In der Masse sind Schüler stark

Was tue ich, wenn ....?
Hubselzwerg
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Re: In der Masse sind Schüler stark

Beitrag von Hubselzwerg »

Tanja Gmeiner hat geschrieben:Ich würde an deiner Stelle auch zum OHP greifen...und "schöne" von oben bis unten volle Folien auflegen.Um in das ganzen noch etwas "fiese" reinzubrigen die Folie noch mit einem DIN A4 Papier abdecken..und das ganze dann genüßlich runter ziehen.Du hast dabei dann den Spaß denn die Sus hatten ihn ja schon....so können Sie nicht gleich sehen was alles auf der Folie ist. :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

Wenn die Kl wieder beschulbar ist kann ja mit normalen Unterricht weiter gemacht werden.
Ich glaube nicht, dass das funktioniert. Zumindest nicht, wenn die so drauf sind, wie ein paar aus meiner 9. Die schreiben nicht ab (die holen nichtmal einen Block raus.)

Andererseits ist das zum Testen/Beobachten ganz gut. Beim Abschreiben kann ja keiner glaubhauft behaupten "ich hab das aba nich verstandn" . Da kann man gut sehen, wer tatsächlich die Arbeit verweigert.
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cyhyryiys
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Re: In der Masse sind Schüler stark

Beitrag von cyhyryiys »

Ich würde versuchen, den Einstieg nicht zwingend "motivierend" zu gestalten, da die Fachinhalte m. E. zumindest bei Schülern aus bildungsfernen Milieus keine / nur sehr kurze Strahlkraft besitzen. Vermutlich sind die Schüler es gewohnt, dass nach dem Zuckerl eh triste Aufgabenerfüllung kommt.

Dann würde ich prüfen, welche Schüler der Klasse es wirklich wünschen, dass ich bei ihnen Unterrichte und welche nicht. Wenn du die Störer innerhalb der Klassengemeinschaft als Minderheit präsentieren kannst, dann fruchten auch die vorangegangenen Vorschläge mit dem Abschreibeunterricht besser - denn die Mehrheit wird wahrscheinlich lieber anders lernen wollen.

Wenn ihr einen Auszeitenraum habt, dann nutz den. I. d. R. sollte dann der KL zuständig sein für Folgen mehrfacher Auszeitenraumbesuche. Ich kenne es so, dass nach dreimaligem Besuch innerhalb kurzer Zeit eine Woche Schulausschluss folgen konnte. Dein primäres Ziel muss es nun erst mal sein, dass Schüler die wollen lernen können.

krabappel
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Re: In der Masse sind Schüler stark

Beitrag von krabappel »

cyhyryiys hat geschrieben: Wenn ihr einen Auszeitenraum habt, dann nutz den.
Hm. Aber wen dorthin schicken, wenn 2/3 der Klasse rumspinnt?

Eigentilch Irrsinn, was man so diskutiert. Es gibt echt Grenzen, an denen die Schulleitung Ideen präsentieren sollte. Wahrscheinlich ist doch, dass durch häufigen Klassenleiterwechsel und mangelnde Sozialarbeit schon seit Jahren was falsch läuft. Denn auch schwierige Schulen mit schwieriger Klientel haben Klassen, die ganz gut laufen.

Es lebe das Klassenleiterprinzip!

Ich drück dir jedenfalls die Daumen.

Heissassa
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Re: In der Masse sind Schüler stark

Beitrag von Heissassa »

Kann ich auch ein Lied von singen. Ich vertrete nur dann und wann (im Rahmen der U+, wie sie mal so schön hieß) in der Gruppe, auf die ich mich beziehe, und habe dadurch wirklich kaum eine Handhabe, bis auf das Übliche (Ermahnungen, Klassenbucheinträge) und Gespräche mit dem Klassenlehrer oder Fachlehrern. Die Wirkung: Äußerst begrenzt. Einer von denen findet's sogar überaus witzig, außerhalb der Stunden - üblicherweise, nachdem der Klassenlehrer mal wieder in einer seiner Stunden auf den Putz gehauen hat - mit irgendwelchen Pseudo-Einsichten anzukommen, so nach dem Motto "Wir haben es jetzt kapiert, jetzt wird alles besser" - und das richtig schön betont ironisch. (Betont ironisch-freundlich grüßen sie auch, wenn man sich auf den Fluren begegnet.)
Und das Beste: Sobald ein "richtiger" Lehrer den Raum betritt - z.B., weil sie es mal wieder so wild treiben, dass Unterricht selbst nebenan kaum möglich ist - kriegen sie die Zähne kein Stück mehr auseinander. Ob das nun demonstrativ sein soll oder ob sie einfach mit mächtig voller Hose vor denen kneifen, die ihnen wirklich was könnten - ich bin mir noch nicht sicher. Verweise in andere Klassen werden übrigens schlicht verweigert. Raustragen kann ich sie schlecht. Bei Einzelgesprächen nach der Stunde allerdings sind sie, vom Rudel getrennt, den Tränen nahe. Sofern sie nicht vorm Einzelgespräch türmen. Ist auch schon passiert. Mords Kerle! :mrgreen:
Spiele da zur Zeit mehrere mögliche Lösungsansätze im Kopf durch. Von ehrlicher, aber möglichst unemotionaler Ansage darüber, was ich von diesem mitunter feigen und gockelhaften Getue halte, bis hin zu völligem Totignorieren, dass selbst die letzten Anerkennungssuchtis den Spaß dran verlieren, ist noch alles dabei. Gleichzeitig muss ich natürlich auch Aufwand und Ertrag abwägen, da ich die Gruppe wie gesagt alle paar Wochen mal sehe.
Übrigens gehe ich davon aus, dass es keinen tieferliegenden Grund für das Ganze gibt, zumindest keinen, der in den Stunden liegt. Ich gehe freundlich in Klassen rein, zeige Strenge, wenn nötig, und bin selbst auf kurzfristig "reingekommene" Vertretungsstunden verhältnismäßig gut vorbereitet, weshalb es in den anderen Gruppen auch gut funktioniert. Ich nehme an, dass ich es da einfach mit "Vertretungsstundenrambos" zu tun habe. :lol:

