Neben dem Ref immatrikuliert bleiben?

Grundsätzliche Fragen zum Referendariat können hier gestellt werden
Thickstone
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Neben dem Ref immatrikuliert bleiben?

Beitrag von Thickstone »

Wie sieht es aus, wenn ich neben dem Referendariat immatrikuliert bleibe?

Ich dachte daran vor allem, um eine günstige Monatskarte zu haben (Die Ersparnis läge über 150 Euro). Allerdings zahle ich dadurch auch einen verminderten Krankenkassenbeitrag, da ich bei der Kasse als Student geführt werden würde. Eigentlich stimmt das ja nicht und es wirkt für mich wie Betrug. Gibt es von euch dazu handfeste Erfahrungen?

sabisteb
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Re: Neben dem Ref immatrikuliert bleiben?

Beitrag von sabisteb »

Meine Immatrikulation lief bis 1.4, weil ich mich für die Prüfung noch mal zurückmelden musste. Ref fing 7.1 an. Ich hatte also am Anfang noch das Semesterticket.
Man kann auch immatrikuliert bleiben, wenn das dritte Fach noch nicht fertig ist. Die Drittfachprüfung kann man auch nach dem Ref machen, glaube ich. In meiner Biogruppe ist eine Lehrerin, die jetzt parallel zum normalen Debutat die Fachdidaktik und Lehrproben im dritten Fach nachmacht.
Also... über das Drittfach würde es gehen.
Nur immatrikuliert, ohne Prüfungen abzulegen, führt irgendwann zur Zwangexmatrikulation, weil die ECTS nicht erbracht wurden. Keine Ahnung, wie schnell die jeweiligen Unis da durchgreifen.
Ich kenne da einen Überflieger, der macht Ref und studiert nebenbei noch BWL, so was gibt es.
Die Krankenkasse im Ref ist aber für Mitzwanziger echt nicht so teuer, teils um 90 EUR. Wirklich rentieren tut es sich finanziell nicht wirklich.

chilipaprika
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Re: Neben dem Ref immatrikuliert bleiben?

Beitrag von chilipaprika »

Hallo!
Was du in deiner Freizeit machst, interessiert keinen. Ob es einen Töpferkurs bei der VHS oder ein Drittfach an der Uni, ist überhaupt irrelevant. Dass sich dadurch der allgemeine Geldtopf für das Semesterticket deiner Uni erhöht, erfreut die Studierendenveretretung, die eine bessere Verhandlungsbasis hat.
Allerdings kannst du dich nicht studentisch versichern. Da schlägt der Beamtenstatus den Studistatus. Es ist aber kein Problem. Ich war im Ref Studentin (und "freiwillig gesetzlich versichert" als Beamtinanwärterin), ich bin weiterhin Studentin und als Beamtin privat versichert.
Meine letzte Leistung an der Uni ist meine Abschlussprüfung im Ref, die haben es an der Uni noch gar nicht geschnallt und führen mich weiterhin im Fach. Dass ich gleichzeitig versuche zu promovieren bzw. eine Zusatzqualifikation mache und mich ab und zu eh in Vorlesungen setze bzw. zur Unibib gehe, können sie nicht wissen.

chili

tiger
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Re: Neben dem Ref immatrikuliert bleiben?

Beitrag von tiger »

Thickstone hat geschrieben:Eigentlich stimmt das ja nicht und es wirkt für mich wie Betrug.
Es ist Betrug. Für alle anderen Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs steigen dadurch die Preise, für die Studenten genauso wie für Pendler und Rentner. Wenn um deines persönlichen Vorteils Willen der Allgemeinheit schadest, ist das einfach nur verachtenswert. Achso, und wenn du an einer Uni immatrikuliert bist, obwohl du gar keinen Abschluss anstrebst, schädigst du auch noch den Steuerzahler.

chilipaprika
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Re: Neben dem Ref immatrikuliert bleiben?

Beitrag von chilipaprika »

da hat wohl jemand weder Ahnung von Unifinanzierung noch von der Funktionsweise des Semestertickets.

