Enthüllungsstory

Grundsätzliche Fragen zum Referendariat können hier gestellt werden
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Jméno
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Re: Enthüllungsstory

Beitrag von Jméno »

kecks hat geschrieben:ad refis als billige arbeitskräfte: in bayern am gym sehr, sehr wahr.
Das mag ja auf den ersten Blick so aussehen:
• Vollzeitkraft: rund 4100 € brutto geteilt durch 23 Wochenstunden = 44,56 € pro Stunde¹
• Referendar: rund 1350 € brutto geteilt durch 17 Wochenstunden = 19,85 € pro Stunde¹

Aber aus Sicht des zahlenden Bundeslandes ist diese Rechnung ja nur die halbe Wahrheit – denn Entlastungen für Seminarlehrer bzw. in anderen Bundesländern die ganze Einrichtung und Unterhaltung von Studienseminaren schlägt ja auch zu Buche. Insofern halte ich die Berechnung für schwierig, glaube aber nicht, dass Referendare ein derart krasses Plus-Geschäft für's Staatsäckel sind.


¹) Ich bin bei der Berechnung von vier Wochen pro Monat ausgegangen; Zahlen sind von oeffentlicher-dienst.de für Bayern 2017.
…он је метафора, начин живота, угао гледања на ствари!

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Re: Enthüllungsstory

Beitrag von Jméno »

illuminator hat geschrieben:Zum Glück habe ich nicht nur Leeramt studiert.

Bei einigen ehemaligen Referendaren, die später eine Planstelle bekommen haben, setzt der sog. Verklärungseffekt ein. Das bedeutet, dass die eigene Ausbildung positiv verdrängt wird und als Positivbeispiel und als Maßstab aller Dinge gesehen wird.
Lass mich raten, du hast „Weisheit mit dem Löffel fressen“ studiert oder sowas, nicht wahr? Denn was du hier von dir gibst, ist reißerisch und möchtegernskandalisierend, dabei aber geradezu langweilig pauschal. Um nur mal ein Gegenbeispiel zu geben: Ich hab zur Mitte meines Referendariats angefangen, die Tage am Kalender runterzuzählen und hab drei Kreuzzeichen geschlagen, als es vorbei war. Ich hab zwischendurch geflucht und gelitten, weil eine meiner beiden Fachleiterinnen eine <Selbstzensur> war. Das heißt aber weder, dass ich nichts gelernt hätte, noch dass das System grundsätzlich miserabel wäre. Wie gut die deutsche Lehrerausbildung tatsächlich ist, sieht man beispielweise, wenn man – wie ich gerade – seine Nase in ausländische Klassenzimmer steckt.
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kecks
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Re: Enthüllungsstory

Beitrag von kecks »

Jméno hat geschrieben:
kecks hat geschrieben:ad refis als billige arbeitskräfte: in bayern am gym sehr, sehr wahr.
Das mag ja auf den ersten Blick so aussehen:
• Vollzeitkraft: rund 4100 € brutto geteilt durch 23 Wochenstunden = 44,56 € pro Stunde¹
• Referendar: rund 1350 € brutto geteilt durch 17 Wochenstunden = 19,85 € pro Stunde¹

Aber aus Sicht des zahlenden Bundeslandes ist diese Rechnung ja nur die halbe Wahrheit – denn Entlastungen für Seminarlehrer bzw. in anderen Bundesländern die ganze Einrichtung und Unterhaltung von Studienseminaren schlägt ja auch zu Buche. Insofern halte ich die Berechnung für schwierig, glaube aber nicht, dass Referendare ein derart krasses Plus-Geschäft für's Staatsäckel sind.


¹) Ich bin bei der Berechnung von vier Wochen pro Monat ausgegangen; Zahlen sind von oeffentlicher-dienst.de für Bayern 2017.

ausnahmsweise im fullquote: du vergisst die vielen, vielen betreuungslehrkräfte, die genau gar keine anrechnung dafür bekommen, also genau gar nichts kosten, aber die abertausenden refis im einsatz und mit eigenständigem unterricht im dritten abschnitt betreuen müssen (und ja, das ist meist ein riesenaufwand und nein, das machen nicht nur die fachbetreuer, weil die sonst teilweise fünf refis an der backe hätten. bei uns machen das viele kollegen schon im ersten jahr auf planstelle, weil es einfach nicht anders zu backen ist).

zudem: wenn es nicht die billigste variante wäre, dann würde der freistaat das wohl kaum gegen den rat der seminarlehrer, der schulleiter und des hauptpersonalrats und des bpv derhart vehement vertreten. warum sollten sie das tun, wenn alle (!) beteiligten ihnen abraten/massiv protestieren? der eigenständige unterricht im dritten abschnitt wurde ja für alle fächer außer chemie gerade wieder eingeführt...
das ist eine sparlösung, weil die schwarze null scheinbar über allem steht, schuldenabbau ist wichtiger als bildungsqualität, geschweige dennn arbeitsbedingungen für lehrkräfte (stammkräfte wie die in ausbildung befindlichen).

zudem ist es unfair. eine zusätzliche deutschklasse im dritten abschnitt ist ein riesiger mehrwaufwand. das hat dann z.b. einer aus dem seminar, die anderen drei nicht. "dienstliche erfordernisse", trotz großem protest der seminarlehrkräfte. toll, da darf man sich dann für die note bedanken, die aber freilich einziges einstellungskriterium bleibt, weil ach so faire "leistungsprüfung".

