Schüler akzeptiert Lehrperson nicht - Disziplinprobleme

Was tue ich, wenn ....?
Frage12
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Schüler akzeptiert Lehrperson nicht - Disziplinprobleme

Beitrag von Frage12 »

Ich bin ratlos. Seit Monaten bin ich mit der Mutter eines 10. Klässlers im Gespräch, aber da Mutter die Schuld für das Verhalten mir zuschiebt, komme ich da nicht wirklich weiter. Sohn wird nach diesem Schuljahr abgehen. Er stört den Unterricht, äußert bei wirklich jedem Arbeitsauftrag seinen Unmut laut und verhält sich mir gegenüber respektlos. Ich erwarte von ihm nicht mal mehr Mitarbeit, aber mit der Respektlosigkeit habe ich ein Problem. Vor allem seitdem mir die Mutter klar machte, dass der Schüler ein Problem mit mir als Person hat. Ich traue mich mittlerweile gar nicht mehr den Schüler anzusprechen und ignoriere ihn weitgehend. Das ist falsch, aber soll ich 10 Minuten jeder Stunde damit verbringen, den Schüler zu maßregeln? Da werden sich die anderen 23 Schüler bedanken.
Gestern gab es eine Situation in der ich mich wirklich handlungsunfähig fühlte, weil meine Schule ein Gymnasium ist, das kein Gesamtkonzept für Störungen hat wie es Gesamtschulen im Umkreis haben. Wenn man den Schüler rausschicken möchte, dann könnte er in einen Trainingsraum oder zum Schulleiter gehen, aber wie gesagt so etwas gibt es bei uns nicht. Was ist passiert? Der Schüler wurde in einer Gruppenarbeitsphase von einem anderen Schüler geärgert. Die beiden sind Freunde, aber es wurde laut. Da der respektlose Schüler sich von mir gegängelt fühlt, spreche ich also den anderen an und sage ihm, dass er sich wegsetzen soll. Da antwortet mir der respektlose Schüler: Nein, er bleibt hier!

Ja wo sind wir denn bitte hier!? Ich habe gleich für das nächste Gespräch eine Notiz gemacht, aber ich erhoffe mir davon nichts.
Das Schuljahr ist in knapp 8 Wochen vorbei, aber dieser Schüler wird von Woche zu Woche schlimmer. Ich glaube, dass ich zu nett bin.

Habt ihr Ideen, welche Strategie ich noch verfolgen könnte, damit dieser Schüler seine Respektlosigkeiten unterlässt? Wenn ich ihn einen Aufsatz zum Thema respektloses Verhalten gegenüber einer Lehrkraft schreiben lasse, dann wird er das 1. nicht machen und 2. wird Mutter dann wieder völlig hysterisch mir gegenüber. Und ich mache mich damit lächerlich.

LatinaTeacharin
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Re: Schüler akzeptiert Lehrperson nicht - Disziplinprobleme

Beitrag von LatinaTeacharin »

Richtig - du machst dich mit deinem Verhalten lächerlich. Das tust du übrigens jetzt schon. Der Junge provoziert dich fortlaufend und will dauernd einen Kleinkrieg anzetteln bzw. weiterführen. Und du steigst darauf ein. Das ist für den Jungen doch ein Sieg auf der ganzen Linie.

Fortan führst du - wenn du Elterngespräche überhaupt noch führen willst, und ein letztes, abschließendes Gespräch würde ich noch führen - im Beisein des Klassenlehrers und des Schulleiters bzw. eines Mitglieds aus der erweiterten Schulleitung (Abteilungsleiter). Und dann werden radikal die Konsequenzen aufgezeigt. Auch in den letzten 8 Wochen ist ein Schulausschluss ohne weiteres (noch) denkbar.

