Schülerinnen stellen sich ständig dumm

Was tue ich, wenn ....?
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france
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Schülerinnen stellen sich ständig dumm

Beitrag von france »

Hallo,

ich befinde mich im 2. Ausbildungsjahr, unterrichte selbstständig, darunter eine 7. Klasse in Französisch (2. Lernjahr, Realschüler).
Im vorigen Jahr habe ich die Klasse während des Schuljahres von meiner Mentorin übernommen; damals empfand ich die Klasse gar nicht als so schlimm. Mittlerweile schlägt aber vermutlich die Pubertät voll zu und das Niveau in der Klasse driftet soweit auseinander, dass ich mittlerweile nicht mehr weiß, was ich tun soll. Zumindest kommt es mir gerade so vor, als sähe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht und deshalb würde ich mich freuen, wenn ihr mit Anregungen, Ratschläge etc. geben könntet =)

Also: einige Schüler sind sehr leistungsstark, machen gut mit, erledigen ihre Aufgaben, …
Auf der anderen Seite gibt es eine handvoll Schülerinnen, die sehr demotiviert sind, die ständig nur Briefchen schreiben und auf ihrem Block rummalen (bis ich es unterbinde), Hausaufgaben& Arbeitsmittel vergessen und sich dann zu allem Überfluss auch noch ständig dumm stellen. Ich glaube wirklich, dass sie keine (wesentlichen) Probleme mit dem Stoff hätten, aber sie schalten ständig ab, lassen sich dann mit den Lösungen im Plenum berieseln und sitzen da halt ihre Zeit ab. Ich habe das Gefühl, dass deren Null-Bock-Stimmung den ein oder andren Mitschüler infiziert, der sonst vielleicht gut mitmachen würde.
Jetzt meine Frage: was kann ich dagegen tun?
Sitzordnung hab ich schon verändert, zwar könnte ich da an einigen Stellen noch radikalere Schritte einleiten, aber letztendlich wird es keine perfekte Sitzordnung geben, weil die Schülerinnen (mehr als 80% sind Mädels in der Klasse) alle untereinander ziemlich dicke befreundet zu sein scheinen, also auch welche, die in Parallelklassen sind. Wobei ich eben auch sagen muss, dass Unruhe kein riesiges Problem ist, aber eben diese extreeeem lahme Stimmung und die Dünnbrettbohrerei. Das betrifft nicht zuletzt Schülerinnen, die weit vorn und allein sitzen.
Ich versuche, soweit es geht, die Schüler selbstständiger arbeiten zu lassen, aber genau da liegt eben auch ein Problem: dass ich nicht weiß, wer sich dumm stellt und wer wirklich Probleme hat.
Ich habe schon überlegt, dass ich (beispielsweise mit Strichen an der Tafel, auch wenn das sehr abgelutscht ist) Schüler dreimal ermahne und dann bekommen sie eine Extra-Aufgabe. Aber wiederum das Problem: wenn sie diese dann bis zum nächsten Mal vergessen? Ich dachte da beispielsweise daran, dass sie Stoff wiederholen und daraus nen kleinen Kurzvortrag mit Beispielen für die Mitschüler halten, aber da muss ich dann ja auch immer extra Zeit einplanen und das, wo wir schon so weit hinten hängen.

Ich sage beispielsweise, sie sollen sich Wörter aus einer Übersicht im Buch abschreiben und es heißt dann „Weiß ich nich, hab ich nich gefunden!“
Ich schreibe auf ein Arbeitsblatt einen Arbeitsauftrag, der sehr einfach zu verstehen ist und sie verstehen ihn nicht, fordern mich also implizit dazu auf, es doch bitte auf deutsch zu sagen….

Ich weiß zum Beispiel, dass mein heutiger Unterricht stinklangweilig war, aber was soll ich machen? Für irgendwelche „Spiele“ sind die nicht empfänglich (also zumindest eben die Schülerinnen, die mir eh Probleme bereiten); bei etwas freieren Partnerarbeiten reden sie deutsch und stottern sich dann, wenn sie im Plenum was dazu sagen sollen, einen ab. Dabei kommt also erst recht nichts raus.
Die Schüler, die ordentlich mitmachen, tun mir Leid und ich würde ihnen gerne tollen, abwechslungsreichen Unterricht anbieten, in dem man auch mehr übt. Aber das geht eben nur, wenn meine ‚Sorgenkinder’ was machen und dann nicht quasi alles, was im Unterricht läuft, nur widerwillig oder zum Teil gar nicht erledigen und wir nur schleppend (oder auch gar nicht) zum Ziel kommen.

