In einem Land ohne Referendariat...

Grundsätzliche Fragen zum Referendariat können hier gestellt werden
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kecks
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Re: In einem Land ohne Referendariat...

Beitrag von kecks »

in deutschland erhalten diese menschen hilfen, um wenigstens alg II-niveau zu erreichen. weitere hilfen wie wohngeld, kindergeld etc. gibt es darüberhinaus.

es erscheint mir etwas übertrieben, das mit rumänen zu vergleichen, die ihre kinder zuhause zurücklassen, um irgendwo in westeuropa geld zu verdienen, weil es zuhause gar keine ausreichend bezahlten jobs/entsprechende sozialsysteme gibt. "working poor" - ja sicher. aber das war's dann auch mit den gemeinsamkeiten. die infrastruktur, die sozialleistungen, die korruption etc. sind wohl kaum ernsthaft auf demselben niveau - ebensowenig wie das bildungssystem, um das es hier ja gerade geht.- noch anders: armut ist ein relativer begriff. verglichen mit osteuropa ist in deutschland genau keiner arm.

Jméno
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Re: In einem Land ohne Referendariat...

Beitrag von Jméno »

kecks hat geschrieben:verglichen mit osteuropa ist in deutschland genau keiner arm.
Wenn ich daran denke, dass einige meiner Schüler kein Schulbuch haben, sondern einen Stoß Papier aus dem Copy-Shop; wenn ich daran denke, dass einige meiner Schüler keinen Textmarker besitzen und eine Grundausstattung (Kuli, Bleistift, Radiergummi) nur mit – gar nicht so selten ausländischen – Werbeträgern darauf; wenn ich daran denke, dass mich einige Freunde zwar zu Monatsbeginn zu einem Kaffee einladen, im letzten Monatsdrittel aber lieber ich die Rechnungen übernehme... – und wenn ich dann daran denke, dass wir hier dennoch alle ein Dach überm Kopf haben, Zugang zum Internet und eine ganze Menge Bildung im Kopf, dass wir somit ein Leben führen, das in globaler Perspektive immer noch sehr privilegiert ist, dann sehe ich Armutsdebatten in Deutschland auch mit anderen Augen. Ist aber ein schwieriges Thema.
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tiger
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Re: In einem Land ohne Referendariat...

Beitrag von tiger »

kecks hat geschrieben:verglichen mit osteuropa ist in deutschland genau keiner arm.
Das würde ich so nicht verallgemeinern, weil hier "Osteuropa" über einen Kamm geschoren wird. Man betrachte nur die jugoslawischen Nachfolgestaaten.

Davon abgesehen sind solche Vergleiche nicht aussagekräftig, weil man natürlich immer eine (Sub-)Population finden wird, der es noch schlechter geht als der Referenzpopulation. Essentiell ist zunächst die Frage, ob eine Gesellschaft willens und in der Lage ist, niemanden wegen Alter, Krankheit oder Behinderung elendig verrecken zu lassen. Danach kann man sich um Feinheiten kümmern wie z. B. ob 1,58 Euro pro Monat für die kulturelle Teilhabe eines Erwachsenen angemessen sind oder wieviel Dieter Zetsche verdient, wenn er in dienstlichem Zusammenhang fünf Minuten kacken geht.

kecks
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Re: In einem Land ohne Referendariat...

Beitrag von kecks »

sorry, bei der wortwahl habe ich keine lust auf diskussion. nimm doch nicht alles so bierernst. präzision ist wichtig, sehr sogar, aber spitzfindigkeit ist nervig hoch zehn und auch für eine diskussion wie diese hier eher wenig zielführend meiner meinung nach.

tiger
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Re: In einem Land ohne Referendariat...

Beitrag von tiger »

Ich finde das gar nicht spitzfindig. In (Süd-)Osteuropa gibt es tatsächlich Staaten, die, mit Deutschland verglichen, arm sind. Ich denke dabei z. B. an Rumänien und Bulgarien. Es gibt aber auch Staaten wie Tschechien, die sich hinter westeuropäischen Staaten nicht zu verstecken brauchen. Slowenien beispielsweise, falls man das zu "Osteuropa" zählen will, hat ein höheres BIP als etwa Portugal.

krabappel
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Re: In einem Land ohne Referendariat...

Beitrag von krabappel »

Ich musste mir beim Lesen des Artikels vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn man seine Kinder nicht aufwachsen sieht, weil man in einer rumänischen Wohnung lebt, um sich um die dortige Oma zu kümmern und das Geld dann nach Deutschland zu schicken.

Ganz ohne abgeklärte Vergleiche der BIP aller Länder dieser Welt. Es ging auch nicht um die Definition von "Osteuropa", dass es noch viel mehr Menschen gibt, denen es noch schlechter geht, wie gerecht bei uns Güter verteilt sind und wer hier im Forum das meiste weiß. Es ging lediglich um diesen menschlichen Aspekt auseinandergerissener Familien und dass möglicherweise ein Lehrer einige solcher Kinder in seiner Klasse hat.

tiger
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Re: In einem Land ohne Referendariat...

Beitrag von tiger »

Und? Was folgt daraus?

Wer eine (süd-)osteuropäische Pflegekraft beschäftigt, die sich um die deutsche Oma kümmern soll, tut das doch nicht, weil er rumänische Familien auseinanderreißen will, sondern weil er die Pflege selbst nicht leisten und eine deutsche Pflegekraft nicht bezahlen kann.

Insofern ist die Feststellung, dass der Reichtum auf der Welt nicht gleichverteilt ist, nicht neu (das ist seit mindestens 7000 Jahren so) und auch nicht überraschend.

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