Die "lieben" kleinen...

[vatalanta]

Hallo!


Ich habe zu Beginn des Schuljahres eine Gruppe Erstklässler in der Ganztagsbetreuung übernommen (ich habe eigentlich Lehramt für Realschulen studiert und so gut wie keine Erfahrung mit Grundschülern). In meiner Gruppe, die ich nach Schulschluss betreue, sind auch 2-3 Kandidaten, die mich scheinbar gar nicht wahrnehmen und absolut Null auf mich hören (oder auf irgendwen anders). Gestern war ein richtiger Horror-Tag, die Kids konnten wegen Dauerregen den ganzen Tag nicht raus und waren dementsprechend völlig überdreht. Im Klassenraum während der Hausaufgabenzeit flogen Schulmaterialien, es war laut und zwei Jungs haben sich ständig gekloppt. Ich habe viel ausprobiert, aber nichts hilft. Mit einem bin ich kurz vor die Tür für ein Gespräch, danach war wenigstens er ruhiger. Ein anderer ist nicht nur bei mir, sondern während des ganzen Schultages sehr auffällig und macht was er will. Heute kommen bereits Eltern zum Gespräch, weil es so einfach nicht funktioniert.
Habt ihr Tipps, wie ich die Kids besser unter Kontrolle bekomme? Ich drehe noch durch!

[krabappel]

Ich würde sagen, da gilt das Gleiche, wie im Unterricht auch: präsent sein, Abläufe strukturieren, eine Art Tagesplan, wann was gemacht wird, abhaken lassen, wenn z.B. Hausaufgabenzeit rum ist, Verhaltensziele mit den Schwierigsten vereinbaren (in der Art: wer 10 min. mit Sanduhr brav Hausaufgaben gemacht hat bekommt einen Stempel, 5 Stempel ein Bonbon/ PC-Zeit/ o.ä.). Klare Regeln für die Spielecke, wer sich nicht daran hält bekommt eine 5-min.-Sanduhr-Auszeit auf der Bank usw. Wer nicht mit den Aufgaben klarkommt darf vorkommen und eine "ich brauche Hilfe-Karte" an die Wand pinnen etc. pp., alles was den Kindern Struktur, Regeln und Konsequenzen bietet entspannt die Situation im Raum.

Außerdem enge Zusammenarbeit mit den Lehrern. Wenn einer wirklich kaum tragbar ist, Gutachten von Förderschule durch Klassenlehrer/ Schulleitung beantragen.
Oder mit Schulleitung/ Hortleitung über (teilstationäre) Maßnahmen der Hilfen zur Erziehung des Jugendamtes, wie Tagesgruppe, sprechen, dein Vorgesetzter sollte dann die Eltern zu sowas motivieren.

[Fränzy]

Neben den guten Tipps von Mrs. K. noch eine weitere Frage:

Was hast Du bisher ausprobiert?
Gab es Situationen, in denen diese 2-3 Kandidaten sich angemessener verhalten haben? (Ich meine, die stören wahrscheinlich NICHT IMMER). Was ist los, wenn sie nicht (so stark) stören? Welche Themen, Aktivitäten, Sozialformen.... wiederhole das, was sich bewährt hat (und wenn es erstmal nur im Kleinen ist).

Außerdem, vergiss mal nicht, dass Erstklässler zum jetzigen Zeitpunkt noch Kindergartenkinder sind. Die müssen sich erstmal an Schule gewöhnen, daran im Klassenverband (den ganzen Tag) ansprechbar zu sein. Ein ganzer Tag ist eine echte Nummer (auch für BVJler )

Vielleicht nimmst Du mal Kontakt auf zu den Erzieherinnen dieser Jungs? Fragst da nach, was das war? Bzw. holst Dir Tipps für Aktionen am Nachmittag. Die haben AHnung von den kleinen Zwergen

Ich denke mal einfach, die müssen sich bewegen, was tun, was basteln, dazwischen Ruhephasen im Stuhlkreis, vorlesen?

Ich bin absolut kein Ersti Experte, mir liegt es auch überhaupt nicht. Mit Störern kenne ich mich allerdings gut aus

[Freidenker]

Zusammenscheißen und gut ist !

[vatalanta]

Danke für die tollen Tipps! Das mit der Sanduhr werde ich direkt ausprobieren! Gespräche mit den Eltern wurdn schon gesucht, ebenso mit der Schulleitung. Heute werde ich erfahren, was dabei rausgekommen ist. Einen festen Tagesablauf gibt es, erst Mittagessen, dann kurze Pause, Hausaufgaben, Freizeit. Dass die Kids "frisch" aus dem Kindergarten kommen ist mir bewusst, ich muss mich aber noch ein wenig daran gewöhnen.

[sabbel]

Nicht nur Du musst Dich daran gewöhnen, die Kinder auch...

[annaschreiber]

Hallo!
Ich kann dir Folgendes raten:
Nimm ein kombiniertes Belohnungs- / Bestrafungssystem (gelbe/rote Karte und grüne Karte zum Beispiel) und wende das System konsequent an.
Gelbe Karte bei Regelverstoß, rote Karte bei zweitem Verstoß plus Mitteilung an die Eltern. Bei drei roten Karten Unterhaltung mit der Schulleitung / Eltern etc.
Aber auch grüne Karte für gutes Verhalten. 5 grüne Karten = Urkunde, 10 grüne Karten = Überraschung etc. (leider funktionieren solche Dinge am Anfang nur mit extrinsischer Motivation).

Es ist von der Ferne schwer abzuschätzen, wie immens die Störung durch die Kinder ist, aber im Normalfall ziehen derartige Systeme ganz gut ... (wenn das Kind schwerwiegende psychische Probleme mit sich herumschleppt hilft auch der beste Lehrer nichts, hier müssen zusätzliche Maßnahmen getroffen werden! In der Regel fallen solche Kinder aber allen Kollegen recht schnell auf und nicht nur einzelnen).