Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Grundsätzliche Fragen zum Referendariat können hier gestellt werden
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Maximer
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Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von Maximer »

Max_Cohen hat geschrieben: Ach, Berufs-Rambo ist doch viel zu grobschlächtig. Ich habe mich mal als Herbert Wehner des Lehramts bezeichnet. Und als Idealist und Bildungsromantiker.
d) und letztlich auch mit einer gelebten wissenschaftlichen Streitkultur.
Ich bin kein Idealist und schon gar kein "Bildungsromantiker", ich würde mich da eher als Realisten sehen.

Es gibt Leute, mit denen kann man gut streiten und dabei bei der Sache bleiben, aber es gibt auch viele, die das einfach nicht leisten können und die hocken schon auch in hohen Positionen herum. Wie überall haben wir es mit Hierarchien zu tun und von daher muss man sich in der Ausbildung in erster Linie an die vorzufindenden Strukturen anpassen.

Und mit strenger Wissenschaftllichkeit hat die Lehrerausbildung und der Schulalltag nunmal nur sehr indirekt etwas zu tun. Abgesehen davon gibt es auch in der Wissenschaft genügend Leute, mit denen man sich besser nicht anlegt, wenn man in diesem Leben noch was von ihnen will.

Maximer

kuddelmux
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Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von kuddelmux »

Hallo,
ich danke euch für die vielen Tipps und Hinweise und möchte an dieser Stelle die aktuelle Situation beschreiben.
Ich habe in den letzten Wochen gelernt mich von den genannten Problemen zu distanzieren. Ich biete ihr zwar weiterhin meine Unterstützung und Hilfe an, ziehe aber nun mehr Grenzen.

Bsp: 5 Tage nach Ferienende kommt wieder ein Ausbilder vom Studienseminar und möchte einen Entwurf vorab. Ich habe ihr einen Termin genannt, bis zu dem ich diesen gegenlesen werde. Und ich habe mir fest vorgenommen, nach diesem Termin auch wirklich nichts mehr zu lesen. Das wird für sie eng, da sie 10 Tage in die Sonne fliegt, soll aber nun nicht mehr mein Problem sein.

Auf Emails und SMS nach 18 Uhr reagiere ich mittlerweile erst am nächsten Morgen.

Nochmals danke für eure Unterstützung

Mogli89
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Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von Mogli89 »

Ich habe nichts erwartet, da ich jegliche Unterstützung geschätzt habe und nichts für selbstverständlich gehalten habe. Aber ich fand folgendes toll: Motivation, positive Verstärkung, Besprechung der Stunden, Tipps, Lesen der Lehrproben und UPP... :)

Mogli89
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Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von Mogli89 »

kuddelmux hat geschrieben:Wir rasseln derzeit vorwiegend wegen unterschiedlicher Erwartungshaltungen aneinander.
Drei Beispiele:

Sie hat nächste Woche wieder einen UB. Deswegen hatten wir gestern einen Termin vereinbart. Sie kam an mit: NICHTS. Keine Idee, keine Auswahl, gar nichts.
Sie scheint also die Erwartungshaltung zu haben, dass ich mit ihr gemeinsam die Stunden von Anfang an plane.
Ich hingegen habe es in meinem Ref so gehalten, dass ich mit dem Mentor lediglich Feintuning betrieb.

Den letzten Unterrichtsentwurf hat sie sonntags um 22 Uhr an mich gesendet. Die Korrektur musste bis Montag 8.00 Uhr erfolgen.

Der Punktabzug wg Fehlerindex ist in Hessen klar geregelt. Ich habe ihr bereits mehrfach die Verordnung gesendet und auf den Paragrafen verwiesen. Heute kam erneut die Frage nach der Berechnungsgrundlage


Daher meine ernstgemeinte Frage: Bin ich zu empfindlich, erwarte ich zu viel von ihr?

Nein, du erwartest nicht zu viel. Ich hatte immer eine grobe Idee in welche Richtung es gehen sollte. Wenn es okay war habe ich mit der Planung begonnen. Als die Planung fertig war, habe die Lehrer die Pläne bekommen, gelesen und dann noch einmal mit mir besprochen und mich auf Feinheiten hingewiesen.

