Unerledigte Hausaufgaben- Sanktionen oder "Belohnung&qu

Was tue ich, wenn ....?
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londongirl
Beiträge: 9
Registriert: 06.01.2006, 20:44:39

Unerledigte Hausaufgaben- Sanktionen oder "Belohnung&qu

Beitrag von londongirl »

Hallo! Ich absolviere seit 1 woche mein fachpraktikum in einer 3.klasse und nun stellt sich für unsere betreuende lehrerin das problem, dass ein schüler ständig seine hefte verbummelt und seine hausaufgaben nicht erledigt. Mit seiner mutter und auch mit der für die familie zuständigen sozialberaterin wurde schon gesprochen, nur leider scheinen alle menschen diesen jungen schon komplett „abgeschrieben“ zu haben. Von der lehrerin und der klasse hagelt es nur noch strafen und kritik, was heute darin gipfelte, dass sich einige schüler für eine „richtig harte“ strafe aussprachen.
Ich sehe dieses als komplett falsch an und glaube, dass man das pferd von der anderen seite aufzäumen müsste…morgen werden wir im religionsunterricht meinen vorschlag diskutieren, diesen jungen nicht ständig zu bestrafen, wenn er etwas nicht erledigt hat, sondern ein punktekonto einzuführen, auf dem er –je nachdem, ob er seine aufgaben erledigt oder sie vergessen hat- sowohl plus- als auch minuspunkte sammeln kann und das bei einem bestimmten punktestand (der morgen festgelegt werden soll) gegen einen „gutschein“ für eine klassenaktivität eingetauscht werden kann, z.B. gemeinsam eis essen zu gehen. So erhoffe ich mir, ihn über die extrinsische motivation schließlich auch für die hausaufgaben motivieren zu können, sodass es ihm irgendwann vielleicht auch mal spaß macht (was bei seinem heutigen stand noch nicht abzusehen ist). Es sollte sich um keinen fall um eine belohnung im eigentlichen sinne handeln, da dieses unfair gegenüber anderen kindern wäre, die ihre hausaufgaben regelmäßig und selbstverständlich machen. Ich glaube halt einfach nicht, dass sanktionen bei diesem schüler etwas nützen, da er ja seine aufgaben augenscheinlich immer noch nicht erledigt; vielmehr denke ich, dass er sich total abschottet, „dichtmacht“, wenn wieder nur strafen auf ihn einhageln und dass ihm dadurch früher oder später die rolle des „buhmannes“ in der klasse zukommen wird. Dieses wäre unverantwortlich, da der junge offensichtlich sowieso schon kein einfaches elternhaus hat. :(

Hat jemand von euch vielleicht noch einen eleganten lösungsvorschlag für dieses problem?!
Liebe grüße, londongirl! :D

Luke
Beiträge: 227
Registriert: 12.12.2005, 14:06:58

Beitrag von Luke »

Willst Du das mit der Klasse im Religionsunterricht diskutieren? Und wenn er weiter keine Hausaufgaben anbringt darf die gesamte Klasse kein Eis essen gehen? Das scheint mir beides wenig sinnvoll. Wieso wird überhaupt die Klasse nach Sanktionen befragt?

M.E. helfen in einem solchen Fall nur Einzelgespräche oder die Hilfe eines Schulpsychologen...

londongirl
Beiträge: 9
Registriert: 06.01.2006, 20:44:39

Beitrag von londongirl »

Hallo luke,
die klasse darf sanktionsvorschläge einbringen, weil die lehrerin es erlaubt. Keine gute idee, wenn du mich fragst.
Haben die relistunde (war die idee der lehrerin, nicht unsere)heute für dieses thema genutzt, das hauptproblem scheint dabei die mutter darzustellen, die ihren sohn nicht unterstützt…er hat selten sein hausaufgabenheft dabei und trotz (angeblicher) unterstützung der mutter auch so gut wie nie die hausaufgaben. Die lehrerin scheint aufgrund ihrer 40-jährigen schulerfahrung schon blind geworden zu sein, da sie den beteuerungen der mutter allen ernstes glauben schenkt. Für sie ist das kind der buhmann und niemand sonst, hats ihm heute schon vorn latz geknallt, o-ton der lehrerin: „ich weiß jetzt schon, dass wir uns im sommer voneinander verabschieden werden, wenn du noch mal sitzen bleibst wirst du überprüft, dann geht’s auf die sonderschule und überhaupt bin ich schon gar nicht mehr neutral, wenn ich dich sehe, allein deine anwesenheit macht mich schon rasend.“ Tolle pädagogin, nech? Wir haben versucht, den streit etwas zu entkräften, haben jetzt 2 schülerinnen ernannt, die das hausaufgaben-heft des jungen täglich auf eingetragene HA überprüfen. Ebenso ist es ihre aufgabe, dafür zu sorgen, dass er alle für die HA benötigten materialien mit nach hause nimmt. 2 mal die woche soll der junge ab sofort bei der städtischen kostenlosen hausaufgabenhilfe unterkommen und die anderen 2 tage kommt er in die hausaufgabengruppe des vaters einer seiner mitschüler. Das hauptproblem scheint insgesamt die mutter zu sein, die von nun an täglich das heft unterschreiben und morgens in den ranzen stecken soll. Laut lehrerin geschieht das alles längst, natürlich!!!!! Ey, ich frag mich echt, wie man mit so langer erfahrung so naiv sein kann. Sie hat uns schon von mehreren „problemkindern“ erzählt, die nach einem gespräch ihrerseits mit den eltern von der schule genommen wurden. Toll, so kann man sich auch die probleme vom hals schaffen.
Und dass sie sich ständig von den anderen schülern, insbesondere den ach so hilfsbereiten kindern, die sich durch gerade diese hilfsbereitschaft ständig extra-rechte rausnehmen und sogar schon zudringlich werden, hereinreden lässt, ist sowieso ein ding der unmöglichkeit. Man sollte sich als lehrer niemals das zepter aus der hand nehmen lassen!!

