser den betroffenen und kritischen Standpunkt klar machen als im großen Plenum.

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