Einzelner Schüler verweigert ständig Arbeit

Was tue ich, wenn ....?
out346

Beitrag von out346 »

Die Frage, die sich mir stellte, wäre zunächst: was macht jemand, der eine derart offenkundig verweigernde Arbeitshaltung an den Tag legt, womöglich eine Lernbehinderung oder Lernstörung aufweist, an einem deutschen Gymnasium?

Versteht mich nicht falsch, ich bin der Letzte, der fürs Durchreichen nach unten plädiert, und auch die Gymnasialpädagogen sollten bisweilen gefordert sein / werden, was die Probleme der kindlichen Sozialisation unserer Zeit angeht. Aber wenn jemand so auffallend krass nichts tut (= mangelhaft, und zwar nicht ob geistigen Unvermögens), dann hat der doch auf einem Gymnasium nichts zu suchen.

Da wäre ich *sehr* schnell mit einem Elterngespräch dabei, um auszuloten, inwieweit der Junge den Anforderungen der höchstrangigen deutschen Schulform gewachsen ist bzw. ob das die Schule ist, an der sein Potential optimal entwickelt wird. Die Gymnasialpädagogik ist m. E. nicht darauf ausgelegt, sich damit zu befassen, was auch gut und richtig ist imho. Wir haben noch das gegliederte System, und man braucht für gewisse Schulformen eben gewisse Qualifikationen. Und wer die nicht hat... nun ja, survival of the fittest. Und das sag' ich als Grundschullehrer, im Prinzip also berufsmäßiger Gesamtschulmeister (und ich stehe voll hinter dem Grundschulgedanken als einer Schule für alle Kinder). Ist meine Meinung zur Sache!

bibiblocksberg
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Beitrag von bibiblocksberg »

Wenn er trotz allem gute Leistungen bringt, wie oben beschrieben, wird man ihn kaum zu einem Schulformwechsel bringen können...sein Versagen kommt vielleicht noch, darauf kann man langfristig hoffen, ansonsten würde ich das Verhalten des Jungen ignorieren.

Warum sollte ich mir deswegen die Nerven kaputt machen? Offensichtlich stört er im Wesentlichen dadurch, dass er nichts macht. Brief an die Eltern, Mitteilung seines Verhaltens im Unterricht, fertig. Mit dem würde ich mich nicht herumreißen, wirklich nicht. Eine Erklärung wäre, dass er die Dinge soweit im Griff hat, dass er sich langweilt bzw. mit dem, was er durch Nichtstun trotzdem erreicht, zufrieden ist. Solche Schüler trifft man immer mal wieder, da kann man nur hoffen, dass sie rechtzeitig merken, wenn sie mit Nichtstun nicht mehr weiterkommen. Vorher wachen die nicht auf - behaupte ich mal. Deswegen funktioniert ja auch der "Trick" mit den Vokabeltests!

Ach ja: Es gibt ja eine sog. Kopfnote, die ausdrücklich die Bezeichnung "Arbeitsverhalten" trägt; nur hier kann man sein Verhalten im Unterricht in aller Deutlichkeit und angemessen quittieren.

kecks
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Beitrag von kecks »

U.U. ist dem Jungen einfach langweilig und er ist so leistungsstark, dass er sich das Nichtstun leisten kann. Kann man nachvollziehen, finde ich. Wozu etwas üben, dass man schon kann? Beschäftige ihn, rufe ihn oft unvermittelt auf (erst die Frage, dann den Namen...), lass ihn was tun. Wenn er aktiv Arbeit verweigert wirst Du eben anfangen müssen, in dieser Klasse viele Unterrichtsbeiträge zu bewerten... Außerdem würde ich ihn mal nach der Stunde auf sein Verhalten ansprechen, Gründe erfragen, ggf. Elterngespräch/Hinweis schicken.

luzifara
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Beitrag von luzifara »

Hast du den Jungen mal nach einer Erklärung gefragt, warum er in der Schule nicht arbeiten kann oder will?

Manche können z.B. nicht in einer unruhigen Atmosphären arbreiten. (Sprichwort: "ich mach das dann zu Hause")

Kamala
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Beitrag von Kamala »

Hallo! Hab länger hier nicht gelesen, sorry.

