Quereinstieg Berlin 2014

[schwimmerin]

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[donaldinho]

Vermutungen warum man auf Quereinsteiger zurück greift, obwohl es noch Regelbewerber für Sekundarstufe 2 gibt:

1. die entsprechenden Quereinsteiger haben sich bereits vor 5 Monaten beworben und wurden noch vor der Überlastung des Kultusministeriums bearbeitet

2. gerade in der Sek. II wurden evtl. super-Mangelfächer wie Physik und Informatik gesucht, so dass man selbst mit Bio und Chemie als Regelkandidat erst mal hinten anstehen muss

3. bei Grundschulen geht man eventuell davon aus, dass eine Regelkandidat mit Befähigung zur Sek.II bei der nächsten Gelegenheit fort ist, während ein Quereinsteiger der das Ref. fürs Grundschullehramt nach macht da bleibt (insbesondere, falls er/sie noch dazu familiär in Berlin verankert ist)

...oder weder Kosten noch die drei von dir aufgelisteten Punkte:

4. Die Angestellten bei der Bewerbersteller sind ebenfalls neu eingestellte Quereinsteiger, noch nicht vollständig eingearbeitet und haben von diesem "komischen zweiten Staatsexamen" noch nie was gehört. Halten das für ein belangloses Zusatzertifikat einer privaten Bildungseinrichtung und Schreddern sämtliche Bewerbungen der Art seit Januar konsequent da ein akademischer Grad ja schließlich Mindestvoraussetzung für eine Stelle in Berlin sei.

[Elliminator]

Wir leben im 21. Jahrhundert... daher zählt eben nicht nur ein bestimmter akademischer Abschluss, oder Euer viel zitiertes 2. Staatsexamen... sondern auch bestimmte Soft Skills, Sympathie, Einsatzbereitschaft und berufliche Erfahrungen!

Ich bin Quereinsteigerin, habe meinen Vertrag in der Tasche, bin beim Lehrercasting persönlich von der Schulleiterin ausgewählt worden ... mich wundert es auch, dass es anscheinend einige Kandidaten mit 2. Staatsexamen gibt, die kein Angebot bekommen haben .. es gibt also, wie oben gesagt, anscheinen noch andere Gründe (möglicherweise).

Übrigens werde ich Klassenlehrerin
... werde Euch berichten ob ich meine Hosen dann noch anhabe

[donaldinho]

da stimme ich dir auf jeden fall zu. "softskills" bzw die persönlichkeit sind am ende sicher entscheidender. ich denke ebenfalls, dass man sich auch ohne lehramtsstudium in den job einarbeiten kann.

allerdings hätte ich es für sinnvoll erachtet, ebend jene einarbeitungszeit auch ernsthaft zu gewährleisten. ihr startet da ja direkt mit eigenverantwortlichem unterricht und recht hohen stundenzahlen, selbst bei "teilzeit". wenn ich da an meine ersten schulpraktischen übungen im dritten semester zurückdenke.... wie ich da zum teil noch stunden in ne 45 minuten einheit investiert habe und der unterricht dann manchmal trotzdem gegen die wand gefahren ist.

kann da wirklich nur von mir ausgehen - ich wöllte heute nicht, dass meine kinder von meinem damaligen, unterrichtsunerfahrenen, "ich" direkt eigenverantwortlichen unterricht erhalten hätten.

mittlerweile hab ichs natürlich, so denke ich, auch ganz gut drauf

natürlich: es wird einige leute geben, die da ein von grund auf größeres talent als ich haben und aus dem stehgreif viel besser als ich damals zurecht kommen. dennoch bin ich mir auch sicher, dass viele quereinsteiger die selben probleme wie ich ganz am anfang haben werden. und sich die probleme dann natürlich auf die schüler übertragen.

wie gesagt - mit einem richtigen konzept klappt das auch mit den quereinsteigern. sinnvoll wäre es da zum beispiel gewesen schon ein paar monate eher mit der einarbeitung zu beginnen. evtl ein halbes jahr begleitender unterricht mit intensiverem mentoring.

