Das ist die finale Bestätigung dafür, dass der Lehrer, ganz gleich wie er reagiert, schon im Vorfeld verloren hat.MariaMagdalena hat geschrieben:dann müsste man doch eigentlich ausreichend abgesichert sein. und dann finde ich es schon wichtig, dass der lehrer mit dem mädchen spricht, damit sie einen schlusstrich ziehen kann. sie einfach zu ignorieren ist meiner meinung nach menschlich falsch und feige. für mich ist das so, als ob man sich aus der verantwortung stiehlt. und der lehrer weiß ja schließlich auch nicht, wie das mädchen reagieren wird, wenn er sie ignoriert.
Hier wird vom Lehrer verlangt, dem Mädchen zu ermöglichen, einen emotionalen Schlussstrich zu ziehen.
Hier wird verlangt, dass er sich der Verliebtheit des Mädchens stellt und so sein Verantwortungsbewusstsein zeigt.
Kurzum: Hier werden Erwartungen selbstverständlich formuliert, ohne deren Legitimation zu hinterfragen.
Ich halte einmal dagegen:
Gerade wenn ich als Lehrer ein gesundes Nähe-Distanz-Verhalten im Rahmen meiner Professionalität an den Tag lege, bin ich nicht für emotionale Wallungen eines Mädchens verantwortlich.
Das Mädchen weiß offensichtlich, dass ihr Verliebtsein keinen Erfolg haben kann, und dennoch schreibt es einen Brief. Dass dieser übrigens nicht ordinär verfasst ist, das ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Ansonsten wäre dieser Brief mit Sicherheit bei der Schulleitung gelandet.
Als Lehrer kann ich im Falle einer direkten Erwiderung auf den Brief je nach emotioaler Disposition des Mädchens ebenso nur verlieren wie bei einem schlichten Ignorieren desselben. Letzteres kann ich im Sinne eines Konzentrierens auf das Kerngeschäft und die maßgebliche Beziehung zwischen dem Mädchen und dem Lehrer - nämlich ein normales, gesundes Schüler-Lehrer-Verhältnis - durchaus verstehen.
Der Lehrer bewegt sich hier in einem Minenfeld - ganz gleich, wohin er tritt, er kann dabei verlieren. Je nach Grad der (Ir)rationalität der Reaktion des Mädchens auf Ignoranz oder auf ein wie auch immer geartetes Gespräch kann das für den Lehrer sehr unangenehm werden.
Ich bin als Lehrer für vieles verantwortlich, aber ich bin nicht verantwortlich für Gefühlslagen eines Mädchens, die ich durch mein (unprofessionelles) Verhalten nicht unmittelbar provoziert oder evoziert habe.