Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Grundsätzliche Fragen zum Referendariat können hier gestellt werden
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kuddelmux
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Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von kuddelmux »

Liebe Forengemeinde,
mein Ref liegt nun ein paar Jahre zurück und ich bin nun bereits zum zweiten Mal Mentor.
Beim ersten Ref lief alles glatt, wir hatten sowohl persönlich als auch schulisch eine gute Beziehung.

Mit dem neuen Ref jedoch kommt es immer wieder zu Problemen. Deshalb lautet meine Frage: welche Erwartungen habt ihr an euren Mentor?

CaraM.
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Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von CaraM. »

Dass er einem Mut macht, dass er auf eine aufbauende, aber durchaus klare Weise kritisiert, sodass man nicht denkt, man sei unfähig oder der letzte Vollidiot, dass er einem Materialien gibt und dass er Alternativen aufzeigt und nicht Wischiwaschi redet.

Welcher Art sind denn die Probleme?

kuddelmux
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Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von kuddelmux »

Wir rasseln derzeit vorwiegend wegen unterschiedlicher Erwartungshaltungen aneinander.
Drei Beispiele:

Sie hat nächste Woche wieder einen UB. Deswegen hatten wir gestern einen Termin vereinbart. Sie kam an mit: NICHTS. Keine Idee, keine Auswahl, gar nichts.
Sie scheint also die Erwartungshaltung zu haben, dass ich mit ihr gemeinsam die Stunden von Anfang an plane.
Ich hingegen habe es in meinem Ref so gehalten, dass ich mit dem Mentor lediglich Feintuning betrieb.

Den letzten Unterrichtsentwurf hat sie sonntags um 22 Uhr an mich gesendet. Die Korrektur musste bis Montag 8.00 Uhr erfolgen.

Der Punktabzug wg Fehlerindex ist in Hessen klar geregelt. Ich habe ihr bereits mehrfach die Verordnung gesendet und auf den Paragrafen verwiesen. Heute kam erneut die Frage nach der Berechnungsgrundlage


Daher meine ernstgemeinte Frage: Bin ich zu empfindlich, erwarte ich zu viel von ihr?

Jméno
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Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von Jméno »

Ob du zu viel erwartest, ist pauschal und aus der Ferne natürlich etwas schwer zu sagen.

Ich selbst hatte im Ref – ebenfalls in Hessen – die Erwartungshaltung, dass man mir Dinge beim allerersten Mal ein wenig zeigt, um dann sukzessive die Anforderungen an mich wachsen zu lassen. Insofern fand ich den Ansatz in gewissen pädagogischen Seminaren miserabel, wenn es z.B. ohne Vorwarnung hieß „Erstellen Sie einen Stoffverteilungsplan für das nächste Halbjahr“. Da hätte ich mir ein bisschen mehr Input seitens des Seminares gewünscht (Lehrpläne, schulinterne Absprachen, dann Grobverteilung, dann Feintuning, möglichst schon mit Blick auf feststehende Termine wie Klausuren o.ä.). Um das zu kompensieren, hab ich damals viel mit meinen beiden Mentoren gearbeitet.

Ähnlich halte ich das heute, wenn ich Referendare betreue: Beim ersten Mal gibt es so viel Hilfe wie nötig. Wenn's echt Not tut, fange ich auch bei Adam und Eva an: Wo sind wir im Halbjahr, welche Themen kommen in Frage, welche davon eignen sich für einen Besuch, welches Vorwissen können wir voraussetzen, was ist ein realistisches Stundenziel, welche Materialien/Stoffe/Aufgaben/Inhalte eignen sich, welche Methode wenden wir an?

