Ist das Referendariat wirklich so hart?

Grundsätzliche Fragen zum Referendariat können hier gestellt werden
Mogli89
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Ist das Referendariat wirklich so hart?

Beitrag von Mogli89 »

Hallo Ihr Lieben,

ich wende mich an Euch aus folgendem Grund. Ich habe seit dem 13.7. mein erstes Staatsexamen für Deutsch und Sozialwissenschaften durch und werde am 1.11 oder spätestens am 1.5.17 in NRW ins Referendariat gehen.
Immer wieder höre ich von Leuten, die bereits im Ref. sind mega Schauergeschichten, die mir doch ein wenig Angst machen. Deshalb möchte ich wissen, wie ihr die Zeit im Ref. empfunden hat. Denn das was ich so höre macht mir eher Angst als Freude auf die Schule :/.
Zu meiner Person ^^. Ich bin alles andere als arbeitsscheu und habe im Studium 20h/Woche gearbeitet, bin jeden Tag drei Stunden gependelt und musste mich noch um Familie kümmern müssen. Meine naive Theorie war bisher, dass wenn ich dann "nur" einen Job habe, ich das schon irgendwie hinbekommen werde. Bis dato waren in den 20h Arbeit auch Pendelei dabei, sodass ich eher auf 25H gekommen bin und das Wohenende war seit gut 4 Jahren auch immer dabei :D.
Meine komplette Arbeit bestand aus Nachhilfe und Förderunterricht an einer Schule. Meine Meinung ist jedoch, dass ich vom Kopf her in der Schule bei Null anfangen möchte. Klar gibt es Erfahrungen, die ich habe, aber ob ich nun 5 bzw. 14 Leute oder doch fast 30 vor mir habe, ist meiner Meinung nach ein erheblicher Unterschied. Vllt. weiß ich eher, wann für Ruhe zu sorgen ist oder habe es eher im Gespür, wenn die SuS nicht vorankommen, aber es ist natürlich eine völlig neue Situation.
Deshlab würde ich gerne von euren Erfahrungen hören. Und für Tips bzgl. Ref bin ich ebenfalls offen :)
LG

Illi-Noize
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Re: Ist das Referendariat wirklich so hart?

Beitrag von Illi-Noize »

Kannst ja mal die Suchfunktion nutzen, solche Threads gab es schon viele ;-)

Meine Meinung: Das Ref ist nur so anstrengend, wie Du es selber zulässt.

Greenstuffy
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Re: Ist das Referendariat wirklich so hart?

Beitrag von Greenstuffy »

Man muss sich über eine Sache klar sein:
Das Ref ist (d)en Fulltime Job für den im Schnitt gut und gerne 40h/Woche investiert werden wollen. Der Anfang wird hart, weil du (teils zu recht) das Gefühl haben wirst, keine Ahnung zu haben, wie dieser Job geht. Das Studium bereitet einen da de facto Null komma Josef darauf vor.

Ansonsten kann ich mich Illi nur anschliessen: Der entscheidende Faktor bist Du. Nimmst du den Fakt an, dass du einfach in der Ausbildung bist und daher noch viel lernen musst und wirst, läuft es im Normalfall auch mit Seminarlehrern/ Mentoren. Wenn nicht, dann meist nicht.

Ich hatte für mich akzeptiert: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Doofer Spruch, aber der ist gerade für Hochschulabsolventen wichtig. Damit bin ich sehr gut gefahren, mein Ego hat's auch überlebt.

Mogli89
Beiträge: 53
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Re: Ist das Referendariat wirklich so hart?

Beitrag von Mogli89 »

Greenstuffy hat geschrieben:

Ich hatte für mich akzeptiert: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Doofer Spruch, aber der ist gerade für Hochschulabsolventen wichtig. Damit bin ich sehr gut gefahren, mein Ego hat's auch überlebt.

Aus der Perspektive des Lehrlings habe ich es noch gar nicht gesehen. :D Guter Ansatz

Drops
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Re: Ist das Referendariat wirklich so hart?

Beitrag von Drops »

Nein, ich muss meinen Vorgängern hier widersprechen: Ob das Ref gelingt, hängt nicht nur vom Referendaren selber ab, sondern von sehr viel mehr Faktoren, wie bspw. einer guten Schule, einem hilfreichen Kollegium, einer sich unterstützenden Schulgruppe, einem engagierten und mitfühlendem AKO sowie einem strukturierten Seminar und somit auch kompetenten Fachleitern. Auf all diese - ich nenne es mal - "äußerlichen" Dinge hat der Ref keinen Einfluss.