Beim Semesterticket kann man sich halt streiten für welche Seite es ein Vorteil ist aber glaub mir: die Verkehrsbetriebe sind immer auf der besseren Seite der Verhandlungen und machen IMMER einen Gewinn aus der Geschichte.

Universitäten erhalten Gelder (aus dem Steuertopf) nur für Studierende in der Regelstudienzeit im Erststudium. Das heißt, jeder der über die Regelstudienzeit hinaus an einer Uni eingeschrieben ist (ob aktiv oder passiv), bringt gar kein Steuergeld ein, zahlt aber den Organisationsbeitrag (finanziert zb dadurch die sozialen Dienste (Wohnheime, Sozialberatung, ...) des Studierendenwerks, auf die er in aller Regel keinen Anspruch / kein Recht mehr hat (weil außerhalb der Regelstudienzeit), ...).

Valerianus
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Registriert: 04.09.2010, 22:41:27
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Re: Neben dem Ref immatrikuliert bleiben?

Beitrag von Valerianus »

Ah, ein Strafrechtsexperte...selbstverständlich ist das kein Betrug (was übrigens ein feststehender Begriff ist §263 StGB), dazu müsste irgendwer in seinem Vermögen geschädigt werden. Nun wer könnte das sein?

a) Die Verkehrsbetriebe? Die kalkulieren i.d.R. das Studententicket so, dass dieses sich verlustfrei trägt, weil relativ viele Studenten das Ding überhaupt nicht nutzen, aber es erwerben müssen, ist der Preis im Allgemeinen niedriger als für normale Monatstickets (die man sich ja nur kauft, wenn man sie auch nutzen möchte).
b) Die anderen Studenten? Die erhalten sogar noch was zurück, weil Scheinstudenten das Studentenwerk mitfinanzieren, aber dessen Leistungen überhaupt nicht nutzen.
c) Die Universität? Die erhält zusätzliches Geld für zusätzliche Studenten (die Erfolgsprämien für die Studienabgängerquote wird geringer werden, aber das Geld für die eingeschriebenen Studenten steigt - und die Grundausstattung ist mehr als die Erfolgsprämie), mal abgesehen davon hat sie ja überhaupt keine Kosten.
d) Das Sozialsystem? Wer mehr als 450€ verdient ist sowieso sozialversicherungspflichtig und wer weniger verdient bringt sich um seinen Anspruch auf ALG II.
e) Verdammt, wer könnte geschädigt werden? Oh ja, die Allgemeinheit...die hat einen schlimmen Schaden. Immerhin bezahlt der Steuerzahler mehr Geld an die unterfinanzierten Universitäten, als er es müsste...wait...what?

Falls man jetzt tatsächlich behaupten möchte, dass die Allgemeinheit geschädigt würde, müsste als weiteres Tatbestandsmerkmal der Täuschungswille vorhanden sein. Aber ich kann mich nicht erinnern bei der Einschreibung irgendwas unterschrieben zu haben, wie viele Vorlesungen und Seminare ich pro Semester besuchen werde.
Non vitae, sed scholae discimus (Seneca)

tiger
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Registriert: 12.02.2017, 2:21:44

Re: Neben dem Ref immatrikuliert bleiben?

Beitrag von tiger »

Es ist wirklich unglaublich. Ein Forum voller (angehender oder im Dienst befindlicher) Beamter, die nichts besseres zu tun haben, als das niederträchtige Ansinnen auch noch zu rechtfertigen, was weder moralisch noch rechtlich geboten ist.

Nochmal für die ganz Dummen:
Thickstone möchte 150 Euro unter Vorspiegelung falscher Tatsachen einsparen. Die ÖPNV-Betreiber haben also 150 Euro weniger Einnahmen, als wenn er/sie ordnungsgemäß ein Ticket kaufen würde.

Zu "Betrug" führt das StGB aus (gefettete Anmerkungen von mir):
StGB hat geschrieben:Wer in der Absicht, sich (...) einen rechtswidrigen Vermögensvorteil (= 150 Euro) zu verschaffen, das Vermögen eines anderen (= Verkehrsbetriebe, deren Nutzer, die öffentliche Hand) dadurch beschädigt, daß er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhält (immatrikuliert sein, ohne zu studieren), wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

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