Da du aber schreibst, es stehe „wieder“ ein UB an, gehe ich einfach mal davon aus, dass ihr derlei Präliminarien hinter euch habt. Und an dem Punkt sage ich ganz klar, dass ich mit ihnen arbeite und nicht an ihrer Stelle. Ich beantworte Fragen, ich helfe, aber ich plane keine UBs für meine Referendare. Ziel des Refs ist ja, dass man am Ende seinen Krempel eigenständig erledigen kann.
…он је метафора, начин живота, угао гледања на ствари!

chilipaprika
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Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von chilipaprika »

bei dem ersten Fall würde ich unterschiedliche Stadien des Refs unterscheiden, allerdings trotzdem immer erwarten, dass erste Ideen da sind. Zumal eine Woche vorher.
Bei den anderen Fällen bin ich total bei dir, meine Ref'in allerdings eher auch bei deiner Ref'in ;-) Ich habe bei den letzten 2 UBs einfach nicht mehr Korrektur gelesen.Sie gelobt Besserung, die Noten gehen langsam aber sicher nach unten, vielleicht wirkt es dann widerum für den nächsten UB.

CaraM.
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Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von CaraM. »

Nein, Du bist nicht zu empfindlich, solltest aber nach einem offenen Gespräch und deine Erwartungen, klare Ansagen machen und sie auflaufen lassen, wenn sie sich nicht an Vereinbarungen hält.

Z.B.: "Wenn ein UB ansteht, möchte ich deinen Unterrichtsentwurf am Tag unserer Besprechung vorliegen haben. Deinen ausgearbeiteten Entwurf möchte ich am XXXX. vorliegen haben, sonst kann ich dir nicht helfen." ...und daran würde ich mich strikt halten.

Hast du sie mal gefragt, woran das liegt, dass sie sich immer so auf dich verlässt?

kuddelmux
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Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von kuddelmux »

Danke für eure Antworten!

Für die Referendarin ist das nun der fünfte UB;
Ich bin einfach total zwiegespalten: ich kann mich noch zu gut an den Druck aus dem Ref erinnern und möchte natürlich, dass sie diesen nicht auch noch von ihrer Mentorin zusätzlich bekommt. Auf der anderen Seite muss sie ja irgendwann auf eigenen Beinen stehen.
Mich beschäftigt die Situation sehr; ich möchten einen guten Job machen und ihr gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Mit Kritik, auch fachlicher Inhalte, gehe ich wirklich nicht sparsam um. Wir sind in einer Klasse parallel eingesetzt; meist hält sie den Unterricht und im Anschluss reflektieren wir die Stunden.

Ich habe mehrfach das Gespräch gesucht und ihr offen gesagt, wie ich die derzeitige Situation einschätze. U.a. hat sie geäußert, dass ihr zweiter Mentor eben kurz vor der Pensionierung stünde und sie sich daher so auf mich stürze. Daher kommt sie ja sogar mit ihrem zweiten Fach auf mich zu und möchte die UBs planen.
Mein Ref ist erst ein paar Jahre her, daher bin ich natürlich halbwegs fit im Methodenwirrwarr, bei Formulierungen von Kompetenzen, Schulrecht blabla.
Ich mag meinen Lehrerjob und arbeite gerne. Aber irgendwann reicht es eben und ich bin, ja man kann es so nennen, enttäuscht darüber, dass es ausgenutzt wird. Ich schlunze nicht gerne, auch nicht bei der Korrektur eines Entwurfs.
"Auflaufen lassen" ist eine Methode, die mir eigentlich widerstrebt, aber es scheint unumgänglich zu sein.
Was mich eben auch wurmt, ist der mangelnde Anstand oder wie man es nennen mag. Freundlich ist die Referendarin. Aber so spät oder am WE noch etwas von dem Mentor einzuforden, wäre mir persönlich nie in den Sinn gekommen. Damit ich an ihrem UB nächste Woche teilnehmen kann, muss meine Mutter Urlaub nehmen, um meinen Sohn von der KiTa abzuholen. Als ich davon erzählte, wurde es einfach wortlos hingenommen. Ich erwarte keine Lobeshymnen, aber ein ernstgemeintes Danke hätte ich einfach erwartet.

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