Problemklasse 9. Klasse -> Facebook

Was tue ich, wenn ....?
Illi-Noize
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Re: Problemklasse 9. Klasse -> Facebook

Beitrag von Illi-Noize »

kecks hat geschrieben:illi, müsst ihr nicht bei nachsitzen die eltern schriftlich drüber informieren mit terminangabe und damit fällt "sofortiges nachsitzen" sowieso weg, da ja postweg etc. ein paar tage braucht?! ist wenigstens an den bayerischen gymnasien so (gso, soweit ich weiß). realschulen dürfen das?
Der Postweg ist genau 0 Tage bei mir, da ich die schriftliche "Einladung" den Schülern noch am gleichen Tag mitgebe und am nächsten Tag die Unterschrift der Eltern unter dem Brief sehen will. Der Nachsitztermin ist dann frühestens eine Woche nach der Verfehlung, damit noch genügend Vorlauf ist. Ist die Unterschrift am Tag darauf nicht vorgelegt worden, rufe ich zu Hause an und frage, ob die Schüler den Brief überhaupt vorgezeigt haben. Gerne frage ich auch mal, was die Eltern denn überhaupt unterschrieben haben, hier konnte ich auch schon Unterschriftsfälschungen (ging dann direkt zur Schulleitung) nachweisen.

sabbel
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Re: Problemklasse 9. Klasse -> Facebook

Beitrag von sabbel »

Mmmh,... ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass es etwas mit der Optik zu tun. Ich bin weder groß, noch habe ich einen BMI von 30, noch bin ich Mann. Dazu unterrichte ich einige E-Schüler und ganz ehrlich: Es ist leise in der Klasse, es fliegt nichts durch die Gegend und und und. Und ich arbeite nicht mit harten Strafen... eher mit angemessenen Konsequenzen. Ich trete selbstbewusst in die Klasse, Kopf hoch und los geht's. Transparenz ist da ein Zauberwort "ich erwarte, dass...". Den Schüler ist von Anfang an klar, dass meine Reaktionen einschätzbar sind und was welche Konsequenzen hat. Wenn ich mir eine "neue" Konsequenz zu irgendetwas überlegt habe, kündige ich das den Schülern an. z.B. "Ich erwarte, dass Ihr eine halbe Stunde lang leise im Mathebuch arbeitet. Wenn Du das schaffst, können wir in den letzten 10 Minuten ein Kopfrechenspiel machen. Wenn nicht, müssen wir die Zeit der Stillarbeit verlängern". Simpel, aber klappt. Oder "Kevin, ich erwarte, dass Du Dich nach vorne zu mir drehst". Kevin kennt das, Kevin weiß, wenn Frau Sabbel das sagt, meint sie das auch so. Wenn er sich doch zu Ali umdreht, erhält er eine Konsequenz. Das ist geklärt und das ist klar. Und das funktioniert.

Das ist kein Wundermittel, aber es hilft doch enorm, wenn die Schüler wissen, dass man keine Angst hat dort zu stehen.

Aber dennoch: Man darf nicht vergessen, dass "Strenge" nicht unbedingt das richtige Mittel ist, sondern Transparenz, Empathie, Klarheit und jede Menge Humor.

Fränzy
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Re: Problemklasse 9. Klasse -> Facebook

Beitrag von Fränzy »

Das kann ich genauso unterschreiben, ich habe so gut wie nie Disziplinprobleme, obwohl ich eine Frau von nur 168cm mit BMI um die 22 bin.

Klare Ansagen, Ich-Botschaften, Humor und vor allem Beziehungsarbeit und ein Stück weit Verständnis für Schüler mit Benachteiligung - dann funzt es meistens.

Und klar, dann und wann sind auch Sanktionen nötig (die allerdings berechbar sein müssen)
שָׁלוֹם

Fränzy
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Re: Problemklasse 9. Klasse -> Facebook

Beitrag von Fränzy »

Noch etwas: Ich wundere mich, dass der Trainingsraum in der Schule des TE nicht mit weiteren Konsequenzen verbunden ist (Im Arizonamodell ist es zwar eigentlich vorgesehen, das nicht zu tun, aber wir wissen ja alle, dass das mit dem "eigenverantwortlichen Denken" eh nicht klappt in der Praxis)

Bei uns gibts beim zweiten Besuch ein Elterngespräch, beim dritten bereits ein Anhörungsgespräch mit dem Abteilungsleiter und dann greifen Paragraph 90er Maßnahmen.
שָׁלוֹם

cyhyryiys
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Re: Problemklasse 9. Klasse -> Facebook

Beitrag von cyhyryiys »

Klare Ansagen, Ich-Botschaften, Humor und vor allem Beziehungsarbeit und ein Stück weit Verständnis für Schüler mit Benachteiligung - dann funzt es meistens.
Meine Rede...

Die erfolgreichsten Kollegen haben kaum Störungen und benötigen keine Vorschlaghämmeraktionen. Es liegt nicht selten einfach an der Art wie sie den Schülern begegnen - wenn sie keine Lust an Beziehungsarbeit haben und nur "Stoff" dealen möchten, dann ist es vorprogrammiert, dass es Dinge wie einen Arizonaraum benötigt. Zumindest an Schulen mit sozial schwachem Schülerklientel...

Fränzy
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Re: Problemklasse 9. Klasse -> Facebook

Beitrag von Fränzy »

Wobei ich davor warnen möchte, den Arizona-Raum mit päd. Bankerotterklärung gleichzusetzen. Das Konzept kann seine Berechtigung haben und wenn Kollegen ihn benutzen, dann kann man es auch nicht damit abtun, dass sie es eben anders nicht hinbekommen. Es ist eben entweder eine Entscheidung einer ganzen Schule mitzuziehen oder die Entscheidung einzelner Kollegen AUCH den TR zu nutzen. Was noch lange nicht heißt, dass diese Kollegen keine tragfähigen Beziehungen aufbauen.

In manchen unserer Schularten ist die Klassengemeinschaft so schwierig zusammengesetzt, dass es schlicht Situationen gibt, in denen man einzelne herausnehmen muss, um zu deeskalieren.
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kecks
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Re: Problemklasse 9. Klasse -> Facebook

Beitrag von kecks »

vielleicht bin ich ja unfähig, aber ich finde die "auszeit" (unseren arizona-raum) sehr hilfreich und deeskalierend. es geht ja auch - aber nicht nur - darum, die lernwilligen schüler zu schützen, indem man ihnen ein etwas störungsfreieres lernen ermöglicht. wenn die ganze schule mitzieht, ist das ganze zumindest kein völlig sinnfreies oder wirkungsloses konzept.

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