Umgang mit Schülern außerhalb der Schule

Was tue ich, wenn ....?
User65
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Re: Umgang mit Schülern außerhalb der Schule

Beitrag von User65 »

libertine hat geschrieben:ich treffe in der U-Bahn einen Q12-ler und er fragt mich, wie das Seminar und v.a. die Seminarlehrerin (die er auch als Englisch-Lehrerin hat) denn so ist, sie soll ja so streng sein usw. und was wir denn überhaupt lernen etc.
Hier läuft etwas falsch, wenn zwischen Lehrer (und nichts anderes hast du aus Sicht der maßgeblichen Verkehrskreise zu sein) und Schüler eine Atmosphäre geschaffen wurde, in der sich ein Schüler überhaupt traut, solche Fragen zu stellen. Es fehlt die notwendige Distanz des Lehrers und der Respekt des Schülers. (Was vielleicht auch daran liegt, dass der Lehrer die U-Bahn nutzt und nicht den standesgemäßen Audi Q7. 8) ) Der Schüler ist doch wohl wenigstens aufgestanden, als der Lehrer in seinen Sitzbereich in der U-Bahn kam?
libertine hat geschrieben:die richtige Balance zwischen "zu abweisend" und "zu kumpelhaft" zu finden.
Diese beiden Pole sind überhaupt keine Kategorien für die Beschreibung der Qualität des Umgangs mit Schülern, wie es z. B. die Kategorien Autorität und Gehorsam sind.
libertine hat geschrieben:Gewisse Schüler grüßen mich auch immer auffallend freundlich und namentlich, wenn ich ihnen über den Weg laufe
Das ist unangemessen. Die Schüler haben wortlos zur Seite zu treten und ruhig zu warten, bis der Lehrer passiert hat. Dabei sind die Hände aus der Hosentasche zu nehmen und der Kopf leicht zu senken. Überhaupt sollte Schülern angewöhnt werden, dass sie im Kontakt mit einem Lehrer immer einen angemessenen räumlichen Abstand halten und ihm nicht auf die Pelle rücken, wie sie es vielleicht mit Eltern, Geschwistern oder Freunden tun.
libertine hat geschrieben:Gewisse Schüler ... freuen sich, wenn sie erfahren, dass ich die nächste Stunde in ihrer Klasse halten werde.
Sie haben sich nicht zu freuen; sie haben es kommentarlos hinzunehmen.
Man kann auch ohne Alkohol Spaß beim Feiern haben. Aber ich gehe auf Nummer sicher.

Lenya
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Re: Umgang mit Schülern außerhalb der Schule

Beitrag von Lenya »

Sackartige Kleidung muss nicht sein, aber verwuch es doch probeweise mal zwei Wochen lang mit professioneller Kleidung wie Stoffhose und Bluse. Vielleicht hilft das schon.
LG, Lenya

Lysander
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Re: Umgang mit Schülern außerhalb der Schule

Beitrag von Lysander »

Es ist Teil dies Spiels, dass Oberstufenschüler mitunter versuchen, mit den Referendaren auf einer eher kumpelhaften Ebene zu kommunizieren.

Als Referendar ist man gut beraten, niemals negativ mit Schülern über andere Kollegen zu sprechen. Das halte ich übrigens auch heute noch so - und das erwarte ich auch von meinen Kollegen.

Meine 5er waren letztes Jahr auch stellenweise distanzlos und duzten mich spontan, weil sie das aus der Grundschule kannten. Einige Schüler waren da aber bereits "weiter" und haben so den anderen gesagt, wie sie sich verhalten müssen, so dass sich das Problem von selbst erledigte.

Ich habe direkt in der ersten Stunde klar gemacht, dass ich nicht wegen jedem Kleinkram eine Schlange an Schülern am Lehrerpult stehen haben möchte.

Als Mann hatte ich außerdem wohl den Vorteil, dass die Schüler mich nicht angefasst haben. Ansonsten hätte nett aber deutlich gesagt, dass ich das nicht möchte.

Außerhalb der Schule meinen viele Schüler, dass die Umgangsformen und Konventionen der Schule nicht gelten. Das mag in gewissem Rahmen tatsächlich stimmen, weil man in dem Moment nicht in demselben Rechtsverhältnis steht (Weisungsbefugnis, Erziehungsauftrag) wie in der Schule. Dennoch sollte man sich klar abgrenzen können, weil das Verhalten außerhalb der Schule sonst in die Schule hineinwirkt.
Gruß
Lysander

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Fränzy
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Re: Umgang mit Schülern außerhalb der Schule

Beitrag von Fränzy »

Lenya hat geschrieben:Sackartige Kleidung muss nicht sein, aber verwuch es doch probeweise mal zwei Wochen lang mit professioneller Kleidung wie Stoffhose und Bluse. Vielleicht hilft das schon.

Ich ziehe selbst auch gerne Röhrenhosen an, auch mit Chucks und mit Blazer. Ein anderes Mal dann einen Anzug oder Tuchhose und Bluse. Es zählt, dass nichts von der Haut zu sehen ist und dass es angemessen ist, aber modisch darf es schon sein.

Kleidung spielt eine Rolle, aber letztlich spielen für Beziehungsarbeit ganz andere Faktoren eine Rolle. Eine klare Grenze zu ziehen, wie z.B. (für mich) Handynummer nicht rausgeben, kein Kontakt über Facebook, nicht schlecht sprechen über Kollegen (und Schüler) vor Schülern, sich abgrenzen von der Jugendsprache.....
שָׁלוֹם

sabbel
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Re: Umgang mit Schülern außerhalb der Schule

Beitrag von sabbel »

"Nicht schlecht über Kollegen sprechen" ist für mich eines höchsten Gebote...
Meinen Vornamen kennen die Schüler. Selbst wenn sie ihn von mir nicht wissen würden. Wir duzen uns im Kollegium und das kriegen die Schüler mit. Dasdürfen sie auch.

