Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Grundsätzliche Fragen zum Referendariat können hier gestellt werden
Antworten
kecks
Beiträge: 1628
Registriert: 01.04.2009, 6:09:18

Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von kecks »

doch, laut entwicklungspsycholgie hängt reife ganz arg vom alter ab.

CaraM.
Beiträge: 101
Registriert: 14.12.2017, 13:58:06
Wohnort: NRW

Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von CaraM. »

Schon mal etwas von Selbstironie gehört? ;-)

Maximer
Beiträge: 179
Registriert: 18.01.2018, 13:39:30

Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von Maximer »

kuddelmux hat geschrieben: Mit dem neuen Ref jedoch kommt es immer wieder zu Problemen. Deshalb lautet meine Frage: welche Erwartungen habt ihr an euren Mentor?
Hallo kuddelmux,

klare Erwartungen habe ich gar nicht und ich denke auch nicht, dass man die ins Referendariat mitbringen sollte, schließlich muss man sich im Berufsleben die meiste Zeit den Erwartungen des Umfelds anpassen und nicht umgekehrt.

Ich habe deshalb nicht erwartet, dafür aber gehofft, dass mein(e) Mentor(en) keine Erbsenzähler sind, die stundenlang mit mir alle denkbaren und undenkbaren Details durchsprechen und mich mit haarspalterischer Kritik verunsichern. Das habe ich nämlich indirekt schon erlebt und zur Genüge gehört. Zum Glück sind meine Mentoren spitze, jeder hat seine Art und auf jeden muss ich mich anders einstellen, damit ich maximalen Nutzen aus der Kooperation ziehen kann.

Beispiel: Eine Mentorin schert sich nicht um mich, wenn ich aber aktiv ihren Unterricht besuche und offensiv anbiete, diese und jene Stunde zu übernehmen und ihr unaufgefordert das Stundenkonzept vorlege, geht sie konstruktiv darauf ein, schaut sich die Stunde an und gibt sehr wertvolle Rückmeldung. Ein anderer Mentor nimmt mich wiederum aktiv mit und quetscht mich gerne auch mal vor allen Kollegen im LZ aus, warum ich das denn so und nicht anders gemacht habe und was ich nächstes Mal anders machen würde etc. Da tropft manchmal der Schweiß, aber letztlich nehme ich auch dadurch viel mit!

Wichtig ist letztlich vor allem, dass die Zusammenarbeit konstruktiv verläuft und kein einseitiges Abhängigkeitsverhältnis entsteht. Wenn ich mir einen Referendar/Referendarin zum abhängigen Kind mache (indem ich ihr mal von der Pike auf erklären will, wie guter Unterricht überhaupt funktioniert etc.), ist das wahrscheinlich keine Basis, um innerhalb von 1,5 Jahren eine gereifte Lehrerpersönlichkeit aus der Schule spazieren zu sehen. ;-)

Schönen Abend!
Maximer

Max_Cohen
Beiträge: 161
Registriert: 01.06.2017, 21:37:07
Wohnort: NRW

Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von Max_Cohen »

Maximer hat geschrieben: Wenn ich mir einen Referendar/Referendarin zum abhängigen Kind mache (indem ich ihr mal von der Pike auf erklären will, wie guter Unterricht überhaupt funktioniert etc.), ist das wahrscheinlich keine Basis, um innerhalb von 1,5 Jahren eine gereifte Lehrerpersönlichkeit aus der Schule spazieren zu sehen. ;-)
Wenn der Referendar das nicht weiß (man selbst aber hoffentlich schon, aber auch das kann man ja leider nicht voraussetzen), dann ist das schon zum Schutz der Schüler die vordringliche Aufgabe.
Insofern sehe ich es ganz klar als Aufgabe eines Mentors, mit dem Referendar Unterricht auf Grundlage der Fachliteratur zu planen, die Durchführung zu beobachten und den Unterricht anschließend nachzubesprechen und weiterzuentwickeln. Und wenn der Mentor auch an der Bewertung beteiligt ist, dann gehört es ganz klar aufgrund der detaillierten Einblicke zu seinen Aufgaben, für eine angemessene Bewertung zu sorgen - wer super ist soll seine 1 bekommen, aber wer unfähig ist muss aussortiert werden.
Auch das ist leider nicht selbstverständlich, da man doch immer wieder erstaunt ist, wie viele Gefälligkeitsgutachten für Leute geschrieben werden, die trotz 10 km Anlauf (=UB/UPP) keine ordentlichen Stunden hinkriegen - wie soll das dann im Alltag funktionieren?

CaraM.
Beiträge: 101
Registriert: 14.12.2017, 13:58:06
Wohnort: NRW

Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von CaraM. »

Mentoren auf der Grundlage von Fachliteratur?