Um nochmal auf das punktesystem mit der belohnung zu sprechen zu kommen: der junge hat durch genau dieses system die chance, für erledigte hausaufgaben belohnt zu werden; andersrum wird aber die klasse bei nichtgemachten HA nicht mitbestraft, da sie ja ansonsten auch nicht eis essen gegangen wären. Lg, londongirl p.s.: einzelgespräche mit dem ´schüler und auch der mutter sowie der sozialberaterin gab es schon zuhauf. ich kenne die familie nicht gut genug, um darüber ein urteil zu fällen, aber ich glaube, dass da einiges schief hängt. am schrägsten ist jedoch echt die methode,den jungen tagtäglich vor der klasse fertig zu machen. pädagogisch wertvoll.

Luke
Beiträge: 227
Registriert: 12.12.2005, 14:06:58

Beitrag von Luke »

Uiuiui, echt bitter was Du da schreibst. Ich hoffe, dass dem Jungen nun durch die Mithilfe der Schülerinnen und der Hausaufgabenbetreuung geholfen ist.

Die Lehrerin hat sich wirklich das Zepter aus der Hand nehmen lassen, eigentlich hat sie es sogar leichtfertig abgegeben..

Laß Dich nicht unterkriegen und nimm es als Motivation es selbst einmal besser zu machen :wink:

Grüße, Luke

paro
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Registriert: 22.12.2005, 15:13:07
Wohnort: Ba - Wü (GHS)

Beitrag von paro »

Die Sache mit der Hausaufgabenbetreuung gefällt mir gut, könnte klappen. Aber die anderen Schüler mit in die Hausaufgabenkontrolle miteinbeziehen - puuh, starker Toback, find ich falsch, drückt den Knirps noch mehr in die Außenseiterrolle und erhebt andere quasi über ihn. Schnallt er denn, was er tun soll oder kapiert er es erst gar nicht? Vielleicht könnte man auch Freiarbeitszeit nutzen, um ihn seine Hausaufgaben nachmachen zu lassen, wenn´s was wichtiges war.

londongirl
Beiträge: 9
Registriert: 06.01.2006, 20:44:39

Beitrag von londongirl »

Hallo paro, leider hat die lehrerin schon durch das einbeziehen der schüler eine solche streitkultur geschaffen, dass viele sich förmlich dazu einberufen fühlen, ihren senf abzugeben…allerdings hatte ich heute den eindruck, dass ebenso viele sich sogar darüber freuten, disem schüler zu helfen und ebenfalls verantwortung für das gelingen einer positiven konstellation der klasse zu tragen. Mal schauen, wie es klappt…komme gerade von einer geburtstagsparty, wo natürlich hauptsächlich lehramststudenten oder anwärter vor ort waren und es zum schluss zu einer diskussion über die erziehungsfunktion der eltern kam, der in unseren augen viel zu wenig nachgegangen wird. Viele scheint es ******egal zu sein, wo sich ihr nachwuchs nachmittags herumtreibt und ob er seine hausaufgaben macht oder nicht…eine traurige entwicklung. Unabhängig von sozialen unterschieden bin ich sehr froh, nicht in dieser generation aufgewachsen zu sein, da es den anschein macht, dass –ebenso, wie viele technische errungenschaften den alltag scheinbar erleichtern- ebenso auch die verantwortung, die eltern gegenüber ihren kindern haben, gerne abgeschoben wird, hauptsache, man macht sich das leben so einfach wie möglich, was zum teufel geht’s mich an? Eine traurige entwicklung, wenn ihr mich fragt. Dem schlechten benehmen vieler schüler nach kann man so einige rückschlüsse aufs elternhaus ziehen. Versteht mich nicht falsch: mein vater hat in den 50ern so einige male dresche von meinem opa einstecken müssen, was ich echt nicht gutheiße (um nicht zu sagen verurteile, auch wenn damals die latte wohl etwas höher angesetzt wurde), aber mein opa hat ihm werte vermittelt, was vielen eltern heutzutage anscheinend einen dreck schert…natürlich haben wir den jungen heute gefragt, warum er seine aufgaben nicht erledigt und er hatte keine antwort parat- obwohl er laut angabe der mutter schon mehrmals bei der hausaufgabenbetreuung war…sorry, aber da scheint sich jemand zu wenig dahinterzuklemmen, was mit dem eigenen kind geschieht…eine traurige entwicklung, vor allem, wenn die lehrerin in dieselebe kerbe schlägt und am ende das kind nur schuld ist. Ich für meine teil werde jedenfalls mein allermöglichstes tun, um diesem jungen akzeptanz und ein gefühl des aufgenommem-werdens entgegen zu bringen und mit ihm ein persönliches gespräch führen (auch wenn ich nur noch 3 wochen in e der klasse bin). Auch wenn das alles angeblich bisher nichts gefruchtet hat- bei allem respekt, bei der lehrerin kann ich’s verstehen. :(

So, das erstnmal für heute, ich muss jetzt dringend pennen, bevor ich gleich wieder hospitieren gehe. :shock: Lg, londongirl

londongirl
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Registriert: 06.01.2006, 20:44:39

Beitrag von londongirl »

p.s.: freizeitbetreuung gibts an der schule nicht, also keine chance für ihn, seine aufgaben da zu erledigen. unglaublich, was für missstände man an den schulen entdeckt...nicht mal eine HA-betreuung....

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