Umgang mit Schülern außerhalb der Schule

Was tue ich, wenn ....?
libertine
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Umgang mit Schülern außerhalb der Schule

Beitrag von libertine »

Hallo,

ich habe nicht direkt ein Problem, jedoch bin ich in diesem Punkt recht unsicher und würde gerne wissen, wie ihr das handhabt.

Ich werde relativ oft von Schülern außerhalb des Unterrichts oder der Schule angesprochen und es fällt mir teilweise schwer, die richtige Balance zwischen "zu abweisend" und "zu kumpelhaft" zu finden.

Beispiele:
- in der 5. Klasse fragen mich Schüler, wie mein Vorname ist
- ebenfalls 5. Klasse, ich trage eine recht auffällige Kette und Schülerinnen kommen nach der Stunde zu mir, wollen sie anfassen bzw. tun dies einfach
- ich treffe in der U-Bahn einen Q12-ler und er fragt mich, wie das Seminar und v.a. die Seminarlehrerin (die er auch als Englisch-Lehrerin hat) denn so ist, sie soll ja so streng sein usw. und was wir denn überhaupt lernen etc.

-> Wie reagiert man hier freundlich, aber distanziert jedoch ohne abweisend zu wirken?

Und eine etwas anders gelagerte Frage bezieht sich auf mein Auftreten (ich sehe relativ jung aus, könnte vermutlich auch als Oberstufenschülerin durchgehen) v.a. bei männlichen Schülern:
Ich bin im Lehrerzimmer und ein älterer Lehrer kommt zu mir und meiner Seminarleiterin um zu berichten, dass die Jungs in der 12. ihm gerade eben nach unserer Hospitation erzählt haben, dass sie die ganze Stunde nichts mitbekommen habe, weil sie mich angeglotzt haben.
Mir selbst ist das nicht aufgefallen, ich kleide mich auch definitiv nicht zu aufreizend o.ä., allerdings schon modisch. Heute waren wir wieder in diesem Kurs und diesmal fiel auch mir auf, dass 3-4 Jungs dort mich des öfteren angeschaut haben.
Die Situation finde ich aus 2 Gründen schwierig:
1. möchte ich natürlich nicht, dass die Schüler mich nur anglotzen und nicht aufpassen :D und möchte auch nicht als potentielle "Partnerin" wahrgenommen werden
2. jedoch, und das finde ich fast schlimmer, hat mich dies vor meiner Seminarlehrerin in eine dumme Situation gebracht, da sie dem Kollegen nur schnippisch antwortete: "Ja, aber hier wird ja zum Glück nicht nach Schönheit bewertet!"
Dass männliche Schüler mich teilweise wohl recht "nett" finden, fällt mir schon auf. Mir wird öfters angeboten, mir den Stuhl die Treppen hochzutragen o.ä. und ich wurde auch schon von Schülern aus Klassen, in denen ich bis dahin noch gar nicht unterrichtet hatte gefragt, ob ich mich nicht dafür einsetzen könne, dass man mir ihre Klasse zuteilt. Gewisse Schüler grüßen mich auch immer auffallend freundlich und namentlich, wenn ich ihnen über den Weg laufe oder freuen sich, wenn sie erfahren, dass ich die nächste Stunde in ihrer Klasse halten werde.

Wie würdet ihr da reagieren?

Im Unterricht nehmen mich die Schüler übrigens ernst und da klappt alles super, da finde ich die richtige Balance viel leichter als außerhalb des Klassenzimmers...

refbayern201012
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Re: Umgang mit Schülern außerhalb der Schule

Beitrag von refbayern201012 »

Naja, also bei Unterstüflern finde ich solche Fragen nicht so schlimm. Der Vorname steht bei uns sowieso an den Klassenzimmern und auf den Notenberichten drauf. Wenn die Fragen zu persönlich werden, dann grinsen und sagen: Seid nicht so neugierig. Oder aufs Schuljahresende vertrösten.

Dass du dir allerdings an die Kette fassen lässt, find ich schon etwas krass. Also ich halte immer räumlichen Abstand zu den Schülern im Klassenzimmer/Gang, nicht nur aus dienstlichen Gründen, sondern weil ich das persönlich auch nicht mag, wenn mir jemand fremdes zu nahe kommt. Ich würde den Schülern das klar und deutlich kommunizieren, am besten gleich zu Beginn, wenn sie von der Grundschule kommen, weil viele das ja tatsächlich so gewohnt sind. Die Umstellung geht da dann eigentlich schnell und gut.

Ich finde es ist immer ganz gut, einige persönliche Informationen zu geben, allerdings erst nach einer Weile und dann auch nur oberflächliche, knappe Informationen. Das verbessert in meinen Augen die Beziehung/Stimmung zu den Schülern.

Über andere KOllegen oder gar die Seminarleitung würde ich mich S gegenüber definitiv nicht äußern. Den Spruch von deinem Kollegen würde ich überhören aber schon auch mal selbst reflektieren ob die Kleidung tatsächlich angemessen ist. Wenn ja, dann kannst du da nicht viel machen, außer dein Verhalten im Unterricht noch sachlicher und distanzierter gestalten. Auch auf Mimik und Körpersprache achten, manchmal strahlt man ja unbewusst etwas aus. Allerdings denke ich nicht, dass das auf Dauer wirklich ein Problem bleiben wird mit den Jungs. Ist wohl eher anfängliche Neugierde und wird schon verfliegen. Da hilft vielleicht auch, eher nen Ticken "unfreundlicher" zu sein.

libertine
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Re: Umgang mit Schülern außerhalb der Schule

Beitrag von libertine »

Danke für deine Antwort.