Wie gesagt: ich fühle mich grade so, dass ich ein Brett vor dem Kopf hab und nicht weiß, was ich tun soll, sodass ich mich sehr über eure Meinungen& Tipps freuen würde. =)

Lg, france

Drops
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Re: Schülerinnen stellen sich ständig dumm

Beitrag von Drops »

Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass Noten in einer vollpubertären 9. Klasse noch das beste Druckmittel sind.
Schreib einfach mal öfter Tests, die sich auf die letzte Stunde oder Hausaufgabe beziehen! Gib stundenweise mündliche Noten. Lass mal jemanden vorne an der Tafel Verben konjugieren! All die "ätzenden" Lehrersachen, die man nie machen wollte.
Ich dachte zu Beginn meiner "Lehrerkarriere" auch wie Du, mittlerweile will ich meine kostbare Lebenszeit nicht als zappelnder Entertainer vor irgendwelchen Neuntklässlern verbringen.
Die Schüler wollen (im Normalfall) einen einigermaßen zufriedenstellenden Schulabschluss, die Eltern wollen das auch, also müssen die Schüler bei mir etwas dafür tun.

Klar, das Gemaule ist riesig am Anfang, aber irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem Du merkst, wer sich tatsächlich nur dumm stellt und wer leider wirklich nicht mitkommt.

krabappel
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Re: Schülerinnen stellen sich ständig dumm

Beitrag von krabappel »

Wie ist denn das an den Oberschulen in Sachsen? Ist Französisch nicht zweite Fremdsprache, gar "Neigungskurs"? und haben das eher die, die aufs Gymi wollen? vielleicht sind die Mädels einfach am falschen Platz.

Wenn du den Nerv hast, dann triff dich mit einzelnen Schülerinnen und ihren Eltern zum Gespräch. Was ist ihr Ziel? wie wollen sie vorankommen, wer lernt mit ihnen zu Hause etc. pp. wenn sie den Allerwertesten nicht hoch bekommen, steht vermutlich die Abwanderung in den Hauptschulbildungsgang in Aussicht.

Viele Halbwüchsige und ihre Eltern kann man wieder gewinnen, wenn man ihnen sagt, dass sie einem nicht egal sind und ihnen gleichzeitig die Verantwortung zurückgibt.

france
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Re: Schülerinnen stellen sich ständig dumm

Beitrag von france »

@krabappel:
Französisch ist die zweite Fremdsprache, die bei uns an der Schule als ganz normales, durchgehendes Fach angeboten wird. D.h., man kann zwar zwischendurch (notfalls) aufhören, aber im Grunde ist es vorgesehen, das von der 6 bis zur 10 durchzuziehen, man kann auch die mündliche Abschlussprüfung darin machen.
(an manchen Oberschulen ist es auch Neigungskurs, also wirklich mal nur ein Jahr reinschnuppern...)
Und klar, für gewöhnlich sind das schon die besseren Schüler, die ggf. mal noch Abi machen wollen oder sich eben generell mehr Möglichkeiten offen halten wollen.

Zumindest bei den 3, 4 schweren Fällen werde ich wohl nicht drumrum kommen, da auch das Gespräch mit dem Klassenlehrer zu suchen und ggf. die Eltern einzubeziehen, ja...wobei ich offen zugebe, dass ich mich davor noch ein wenig scheue (irgendwie denk ich mir als Ref halt: vielleicht liegt es ja an mir, vielleicht sieht es so aus, als wär ich dann hilflos....ich weiß, so ne Einstellung ist sicher nicht der richtige Weg ;) )

@Drops: Danke für deine Tipps, die werde ich wohl gleich kommende Woche beherzigen ;)

Drops
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Re: Schülerinnen stellen sich ständig dumm