Die meisten zeigen dir doch einen Vogel. Die meisten updaten ihr Wissen doch gar nicht und können es angesichts eines vollen Studendeputats auch gar nicht mehr. Vermutlich brauchen sie es auch nicht, weil ihr U funktioniert.

Ich habe beobachtet, dass viele "ältere" Lehrer ihren Unterricht aus dem Bauch spontan heraus machen. Und damit meine ich nicht zwangsläufig dadurch schlechten Unterricht, aber eben nicht nach aktuellenTheorien.

Maximer
Beiträge: 179
Registriert: 18.01.2018, 13:39:30

Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von Maximer »

Max_Cohen hat geschrieben: Wenn der Referendar das nicht weiß (man selbst aber hoffentlich schon, aber auch das kann man ja leider nicht voraussetzen), dann ist das schon zum Schutz der Schüler die vordringliche Aufgabe.
Hallo Max,

wenn ein/eine Referendar/in so verhaltensauffällig oder fachlich unter aller Kanone ist, dass das Wohl der Schülerschaft zur Disposition steht, muss man wohl sowieso ganz andere Maßnahmen ergreifen. Da reicht etwas Unterrichtsreflexion wahrscheinlich gar nicht mehr aus.

Etwas schwierig finde ich es - aber davon redest du vermutlich nicht -, wenn man Berufsanfänger/innen mehr oder weniger (in)direkt verklickert, dass sie ihren Schüler/innen potentiell schaden zufügen, sofern sie nicht genau so handeln, wie man es ihnen nun beibringt.

Es soll ja wirklich noch Leute geben, die der Ansicht sind, man könne "guten Unterricht" beibringen. Das geht aber nicht, dafür hängt Unterricht von viel zu vielen Faktoren ab. Außerdem ist ja eigentlich bekannt, dass der eine genau das gut findet, worüber ein anderer verständnislos den Kopf schüttelt.
Max_Cohen hat geschrieben: Insofern sehe ich es ganz klar als Aufgabe eines Mentors, mit dem Referendar Unterricht auf Grundlage der Fachliteratur zu planen, die Durchführung zu beobachten und den Unterricht anschließend nachzubesprechen und weiterzuentwickeln.
Na ja. Auf Fachliteratur bezieht man sich wohl immer irgendwie. Ich denke du meinst, dass man den/die Referendar/in auf die Vorgaben des jeweiligen zuständigen Seminars adäquat vorbereiten sollte. Dem würde ich zustimmen und es begrüßen, es aber nicht erwarten. Ich bekomme meine Seminarvorgaben klipp und klar vermittelt und weiß genau, was die LBs in den UBs sehen wollen und was nicht.

Ein Mentor/Mentorin darf mich gerne dabei unterstützen, diesem Erwartungshorizont nun entsprechen zu können und sollte es mir ausreichend ermöglichen, die Vorgaben praktisch zu üben (auch wenn er/sie selbst diese evtl. nicht nachvollziehen kann), aber ein Mentor/eine Mentorin sollte nicht in die Arbeit des Seminars pfuschen und dem/der Referendar/in irgendeine Fachliteratur vorsetzen und strikte (selbst erdachte oder aus der eigenen Ausbildung implementierte) Anforderungsprofile vorhalten. Das wäre denke ich nicht zielführend.
Max_Cohen hat geschrieben: Und wenn der Mentor auch an der Bewertung beteiligt ist, dann gehört es ganz klar aufgrund der detaillierten Einblicke zu seinen Aufgaben, für eine angemessene Bewertung zu sorgen - wer super ist soll seine 1 bekommen, aber wer unfähig ist muss aussortiert werden.
Das sehe ich ganz anders.
Ein/eine Mentor/in entscheidet - zumindest in meinem Bundesland - nicht über Bestehen/Nichtbestehen der Ausbildung. Sicherlich nimmt er mehr oder weniger direkten Einfluss auf diverse Beurteilungen, das war es aber dann auch und das ist gut so, schließlich wäre eine einigermaßen kollegiale Zusammenarbeit sonst ziemlich schwierig.

Ich erlebe es ja im Seminar. Die Atmosphäre dort ist ziemlich verkrampft und von Schönrednerei geprägt, weil jedem klar ist, dass ein falsches Wort evtl. später (und wenn auch nur unbewusst) beim künftigen Prüfer nachhallen könnte.

Schöne Ferien!
Maximer

Max_Cohen
Beiträge: 161
Registriert: 01.06.2017, 21:37:07
Wohnort: NRW

Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von Max_Cohen »

CaraM. hat geschrieben:Mentoren auf der Grundlage von Fachliteratur?

