1. Schüler gibt freche Antworten, 2. Klasse unruhig

[chilipaprika]

es hängt natürlich davon ab, ob nur ein paar Schüler stören (dann gibt es aber auch keinen Grund, in die Pause reinzugehen...) oder alle.

In NRW mit Schulleiter-Brief schon gesehen. (Ankündigungen waren schon vorher klar gemacht worden), ich weiß aber nicht, ob sie das Recht ausgedehnt haben.

Aber dann: Schüler haben auch ein Recht auf Pause, dann darfst du auch nicht überziehen. Und ehrlich gesagt finde ich das Recht auf Pause wichtiger (für die Schüler aber auch für mich) als eine nachgeholte Stunde irgendwann.

Chili

[krabappel]

Ich habe früher eine zeitlang gebabysittet und der 5jährige, ...
Wir reden aber jetzt über einen 6. Klässler ...

geh einfach davon aus, dass der 12jährige auf dem gleichen emotionalen Stand ist, wie der 5jährige. Was würdest du bei dem Kleinen machen?

Du beschreibst selbst zwei Arten von Konflikten:
1. Unruhe (kramen, tuscheln etc.) -> da kann helfen, frühzeitig einzugreifen, erst weitermachen, wenn X seinen Füller hingelegt hat und Y den Mund hält. Sei präsent, steh ruhig vorne, mache klare Ansagen, Fokus hat auf dir zu sein. Vorne an der Tafel steht, was zu tun ist, los gehts.
2. Einzelner Schüler pöbelt rum -> offener Konflikt. Ziel von ihm ist es, cool dazustehen oder dich zu testen oder über eigene Selbstwertgefühle hinwegzutäuschen (Sitzenbleiben ist scheiße, alle anderen und vor allem er selbst hält sich für einen Loser) -> versuche zu fühlen: was will er? und bleib dann bei der sachlichen Ebene. Beim Verhalten und beim Inhalt. Nicht auf die Beziehungsebene rutschen (z.B. sich angegriffen fühlen). Es kann passen: "klasse, dass du so viel weißt, aber melde dich bitte" oder aber vor der Stunde "Max, ich hab vor der Tür einen Tisch für die Kinder, die nicht in der Klasse lernen können. Wenn du das nächste Mal rumbrüllst, sitzt du mit dem Arbeitsblatt vor der Tür".

Man kann die zwar nachsitzen lassen, aber ich weiß nicht mal, wo die dann hingehen sollen usw. und es ist mir als Referendar auch zu doof gleich zu fragen, das zeigt doch sofort, dass ich die Klasse nicht im Griff habe?

Wieso denn das? das zeigt im Gegenteil, dass du dabei bist, die Klasse in den Griff zu bekommen! würde mich unbedingt in das System einklinken, dass die Schule nutzt. Und zwar nicht mit dem Gefühl "ich kann das nicht/ ich bin bloß ein Referendar/ was könnten die Eltern denken...?" sondern mit dem Gefühl "wie wir alle wissen übertritt Max deutlich die Grenzen und da müssen wir dringend handeln".

[Locher]

x

[Illi-Noize]

Beim nächsten Problem mit ihm: "Ich habe gestern mit Dir gesprochen, und Du hast genickt, dass Du Dich nun benimmst. Mich stört es, dass Du Dich an diese Abmachung nicht gehalten hast, und es folgt nun die nächste Stufe: Dein Platz ist nun der Einzeltisch vor dem Klassenzimmer (oder Nachsitzen oder Trainingsraum oder oder oder), damit Du die andere Schüler nicht weiter störst. Zudem werde ich heute noch Deine Eltern anrufen, denn so geht es nicht."

[Rayanne]

Einen guten Tipp hat uns auch mal der Seminarlehrer für Psychologie gegeben:
Dem Schüler sagen, dass man die Eltern anrufen wird aufgrund des Fehlverhaltens. Das dann auch sofort tun, diese aber erst zur Sprechstunde ca. 2-3 Wochen später einbestellen (vorgeben, dass man vorher ausgebucht ist o.ä).
Damit zittert der Schüler 2 Wochen lang und versucht sich natürlich von seiner besten Seite zu zeigen. Sehr effektiv.

[Drops]

Ui, das ist wirklich gut! Ich werde das nächste Woche genau so ausprobieren, hab da so einen Sonderfall...

[krabappel]

...Was mache ich am besten, wenn er sich das nochmal rausnimmt?

Das funktioniert so nicht. Was ist, wenn er morgen HALLO brüllt und du hast dich auf TSCHÜSS vorbereitet? Niemand kann dir für jede Eventualität einen passenden Satz sagen. Und das muss auch niemand, das schränkt deine Authentizität bloß ein.

Es geht darum, seine "Lehrerhaltung" zu finden. Die ganzen Methoden funktionieren nur, wenn du dahinter stehst. Genau so, wie das "ohne Geschichte ins Bett schicken" des 5jährigen geht es darum, dass du ruhig bleibst und sagst, wos langgeht. (Nicht, dass das immer gelingt, aber in diese Richtung soll es gehen). Ich schau mir übrigens immer mal wieder Kollegen im Unterricht an und achte darauf, wie sie wirken, was gut funktioniert und auch was mir davon gefällt (nicht jeder, der sich durchsetzen kann macht das auf eine Weise, die zu mir passt).

Frag dich selbst mal in Ruhe und ganz ernsthaft, warum dich der Bursche so aus der Fassung bringt, der 5jährige aber nicht. Und versuche, dich gedanklich von seinem Sitzplatz aus zu sehen: Was strahlst du aus? und was möchtest du ausstrahlen?