Und für DEINE Zukunft: so etwas tut man sich nicht an. Schon garnicht über Monate. Da werden bereits unmittelbar nach dem ersten bzw. wiederholten Male die zuständigen Personen (Schulleiter, Abteilungsleiter) eigeschaltet. Solche Kämpfe mit unbelehrbaren Eltern muss keine Lehrkraft allein austragen. Im übrigen führt man wegen eines solchen Verhaltens keine liebevoll zugewandten, pädagogischen Gespräche. Und man betreibt auch keine Ursachenforschung, warum sich das Kind so verhält. Es hat sich ANDERS zu verhalten. Das gewünschte/erwartete Verhalten wird ihm kurz und bündig verbal mitgeteilt. Erfolgt keine Verhaltensänderung des Schülers, dann folgen knallharte (sic!) Konsequenzen. Du reibst dich mit solchen Baustellen nur auf. Und das gehört nicht zu deinem Job.

Frage12
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Re: Schüler akzeptiert Lehrperson nicht - Disziplinprobleme

Beitrag von Frage12 »

Ich bereue es auch sehr, dass ich mich diskussionswillig/hilfsbereit gezeigt habe. :oops: Gibt es keine Möglichkeit die Schulleitung da raus zu halten? Ich habe nämlich Angst vor meiner. Die Gespräche haben bisher alle mit der Abteilungsleitung zusammen stattgefunden.

LatinaTeacharin
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Re: Schüler akzeptiert Lehrperson nicht - Disziplinprobleme

Beitrag von LatinaTeacharin »

Dann soll doch der Abteilungsleiter die Schulleitung einbeziehen oder ohne sie ggf. ein Machtwort sprechen.

Char
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Re: Schüler akzeptiert Lehrperson nicht - Disziplinprobleme

Beitrag von Char »

LatinaTeacharin hat geschrieben:Dann soll doch der Abteilungsleiter die Schulleitung einbeziehen oder ohne sie ggf. ein Machtwort sprechen.
Aus eigener Erfahrung: die SL haben selbst bei Schwerstvergehen wie Klauen, Rauchen, Schlägern etc. das Schulamt auf dem Rücken und nehmen sich Wartezeiten für Unterrichts-
ausschlüsse.
Das spricht sich rum. Eltern sowie Schüler haben in gewissen Bundesländern einfach
eine riesige Lobby einerseits und andererseits wird dem Referendar eher mangelnde
Urteilsfähigkeit vorgeworfen, als dass die Konsequenzen die er unternimmt anerkannt würden.

Beispiel an unserer Schule: Eine 8. Klasse verweigert konsequent Mitarbeit, stört
in GRUPPEN (nicht Einzelschüler) mit lautem Brüllen, REDEN, SINGEN, Werfen von abgebrochenen Stiften (*insertbeliebig*), Konsequenzen anfechtendem Verhalten
permanent den Unterricht. Einträge/ Bemerkungen an der Tagesordnung. NAchsitzen/Strafarbeiten werden immer wieder boykottiert.
Klassenlehrer unternimmt nichts, da die Schüler ja beim Klassenlehrer parrieren.
Andere Kollegen oder Refs dürfen dann schauen, wie sie damit klar kommen, dass
die Eltern den SL aufsuchen, oder die Lehrer für "unfähig" bezeichnen.
Konsequenzen werden von den Lehrer verhängt, dennoch wird deshalb ja noch lange
kein Unterricht statt finden, weil ständig gestört wird in GRUPPEN. Die Schüler wissen also
wieso sie in Gruppen stören, weil der Lehrkräfte dann weniger identifizieren können,
wer es war und weniger Konsequenzen verhängen können. Abschreiben-> wird verweigert,
Noten-> wen kümmerts, die Schüler nicht, ruft zudem nur die Eltern auf den Plan.
SL spricht kein Machtwort, SL hält diese Probleme einzig für Angelegenheit von Lehrkräften.
Klassenlehrer schützen ihre Klassen, um sich zu profilieren. SL hat Angst, dass er bei zu viel
Strenge Schülerneuanmeldungen verliert.
Wenn also jeder Schüler weiß, dass am Ende keine Maßnahme blüht, was wird ein Schüler wohl
tun, um dem Unterricht zu folgen? Solange nicht geklaut wird, oder Schuleigentum zerstört wurde, ist es nicht einmal Rektoratsaufsicht wert.

