Förderbedarf = Krankheit ?

Grundsätzliche Fragen zum Referendariat können hier gestellt werden
actaion
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Förderbedarf = Krankheit ?

Beitrag von actaion »

Wollte mal wissen, ob Förderbedarf als Krankheit definiert ist, oder als was sonst?
Inbesondere bei Förderschwerpunkt Lernen und emotionale und soziale Entwicklung, gilt das auch schon als Krankheit?

Valerianus
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Re: Förderbedarf = Krankheit ?

Beitrag von Valerianus »

Das kann sich überlappen, die Intelligenzminderungen (ICD-10 F7x.x) mit dem LB/GB Förderbedarf, die Störungen des Verhaltens und der Emotionen (ICD-10 F9x.x) mit dem Förderbedarf ES. Es ist aber nicht deckungsgleich (ansonsten bräuchte es kein gesondertes schulisches Verfahren, sondern nur die Diagnose vom Arzt).
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actaion
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Re: Förderbedarf = Krankheit ?

Beitrag von actaion »

Valerianus hat geschrieben:Das kann sich überlappen, die Intelligenzminderungen (ICD-10 F7x.x) mit dem LB/GB Förderbedarf, die Störungen des Verhaltens und der Emotionen (ICD-10 F9x.x) mit dem Förderbedarf ES. Es ist aber nicht deckungsgleich (ansonsten bräuchte es kein gesondertes schulisches Verfahren, sondern nur die Diagnose vom Arzt).
d.h. man kann auch Förderbedarf haben, ohne eine "Krankheit" zu haben zu sein?

JimJupiter
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Re: Förderbedarf = Krankheit ?

Beitrag von JimJupiter »

Bei diesem sensiblen Thema bitte ich doch um deutlich mehr sprachliche Präzision!


Förderbedarf ist grundsätzlich niemals eine Krankheit.

Es kann sein, dass jemand als Mensch eine chron. Krankheit oder eine Behinderung hat (was ebenfalls nicht dasselbe ist!)

Als Schüler begründet sich dann daraus u.U. ein sonderpädagogischer Förderbedarf.


Die Formulierungen, die hier gewählt wurden (Gleichsetzung), sind diskriminierend.

Schönen Tag allerseits
Hamburg, Abteilungsleiter an weiterführender Schule Sek I und II

Valerianus
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Re: Förderbedarf = Krankheit ?

Beitrag von Valerianus »

Das ist das lustigste was ich heute gesehen habe und ich hab mir heute schon die Comics in der Titanic angesehen. :)
Wenn jemand den Förderbedarf GB hat, dann hat er immer auch eine zugrundeliegende Krankheit und das einzige was "sprachliche Präzision" hervorbringt sind "Schulen für praktisch Begabte", Probleme lösen müssen hingegen Naturwissenschaftler (wenn man so freundlich ist und sagt, dass Mediziner vor allem empirisch-naturwissenschaftlich arbeiten).

P.S.: Der Unterschied zwischen chronischen Erkrankungen und Behinderungen ist ebenfalls eher ein formaljuristischer, aber wieso solle man im Lehramt auch Ahnung von Empirie oder Jura haben? :)
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JimJupiter
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Re: Förderbedarf = Krankheit ?

Beitrag von JimJupiter »

Der Schüler hat eine Behinderung. Immer.

In der Folge und begründet durch diese personenbezogene Eigenschaft und zur Unterstützung seiner Kompetenzausprägung trotz Teilleistungsstörung erhält dieser Schüler ausschließlich für das institutionelle System SCHULE den sonderpädagogischen Förderbedarf zugesprochen (und hoffentlich erfüllt).

Dieses sollte ein Akademiker, der in diesem institutionellen System beruflich zuhause ist, doch auseinander halten können.


Und noch etwas: Die persönlichen Anwürfe fallen auf dich zurück, wenn gerade du selbst Definitionen, die thematisch zwar ähnlich, dennoch gerade nicht gleichbedeutend sind, gleichsetzt. Dein Ton sagt ebenfalls mehr über dich als über mich aus.


Dies ist ein Forum für angehende Referendare, die natürlich in allem, was sie in der Ausbildung und Prüfung sagen und schreiben, hochpräzise sein sollen. In einem alltagssprachlich geprägten Stammtischforum kann das anders sein. Hier nicht, wenn der Ratschlag auf die Ausgangsfrage nutzbringend sein soll.

Schönes Wochenende allerseits
Hamburg, Abteilungsleiter an weiterführender Schule Sek I und II

Valerianus
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Re: Förderbedarf = Krankheit ?

Beitrag von Valerianus »

@actaion: Ja, das ist möglich, aber eher selten (in den häufigsten Fällen dürfte es schlicht fehlende Diagnostik sein), weil die Diagnosemanuale für Ärzte (ICD-10) und Psychologen (DSM-V) in den letzten Jahren sehr vielen bis dato "normalen" Verhaltensweisen oder auch Auffälligkeiten inzwischen Krankheitswert zuschreiben. Tatsächlich dürften inzwischen wesentlich mehr Kinder "krank" sein, als die die diagnostizierten Förderbedarf haben.

@JimJupiter: Dein Ton gegenüber dem Threadersteller ist so unglaublich arrogant und hochnäsig, dass ich meinen guten Ton leider zwischendurch vergessen habe. Aber da du ja ein herausragender Akademiker bist, kannst du mir sicherlich erklären, wieso wir noch ein Versorgungsamt haben und seit wann das SGB IX nicht mehr gilt, wenn doch alle Schüler mit Förderbedarf immer eine Behinderung haben. Wenn du hochpräzise sein willst, dann solltest du die juristischen Grundlagen kennen...juristische Texte sind nämlich üblicherweise genau das: hochpräzise... o.O

P.S.: Sehr einfaches Beispiel zur Differenzierung: Ein Schüler mit LRS hat eine Krankheit (ICD-10 F81.0), er hat eventuell eine Behinderung (GdB 0-50 je nach Ausprägung), er bekommt auch einen Nachteilsausgleich in der Schule (in NRW: LRS-Erlass), hat aber keinen diagnostizierten Förderbedarf im Sinne eines Förderschwerpunktes (bei GdB 50 dürfte wahrscheinlich Förderschwerpunkt Lernen vorliegen, weil so jemand tatsächlich gar nichts gelesen bekommt).

P.P.S.: Noch einfachere Beispiele wären Dyskalkulie: Krankheit ja (ICD-10 F81.2), Behinderung ggf. (GdB 0-50 je nach Ausprägung), Nachteilsausgleich nein (in NRW), Förderbedarf nein
oder ADHS: Krankheit ja (ICD-10 F90.x), Behinderung ja (GdB 20-40), Nachteilsausgleich nein (in NRW), Förderbedarf möglich (LB)
oder Störungen des Sozialverhaltens: Krankheit ja (ICD-10 F91.x), Behinderung nein, Nachteilsausgleich nein, Förderbedarf möglich (ES)
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