Sicher ist aber, dass man als Ref eine gehörige Portion Disziplin, Organisation und Flexibilität mitbringen sollte.

Tipps kann man wenige geben, denn letztlich ist jedes Ref irgendwie anders. Ich persönlich bin selbst 6 Jahre später noch heilfroh, dass es vorbei ist und ich meinen "normalen" Job machen kann (und damit meine ich nicht den so abfällig titulierten Dienst nach Vorschrift, sondern eben den ganz normalen Lehrerjob mit allem drum und dran).

Ich hoffe sehr, dass Du ein lehrreiches und für Dich erträgliches, wenn nicht sogar angenehmes Ref erleben wirst, Mogli89. Mach Dich nicht vorher verrückt, sondern lass es auf Dich zukommen.

rossi87
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Re: Ist das Referendariat wirklich so hart?

Beitrag von rossi87 »

Vieles wurde schon genannt. Zwei m.E. noch erwähnenswerte Dinge:

1. In Internetforen wie diesem hier melden sich v.a. Leute mit Problemen. Leuten, denen es gut geht, begegnest Du eher selten. Daher die Flut von Schauergeschichten.
2. Mit ein Grund für die ggf. im Vergleich zu anderen Ausbildungen hohe Frustrationsrate im Ref ist m.E. die Tatsache, dass einige Referendare unterschätzen, dass sie es im Ref mit jeder Menge anderen Erwachsenen zu tun haben (Ausbilder, Mentoren, Kollegen, Chef, Eltern,...) und nicht nur mit Kindern (die, das werden viele Referendare bestätigen können, sind oft die kleinste Herausforderung). Nur so kann ich mir zumindest die nicht selten mangelhafte Sozialkompetenz einiger meiner Mitstreiter erklären, die z.B. nicht mit Kritik umgehen können und/oder auf Druck von außen entweder komplett unterwürfig oder aber trotzig-arrogant reagieren. Klar kann man bei Fachleitern und Mentoren auch gehörig Pech haben, aber dass das personelle Umfeld blöd ist, kann Dir in jedem anderen Job auch passieren.

Und bitte nicht böse sein, aber: In Internetforen nach Einschätzungen à la "ist das wirklich so schlimm, wie alle sagen" zu fragen (zumal doch offensichtlich sein dürfte, dass das pauschal überhaupt nicht beantwortbar ist!) und sich, das wird aus Deinem Beitrag deutlich, insgeheim zu wünschen, dass jemand beruhigend "nein, alles halb so wild" sagt, ist m.E. schon das erste Problem. Auf mich wirkt das nicht sehr selbstsicher und erwachsen. Dein gesunder Menschenverstand und ein bisschen googelei müsste Dir doch sagen, dass das Ref schlimm oder auch total ok sein kann. Und dann wäre doch die einzig vernünftige Reaktion, es einfach selbstbewusst anzugehen, oder?

dreistein
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Registriert: 02.06.2016, 23:38:49

Re: Ist das Referendariat wirklich so hart?

Beitrag von dreistein »

rossi87 hat geschrieben:In Internetforen wie diesem hier melden sich v.a. Leute mit Problemen.
Das kann ich nur bekräftigen. Wer unzufrieden ist, neigt eher dazu, seine Meinung lauthals kundzutun – siehe etwa Produktbewertungen in Online-Shops.

Ein weiterer Punkt: An den Universitäten gibt es seit vielen Jahren eine zunehmende Noteninflation, sodass praktisch jeder mit der Note "sehr gut" oder "gut" das Studium abschließt (Jura scheint eine Ausnahme zu sein). Beim ersten Staatsexamen sieht es nicht anders aus. Tritt jemand, der eben nur mittelmäßig oder leicht unterdurchschnittlich ist, dann in einem Bundesland ins Referendariat ein, in dem das Notenspektrum voll ausgeschöpft wird, wird er eben mit der Note "ausreichend" beurteilt. Diese wird erteilt, wenn die Leistung den Anforderungen noch entspricht. Sie ist damit keine "schlechte" Note, denn sie ist eine Bestehens-Note. Dass jeder lieber ein "sehr gut" hätte wie an der Uni, ist nachvollziehbar, aber nicht realistisch.

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