aber klar - hätte ja alles wieder geld gekostet. auch wenn das, im vergleich zu den gesamtausgaben, sicher auch peanuts gewesen wären.

aber gut so ist das. sparen, sparen, sparen. und der berliner senat ist sowieso in allen bereichen, nicht nur in puncto bildung, absolut überfordert und konzeptlos.

lirum larum löffelstiel: eigentlich isses auch wurscht. die situation ist so wie sie ist und da muss man nun das beste draus machen. und im endeffekt zählt, gerade heute, eh nur der wm titel.


in dem sinne wünsche ich dir und allen anderen maximale erfolge & herzlichen glückwunsch zur stelle!
is auf jeden fall ein sehr cooler job wenn einem der umgang mit den kindern und jugendlichen liegt und wenns denn auch mal stressig werden sollte am anfang - durchhalten lohnt sich denke ich. zumindest in den neuen bundesländern, einschließlich berlin, wird man nur wenige jobs finden die im verhältnis aufwand/ entlohnung dermaßen gut dastehen.

schönen sonntag&besondere grüße an alle kollegen die morgen ebenfalls die ehre haben in der 0. stunde um 6.45 uhr zu "unterrichten". obwohl ich das vielleicht auch exklusiv habe

[donaldinho]

2. gerade in der Sek. II wurden evtl. super-Mangelfächer wie Physik und Informatik gesucht, so dass man selbst mit Bio und Chemie als Regelkandidat erst mal hinten anstehen muss

3. bei Grundschulen geht man eventuell davon aus, dass eine Regelkandidat mit Befähigung zur Sek.II bei der nächsten Gelegenheit fort ist, während ein Quereinsteiger der das Ref. fürs Grundschullehramt nach macht da bleibt (insbesondere, falls er/sie noch dazu familiär in Berlin verankert ist)

zu 2.: (zitiert von berlin.de)

Weit mehr als 2000 Lehrkräfte werden in diesem Jahr eingestellt, ein großer Teil davon zum Sommer 2014. In allen Schularten und für fast alle Unterrichtsfächer besteht ein großer Bedarf.

zu 3.: meine Bewerbung liegt dort seit Anfang März rum. Bis auf eine automatische Eingangsbestätigung kam da nix. Selbst wenn sich die ersten schon Anfang Februar beworben haben, so frage ich mich doch wie viele Sachbearbeiter dann wie viele Bewerbungen sichten müssen, dass nach nahezu 100 Werktagen noch immer keine Bearbeitung erfolgte.

Im Endeffekt wird es weder an deinen drei Punkten noch an den Kosten sondern einfach daran liegen, dass wahrscheinlich eher wahllos eingestellt wird Denke mal durchaus, dass auch Leute mit 2. SE reinkommen. Wird halt einfach ne Glückssache sein: je nachdem ob&wann dort auf dem Amt jemand deine Bewerbung aus irgend nem unsortierten Stapel zieht bekommt man halt ein Angebot oder ebend nicht.

[waffel]

Komisch das Du garnichts gehört hast donaldinho

ich kann nur erzählen wie es bei unserem Quereinsteiger Lehrercasting war (Tempelhof/Schöneberg).

es war nach den 3 Castings, die sich über 3 tage hinzogen, für Lehrer mit 2. Staatsexamen. Dort sind nur 50% der Lehrer überhaupt erschienen (laut dem Mann vom Senat).
Vor dem Casting gab der Mann vom Senat eine kleine Einführung und meinte, es sind überhaupt nur Kandidaten eingeladen worden, die ein MINT Fach studiert haben, alle anderen knapp 2500 Quereinsteiger die sich beworben haben wurden überhaupt nicht zu den Castings eingeladen. Dann meinte er noch, dass nur sehr wenige Rektoren aus der Sek II da sind und ob man sich nicht vorstellen kann, an einer Grundschule zu unterrichten. Das hat die meisten abgeschreckt, die "ihr" Fach unterrichten wollen, am besten am Gymnasium.
Ich persöhnlich hab mich gefreut, ich arbeite lieber mit Kindern als mit Jugendlichen
Beim Casting war dann die frage von den Sek II Rektoren, ob ich Fachfremd Mathe und Physik unterrichten würde, sonst bestehe kein bedarf... und wenn auch nur in Neuköln an einer Schule mit hohem Ausländeranteil...
Vielleicht sind die Sekundarschulen auch schon mit denen voll, die ein 1. Staatsexamen/Master of Education haben und auch ein berufsbegleitendes Ref machen? (Was ich persöhnlich für noch härter halte, da man direkt von der Uni kommt und noch kein Selbstbewußtsein im Beruf aufgebaut hat).

