Neben dem Ref immatrikuliert bleiben?

Grundsätzliche Fragen zum Referendariat können hier gestellt werden
Valerianus
Beiträge: 602
Registriert: 04.09.2010, 22:41:27
Wohnort: NRW / GyGe / Mathe & Geschichte

Re: Neben dem Ref immatrikuliert bleiben?

Beitrag von Valerianus »

si tacuisses philosophus mansisses

Führe den letzten fett markierten Punkt doch bitte noch einmal genauer aus. Ist dann auch jemand der nur die Hälfte der vorgeschriebenen SWS studiert ein Betrüger? Jemand der nur eine SWS pro Semester studiert? Eine Frau die gerade ihr Kind bekommen hat und ein Semester aussetzt?

Aber da du offenbar Jura studiert hast, findest du hier ein paar Ausführungen von Leuten die das auch gemacht haben: http://forum.jurawelt.com/viewtopic.php?f=45&t=50194
Non vitae, sed scholae discimus (Seneca)

kecks
Beiträge: 1628
Registriert: 01.04.2009, 6:09:18

Re: Neben dem Ref immatrikuliert bleiben?

Beitrag von kecks »

boa, tiger, ehrlich? tipp von erfahrener lehrkraft: tu dir den gefallen und verhalte dich in deinem kollegium nicht so. die leute werden sonst sehr schnell anfangen, dich ganz gar schrecklich nervig bis unmöglich zu finden...

tiger
Beiträge: 424
Registriert: 12.02.2017, 2:21:44

Re: Neben dem Ref immatrikuliert bleiben?

Beitrag von tiger »

Valerianus hat geschrieben:Aber da du offenbar Jura studiert hast, findest du hier ein paar Ausführungen von Leuten die das auch gemacht haben:
"Denn dann müsste man konstruieren, dass das Ticket sonst zum Vollpreis hätte gekauft worden wäre."
Offensichtlich haben diese Leute nicht erfolgreich Jura studiert. Sonst müsste man nämlich auch "konstruieren", dass ein Ladendieb, wenn er nicht geklaut hätte, das Diebesgut käuflich erworben hätte. Und dass ein Steuerhinterzieher, wenn er die Steuern nicht hinterzogen hätte, alles ehrlich versteuert hätte usw. usf. Das ist ja nun wirklich ein schlechtes Argument.
kecks hat geschrieben: verhalte dich in deinem kollegium nicht so. die leute werden sonst sehr schnell anfangen, dich ganz gar schrecklich nervig bis unmöglich zu finden...
Meine Kollegen, wie übrigens die meisten Menschen, haben im Gegensatz zu den meisten in diesem Thread moralische Standards. Überleg mal, was hier passiert: Der Themenersteller schreibt sinngemäß, er habe vor, sich unrechtmäßig einen Vorteil verschaffen. Er wisse ja, dass das "eigentlich" falsch sei (rechtlich, moralisch, was auch immer). Darauf wird ihm geantwortet, er solle sich keine Gedanken machen und sich ruhig die Vorteile erschleichen ...

Montecruz
Beiträge: 46
Registriert: 22.02.2017, 21:08:51

Re: Neben dem Ref immatrikuliert bleiben?

Beitrag von Montecruz »

Guten Abend,

ich spreche mal ein paar Aspekte des Themas an, in der Hoffnung, dem Threadersteller eine sinnvolle Rückmeldung zu geben. Dabei werde ich auf Formulierungen wie "dumm" oder "niederträchtig" verzichten, denn was tragen die denn zur Lösung bei? @tiger, deine Wortwahl ist unter aller Kanone. Du solltest dein Verhalten gegenüber deinen Mitmenschen noch einmal gründlich reflektieren. Stress, weil morgen die Schule wieder anfängt? Ich hoffe nicht! Denn das können wir uns in unserem Beruf nicht leisten (sorry, aber wer so austeilt wie du, fordert diese Frage geradezu heraus).
tiger hat geschrieben: Es ist Betrug.
Gerade das ist falsch. Betrug wäre, wenn man vortäuscht, immatrikuliert zu sein (z.B. im Kundencenter des ÖPNV-Anbieters), ohne immatrikuliert zu sein. Es handelt sich selbstverständlich nicht um Betrug, wenn man immatrikuliert ist, ohne eine Vorlesung zu besuchen.

Auch das Hilfsargument "Der Threadersteller müsste die Fahrkarte sonst zum vollen Preis kaufen" greift nicht. Der Preisvorteil bzw. "Vermögensvorteil" ist ja nicht rechtswidrig, sondern im Gegenteil in hohem Maße verrechtlicht, da im Regelfall alle immatrikulierten Studierenden einen Anspruch auf das Semesterticket haben und gerade dies ja durch Verordnungen (z.B. Immatrikulationsordnung) und öffentlich-rechtliche Verträge (z.B. Vertrag des Landes mit dem ÖPNV-Anbieter) geregelt ist. Der hier vorgeschlagene Weg ist also rechtlich nicht zu beanstanden. Er stellt eher das Ausnutzen einer Regelungslücke dar.