Ich habe eine Schülerschaft, die recht große Schwierigkeiten mit Nähe und Distanz hat und man muss selbst eine bestimmte Grenze finden, die man sich setzt und die nicht überschritten werden darf. Meine Schüler wissen meinen Vornamen, mein Alter, meinen Familienstand und kennen 2 meiner Hobbies. Das sind alles keine Geheimnisse. Wenn ich mit meiner Familie in der Stadt von Schülern gesehen werde, wissen sie auch ganz schnell, dass ich Kinder habe. Ich trage Ehering und eines meiner Hobbies ist ein große Thema im Beziehungsaufbau zu den Schülern. Also... was solls... das stört mich recht wenig. Alles weitere müssen sie nicht über mich wissen. Da drängt aber auch keiner drauf, OBWOHL sie ein echtes Beziehungsproblem haben.

Man kann Schülern sehr klar sagen "HEy, das geht Dich nichts an"... das mache ich auch schonmal. Das tut keinem weh.

Zu dem Thema mit den Jungs: so wie Du es beschreibst, wirkt es auf mich, dass Du irgendetwas ausstrahlst. Beobachte dich doch einmal genau, vielleicht findest Du ja etwas.

LG

Lysander
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Re: Umgang mit Schülern außerhalb der Schule

Beitrag von Lysander »

@sabbel

Wenn die Jungs gucken, liegt es an der Referendarin?

Also es soll ja gut aussehende Referendarinnen geben, die sich dennoch schick, aber nicht aufreizend kleiden. Solche gibt es an meiner Schule durchaus auch. Sind die jetzt auch selbst Schuld, wenn sie auch als Frau auf die Jungs wirken?
Gruß
Lysander

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CatherineDuquesne
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Re: Umgang mit Schülern außerhalb der Schule

Beitrag von CatherineDuquesne »

Bei mir ist das so, dass ich auch oft feststelle, dass Schüler auf einer bestimmten Ebene kommunizieren wollen. Einigen sage ich dann:
- was sie wissen wollen, wenn es nichts zu Persönliches ist. Wie ich heiße, steht bei uns ja in jeder Sprechstundenliste und welche Musik ich höre, das ist auch kein sooo großes Geheimnis. Wo ich wohne auch nicht. Könnte aber auch daran liegen, dass mein Autokennzeichen das verrät. Aber da steht ja keiner vor der Türe. Hm…wer bei uns verheiratet ist bzw. vergeben, ist auch meist bekannt, von daher: Nein, ich habe keinen Freund. Das wiederum wird dann schon mal mit einem Bedauern kommentiert – äh??? Dann wird’s doch so, dass da eine Grenze überschritten wird.
- Ich spreche nicht schlecht über Kollegen und vor allem nicht über die Chefetage. Schüler mögen die Chefetage oft nicht und dann wollen sie Bestätigung. Schüler kommen mit jemandem nicht klar und wollen dann Bestätigung. Allerdings…geht das schon mal gar nicht. Zumal ich jetzt kein Problem habe. Gut, dass die auch über mich so reden könnten, das ist dann die andere Seite.

Bei mir sind manchmal solche Dinge zu beobachten:
- Kommentar von Make-up, aber nun ja, ist so eine Eigenart von mir und war an JEDER Schule so.
- Kommentar von Schmuck, aber das war auch an JEDER Schule so.
Diese beiden Punkte sind jetzt nicht negativ zu sehen, da das keinen Einfluss auf das Verhältnis Lehrer-Schüler hat.
Was mich eher etwas nervt gerade, das ist eine Jungsklasse. Die sind teilweise allgemein ein wenig nerviger, aber sowas finde ich dann nicht mehr sooo toll:
- Ich habe vor Fasching etwas getragen, da musste dann da ganze Schulhaus wissen, was die Jungs von hielten…nun ja (ich sage hier nicht, was es war, denn das ließe Rückschlüsse zu…)…tja…
- Einer der Jungs wollte im Deutschunterricht einen Song meiner Lieblingsband interpretieren. Der Kollegin habe ich auf Nachfrage dringend abgeraten (man müsste sich mit dem soziokulturellen Hintergrund der Band beschäftigen…und das hat bisher keiner der Jungs getan...; man könnte es, aber das wäre dann ein Referat über diesen geworden und weniger über den Songtext, der zeigt eher den Hintergrund...auch egal jetzt).
Wenn ich hier mal Schüler treffe, dann haben die meistens keine Lust mehr als „Hallo“ zu sagen. Bzw. dann sind die mit den Eltern unterwegs und die haben dann meist auch keine Lust. Wenn was ist, dann mache ich das so, wie ein ehemaliger Seminarlehrer: Kurzes Gespräch, wenn man sich schon mal begegnet. Aber nur auf Wunsch der Eltern und wenn ich nichts Dringendes vorhabe (Auslegungssache ;) ).
Leicht unangenehm wäre es mir nur, Schüler im Drogeriemarkt zu treffen. Unter dem Motto: Die Frau Duquesne hat das und dies gekauft…und das hat sie heute … ;). Neee, im Ernst, mir wäre das nur unangenehm, wenn die mich da länger rumschleichen sehen.
Also gilt es, dann jeweils die Balance zu finden zwischen dem, was ich erzählen kann und dem, was gar nicht geht.
"Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren." B. Brecht

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