Zum THema 19 Stunden eigenverantwortlicher unterricht ect., da kommt es doch auch ganz stark auf die Schule an? Die kann das doch auch anders organisiseren (klar nur wenn die kapazitäten dazu da sind). Ich bekomme NAWI als eigenverantwortlichen unterricht, fachlich bin ich da eindeutig besser aufgestellt als ein Lehrer (jedenfalls an meiner Uni müssen Studenten, die als 2. Fach Bio haben keine Laborpraktika machen). Klar muß ich da trotzdem noch sehr viel lernen, aber den praktischen unterricht und worauf man da zu achten hat, werde ich hinbekommen (denn auch Studenten machen noch unfug im labor, den man sich eigentlich nicht vorstellen kann, bin was die sicherheit angeht also sehr sensibel ). Den rest meiner Stunden bin ich 2. Lehrerin in jahrgangsübergreifenden klassen, wo ich nicht die volle last eines eigenverantwortlichen unterrichts mit über 25 schülern trage, sondern nur die hälfte der schüler habe. ich hoffe das ist gut zu bewältigen

was mich persöhnlich extrem ärgert ist die landläufige meinung, dass quereinsteiger gescheiterte existenzen sind, die ihren letzten beruflichen ausweg in der schule sehen. Warum kann man sich so schwer vorstellen, dass man den weg wirklcih wählt, auch wenn einem sonst viele türen offenstehen? ALso bei mir ist das so! Ich habe derzeit noch einen anderen job, habe in 3 jahren promoviert und das sehr gut und möchte trotzdem lehrer werden und das auch noch in einer grundschule (was ja bedeutet, dass ich zwei stufen in der entgelttabelle nach unten gehe! warum auch immer man als grundschullehrer nur TV-l 11 bekommt?) Trotzallem will ich das und ich glaube da gibt es auch viele andere!

Was ich aber noch sagen möchte, ich verstehe warum leute die lehramt studieren sich ärgern, man studiert etwas, was einen in einen einzigen weg zwingt ohne viele chancen etwas anders machen zu können... da ärgert es einen, wenn leute die dann vermeintlich ein geringeres risiko eingegangen sind, weil sie ein fach studieren, in den beruf quereinsteigen und man dann selbst auf der straße sitzt. Aber das ist in anderen fächern ja nicht anders, da wird auch nicht jeder genommen. Wenn man ein schlechtes Diplom macht, hat man auch wenig chancen in seinem Beruf weit zu kommen, sogar mit einem guten ist es nicht immer einfach...

so sry für das lange geschwafel

[Manne87]

Ohne Quereinsteiger pauschal aburteilen zu wollen:

ich denke es macht schon einen Unterschied, ob man einen Quereinsteiger in die Berufsschule für Bankkaufleute oder in die 1. Klasse der Grundschule schickt. Je jünger das Publikum, desto mehr kommt die Pädagogik zum Tragen. Kann sein, dass du da bereits Erfahrung mit eigenen Kindern, Freizeitbetreuung u.ä. vorzeigen kannst. In der Grundschule würde man aber in jedem Fall einen ausgebildeten Grundschullehrer vorziehen. Egal welches Fach gefragt ist (da mag der Quereinsteiger auch Nawi/Mathe bieten und der Grundschulehrer nur mäßige Noten mitbringen).

Ganz direkt ausgedrückt, müsste man nach dem Prinzip die Quereinsteiger ja auch auf dem Gymnasium vorrangig in der Oberstufe einsetzen, wenn sich die älteren Kollegen diese nicht bereits zur Selbstverwirklichung und zur Entlastung von den chaotischen jüngeren Klassen gesichert hätten.