Sorge um Schülerin: depressiv/traurig

Was tue ich, wenn ....?
Schülerschreck982
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Sorge um Schülerin: depressiv/traurig

Beitrag von Schülerschreck982 »

Hallo ihr lieben,
seit Anfang diesen Jahres unterrichte ich in einer 11. Klasse Englisch an einer neuen Schule. Es lief auch alles gut, die Klasse ist lernbereit und leistungsstark. Allerdings scheint es einer Schülerin seit ein paar Wochen nicht so gut zu gehen. Sie sieht oft sehr traurig aus. Ich habe erst mal nichts unternommen, da ich dachte, dass sich das nach 2 Wochen wieder gibt. Vorletzte Woche kam ich dann in die Klasse, und da strahlte und lachte meine Schülerin, alberte mit den anderen herum und wirkte auf mich absolut glücklich. Doch nach der Stunde schlenderte sie den Gang entlang und als ich sie einholte, merkte ich, dass sie weinte. Da hätte ich eigentlich eingreifen sollen, aber sie ging aus der Schule hinaus und ich wollte nicht wie eine Stalkerin wirken. In den folgenden Stunden wirkte sie passiv, beteiligte sich gar nicht und einmal weinte sie sogar. Ich habe sie nach dem Unterricht angesprochen und gefragt, was mit ihr los ist. Sie meinte, dass es ihr gut geht. Ich habe ihr ein offenes Ohr angeboten. Sie fing an zu weinen, nahm ihre Tasche, sagte danke und lief weg.
Ich will mich auf keinen Fall aufdrängen, aber ich wüsste ganz gern, was mit ihr los ist, da sie normalerweise zu den besten gehört. Ich mache mir ernsthaft Sorgen um sie, da sie sonst ein total fröhlicher und offener Mensch ist.
Und ich würde ihr gern irgendwie helfen, und sei es, dass ich nur zuhöre oder sie in irgendeiner Form von ihrem Kummer ablenke.

Habt ihr eine Idee, was mit ihr los sein könnte und wie ich ihr helfen kann? So langsam macht sie mir echt Angst, aber ich will sie auch nicht bei ihren Eltern 'verpetzen', da ich damit mit Sicherheit die Vertrauensbasis auf Null setzten würde...

Ich bin für jeden Ratschlag dankbar!!!

LG Schülerschreck (aber ein ganz netter ;-) )

LuziEva
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Re: Sorge um Schülerin: depressiv/traurig

Beitrag von LuziEva »

Vielleicht erstmal den/die Stufenleiter ansprechen?
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Schülerschreck982
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Re: Sorge um Schülerin: depressiv/traurig

Beitrag von Schülerschreck982 »

Die macht bei uns leider gar nichts. Ich habe schon mit einer Kollegin von mir über die Schülerin gesprochen, da sie sie auch kennt, aber auch ihr ist keine richtige Lösung eingefallen... Vielleicht bringen ja die Weihnachtsferien ein bisschen Entspannung in die Sache...
Eine weitere Kollegin war der Meinung, dass sie nur simuliert, das fand ich eine Frechheit, es ist offensichtlich, dass sie Probleme hat... Manchmal muss ich mich fragen, wo der common sense bei den Leuten bleibt!

Freidenker
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Re: Sorge um Schülerin: depressiv/traurig

Beitrag von Freidenker »

Du solltest lieber an Deiner professionellen Distanz arbeiten und versuchen, Deiner Sentimentalität Herr zu werden, geehrte Schülerschreck982 !

Ich finde es auch reichlich merkwürdig, dass Du die Eltern nicht ins Boot holen wollen würdest und die Meinung einer (wahrscheinlich erfahreneren) Kollegin hier als Frechheit darstellst. Hast du schon jahrzehntelange Berufserfahrung ?

Ich denke, es ist sowieso nicht Deine Aufgabe, hier besonders aktiv tätig zu werden. Du bist jetzt schon dabei, Dir in Deinem Kollegium eine ganze Tüte voll Ärger einzuhandeln. Melde Deine Wahrnehmungen dem Klassenlehrer/Kursleiter und ggf. Schulsozialarbeit, und gut ist ! Das weitere ist nicht Dein Job ! 8)
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

LatinaTeacharin
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Re: Sorge um Schülerin: depressiv/traurig

Beitrag von LatinaTeacharin »

Recht hat er, der Freidenker. Wir sind Lehrer. Keine Therapeuten. Und auch keine "besten Freunde".

wesenheit
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Re: Sorge um Schülerin: depressiv/traurig

Beitrag von wesenheit »

Wir sind zwar keine Therapeuten, aber wir sind Pädagogen und als solche sollte uns das Wohlergehen der Schüler durchaus am Herzen liegen.