Illi-Noize
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Re: Schüler akzeptiert Lehrperson nicht - Disziplinprobleme

Beitrag von Illi-Noize »

Char hat geschrieben: Klassenlehrer unternimmt nichts, da die Schüler ja beim Klassenlehrer parrieren. [...]
Klassenlehrer schützen ihre Klassen, um sich zu profilieren.
Hier stelle ich mir die Frage: Warum hat der Klassenlehrer diese Klasse im Griff, obwohl er nach außen nichts unternimmt? Könnte es evtl. theoretisch nicht genau anders herum sein, dass die anderen Kollegen die Klasse völlig falsch anpacken? Manchmal stimmt die Chemie ... und manchmal eben nicht, und dann muss man dran arbeiten (von Schülerseite und Lehrerseite).

krabappel
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Re: Schüler akzeptiert Lehrperson nicht - Disziplinprobleme

Beitrag von krabappel »

Illi-Noize hat geschrieben:
Char hat geschrieben: Klassenlehrer unternimmt nichts, da die Schüler ja beim Klassenlehrer parrieren. [...]
Klassenlehrer schützen ihre Klassen, um sich zu profilieren.
Hier stelle ich mir die Frage: Warum hat der Klassenlehrer diese Klasse im Griff, obwohl er nach außen nichts unternimmt?


Das ist ganz logisch. Der Klassenlehrer ist die Person, die die Kinder am besten kennt und Beziehungsarbeit ist und bleibt nun mal das Wichtigste im Lehrerjob. Er kennt seine Pappenheimer, hat zu Beginn allerlei Maßnahmen durchgeführt, mit Eltern geredet, Noten verteilt, mal auf die Schulter geklopft oder einen Witz gemacht. Mit ihm fühlen sich die Kinder verbunden, weil sie wissen, wie er reagieren wird. Ein Neuling stört da die heilige kleine Ordnung pubertierender Haltloser.

Natürlich muss jeder seinen Weg finden, mit Disziplinkonflikten umzugehen. Aber es gibt (zumindest bei uns in der Stadt) so viele schwierige Schulen mit beschissenen Klassen, da darfs nicht an der Tagesordnung sein, dass Klassen brüllen, Zeug werfen und rumpöbeln- das IST es aber. Auch an der Tagesordnung ist es, dass Kollegen nicht zusammenhalten in der unkollegialen Annahme, dass jeder selbst an allem Schuld sei, was in der Schule falsch läuft oder gar in der irrigen Vorstellung, dass sie sich auf die Seite der Schüler schlagen müssten, um deren Gunst zu erhalten! Das kann sich jemand mit deinem Selbstbewusstsein und deiner inneren Gelassenheit nicht vorstellen, lieber Illi, aber das gibts viel zu oft. Lehrerkollegien können so hässliche Orte sein.

Es gibt aber durchaus Schulleiter, die ihre Schulsozialarbeiter, externen Kontakte und ihre eigene Autorität einzusetzen wissen, um die Kollegen zu schützen und Pappenheimer in ihre Schranken zu weisen. Neulinge oder wenig Durchsetzungsstarke haben hier die Möglichkeit des Überlebens und Schüler die Möglichkeit, irgendwas zu lernen:
Kein Rabatz mehr in den Schulstuben :lol: ! Ich red bald wie Freidenker, nur dass ich nicht die Reformpädagogen für das Disziplin- und Lernproblem verantworlich mache. Im Gegenteil, in reformpädagogischen Schulen herrscht Ruhe.

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