Gesellschaftlich kann man sich darüber streiten, ob ein nicht Vorlesungen besuchender, aber immatrikulierter Student der Uni bzw. der Gesellschaft nutzt (mehr Geld aus der Staatskasse für die Uni...) oder schadet (schlimmstenfalls wird ein Studienplatz blockiert, in der Regel aber eher nicht). Aus meiner langjährigen Erfarhung als Uni-Dozent kann ich berichten, dass es häufig vorkommt, dass Studierende nach dem Examen noch 1-2 Semester in einem Fach eingeschrieben sind. Dabei geht es oft gar nicht so sehr um Vergünstigungen wie das Semesterticket, sondern oft um das Hineinschnuppern in ein weiteres Fach für ein mögliches Zweit- oder Ergänzungsstudium, die Vorbereitung einer Promotion, die persönliche Weiterentwicklung oder darum, dass das Verbleiben im Studentenstatus an sich sinnvoll oder notwendig ist, z.B. für ein Praktikum. Dieses Verhalten wird von der Uni und dem Staat toleriert (siehe oben). So schlimm kann es also nicht sein. Der Threadersteller will ja nicht ein Leben lang eingeschrieben sein.

Moralisch muss es der Threadersteller mit sich selber ausmachen. Ich würde sagen, wer ein volles Gehalt verdient, ist auf ein solches Verhalten nicht mehr angewiesen. Dass ein Referendar angesichts der knappen Ausbildungsvergütung für sich optimiert, werfe ich ihm nicht vor. Wenn du, Thickstone, dich allerdings selbst damit unwohl fühlst, solltest du es vielleicht lieber lassen. Das musst du mit dir selber klären. Erfahrungswerte, von denen ich dir ein paar zu geben versucht habe, können zu einer Vorklärung führen, aber entscheiden musst du selbst.

Noch am Rande: Wenn du vorhättest, das Fach einige Stunden die Woche zu studieren, könnte hierfür eine Nebentätigkeitsgenehmigung erforderlich sein. Aber da du ja gerade nicht tätig werden willst, ist das Nebentätigkeitsrecht m.E. nicht betroffen.

Viele Grüße
Montecruz

chilipaprika
Beiträge: 3251
Registriert: 28.08.2009, 10:46:00

Re: Neben dem Ref immatrikuliert bleiben?

Beitrag von chilipaprika »

Ach Quatsch, ein Studium ist keine genehmigungspflichtige oder gar anzeigepflichtige Nebentätigkeit!

Meldet ihr denn auch den Tanzkurs mit dem Partner oder das Aufpassen auf die kleine Schwester?

tiger
Beiträge: 424
Registriert: 12.02.2017, 2:21:44

Re: Neben dem Ref immatrikuliert bleiben?

Beitrag von tiger »

Es wird gegenüber der Universität vorgetäuscht, zu studieren, und gegenüber den Verkehrsbetrieben, man sei ein Student, obwohl man nur zum Schein "studiert" bzw. pro forma eingeschrieben ist. Gute Gründe, als Student eingeschrieben zu sein, obwohl man keinen Abschluss mehr anstrebt, hast du ja bereits genannt. Wenn der einzige Grund aber ist – und genau das ist hier der Fall –, 150 Euro für das Semesterticket zu sparen, dann ist das unredlich.

Dass die Universitäten dieses Verhalten (siehe auch "Parkstudierende") tolerieren, weil es ihnen nicht oder kaum schadet, steht auf einem anderen Blatt. Das Argument, dass die Verkehrsbetriebe mit den Studentenwerken einen Vertrag abgeschlossen haben, der eben alle Studenten abdeckt, kann ich hingegen nicht gelten lassen: Das vergünstigte Angebot für Studenten existiert ja gerade wegen deren Einkommenssituation. Ein Referendar hingegen wird vom Land so bezahlt, dass er davon leben kann, und das schließt Mobilität mit ein. Ob man diese durch ein eigenes Auto, ein Nahverkehrsticket oder besonders kostengünstig durch Radfahren realisiert, ist jedem selbst überlassen.

Ich wende mich nochmals ausdrücklich gegen die hier anscheinend vorherrschende Einstellung "Es ist zwar nicht ganz sauber, aber mir nützt's, also was soll's." (Angehende) Lehrer sollten in ihrer Moralentwicklung eigentlich weiter sein.
Montecruz hat geschrieben:Dabei werde ich auf Formulierungen wie "dumm" (...) verzichten
Du hast recht, die ist unpassend, daher ziehe ich sie zurück. "Die, die schwer einsichtig sind" trifft es besser.

Jméno
Beiträge: 986
Registriert: 14.06.2008, 16:41:33
Wohnort: Nds – Gym. LA|GE

Re: Neben dem Ref immatrikuliert bleiben?

Beitrag von Jméno »

tiger hat geschrieben:Das Argument, dass die Verkehrsbetriebe mit den Studentenwerken einen Vertrag abgeschlossen haben, der eben alle Studenten abdeckt, kann ich hingegen nicht gelten lassen: Das vergünstigte Angebot für Studenten existiert ja gerade wegen deren Einkommenssituation.
Kurze Ja-Nein-Frage: Hast du schon einmal ein Semesterticket mit einem Verkehrsverbund ausgehandelt?
tiger hat geschrieben:Ein Referendar hingegen wird vom Land so bezahlt, dass er davon leben kann, und das schließt Mobilität mit ein.
Wenn das pauschal und immer so wäre, wieso haben dann Referendare bisweilen Anspruch auf z.B. einen B-Schein für öffentlich geförderten Wohnungsbau?
…он је метафора, начин живота, угао гледања на ствари!

Antworten