Ich würde in dem Fall gut abwägen und überlegen und beobachten.

Erstens ist die Schülerin in der Pubertät, und da kann durchaus alles dramatisch sein. Freundschaften, Liebesbeziehungen, Familie...
Deshalb würde ich auch mit solchen Äußerungen
Eine weitere Kollegin war der Meinung, dass sie nur simuliert, das fand ich eine Frechheit, es ist offensichtlich, dass sie Probleme hat... Manchmal muss ich mich fragen, wo der common sense bei den Leuten bleibt!
sehr vorsichtig sein. Vielleicht meint die Kollegin mit "simulieren" eben auch genau das: das übliche (spät)pubertäre Drama. Vielleicht auch nicht, aber trotzdem hat jeder seine eigene Herangehensweise und seinen eigenen Umgang mit Problemen.
Trotzdem finde ich es gut, dass du es überhaupt wahrnimmst und dir Gedanken machst.

Zweitens: Du hast ihr ein offenes Ohr angeboten, was ich sehr gut finde, aber wenn sie dann nicht auf dich zukommt endet deine "Zone" da erstmal. Das könntest du womöglich in einer ruhigen Minute auch nochmal deutlich sagen - dass sie gern auf dich zukommen kann, falls sie etwas besprechen möchte, dass du aber nicht weiter auf sie zukommen wirst.
Ich würde es Schulsozialarbeit, dem Schulpsychologen oder dem Vertrauenslehrer deine Beobachtungen mitteilen, ebenso dem Klassenleiter. Letzterem in jedem Fall zuerst.
Habt ihr Fallbesprechungen an der Schule oder Supervision? Dann könntest du das einbringen.

Was ich nicht gut finde: du "verpetzt" sie nicht bei den Eltern, falls (!) du mit ihnen sprechen würdest. Du bist nicht ihre Freundin oder allgemein auf einer "Stufe" mit den Schülern.
Natürlich ist das eine Abwägungssache und du bräuchtest mehr Einblick in die familiäre Situation, aber an sich wären dann auch Eltern Ansprechpartner des mit der Schülerin betrauten Lehrers - wobei ich das persönlich in die Hände des Klassenlehrers geben würde, da bist du als Fachlehrer nicht nah genug dran.

Zum "Nicht die Freundin"-Sein gehört auch, dass du sie nicht von ihrem Kummer ablenken sollst. Dafür bist du eben NICHT da. Du kannst ihr als Pädagoge ein Gespräch anbieten, du kannst je nach Problemlage auf weiterführende Hilfen hinweisen und dich dahingehend auch evtl. engagieren, aber du bist nicht ihre Therapeutin und auch nicht ihre Freundin und begibst dich mit einer zu engen Bindung zu ihr auf eine unprofessionelle Ebene, die dich letztendlich sogar daran hindern kann, der Schülerin wirklich zu helfen (z.B. indem du, obwohl es nötig wäre, die Eltern nicht hinzuziehst).

Rayanne
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Re: Sorge um Schülerin: depressiv/traurig

Beitrag von Rayanne »

Ganz so krass wie meine Vorredner seh ichs nicht, weil dann hät ich auch IT-ler werden können statt Pädagoge -

aber tatsächlich finde ich, dass du (gerade bei einer Q-Schülerin!) das Notwendige getan hast.
Du hast ihr gesagt, dass du ein offenes Ohr hättest, falls sie es in Anspruch nehmen möchte.
Dass du nicht therapieren möchtest, ist denke ich den meisten hier Mitlesenden und -schreibenden klar, aber ein Lehrer - auch ein Referendar - kann durchaus Kontakt vermitteln zu Stellen, die wirklich helfen können (der Schulpsychologe, das Jugendamt, was weiß ich...). Genau diese Kontakte würde ich ihr - falls sie sich an mich wendet - in einem Gespräch übergeben.
Ihr persönlich zu helfen würde ich aber auch als Überschreitung der professionellen Distanz sehen. Vielleicht ist das mal anders, wenn wir seit 10 Jahren unterrichten und Schüler seit der 5. Klasse kennen, im Ref jedoch hat man i.d.R. eigentlich keinen Bezug und v.a. keinen Maßstab, wie der Schüler sich sonst verhalten hat.

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