Ruhe im Klassenzimmer

Was tue ich, wenn ....?
chrisy
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Re: Ruhe im Klassenzimmer

Beitrag von chrisy »

Oftmals sind einige Gruppen eher fertig als andere, gebe ich dann noch ein paar Minuten, fangen die fertigen Gruppen an zu quatschen. Auch ebbt diese Grundunruhe oft nach dieser Phase nicht ganz ab. Zudem versuche ich, die SuS zum Reden zu bekommen und stelle Diskussionsfragen an die Klasse. Dies ist dann tatsächlich der Zeitpunkt, an welchem die größte Unruhe entsteht.
Ich denke, wie auch Franzy schrieb, dass der Hauptknackpunkt bei dieser Klasse in mangelnder Differenzierung liegt. Du planst anscheinend eine Aufgabenetappe für alle Schüler, welche in einer Stunde erreicht werden soll, machst dir dann aber wohl keine Gedanken, was man den schnelleren Schülern anbieten kann.

Am einfachsten wäre es m. E. nach du planst eine 0815-Stunde so: Einstieg mit Arbeitsanweisung -> Verdeutlichen, welches Ziel alle SuS erreichen sollen. Auf differenzierendes Zusatzmaterial für fittere Hinweisen (natürlich sollte der erste Arbeitsauftrag auch Differenzierungen enthalten). SuS bearbeiten Aufgaben. Fertige Schüler bedienen sich am Differenzierungsmaterial.

Ideen zur Differenzierungsaufgaben (je nach Altersstufe zu wählen):
- schwierigere Fragestellungen oder ähnliche Aufgaben an einer Lerntheke
- Rätsel, Quiz, Wer wird Millionär am PC
- Mindmaps anfertigen lassen
- Helfertruppe bilden -> SuS stehen als Berater zur Verfügung
- Literaturrechercheaufgaben oder stilles Lesen zum Themengebiet
- Lerntagebuch schreiben lassen

Ganz besonders eignet sich auch das Lerntempoduett/-quartett:
SuS bearbeiten in EA eine Aufgabe
Wenn sie fertig sind gehen sie an einen bestimmten Ort im Raum, an welchem sich z.B. nur 4 suS treffen dürfen.
Diese bilden nun eine Gruppe -> Schnellere Schüler bilden eine Gruppe mit höherer Aufgabenanforderung
Stundenschluss: Ergebniszusammenfassung aus der EA plus Vorstellungs- und Reflexionsrunde
zu den Ergebnissen aus den Lerntempogruppen
Achtung: Das geht natürlich nicht sehr sauber in ein 45-Minutenkorsett zu zwängen. :wink:
"Das deutsche Schicksal: vor einem Schalter zu stehn. Das deutsche Ideal: hinter einem Schalter zu sitzen."

blackbook
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Re: Ruhe im Klassenzimmer

Beitrag von blackbook »

Mein Repertoire ist tatsächlich etwas begrenzt, daher auch der Eintrag hier :wink:
Habe mir mittlerweile ein Merkblatt mit euren Tipps und ein paar eigenen Überlegungen angelegt, welches ich nach und nach in meinen Unterricht einbauen und ausprobieren will. Ein paar Sachen (hauptsächlich schnelleres, entschlosseneres Eingreifen und Veränderungen am Sitzplan) habe ich heute eingesetzt und es lief bereits besser. Bin auf die folgenden Stunden gespannt.

Zur Differenzierung:
Tatsächlich habe ich darauf bisher nicht sonderlich geachtet. Ein paar Ideen hier und da schon, aber noch kein wirkliches Konzept in meinen Klassen. Das will ich aber ebenfalls schrittweise ändern. Die erste Planung für Freitag habe ich dementsprechend schon ergänzt.
Baut ihr Differenzierungen bei jeder einzelnen Aufgabe mit ein, egal ob kurz oder länger? Oder entscheidet ihr je nach Lerngruppe wann eine Differenzierung nötig ist?
Ich brauche immer noch vergleichsweise lang für eine anständige Planung. Für jede Aufgabe in meinen Klassen Differenzierungen einzubauen würde diese Zeit nochmal um einiges verlängern.

