Disziplinprobleme 3. Klasse

Was tue ich, wenn ....?
Carina

Disziplinprobleme 3. Klasse

Beitrag von Carina »

Hallihallo,

hab seit den Ferien wieder massive Probleme mit meiner 3. Klasse, anscheinend haben sie vergessen, dass sie schon vor nem halben Jahr getestet haben, wie weit sie gehen können.. Weiß echt nicht mehr, was ich machen soll.. Hab auf Anraten einer Ausbilderin ein Plakat mit Nachholminuten eingeführt, auf dem jede -durch Störung versäumte- Unterrichtsminute eingetragen wird, interessiert die Schüler jedoch überhaupt nicht! Auch Unterricht in die Pause hinein verlängern, juckt da keinen..

Solange ich absolut lehrerzentrierten Unterricht mache, ist es ok, aber wehe, sie haben auch nur den kleinsten Freiraum..

Hat jemand Tipps?

LG Carina

Dickie
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Beitrag von Dickie »

hallo carina,

das geht mir ganz genauso... die beiden klassenlehrerinnen wollen jetzt nochmal regeln besprechen, aber momentan sehe ich auch echt schwarz... kinder sind manchmal wirklich kleine teufel... :evil: vielleicht bekommen wir hier ja noch ein paar gute methoden...

alles liebe!
dickie

Raphaela
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Registriert: 12.06.2005, 22:22:40

Beitrag von Raphaela »

Mir geht es mit meiner dritten genauso. Ich habe sie seit Schuljahresbeginn übernommen. Die eignetliche Klassenlehrerin ist im Erziehungsurlaub. Laut Aussagen den Eltern ist die Klasse aber schon seit der ersten Klasse so. Die können teiweise echt über Stühle und Bänke gehen. Bietet man ihnen mal mehr Freiarbeit an, dann artet dies meist eher im Chaos aus. Sie können sich nur sehr schwer an Regeln halten. Ich behalte derzeit auch mal Kinder in der Pause drin (obwohl ich das blöd finde, ist ja auch meine Pause), gebe Strafhausaufgaben auf und so weiter. Das klappt ein wenig. Alle Kinder die in der STunde zu laut werden und trotz Ermahnung nicht hören, werden mit ihren Namen an die Tafel geklebt. Wer an der Tafel klebt muss entweder in der Pause drin bleiben, oder aber eine Extrahausaufgabe machen. Ich habe derzeit noch die Option, dass man von der Tafel wieder gestrichen werden kann, wenn man still weiter arbeitet (und das klappt auch einigermaßen).
Das tolle Unterrichtskonzept habe ich aber auch noch nicht entdeckt.
Bei einem Lehrer meiner Schule arbeiten die Kinder relativ leise mit. Das ist der Mathelehrer, der ist aber sehr sehr streng. Die Kinder haben teilweise sogar Angst...

Casey
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Re: Disziplinprobleme 3. Klasse

Beitrag von Casey »

Carina hat geschrieben:
Solange ich absolut lehrerzentrierten Unterricht mache, ist es ok, aber wehe, sie haben auch nur den kleinsten Freiraum..

LG Carina
dann bleib doch beim frontalunterricht. hier muss sich scheinbar erst einmal so was wie eine klare rollenverteilung einspielen - erst wenn der frontalunterricht mehr als nur "ok" läuft, kannst du dir selbst und den schülern offenere unterrichtsformen zumuten.

regeln besprechen - schön und gut. drittklässler kennen meistens die klassenregeln sehr genau, erkennen ihren zweck und ich wage mal zu behaupten, dass alle schüler ihre wichtigkeit auch anerkennen und regeln genauso haben wollen. regelverhalten einfordern und konsequent handeln ist doch das, worauf es ankommt. hier "methödchen" wie strichlisten etc. anzupreisen wird der vielschichtigkeit des problems aber nicht gerecht.

welche strafe du dir ausdenkst, ist beinahe egal (ich wäre allerdings mit kollektivem nachsitzen sehr vorsichtig, zumal es ja offenkundig nicht den gewünschten effekt hat). wichtig ist, dass überhaupt eine reaktion von dir kommt. und zwar IMMER! hier gilt: wehret den anfängen. sei anfangs lieber zu kleinlich als zu großzügig. wenn es eine zeitlang gut läuft, kannst du nach und nach die leine länger lassen und kleinere störungen auch mal ignorieren.

ich habe die erfahrung gemacht, dass kinder sehr empfindlich auf mitteilungen an die eltern reagieren. einige meiner schüler hatten anfangs fast täglich einen bösen brief an die eltern abzugeben und zur unterschrift vorzulegen. :twisted: es nervt zwar tierisch (man kann sich die arbeit allerdings auch mit vordrucken erleichtern), aber die eltern nervt es noch viel mehr, glaub mir. erst wenn der leidensdruck hoch genug ist, sind viele eltern bereit, beim lehrer zuzugeben, dass sie ein erziehungsproblem haben - und endlich mit dem lehrer zu kooperieren. und dieses bündnis ist ziemlich mächtig.