kecks
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Re: In der Masse sind Schüler stark

Beitrag von kecks »

sehr anstrengend, mein beileid. aber: es ist fast nie persönlich gemeint, sondern lediglich entwicklungsbedingtes verhalten. schulunterricht wie in unserem system üblich ist für die allermeisten achtklässler schlicht nicht 'artgerecht'. die müssen rennen, klettern, sich prügeln, planen, erleben, sich beweisen, scheitern und daraus lernen, ohne allzuviel kontrolle und abfederung durch erwachsene außenrum. das kannst du in der schule aber nicht bieten.

meiner erfahrung nach bietet sich die schreibarbeit mit folie an; wer hier verweigert, geht eben den üblichen weg der schulstrafen, damit das alles dokumentiert ist und die eltern bescheid wissen. die große masse wird am gymnasium mitziehen, wenn du anschließend entsprechend viele leistungsnachweise einforderst. wichtig ist straffer unterricht, tempo, lass sie ständig was tun, viele ritualisierte abläufe, jeder muss wissen, was jetzt zu tun ist (und was passiert, wenn er was anderes tut), struktur, struktur, struktur. anspruchsvoller unterricht (es muss deutlich werden, dass sich mittun lohnt, dass man "bei dir was lernt", wie die sus sagen würden). gut zieht auch oft sozialdienst und früharbeit (statt nachsitzen am nachmittag) bei abweichendem verhalten. das alles funktioniert aber nur, wenn du gelassen und routiniert und souverän und vor allem wohlwollend und zugewandt und unerbittlich agierst. motto: ich arbeite gern mit euch, aber verhalten zyx ist inakzeptabel, weil... es ist mein job, euch zu unterrichten, verhalten zyx verhindert dies, deshalb kannst du das entweder selbst abstellen oder ich muss konsequenzen setzen, bis du es abstellst.
im allgemeinen gibt es ein paar anführer, ein paar mitläufer und ein paar genervte leute, die lieber unterricht machen würden. spalte die klasse, sanktioniere die anführer, dann hast du eigentlich alle (vorausgesetzt, dein unterricht ist motivierend und fachlich kompetent und gut strukturiert und du bleibst freundlich und wirst nie persönlich verletzend).
hilfreich ist auch beziehungsarbeit, wenn du leerläufe im alltag hast - nutze z.b. aufsichten oder zeit vor stundenbeginn zum plaudern mit den schülern. entspannter smalltalk kann wunder wirken. schüler in dem alter arbeiten oft eher 'für dich' als 'für sich'. die tun das, weil du ihnen das gesagt hast und sie möchten, dass du gut über sie denkst.

wenn die klasse gar nicht in die spur zu bringen ist hilft manchmal auch der konzertierte auftritt möglichst aller in der klasse unterrichtenden kollegen, die dann gemeinsam das obige sprüchlein aufsagen und das von da an gemeinsam durchziehen (d.h. striche etc. werden von stunde zu stunde mitgezogen, gemeinsames sanktionssystem usw.).

Thisbe
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Re: In der Masse sind Schüler stark

Beitrag von Thisbe »

@kecks: Finde ich super, was du geschrieben hast! Ich habe ein ähnliches, wenn auch nicht ganz so massives Problem mit einer neunten Klasse und mir jetzt für die Zeit nach den Ferien und nach Rücksprache mit meinem Fachleiter ziemlich genau vorgenommen, was du empfiehlst. Vor allem, dass man den Schülern dennoch wohlwollend gegenüber bleibt, finde ich sehr wichtig. Wenn ich selbst genervt bin und die Schüler das spüren lasse, nutzt das schließlich keinem. Ich hoffe, ich finde hier das rechte Maß zwischen Freundlichkeit und "Unerbittlichkeit".

kecks
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Re: In der Masse sind Schüler stark

Beitrag von kecks »

es ist sehr anstrengend. aber es wird. es wird sogar zur routine, wenn du das eine weile machst. und die allerallerallermeisten schüler nehmen dir das nicht übel! selbst wenn an manchen tagen deine genervtheit vom schülerverhalten durchkommt - die können das schon ab. du bist auch nur ein mensch, und kein perfekter pädagogikroboter! und das darf man auch ab und an merken.

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