sabbel
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Re: Ruhe im Klassenzimmer

Beitrag von sabbel »

Ich arbeite an einer Förderschule und habe in in diesem Schuljahr bisher zwar recht unkomplizierte Schüler, aber das Problem des Dauerschwätzens ist mir mehr als bekannt. Ganz gerne auch in Kombination mit anderen Störungen.
Die Differenzierungsgeschichte der Vorschreiberinnen ist gut und könnte das Problem tatsächlich eindämmen.
Ich differenziere nicht JEDE Aufgabe (Da würde ich verrückt werden, ich unterrichte quasi alle Fächer in meiner Klasse), habe aber eigentlich immer eine passende Zusatzaufgabe (also eine Zusatzaufgabe, die zum Reihenthema passt). Bei Differenzierungsuafgaben gibt es bei mir drei Stufen leicht-normal-spezial. Denn auch überforderte Schüler können imens stören und haben meist auch keinen LErnzuwachs.
In der Planung schleicht sich schnell Routine ein. Dann geht es Dir leichter von der Hand. Bleib erstmal, wie chrisy schon schrieb bei der 0815-Stunde. Die gibt Dir Sicherheit.
Und sei konsequent. Das ist wirklich wichtig. Und das macht Dich vor den SChülern nicht böse oder so. Sie können Dich besser einschätzen, brauchen nicht mehr testen und konzentrieren sich besser auf den Unterricht.
Ich muss mich jetzt mal für den Tag fertigmachen. Ich schreibeevtl. heute nachmittag nochmal, wenn Du möchtest, mir fallen noch ein paar Dinge ein, die es vereinfachen können.
LG

Fränzy
Moderator
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Re: Ruhe im Klassenzimmer

Beitrag von Fränzy »

Differenzierung ist ein riesen Thema bei uns in der Schule. Du kannst z.B. nach Zielen, Methoden und Inhalten differnzieren. Sprich, nicht alle Schüler arbeiten gleich gut bei bestimmten Sozialformen und Mtehoden.

In Unreine einige Vorschläge:

- Wochenplanarbeit
- Lernzirkel/Lerntheke mit Pflichtaufgaben, Küraufgaben, jeweils verschiedene Schwierigkeitsgrade
- Lernwerkstatt
- Lerntagebuch/ Portfolio
- Helfersystem (Experten für bestimmte Bereiche)
- in Einzelarbeit unterschiedliche Aufgaben hinsichtlich Umfang und Schwierigkeitsgrad
- bei GA verschieden Leistungsstrke Schüler zusammen bringen, dort Funktionen verteilen lassen, arbeitsgleiche Themen oder verschiedenen. Jedoch gleich im Schwierigkeitsgrad
- Bei GA mit leistungshomogenen Gruppen differenzieren.

Du siehst, dass ich die freien Arbeitsformen hier oft erwähne. Hier ist differenzierung am besten gegeben. Die Klasse an diese Arbeitsformen zu gewöhnen ist jedoch anstrengend und Du solltest, grade jetzt, wenn es eh nicht soo rund läuft, eher langsam damit beginnen.

Inhaltliche Differenzierung im klassischen Unterricht kann so erfolgen:

- Über Anzahl der Aufgaben
- über die Aufgabenkontexte
- über den Umfang und den Inhalt der Aufgaben
- über die Komplexität der Aufgaben (leicht, schwer)
- über das Abstraktionsniveau der Aufgaben
- über das Bearbeitsniveau (wie kann man die Aufgaben bearbeiten? Welche Hilfen gibt es an die Hand? wie gelenkt ist der Prozess? welche Methoden sind nötig? Selbstständigkeit? Transfer?
- über die Sprache

Und nein, ich denke, man muss nicht IMMER differenzieren. Aber in jedem Fall an den Punkten, wo man einzelne Schüler unter bzw. überfordert (Sprich, wenn Schüler ewig vor den anderen fertig sind bzw. gar nie fertig werden. Und dadurch Unruhe entsteht). Schafft man es allerdings mit den Klassen offene Formen gut zu etablieren, dann ist die Differenzierung wirklich eine Querschnittsaufgabe. (Bei uns in der Schule funktioniert es leider nicht)
שָׁלוֹם

krabappel
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Re: Ruhe im Klassenzimmer

