Schüler immer gegen meine Meinung

Was tue ich, wenn ....?
nele

Re: "Spezialauftrag"

Beitrag von nele »

lala hat geschrieben:Hallo,

ich unterrichte nur ältere Schüler, aber wenn die mich in den Boden stampfen wollen und mir das zu viel wird, verteile ich Arbeitsaufträge ("Gute Frage. Das wollen wir alle mal ganz genau wissen. Versuch doch mal bis zur nächsten Stunde, da was drüber rauszufinden. Das sammele ich dann ein")

Reaktion des Schülers: :shock:

:lol:

Hat immer geklappt. Die wollen sich doch keine Extraarbeit einhandeln!! :!:
Ich finde es gut, wenn Fragen, die im Unterricht auftauchen, von Schülern recherchiert und beantwortet werden. Da in meinen Kursen regelmäßig ein Klima gelingt, in dem Nichtwissen nicht peinlich sondern der Anlaß zum nächsten Lernschritt ist (ich weiß ja auch nicht alles), ist das dann auch immer eine schöne Gelegenheit für eine gute SoMi-Bewertung...

Ziemlich doof finde ich allerdings die Motivation, die du hier zeigst. Du operationalisierst das Lernziel "eigene Recherche ist Strafe" und "ich denke lieber zweimal nach, bevor ich auf potenziell unliebsames hinweise und gar dem Lehrer widerspreche, denn ansonsten kassieren ich und meine Mitschüler Sanktionen." Beides trainiert systematisch eigenes Denken und eigenes Nachforschen ab.

Wenn du sozial problematisches Verhalten bei Schülern sanktionieren willst, solltest du das ganz offen auf der Ebene tun und nicht hinter einer Pseudorationalisierung verstecken: du weist, um welchen Konflikt es geht, deine Schüler wissen, um welchen Konflikt es geht. Warum die Verschiebung?

@Coccinella: Das hört sich nach einer Schwierigkeit an, die sich wahrscheinlich nicht mit einem Zauberkochrezept lösen läßt, sondern Zeit braucht. Hast du dem Schüler schon einmal die Möglichkeit gegeben durch eigene produktive Handlungen Erfolgserlebnisse zu sammeln. (Der Schüler gestaltet ein Arbeitsblatt für die Klasse oder hält ein Referat) - nicht als Strafe wohlgemerkt, sondern als konstruktiven Beitrag und als Verantwortung.

Nele

Sabine0
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Beitrag von Sabine0 »

Hallo Nele,

ich habe auch schon solch kritische Schueler erlebt (wenn auch nicht in dem Ausmaß, wie du es beschreibst). Ich mache es immer so, dass ich die Kritik stehen lasse und damit arbeite, also bsp:
S: "Der Text ist Scheiße!"
ich:" Es ist ok, wenn du den TExt Scheiße findest, aber du musst uns das begründen. Was genau findest du Sch**." Auf diese Art bringe ich ihn nicht nur an den Text heran, sondern habe auch die Erfahrung gemacht, dass sie dann in Zukunft zurückhaltender mit derlei Kritik sind und sich eher positiv am Unterricht beteiligen. Funktioniert sicher nicht immer, aber vielleicht ist es ein Versuch wert.

LG Sabine

randolf
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Beitrag von randolf »

[quote="Sabine0"]..Auf diese Art bringe ich ihn nicht nur an den Text heran, sondern habe auch die Erfahrung gemacht, dass sie dann in Zukunft zurückhaltender mit derlei Kritik sind und sich eher positiv am Unterricht beteiligen. Funktioniert sicher nicht immer, aber vielleicht ist es ein Versuch wert..[/quote]

gefällt mir, weil sie sich dann, ob sie wollen oder nicht, damit beschäftigen -auch die anderen schüler.

man lernt eben nie aus. danke!
randolf
lehren ist eigentlich nur verkaufen des unterrichtsstoffs

Sabine0
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Beitrag von Sabine0 »

*rotwerd*....ähm..bitte bitte :) .
Auf diese Weise gewinnt man den Schueler sogar auf seine Seite, weil man ihn mit der "Alles-Scheiße"-Aussage ja ernst nimmt :) . Meine Schueler mochten das bisher, weil die "Stöhnaussagen" ja gewöhnlich abgewuergt werden. Aber wieso? Wenn jemand einen Text nicht mag, dann ist das so. Da kann ich als Lehrer ihn nicht zu zwingen. Wichtig ist eigentlich nur, dass er sein Meckern auch gut begründen kann...und das am besten am Text :lol: .

LG Sabine :)

katzesturmi
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Beitrag von katzesturmi »

finde Sabines Vorgehen echt gut :)

Ich hab mir mal Extra-Arbeit eingehandelt, weil ich in der 12. unsere Lektüre dermaßen dumm fand. Hab mit der Lehrerin diskutiert und das Ende vom Lied war: "Belegen Sie mal, warum sie dieses Buch trivial finden". Das kostete mich einen Nachmittag harter Textarbeit, hat mir aber 15 Punkte eingebracht.

Das fand ich dann sehr motivierend und hab mich nur noch konstruktiv in den Unterricht eingebracht ;)

Ich kann auch Lala verstehen, wenn sie sagt, dass die Schüler keine Extraarbeit wollen. Das muss sie ja dem betreffenden Schüler nicht sagen.
Wichtig ist halt, dass er lernt, das Kritik ohne gute Argumente ziemlich uncool ist.

lala
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Re: "Spezialauftrag"

Beitrag von lala »

[quote="nele"][quote="lala"]Hallo,

Ziemlich doof finde ich allerdings die Motivation, die du hier zeigst. Du operationalisierst das Lernziel "eigene Recherche ist Strafe" und "ich denke lieber zweimal nach, bevor ich auf potenziell unliebsames hinweise und gar dem Lehrer widerspreche, denn ansonsten kassieren ich und meine Mitschüler Sanktionen." Beides trainiert systematisch eigenes Denken und eigenes Nachforschen ab.

Hallo Nele,

wenn du das so auslegst, gebe ich dir vollkommen recht.

Was ich meine, ist das Fragen, um den Reffi aus dem Konzept bringen zu wollen (mit Beharrlichkeit!)

Hier geht es gerade NICHT darum, dass ich frage, weil ich mich wirklich interessiere, sondern weil ich Spaß dran habe, zu stören, das Gegenüber zu verwirren.

Ich unterrichte angehende Steuerfachangestellte. Gibt es ehrlich gemeinte Fragen, die ich nicht beantworten kann, gebe ich das zu und kümmere mich drum. Merke ich aber , dass mir jemand auf der Nase rumtanzen will, muss ich mich wehren.

LG

lala.
Die Bildung eines Menschen zeigt sich am deutlichsten in seinem Verhalten gegenüber Ungebildeten.

lala
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Beitrag von lala »

Sorry wegen quote :oops:

Hoffe, man versteht, was gemeint war.

lg, lala
Die Bildung eines Menschen zeigt sich am deutlichsten in seinem Verhalten gegenüber Ungebildeten.

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