Schwierige Situation - Notengebung

Was tue ich, wenn ....?
Antworten
LatinaTeacharin
Beiträge: 3414
Registriert: 18.01.2010, 19:04:19
Wohnort: nördliches BW/Gym/Französisch-Politik

Re: Schwierige Situation - Notengebung

Beitrag von LatinaTeacharin »

Man hat versucht, mich eines besseren zu belehren und darum verweise ich an dieser Stelle auf das mir zugänglich gemachte Dokument:

http://www.landtag-niedersachsen.de/Dru ... 5-3867.pdf

Vielleicht können die Niedersachsen im Forum dazu Stellung nehmen: Ist dieses skandalöse Vorgehen noch aktuell?
- m.E. widerspricht es auch klar §41(2) Satz1 NSchG, der da lautet: "Persönliche Angelegenheiten von Lehrkräften, Erziehungsberechtigten, Schülerinnen und Schülern sowie Personalangelegenheiten sind vertraulich zu behandeln."

Und dann soll das KM ernsthaft der Meinung sein, es sei datenschutzrechtlich zu verantworten, Noten eines Schülers vor der Klasse bekanntzugeben?

Ich zitiere aus der Antwort der Landesregierung NDS (2007), d.h. aus dem o.g. Dokument:
Über die Grundsätze und Maßstäbe der Bewertung und ihren Zusammenhang mit den Lehrplänen der Fächer ist größtmögliche Transparenz und Klarheit herzustellen. Die in den Zeugnisbestimmungen vorgesehenen Erörterungen mit den Schülerinnen und Schülern über die Lernfortschritte und den Leistungsstand sowie über das Arbeits- und Sozialverhalten sind vor diesem Hintergrund zu sehen und können darum auch im Klassenverband bzw. in der Lerngruppe und, soweit dieses pädagogisch notwendig oder sinnvoll ist, individuell vergleichend durchgeführt werden. Die Offenlegung der Beurteilungen beschränkt sich dabei auf den jeweiligen Klassenverband bzw. die Lerngruppe,weil nur innerhalb dieses Verbandes bzw. dieser Gruppe die Leistungen und das Arbeits- und Sozialverhalten adäquat pädagogisch erörtert und in einen Kontext gesetzt werden können.
Ist das noch aktuell? - Und sind mit der "Offenlegung der Beurteilungen" tatsächlich einzelne Fachnoten einzelner Schüler gemeint?

Wenn ja, dann ist das ein Skandal.

chilipaprika
Beiträge: 3251
Registriert: 28.08.2009, 10:46:00

Re: Schwierige Situation - Notengebung

Beitrag von chilipaprika »

Wir (Studienseminar NDS) hatten das Thema vor 2 Wochen und wir wurden dahingehend unterrichtet, dass wir Noten so mitteilen sollen.
Das "sollen" ist aber jetzt kein "so muss es sein", aber es wurde als durchaus ernstzunehmende Alternative aufgezeigt, und als diejenige, wo die Seminarleitung keine Bedenken hat, es selbst so macht / machen würde und sie uns auch aus zeitökonomischen aber auch Vergleichsgründen dazu rät.

Ja nach Kollegen variiert es bei mir an der Schule. Ich würde aber sagen, dass alle KollegInnen, mit denen ich mich darüber unterhalten habe und die die "offene" Methode bevorzugen, immer vorher nachfragen und den Schülern, die was dagegen haben, danach / davor "privat" Einsicht gewähren.

Chili

LatinaTeacharin
Beiträge: 3414
Registriert: 18.01.2010, 19:04:19
Wohnort: nördliches BW/Gym/Französisch-Politik

Re: Schwierige Situation - Notengebung

Beitrag von LatinaTeacharin »

Aber wo ist da bitte der (pädagogische) Sinn? - Wenn Paul erfährt, dass Peter eine Zwei in Deutsch bekommt, weil er mündlich "auf Zwei steht", in den Klassenarbeiten einen Schnitt von 2,1 hat und auch sonst ein netter Kerl ist, was hat Paul dann davon? Und was hat Peter davon, v.a. wenn man die "Zwei" durch eine "Fünf" ersetzt?

Ist es wirklich hinzunehmen, dass Lehrer vor der Klasse sagen dürfen/können, dass Peter nun eine Zwei bekommt, weil *was-weiß-ich-dafür-spricht*, und Paul eben doch nur eine Drei, weil der Peter eben besser ist? - Das ist doch unhaltbar.

katie-cr
Beiträge: 134
Registriert: 03.01.2011, 18:00:58
Wohnort: BY Gym D/E

Re: Schwierige Situation - Notengebung

Beitrag von katie-cr »

Ich muss ehrlich sagen, ich finde diese ganze Diskussion um "dürfen" und "sollen" mehr als überflüssig.

Es ist hinzunehmen, dass NDS Lehrern diese Möglichkeiten bietet, aber weder sind die Lehrkräfte dazu verpflichtet, Noten öffentlich bekannt zu geben, noch spreche ich meinen niedersächsischen Kollegen das pädagogische Geschick ab, das individuell, pro Lerngruppe, entscheiden zu können, ob diese Methode jetzt sinnvoll ist oder nicht. Zumindest in "Mobbingklassen" stelle ich mir das öffentliche Bekanntgeben von Noten ziemlich ätzend vor.

In Klassen mit einem guten Zusammenhalt weiß eh jeder Schüler über das grobe Notenbild des anderen bescheid und ich mute meinen Schülern auch zu, dass sie das selbst entscheiden können, ob das jetzt ok ist, dass Paul über die Noten von Peter bescheid weiß. Wenn nicht, ist das für mich auch ok, und dann kriegt Peter eben seine Note, so er sie denn überhaupt wissen will, "privat" gesagt oder gezeigt.

Wenn ein Beteiligter, sprich Lehrer und/oder Schüler, sich mit diesem öffentlichen Prozedere nicht wohl fühlt, kann er das doch machen, wie er es will, nämlich durch persönliches Sagen ohne Ausrufen in der Klasse.

chilipaprika
Beiträge: 3251
Registriert: 28.08.2009, 10:46:00

Re: Schwierige Situation - Notengebung

Beitrag von chilipaprika »

Ich habe keine Wertung vorgenommen, sondern etwas zur Aktualität gesagt. Uns wird es so "beigebracht".

Ich persönlich differenziere nach Klasse und nach Noten / Notenabschnitten. Referate / Gruppenarbeiten können meiner Meinung nach im Plenum bzw. im Anschluss an einer Plenumsdiskussion stattfinden, wo die Arbeitsphase(n) reflektiert werden. Es ist aber auch als Teil der Selbstreflexion und nicht als Offenbarung an die Klasse. Kann also öffentlich mitgekriegt werden, muss aber nicht.
Wenn es widerum eher um kognitive Leistungen "du hast leider eine 5, weil du zwar viel redest, aber es ist nur Müll", sehe ich es da anders.

Chili

Antworten