An die Kette fassen ließ ich mir nicht, es passierte einfach in Sekundenschnelle, diese 5. Klasse ist wirklich recht disztanzlos. Natürlich habe ich sofort gesagt, dass man mich nicht anzufassen hat und meinen Vornamen habe ich auch nicht verraten ;), allerdings fand ich mich persönlich in dem Moment eher zu streng und unfreundlich und habe im Nachhinein überlegt, ob ich anders hätte reagieren sollen (kurz vorher duzten uns die Schüler auch noch, daher war ich ohnehin schon etwas auf Abstand gepolt und empfand mich in dem Moment dann als zu streng). Aber gut, dass du das auch so siehst.

Nunja, meine Kleidung ist wie gesagt modisch und dementsprechend teilweise körperbetont, jedoch sieht man nie Haut, einen Ausschnitt oder einen kurzen Rock, ich trage halt einfach Röhrenjeans und die sind nunmal eng. Das will ich auch nicht ändern, ich will mich ja nicht völlig verkleiden. Wenn ich unterrichte, trage ich auch einen Blazer, beim Hospitieren jedoch nicht.

Im Unterricht ist mein Verhalten mMn gut und angemessen, da gab es bisher auch keine Vorfälle, allerdings bin ich da sicherlich strenger als außerhalb des Unterrichts, ja. Vielleicht sollte ich da also auch etwas autoritärer auftreten, du hast vermutlich Recht.

Dass man nicht vor Schülern über Kollegen redet, ist schon klar, aber wie konkret sähe denn eine gute Antwort aus? Ein "Das geht dich nichts an" fände ich einem 12.Klässler gegenüber einfach unangemessen. ;)
Und über was könnte man stattdessen mit dem Schüler sprechen, den man in der U-Bahn trifft und der einen anspricht (nicht umgekehrt!)?

hanse
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Re: Umgang mit Schülern außerhalb der Schule

Beitrag von hanse »

Ich bin da einfach ehrlich und sage, dass ich nie über Kollegen spreche.

Lenya
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Re: Umgang mit Schülern außerhalb der Schule

Beitrag von Lenya »

refbayern201012 hat geschrieben:Naja, also bei Unterstüflern finde ich solche Fragen nicht so schlimm. Der Vorname steht bei uns sowieso an den Klassenzimmern und auf den Notenberichten drauf. Wenn die Fragen zu persönlich werden, dann grinsen und sagen: Seid nicht so neugierig. Oder aufs Schuljahresende vertrösten.
Genau so handhabe ich das auch. Ein freundliches "Sei doch nicht so neugierig" oder ein "Mal schauen, vielleicht findet ihr es ja irgendwann heraus" nehmen die Schüler gut auf und das Thema ist vom Tisch. Normalerweise macht es mir auch nichts aus, wenn sie meinen Vornamen kennen, nur habe ich schon früh festgestellt, dass auf solche harmlosen persönlichen Fragen gerne weitere folgen, die ich definitiv nicht beantworte, daher beende ich so etwas mittlerweile eben schon beim Vornamen.

Die 5. Klässer kommen leider aus der Grundschule mit einem wenig ausgeprägten Gefühl dafür, was es heißt, den körperlichen Abstand zu einer Autoritätsperson zu wahren. In deinem Fall, mit der Kette, kannst du den Kindern aber gut erklären, warum du so etwas nicht möchtest. Etwa "Schau, du magst es doch bestimmt auch nicht, wenn dich jemand anfasst, ohne dass du das möchtest." Das verstehen sie ganz gut.

Um nicht mit Schülern über andere Lehrer zu reden, reicht eine klare Ansage, die muss ja nicht beleidigend sein. Mich fragen Schüler auch öfter mal im Unterricht (erst neulich, als langsam zu sehen war, dass eine Kollegin schwanger ist, sie es aber noch nicht öffentlich gemacht hat). In so einem Fall sage ich einfach: "Dazu kann/möchte ich dir jetzt nichts sagen." Das müssen sie einfach akzeptieren.
Ich sehe es einfach so: Über alles, was nichts mit unserem Unterricht zu tun hat, haben meine Schüler kein Recht, etwas zu erfahren. Klar erzähle ich auch mal etwas über mich, aber absolut unverfängliche Dinge.
LG, Lenya

refbayern201012
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Re: Umgang mit Schülern außerhalb der Schule

Beitrag von refbayern201012 »

also zur Kleidung nochmal.... ich bin da die letzte die ne konservative Meinung hat, ich selbst merke manchmal, dass ich mich etwas "schulangemessener" kleiden sollte, wobeis bei mir weniger um zu sexy als um zu sportlich geht. Aber kleine Anmerkung: Die heißeste Frau die ich mal während einem Praktikum in der Schule gesehen hatte :lol: , trug ne Jeans und nen schwarzen Rollkragenpullover. Allerdings war das Outfit durch die Enge des Pullis und die Kombi mit blonden Haaren so gestaltet, dass man da tatsächlich die ganze Zeit hingucken musste. Nur soviel zu: keine nackte Haut und nicht durchsichtig etc. ist nicht gleich nicht (zu) sexy (für die Schule) 8) Für mich gibts da nen klaren Unterschied zwischen "billig" und "sexy".

libertine
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Re: Umgang mit Schülern außerhalb der Schule

Beitrag von libertine »

Hauteng kleide ich mich nicht, aber soll ich jetzt sackartige Kleidung tragen, nur damit man keinen Grund mehr hat, mich anzuschauen? :P

Ich kleide mich übrigens nicht anders als einige Mitreferendarinnen, von denen sind mir solche Vorfälle allerdings nicht bekannt, ich vermute also, dass es weniger an der Kleidung liegt und ich vielleicht wirklich unbewusst etwas ausstrahle bzw. es an meiner Mimik/Gestik liegt...was die Sache nicht leichter macht. :D

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