Die meisten zeigen dir doch einen Vogel. Die meisten updaten ihr Wissen doch gar nicht und können es angesichts eines vollen Studendeputats auch gar nicht mehr. Vermutlich brauchen sie es auch nicht, weil ihr U funktioniert.

Ich habe beobachtet, dass viele "ältere" Lehrer ihren Unterricht aus dem Bauch spontan heraus machen. Und damit meine ich nicht zwangsläufig dadurch schlechten Unterricht, aber eben nicht nach aktuellenTheorien.
Es ist ganz einfach Dienstpflicht, sich auf dem Stand der Wissenschaft zu halten. Ich lese neben einer vollen Stelle auch mindestens 1-2 Fachbücher pro Monat.
Der letzte Absatz lässt deine Reflexionsfähigkeit zum Thema Unterricht in keinem vorteilhaften Licht dastehen - wer macht schon Unterricht "nach Theorien"? Was ist "schlechter Unterricht"?
Maximer hat geschrieben: Es soll ja wirklich noch Leute geben, die der Ansicht sind, man könne "guten Unterricht" beibringen. Das geht aber nicht, dafür hängt Unterricht von viel zu vielen Faktoren ab. Außerdem ist ja eigentlich bekannt, dass der eine genau das gut findet, worüber ein anderer verständnislos den Kopf schüttelt.
Dafür gibt es forschungsbasierte Fachliteratur. Lernwirksam zu unterrichten ist erlernbar und muss erlernt werden. Wer was gut findet, ist weitgehend irrelevant. Unterrichtsqualität ist keine Geschmacksfrage.
Das klingt ehrlich gesagt wie ein Plädoyer für eine weitere Entprofessionalisierung des Lehrerberufs.
Im Übrigen habe ich aus meiner Uni-Zeit zahlreiche für Unterrichtsqualität abträgliche Vorlieben, die ich alle konsequent aus dem Unterricht heraushalte, eben weil ich auf Grundlage von Forschungsergebnissen weiß, dass das nicht gut für Schüler ist.
Na ja. Auf Fachliteratur bezieht man sich wohl immer irgendwie. Ich denke du meinst, dass man den/die Referendar/in auf die Vorgaben des jeweiligen zuständigen Seminars adäquat vorbereiten sollte. Dem würde ich zustimmen und es begrüßen, es aber nicht erwarten. Ich bekomme meine Seminarvorgaben klipp und klar vermittelt und weiß genau, was die LBs in den UBs sehen wollen und was nicht.
"Auf Fachliteratur beziehen" bedeutet eben das: Es gibt forschungsbasierte Fachliteratur, auf deren Grundlage man arbeitet. Nicht "mein Freund XY hat sich was ausgedacht und dazu mal ein Märchenbuch geschrieben". Die Fachliteratur muss man kennen und deren Ergebnisse anwenden können.
Die Vorgaben eines Seminar werden dabei nur insoweit beachtet, wie sie kompatibel damit sind.
Als Mentor würde ich es umgekehrt natürlich auch als meine Aufgabe sehen, im Fall der Fälle Fachleiter zurechtzustutzen, die irgendwelche Ideologien durchsetzen wollen.
Ein Mentor/Mentorin darf mich gerne dabei unterstützen, diesem Erwartungshorizont nun entsprechen zu können und sollte es mir ausreichend ermöglichen, die Vorgaben praktisch zu üben (auch wenn er/sie selbst diese evtl. nicht nachvollziehen kann), aber ein Mentor/eine Mentorin sollte nicht in die Arbeit des Seminars pfuschen und dem/der Referendar/in irgendeine Fachliteratur vorsetzen und strikte (selbst erdachte oder aus der eigenen Ausbildung implementierte) Anforderungsprofile vorhalten. Das wäre denke ich nicht zielführend.
Hier geht es um nichts selbst erdachtes, sondern um das, was erwiesenermaßen den Unterricht besser macht. Man kann sich als allererster Zugang an den Beobachtungsbögen von www.unterrichtsdiagnostik.de orientieren.
Solange man sich an diesen Standard zur Tiefenstruktur orientiert, kann man den Unterricht auf der Sichtebene gestalten, wie man will. Wer umgekehrt einen Dummhalte-Unterricht macht, egal mit welcher Sichtstruktur, bekommt von mir einen Einlauf.
Ich erlebe es ja im Seminar. Die Atmosphäre dort ist ziemlich verkrampft und von Schönrednerei geprägt, weil jedem klar ist, dass ein falsches Wort evtl. später (und wenn auch nur unbewusst) beim künftigen Prüfer nachhallen könnte.
Wenn das stimmt, dann klingt das sehr unvorteilhaft für das Seminar.

Antworten