Mogli89
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Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von Mogli89 »

kuddelmux hat geschrieben:Danke für eure Antworten!

Für die Referendarin ist das nun der fünfte UB;
Ich bin einfach total zwiegespalten: ich kann mich noch zu gut an den Druck aus dem Ref erinnern und möchte natürlich, dass sie diesen nicht auch noch von ihrer Mentorin zusätzlich bekommt. Auf der anderen Seite muss sie ja irgendwann auf eigenen Beinen stehen.
Mich beschäftigt die Situation sehr; ich möchten einen guten Job machen und ihr gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Mit Kritik, auch fachlicher Inhalte, gehe ich wirklich nicht sparsam um. Wir sind in einer Klasse parallel eingesetzt; meist hält sie den Unterricht und im Anschluss reflektieren wir die Stunden.

Ich habe mehrfach das Gespräch gesucht und ihr offen gesagt, wie ich die derzeitige Situation einschätze. U.a. hat sie geäußert, dass ihr zweiter Mentor eben kurz vor der Pensionierung stünde und sie sich daher so auf mich stürze. Daher kommt sie ja sogar mit ihrem zweiten Fach auf mich zu und möchte die UBs planen.
Mein Ref ist erst ein paar Jahre her, daher bin ich natürlich halbwegs fit im Methodenwirrwarr, bei Formulierungen von Kompetenzen, Schulrecht blabla.
Ich mag meinen Lehrerjob und arbeite gerne. Aber irgendwann reicht es eben und ich bin, ja man kann es so nennen, enttäuscht darüber, dass es ausgenutzt wird. Ich schlunze nicht gerne, auch nicht bei der Korrektur eines Entwurfs.
"Auflaufen lassen" ist eine Methode, die mir eigentlich widerstrebt, aber es scheint unumgänglich zu sein.
Was mich eben auch wurmt, ist der mangelnde Anstand oder wie man es nennen mag. Freundlich ist die Referendarin. Aber so spät oder am WE noch etwas von dem Mentor einzuforden, wäre mir persönlich nie in den Sinn gekommen. Damit ich an ihrem UB nächste Woche teilnehmen kann, muss meine Mutter Urlaub nehmen, um meinen Sohn von der KiTa abzuholen. Als ich davon erzählte, wurde es einfach wortlos hingenommen. Ich erwarte keine Lobeshymnen, aber ein ernstgemeintes Danke hätte ich einfach erwartet.
Es ist ihr fünfter UB und sie arbeitet immer noch so? Beim ersten würde ich sagen, okay, man muss es noch lernen, aber der 5? Ich bin niemand der da Streng ist. Ich habe selber das Ref. gerade durch und es ist ein enormer Druck, aber wer in die Sonne fliegen kann, sollte auch in der Lage sein, einen UB zu machen (ich weiß das klingt hart, aber das Ref. hat oberste Priorität)!!!

kuddelmux
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Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von kuddelmux »

Die gesetzte Frist konnte sie aufgrund des Urlaubs nicht einhalten und ich habe den Entwurf dann auch nicht mehr gelesen. Den Entwurf hat sie in der Nacht vor dem UB an ihre Ausbilder geschickt (zu meinen Ref Zeiten gab es da auch andere Fristen...) und auf dessen mangelnde Qualität wurde in der Reflexion mehrfach hingewiesen.
Zu meiner großen Freude ist die Ref nach unseren Gesprächen nun "netter", sie schreibt also nun auch eine Grußformel in Emails und hatte nach einer Besprechung selbst die Idee, mal meine Aufsicht zu übernehmen.

kecks
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Registriert: 01.04.2009, 6:09:18

Re: Erwartungen an einen Mentor / Aufgaben eines Mentors

Beitrag von kecks »

nichts für ungut, aber hier wäre es völlig undenkbar, dass ein refi deine aufsicht übernimmt? sie/er ist doch nicht dafür da, deinen job zu machen?! (wenn aufsicht für refis hier erlaubt wäre; ist sie am gym grundsätzlich nicht.)

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