Beitrag von Drops »

france hat geschrieben: Zumindest bei den 3, 4 schweren Fällen werde ich wohl nicht drumrum kommen, da auch das Gespräch mit dem Klassenlehrer zu suchen und ggf. die Eltern einzubeziehen, ja...wobei ich offen zugebe, dass ich mich davor noch ein wenig scheue (irgendwie denk ich mir als Ref halt: vielleicht liegt es ja an mir, vielleicht sieht es so aus, als wär ich dann hilflos....ich weiß, so ne Einstellung ist sicher nicht der richtige Weg ;) )
Ich kann Deine Sorgen dahingehend verstehen, möchte sie Dir aber auch nehmen.
Als Ref denkt man schnell, man würde bei den Kollegen in der Schublade "unfähig" landen; bist Du aber an einer "guten" Schule mit einem kollegialen Umgang, sind die Gedanken unberechtigt. Im Normalfall werden Dir die Klassenlehrer unter die Arme greifen und die Eltern sind oft sehr dankbar für Gespräche und Mitteilungen.
Scheust Du Dich noch vor ersten Elterngesprächen, dann frag die Klassenleitung, ob sie bereit ist, mir Dir zusammen einen Elternbrief aufzusetzen, den die Eltern unterschreiben müssen und somit zur Kenntnis nehmen. Das wäre ein erster Schritt.
Vielleicht kann die Klassenleitung auch ein Gespräch mit den Schülern führen, bei dem Du dabei bist.
Es gibt dahingehend viele Möglichkeiten, natürlich immer abhängig vom Kollegium und den Schulstrukturen.

Ansonsten wirken wöchentliche Tests, wie gesagt, oft Wunder. So eine HÜ ist schnell geschrieben und korrigiert, gerade in einem sprachlichen Fach bleiben Dir mit Grammatikübungen und Vokabeln viele Möglichkeiten!

Viel Erfolg! Lass uns wissen, ob es was nützt!

krabappel
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Re: Schülerinnen stellen sich ständig dumm

Beitrag von krabappel »

france hat geschrieben: Zumindest bei den 3, 4 schweren Fällen werde ich wohl nicht drumrum kommen, da auch das Gespräch mit dem Klassenlehrer zu suchen und ggf. die Eltern einzubeziehen, ja...wobei ich offen zugebe, dass ich mich davor noch ein wenig scheue (irgendwie denk ich mir als Ref halt: vielleicht liegt es ja an mir, vielleicht sieht es so aus, als wär ich dann hilflos...)
:shock: Wieso denn das? im Gegenteil. Du bist nicht hilflos sondern suchst nach Lösungen für die Probleme der Kinder. Es geht ja hier nicht mal um ein Durchsetzungsproblem sondern darum, dass die Schüler nüscht machen. Mit dem Klassenlehrer kannst du allemal reden, der kennt doch seine Pappenheimer. Und die Eltern ins Boot holen, bevor die 5en rieseln ist sicher auch nicht dein Schaden.

Aber du musst dich letztlich wohl damit fühlen.

kroellebora
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Re: Schülerinnen stellen sich ständig dumm

Beitrag von kroellebora »

Ich bin auch grade im Ref und habe bisher sehr gute Erfahrungen gemacht, die Eltern von solchen Trödelköppen anzurufen und ihnen mitzuteilen, dass ihre lieben Kinderchen keine Hausaufgaben machen bzw. nicht mitarbeiten und dass ich da ganz auf ihre Mitarbeit vertraue, da sie ja ganz bestimmt nicht erst davon erfahren wollen, wenn die 5 oder 6 auf dem Zeugnis steht.
Und mit der Begründung war bisher noch nicht ein Elternteil unfreundlich, sondern alle haben sich herzlich bedankt für die Benachrichtigung und gebeten, sich doch bitte wieder zu melden, wenn die Kinderchen weiterhin nicht arbeiten und um das Nacharbeiten wollen sie sich kümmern. Das hat sogar in einem Großteil der Fälle tatsächlich geklappt.

Und wenn man so richtig zuckersüss freundlich dabei ist und immer schön höflich, sind die Eltern meistens auch nicht unfreundlich. Ich meine, die kennen ihre Kinderchen auch und wissen auch, dass die zu Beginn der Pubertät grade auch mal richtig ätzend sein können.

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