Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Grundsätzliche Fragen zum Referendariat können hier gestellt werden
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rossi87
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Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von rossi87 »

Wir arbeiten ja mit Menschen, und das eben auch in der Betreuung angehender Lehrer.

Es kann durchaus verständliche Gründe geben, weshalb neue Referendare eine Stunde von klein auf mit ihrem Mentor konzipieren wollen:

- große Unsicherheit
- Perfektionismus
- Annahme, der Mentor wolle das so, damit "seine" Klasse keinen schlechten Unterricht bekomme

All diese Situationen hatte ich selbst als betreuender Mentor bzw. Fachlehrer schon. Ich habe dann nicht einfach "mach selbst!" gerufen, sondern versucht, von Stunde zu Stunde die Verantwortung und Vorleistung mehr und mehr an den Referendar abzugeben. Das hat auch gut funktioniert.

Aber wenn erkennbar ist, dass ein Referendar aus Faulheit, sich selbst erst einmal Gedanken zu machen und die Stunde vorzuplanen, den Kontakt sucht, würde ich auch deutlich werden und klarstellen, dass es im Referendariat um eine eigenverantwortliche Ausbildung geht.

CaraM.
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Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von CaraM. »

Erstaunlich, dass ein Mensch, der anderen etwas beibringen ud junge Menschen erziehen will, auch bei der 5. UB noch so unselbständig agiert und von Tuten und Blasen keine Ahnung hat.

Aber nun gut...am Anfang steht das Gespräch und ich würde auch meinem Erstaunen Ausdruck verleihen, dass jemand sich nicht mal dafür bedankt, dass selbst die Großmutter eingespannt werden muss, um sie zu unterstützen.

Nun ja. Manche reden nicht, fragen nicht nach aus Unreife, denke ich. Ihr muss man wohl wirklich alles richtig darlegen und viel erklären.

tignola
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Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von tignola »

Ich hatte am Anfang keine genauen Erwartungen. Es treffen ja immer 2 unterschiedliche Menschen aufeinander, die ihre gemeinsame Arbeitsweise miteinander "aushandeln" müssen. Mit meinen beiden Mentoren arbeite ich also etwas unterschiedlich.
Bei beiden war es aber so, dass ich anfangs die Stundenentwürfe mehrere Tage vor der zu haltenden Stunde mitgebracht habe. Wir haben Feintuning betrieben und ich habe die Stunden gehalten. Gerade bei den ersten Stunden habe ich mich besonders bemüht, um zu zeigen, dass ich auch allein Stunden planen kann, die vielleicht nicht perfekt sind, in denen die SuS aber das Ziel erreichen. Außerdem habe ich bewusst Fragen gestellt, um zu signalisieren, dass ich mir allein Gedanken mache und nicht ins gemachte Nest lege.

Dies führte dazu, dass ich meine Stundenentwürfe irgendwann (nach Absprache) nur noch direkt vor der Stunde vorgelegt habe und hinterher wurde/wird gemeinsam ausgewertet und reflektiert. Die Angebote von meiner Mentorin, meine Entwürfe vor UBs mit ihr zu planen, habe ich, ehrlich gesagt, auch immer dankend abgelehnt. Nicht, weil ich undankbar oder gar arrogant bin, sondern weil ich MEINE Stunde beurteilen lassen möchte, nicht ihre. Aber ich habe ihr Angebot angenommen, den fertigen Entwurf vorher zu lesen und mir kleinere Hinweise zu geben, das Feintuning eben. Dann weiß ich aber, dass es meine Mentorin Zeit kostet, das Ding zu lesen, also bedanke ich mich und mache ihr das Leben so leicht wie möglich, indem ich ihr den Entwurf rechtzeitig vorlege, damit sie ihre Zeit fürs Lesen einteilen kann und nicht abends um 22.00 Uhr ran muss.

Ich habe es also gern, wenn meine Mentoren ganz klare Ansagen machen: Das MUSS ich bis Zeitpunkt xy erledigen, vorzeigen, mitbringen, entscheiden, etc. Das KANN ich als Angebot nutzen, dann hat es aber bis xy vorzuliegen. Da ich nun bereits mehrere Monate dabei bin und die Stunden soweit laufen, erwarte ich inzwischen auch nicht mehr nach jeder Stunde eine Auswertung bzw. verzichte ich ab und an gern darauf. Irgendwann hört man mit hoher Wahrscheinlichkeit immer die gleichen Dinge. Da mich die ständige Beobachtung auch etwas kirre macht, bin ich dankbar für jede Stunde, die ich ganz allein, d.h. ohne Zuschauer, unterrichten darf. Aber erwarten kann ich das nicht. Ich weiß, dass solche Dinge davon abhängen, wie gut ich meine Arbeit mache.

kuddelmux
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Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von kuddelmux »

Erneut herzlichen Dank für eure Beiträge. Eure Vorschläge, u.a. das mit der genauen Terminsetzung, werde ich beherzigen. Und ich werde zeitnah berichten, ob sich was an der Situation ändert.

kecks
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Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von kecks »

Wie alt ist denn deine referendarin? Ich habe solche Erfahrungen vor allem mit sehr unreifen, in meinem fall allen sehr jungen, in vielem noch kindlichen refis gemacht. Ich hab sie auflaufen lassen, irgendwann ist der pädagogische schonraum Schule bzw. Studium eben auch mal vorbei und das Berufsleben beginnt. Wer wie ein erwachsener behandelt werden möchte, muss damit leben, dass ihm oder ihr unanständiges Verhalten als solches gespielt wird. Gern wertschätzend, aber schon deutlich.

kuddelmux
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Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von kuddelmux »

Ehrlich gesagt, weiß ich ihr Alter nicht genau. Ich tippe aber mal, dass sie auf Mitte/Ende Zwanzig zugeht. Vor dem Studium hat sie bereits eine Ausbildung abgeschlossen. Ob diese zwei- oder dreijährig absolviert wurde, weiß ich nicht.

CaraM.
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Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von CaraM. »

Unreife hängt nicht vom Alter ab.

Ich bin immer noch nicht richtig erwachsen. ;-)

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