...ich weiß es ja auch nicht. aber sparziele scheinen mir die vernünftigsten und sparsamten erklärungen für diese zustände zu sein.

(edit der wortwahl zuvor, das muss man nicht so krass sagen.)

Qualitätsgarant
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Re: Enthüllungsstory

Beitrag von Qualitätsgarant »

Ach, verschwendet für diesen Forentroll nicht eure kostbare (Ferien)-Zeit. :)

rissig21
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Re: Enthüllungsstory

Beitrag von rissig21 »

Hallo illuminator,

dass im Referendariat viele Dinge verbesserungswürdig sind, ist bekannt.
Allgemeine Standards, die konsequent auf Empirie und Wissenschaft bauen, gibt es nicht. Deshalb ist es immer Sache der jeweiligen Beteiligten, wie die Ausbildung abläuft - vom autoritären Gemotze bis zur sensiblen Betreuung ist da alles drin.

Da gibt es nichts zu beschönigen aber auch nichts zu dramatisieren. Ich bin dafür, Missstände anzusprechen und darüber zu reden, aber den Sinn einer solchen Ankündigung verstehe ich nicht so recht. Ob das einer sachlichen Diskussion nützt, das bezweifle ich außerdem.

Trotzdem bin ich auf sachlich-kritische Betrachtungen gespannt, sollte es diese tatsächlich geben. Es gibt noch viel zu tun, perfekt geht anders. Aber perfekt kann andererseits auch kein Maßstab sein.

rissig21
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Re: Enthüllungsstory

Beitrag von rissig21 »

sabisteb hat geschrieben: Frontalunterricht wird in Studien gerade wieder rehabilitiert, weil gerade schwächere Schüler davon profitieren, die nicht in der Lage sind, sich das Wissen selber zu erarbeiten.
Seriös ist das nicht wirklich.
Na ja also der Begriff "Frontalunterricht" ist für mich völlig unklar. Keine Ahnung was damit eigentlich gesagt werden soll. Kann irgendwie auch keiner so wirklich erklären.

Was du meinst ist vermutliche "direkter Unterricht" (direct instruction), aber das hat ja wiederum mit "Frontalunterricht" (was immer das sein soll) nichts zu schaffen. Ok, der Lehrer steht meistens vorne und die Klasse sitzt ihm gegenüber - aber das ist ja nur eine Beschreibung der räumlichen Anordnung und sagt nichts über den Unterricht aus.

Und um den geht es - soweit mir bekannt - in den neueren empirischen Ansätzen - keine Normen mehr ("der gute Lehrer soll dies und jenes machen!"), sondern belastbare wissenschaftliche Ergebnisse. Ich finde das darf man nicht so einfach mit der alten Didaktik deutscher Prägung in einen Topf werfen.

Wollte ich nur mal so anmerken.

Zeltan
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Re: Enthüllungsstory

Beitrag von Zeltan »

Aha.
Wann? In welcher Form? Zu kommerziellen Zwecken oder als ehrenamtliche Hilfestellung für alle die Probleme haben?Ich verstehe nicht, wozu man einen Thread eröffnet wenn man keine genauen Details verrät.

Die ständige Behauptung, dass das Referendariat ein korrumpiertes System sei und dass zukünftige Lehrer willkürlich durch Prüfungen fallen lässt finde ich mit voranschreitendem Ref immer absurder. Didaktik als Pseudowissenschaft zu bezeichnen ist ebenfalls sehr weit hergeholt und ich bezweifle dass der Thread-Ersteller tatsächlich "Freunde" hat die in der Lehrerausbildung tätig sind. Das Referendariat ist eine harte Ausbildung und man muss wie überall im Leben Prüfungen bestehen. In diesem Fall um das Recht zu erlangen junge Menschen für den Staat unterrichten zu dürfen. Ich bin durch eine Lehrprobe gefallen und verstehe auch vollkommen warum, da war nix willkürliches dabei! Ich will diesen Beruf ausüben und werde mir beim nächsten Mal den A**** aufreißen, damit es auch gelingt und sollte ich am Ende daran scheitern so werde ich den Grund dafür kennen.

Achja und was die Sache mit dem Frontalunterricht angeht. Frontalunterricht wird nicht verteufelt. Es gibt zahlreiche Situationen in denen dieser durchaus mehr Sinn macht als eine andere Sozialform. In Prüfungssituationen sollte man diese Vermeiden, da man eigenständiges Arbeiten und Selbstlernen bei Schülern erleben will.

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