und last but not least: lobe gutes verhalten! schenke dem klassenclown, der es endlich mal geschafft hat, sich vernünftig zu melden, ohne schon vorher durch die klasse zu plärren, ein lächeln und ein nettes wort. lobe, lobe, lobe! oft ändert sich schlagartig die stimmung in der klasse.

viel erfolg + gruß

casey

achherrjeh
Beiträge: 8
Registriert: 25.08.2006, 15:39:14

Beitrag von achherrjeh »

guck doch beim mathelehrer mal zu... wenn du ihm deine bewunderung ausprichst, hat er bestimmt nichts dagegen. manchmal sind kinder auch ruhiger, wenn der unterricht immer gleich abläuft. obwohl alle methodenwechselprediger das gegenteil predigen. gleichartige abläufe können doch auch halt geben, oder? ähnliche phasen, ähnliche formulierungen. gleichartig strukturierte arbeitsaufträge...

Für ein- und ausstiege:
schön finde ich auch rituale. singen ist gut, weil das entspannt und sauerstoff reinbringt. aber auch vorlesen funktioniert. dann kenn ich noch "bell work: dabei wird jede stunde mit einer kleinen aufgabe (sudoku, kreuzwort, lückentext) begonnen, dabei darf nicht gesprochen werden. erst dann kommt die begrüßung (ca. 5 minuten).

dann ist mir noch eingefallen
für regelverletzer ist ein strafsystem wahrscheinlich eher unwirksam. dadurch haben sie ja nur wieder ne sonderrolle. ich glaub, man müsste es umdrehen: mach doch eine tabelle an einer wand. in die linke spalte schreibt jedes kind seinen Namen. Rechts trägst du die Wochentage ein. Kinder, die besonders gut mitgearbeitet haben, dürfen für diesen Tag einen bunten punkt in die entsprechende spalte malen.

die störer nicht. wer zuerst eine bestimmte anzahl bunte punkte malen konnte, bekommt eine aufmerksamkeit (kleine sachen, aufkleber vielleicht? mir fällt gerad nicht mehr ein, sowas halt).

Vielleicht klappt das? die störer werden dann neidisch :evil: werden und für die zeit des punktemalens auch nicht im mittelpunkt stehen.


wenn gar nix geht, würde ich ruhig mal 2 stunden nur zu Regeln machen. Die sollten die schüler selbst aufstellen (habt ihr vielleicht schon mit denen gemacht und jetzt halten sie sich schon nicht mehr dran? weiß ich nicht genau). ich hatte da folgende idee:

fangt mit einem lied an, indem laut und leise gesungen werden muss. erst gaaaaaanz leise, flüsternd, dann abwechselnd und zum schluss lass sie so lange und laut schreien (!) bis sie nicht mehr können (solltest du vorher den kollegen ankündigen und vielleicht die stunde in entsprechendem raum machen.

anschließend in einer bewusstmachungsphase darüber sprechen, was sich besser angefühlt hat, als alle geschrieben haben beim singen oder als alle ruhig waren. ganz deutlich solltest du auch deine bedürfnisse anmelden (schule ist ein ort, an dem sich ALLE - schüler und lehrer - wohlfühlen sollen! danach regeln ableiten. dann kann man sie plakate machen lassen, die sie besonders schön gestalten sollen (dabei muss man sich konzentrieren). die werden links und rechts von der tafel aufgehängt. mindestens einmal die woche (am anfang besser einmal am tag) 5 minuten zeit nehmen, um die kinder ihr unterrichtsverhalten reflektieren zu lassen, auf der basis der plakate.

tja. böse gucken kann man vorm spiegel üben. das klappt gut! vielleicht nicht gleich so, dass sie angst bekommen :shock:

nurmaIso
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Beitrag von nurmaIso »

hi,

ist ja schon fast alles gesagt.

nur soviel auch von mir: mit strafen kommt man nicht weiter.... aber das hat achherrje schon erläutert. das lied finde ich auch gut, nur würde ich - bin ja auch schon älter - mit einer leisen strophe enden, damit die kinder zur ruhe kommen - sonst sind sie danach komplett aufgedreht.

gruß
nms
Bevor ein Kind Probleme macht, hat es welche.
...weiß leider nicht, woher dieser Spruch kommt...

Titania
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Beitrag von Titania »

Das ist nach den Sommerferien immer so. Die Kinder kennen durchaus die Regeln, haben aber noch keinen Bock, sie auch anzuwenden, egal in welcher Klasse. Deshalb erstmal lehrerzentrierten Frontalunterricht, bis sie sich wieder an den Schulrhythmus gewöhnt haben, danach kann man die Zügel wieder etwas lockerer lassen.

Über die Stille im Matheunterricht habe ich gerade mit einer Freundin gesprochen. Wir haben die Erkenntnis gewonnen, dass es am Fach liegen muss. Man kann mehr Stillarbeit machen als in den kommunikativen Fächern.

Übrigens habe ich echt Problem mit der positiven Rangliste (bei mir Sterne) mit den Eltern bekommen. Die wollten für ihre Sprößlinger lieber Sonderaufgaben, die fehlenden Sterne würden sie doch zu sehr frustrieren.
Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient

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