Beitrag von krabappel »

Abgesehen davon, dass Fränzy die schwierigsten Klassen durch hat und immer ein tolles, erprobtes Repertoire an Methoden kennt, dem nichts hinzuzufügen ist, hatte ich bei deinem Beitrag das Gefühl, dass die Schüler nicht wirklich "schwierig" sind und du als Person mit mehr Schmackes auftreten solltest. Wenn du nicht die Möglichkeit hast, dich selbst zu filmen, versuche dir mal in Ruhe vorzustellen, wie du auf die Schüler wirkst. Wie wäre es, hinten in deiner Klasse zu sitzen? von dir ermahnt zu werden ("pssst") und nochmal und nochmal, mit einer Engelsgeduld? wissen die, dass du es Ernst meinst?

Ein paar Maßnahmen sind sicher hilfreich, damit man sich selbst sicherer fühlt. Aber das Wichtigste ist, dass man wirklich meint, was man sagt. Vielleicht bringt es dir etwas, "Ansagen" (vor dem Spiegel) zu üben? Du möchstest, dass es sofort still ist. Da muss man nichts erklären und nicht abwarten sondern du willst es jetzt und sofort und du weißt, dass deine Stimme und deine Mimik und deine Körperhaltung das (schon bei der kleinsten Störung) auch vermitteln kann. Diese Haltung kann man auch ein bisschen antrainieren.

Malte86
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Re: Ruhe im Klassenzimmer

Beitrag von Malte86 »

Also probiere doch mal das direkte Ansprechen der Störenfriede, so nach dem Motto:

"Hans was hast du gerade Egon erzählt? Lass doch die ganze Klasse daran teilhaben..." Und dann auch gerne 1-2 Mal nachharken so das es Hans wirklich unangenehm wird...


Andere Alternative ist sonst noch sich neben die beiden Störenfriede zu setzen oder das Spiel Obstsalat (bei einen Stuhlkreis)... Dort werden die Schüler durchgezählt nach dem Motto 1,2,3,4 und in 4 Obstsorten aufgeteilt (immer also Apfel, Banane, Mango, Kiwi, Apfel, Banane usw). Alle Schüler sitzen und du stehst in der mitte des Stuhlkreises und hast als einziger in der Mitte ohne Stuhl... Dann rufst du eine Obstsorte z.b. Banane, dann müssen alle Bananen aufspringen und sich einen neuen Platz suchen. Wichtig ist dabei, dass sich niemand auf den Platz direkt links und rechts von seinen alten Platz oder neben seine alte Nachbarn setzen darf...

Kombinationen (Banane+ Kiwi) sind genauso möglich wie z.b. der Aufruf "Obstsalat), wo dann sich jeder einen neuen Platz suchen muss...

Das macht man dann 5min, danach haben die Kinder ihren Spaß und sind ausgetobt außerdem geht es dann in dieser neuen Sitzkonstelation weiter bis zum Unterrichtsende...

Als letzte Alternative gibt es noch den "Schweigefuchs" als Handzeichen, was die Kinder dazu bringen sollte ruhiger zu werden, der Vorteil ist hierbei, dabei das Störenfirede die gerade keinen Blickkontakt zum Lehrer ebenfalls auf von ihren Mitschülern durch das Handzeichen auf den Schweigefuchs hingewiesen werden können

Fränzy
Moderator
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Re: Ruhe im Klassenzimmer

Beitrag von Fränzy »

Du weißt aber schon, dass der Schweigefuchs, das Erkennungs- und Grußzeichen von Bozkurt ist? Falls Türken/Kurden in den Klassen sitzen, sollte man auf den Schweigefuchs verzichten.

Außerdem handelt es sich hier um eine 10. Klasse. Spiele zur Auflockerung sind zwar nicht falsch, aber bei der Klasse hier sind andere (und langfristigere) Anstrengungen notwendig.
שָׁלוֹם

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