Enthüllungsstory

Grundsätzliche Fragen zum Referendariat können hier gestellt werden
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Jméno
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Re: Enthüllungsstory

Beitrag von Jméno »

kecks hat geschrieben:...ich weiß es ja auch nicht. aber sparziele scheinen mir die vernünftigsten und sparsamten erklärungen für diese zustände zu sein.
Sparziele sicherlich – aber schau doch mal: Aus Perspektive des Finanzministeriums stellt sich das ja so dar, dass man den Batzen „Lehrerausbildung“ von Alpha bis Omega irgendwie finanzieren muss. Das kostet ein Heidengeld. Und der einzige Part, an dem man eine Gegenleistung erhalten kann, sind die Stunden, welche die Referendare eigenverantwortlich halten müssen – da ist es natürlich billiger, wenn du für diese Mega-Ausgaben 16 Stunden pro Referendars-Nase zurückerhältst, als wenn die Referendare nur 10 Stunden vor eigenen Klassen stehen. Billiger also im Vergleich zu einem (mal mehr, mal weniger) diffusen „Früher“, aber objektiv billig ist die Arbeitskraft Referendar aus Sicht dessen, der sie bezahlt, halt nie wirklich.
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tiger
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Re: Enthüllungsstory

Beitrag von tiger »

rissig21 hat geschrieben: Der Lehrer steht vor der Klasse und hält 45 min. Monolog. Wenn es das sein soll, dann hatte ich im Leben noch keinen Frontalunterricht (obwohl ich viele mäßige Lehrer hatte).
Das hoffe ich für dich – und auch für alle anderen Schüler! Frontalunterricht kennt man z. B. aus dem Film "Die Feuerzangenbowle" (spielt um die Jahrhundertwende):
Professor Bömmel hat geschrieben: Aha, heute krieje mer de Dampfmaschin. Also, wat is en Dampfmaschin? Da stelle mer uns janz dumm. Und da sage mer so: En Dampfmaschin, dat is ene jroße schwarze Raum, der hat hinten un vorn e Loch. Dat eine Loch, dat is de Feuerung. Und dat andere Loch, dat krieje mer später.
So was ist Frontalunterricht. Jede Univorlesung ist interaktiver.

BW-Refi
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Re: Enthüllungsstory

Beitrag von BW-Refi »

illuminator hat geschrieben:Liebe Forengemeinde,

Hier ein kleiner Vorgeschmack, was belegt wird:
- Willkür bei Bewertungen der Referendare, teilweise werden Lehrprobennoten schon zu Beginn des Referendariats festgelegt und die Bewertungen mit allen lauteren und unlauteren Mitteln darauf hingebogen
- Didaktik als (weitgehende) Pseudowissenschaft, u.a. Verteufelung des sog. "Frontalunterrichts"
- faschistoide Tenzdenzen im Referendariat
- Fehlplanung der Kultusministerien
- Referendare als billige Aushilfslehrer, durch die Planstellen eingespart werden
Da bin ich gespannt. Aber ich denke nicht, dass dieses Buch je erscheinen wird, weil es das systematische, organisierte Schlechtmachten nicht gibt. Prüfer mit menschlichen Schwächen, ausgeprägte Antipathie zwischen Ausbilder und Referendar sowie extrem schlechte Organisaton gibts dagegen schon. Sehr kompetente, freundliche und hilfsbereite Ausbilder waren aber bei mir die Regel. Meine Fachdidaktik war keine Pseudowissenschaft, ich habe da viel gerlernt.

Man darf nicht vergessen, dass viele Referendare vor dem Ref kaum einen Schüler gesehen haben. Die Uni-Ausbildung ist sehr praxisfern. Auf einmal soll man nach völlig neuen Maßstäben unter erheblichem Zeitdruck ganz neue Dinge tun. Das klappt nicht immer reibungslos. Das ist für mich das größte Problem am System Referendariat.

Dass es zwischen Referendar und Ausbilder nicht klappt, kommt vor. Ich habe es in einem Kurs selbst erlebt. Zum Glück war ich nicht betroffen. Der Ausbilder hatte zwei Refis erkennbar im Fokus. Allerdings weiß ich nicht, wie deren Unterricht aussah. Dass Leute, die in der knappen Zeit die Mindesvoraussetzungen nicht erreichen, bei ihren MItreferendaren klagen und jammern kommt nämlich auch vor.

Drops
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Re: Enthüllungsstory

Beitrag von Drops »

BW-Refi hat geschrieben: Man darf nicht vergessen, dass viele Referendare vor dem Ref kaum einen Schüler gesehen haben. Die Uni-Ausbildung ist sehr praxisfern. Auf einmal soll man nach völlig neuen Maßstäben unter erheblichem Zeitdruck ganz neue Dinge tun. Das klappt nicht immer reibungslos. Das ist für mich das größte Problem am System Referendariat.
Aber das stimmt doch so gar nicht mehr. Angeblich haben die neuen Referendare viele und lange Praktika hinter sich gebracht, dabei Reihenplanung, Stundenplanung und -phasierung sowie Lernzielformulierungen und Didaktische Analyse bzw. Methodische Planung gelernt, weswegen ja letztendlich das Referendariat so stark verkürzt wurde.
Was nun?

tiger
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Re: Enthüllungsstory

Beitrag von tiger »

Stimmt nach meiner Erfahrung nicht. Ein Witz sind insbesondere jene Praktika, die im Studium recht früh (1. oder 2. Semester) stattfinden und nur 1–4 Wochen dauern. Die meisten Studenten sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht so weit, von der Schüler- in die Lehrerrolle (bzw. vom Spätpubertären zum jungen Erwachsenen) überzuwechseln.

karlchen
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Re: Enthüllungsstory

Beitrag von karlchen »

Wer glaubt, dass man im Referendariat lernt, wie man guten Unterricht hält, glaubt auch, dass der Zitronenfalter Zitronen faltet.

Jméno
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Re: Enthüllungsstory

Beitrag von Jméno »

karlchen hat geschrieben:Wer glaubt, dass man im Referendariat lernt, wie man guten Unterricht hält, glaubt auch, dass der Zitronenfalter Zitronen faltet.
„Man“ kann es lernen. Besser als unter den Bedingungen einer vollen Stelle.
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