Also ich habe ihn bereits angesprochen und er hat nur die Achseln gezuckt... aber! In der nächsten Stunde meldete er sich :shock: und hat die ganze Zeit mitgearbeitet... und das hält sich bis heute...!
Ich habe ihn aber auch - was kecks schrieb - mehrmals einfach so aufgerufen (mach ich eh oft, wenn Leute stören, aufrufen, kurz in der unangenehmen Situation lassen und ihnen zeigen, dass ich weiß, dass sie stören...) und mittlerweile bin ich echt zufrieden mit ihm...
Ref. ab Feb.2010; Seminar: NRW

Freidenker
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Beitrag von Freidenker »

Philou sprach :
Die Frage, die sich mir stellte, wäre zunächst: was macht jemand, der eine derart offenkundig verweigernde Arbeitshaltung an den Tag legt, womöglich eine Lernbehinderung oder Lernstörung aufweist, an einem deutschen Gymnasium?
Das frage ich mich auch bei vielen anderen Schülern. Man darf sich heutzutage als Lehrer allerdings kaum noch trauen, dieses Phänomen in offener Weise zu hinterfragen und richtig zu deuten, weil selbsternannte Für-alles-eine-Lösung-Pädagogen mit radikaler Sozialphantasterei solche Erscheinungen dezidiert als "Hochbegabung" verkaufen und in den Schulen durchsetzen wollen. Man gibt als Schüler deutlich zu erkennen, dass man es nicht schafft und auch gar nicht gedenkt, Leistungsfortschritte zu erarbeiten und schon wird man als "hochbegabt" bejubelt.-Der Beifall der Eltern für die HochbegabungsScanner (betreffende Lehrer) ist zumindest gesichert.

Da wir an den Gymnasien mittlerweile so viele "Hochbegabte" sitzen haben, sollten wir die Schulform Gymnasium sofort schließen und diese immer zahlreicher werdende geistige Elite sofort nach der 10. Klasse zu den Universitäten schicken, damit sie nicht unterfordert wird.

Deutschland demnächst eine Nation von Hochbegabten, auf die die Welt neidvoll schauen wird ? 8)
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

Katharina Schneider
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Beitrag von Katharina Schneider »

Kamala schrieb:

„Ich habe ihn aber auch - was kecks schrieb - mehrmals einfach so aufgerufen (mach ich eh oft, wenn Leute stören, aufrufen, kurz in der unangenehmen Situation lassen und ihnen zeigen, dass ich weiß, dass sie stören...)“

Vorsicht!

Ich erinnere mich noch an eine Lehrprobe in den achtziger Jahren. Ich war Referendarin in einer siebten Klasse. Die Schüler sollten einen Text lesen – und zwar abschnittsweise reihum auf Zuruf. Natürlich passten die Schüler alle brav auf, weil ich sie vorher entsprechend gedrillt hatte. Nur hinten links um Claudia herum entwickelte sich ein kleiner Unruheherd. Sie beschäftigte sich und ihre Banknachbarin mit dem Bemalen ihres Etuis. Natürlich rief ich dann Claudia zum Weiterlesen auf. Und natürlich wusste sie nicht, an welcher Stelle ihr Vorgänger aufgehört hatte. Blut schoss ihr in die Wangen, und sie schaute verlegen. Ich habe ihr Verhalten nur mit einem Kopfschütteln kommentiert und sofort einen anderen Schüler aufgerufen.

An meiner Unterrichtsstunde wurde insgesamt nichts von Bedeutung bemängelt, aber als dann diese Situation zur Sprache kam... Man kann sich die Empörung des Oberhauptfachseminarleiters gar nicht vorstellen. Ich hätte diese Schülerin vor allen anderen Schülern und natürlich den Besuchern gedemütigt und psychisch unnötig belastet. So ginge das nicht!
dein Verhalten und du - das kotzt alles dermaßen an. Halte doch einfach mal deine Fresse! (...) verpiss dich von hier. Es geht hier um die SCHULE. Von der DU allerdings keine Ahnung (mehr) hast.

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