Die heutigen Referendare...

Grundsätzliche Fragen zum Referendariat können hier gestellt werden
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Lysander
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Die heutigen Referendare...

Beitrag von Lysander »

Liebe User,

ich habe einmal ein paar Thesen, die nicht zwingend meiner Meinung entsprechen, zusammengestellt und würde sie gerne hier diskutieren.
Grund für diese Thesenaufstellung ist ein von mir in diesem Forum wahrgenommener Trend, der in meinen Augen in den letzten Monaten deutlich zugenommen hat.
Was mich gleichzeitig jedoch stutzig macht, ist, dass ich an meiner Schule mit den Referendaren überwiegend ganz andere, positivere Erfahrungen gemacht habe.

Hier also meine Thesen:
(Ich habe bewusst zugespitzt und daher Wörter wie "oft", "häufig" etc. ausgelassen.)

Die künftige Lehrergeneration...

...kennt keine Suchfunktion oder ignoriert diese geflissentlich,
...beherrscht elementare Regeln der Orthographie nicht,
...scheint mit den Realitäten des Lebens überfordert zu sein,
...nimmt vieles persönlich,
...nimmt sich selbst viel zu wichtig,
...wirkt deutlich unselbstständiger als meine Generation (2003).
... geht davon aus, dass das digitale Zeitalter es jedem ermöglicht, ohne großartige eigene Anstrengung Hilfen und Lösungen kostenlos (bzw. eher auf Kosten anderer) und auf Knopfdruck respektive Mausklick zu holen.


Wie nehmt Ihr das wahr? Feedback ist ausdrücklich erwünscht.
Gruß
Lysander

Das beste Argument gegen Demokratie ist ein fünfminütiges Gespräch mit einem durchschnittlichen Wähler. (W. Churchill)

Jméno
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Re: Die heutigen Referendare...

Beitrag von Jméno »

Ohne an dieser Stelle ins Detail gehen zu wollen: Den Eindruck dieser Tendenz in diesem Forum teile ich; mir scheint eine Art „hoppla, hier komm ich, bedient mich gefälligst“-Mentalität um sich zu greifen. Ich teile allerdings auch den Eindruck, dass im realen Lehrerzimmer nur ein Bruchteil der Referendare so auftritt.

Hinzufügen würde ich - aus eigener Erfahrung sowohl hier wie auch im Lehrerzimmer -, dass die künftige Lehrergeneration zwar fähig ist, quasi über Nacht beeindruckende Ergebnisse zu liefern (PowerPoint inklusive), diese aber in den vielen Fälle das Tiefenniveau von kursorisch überflogenem Wikipedia-Überblickswissen nicht überschreiten. Anders ausgedrückt: Ich sehe eine fachliche Oberflächlichkeit.
…он је метафора, начин живота, угао гледања на ствари!

froggy
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Re: Die heutigen Referendare...

Beitrag von froggy »

Lysander hat geschrieben:...kennt keine Suchfunktion oder ignoriert diese geflissentlich,
...beherrscht elementare Regeln der Orthographie nicht,
...scheint mit den Realitäten des Lebens überfordert zu sein,
...nimmt vieles persönlich,
...nimmt sich selbst viel zu wichtig,
...wirkt deutlich unselbstständiger als meine Generation (2003).
... geht davon aus, dass das digitale Zeitalter es jedem ermöglicht, ohne großartige eigene Anstrengung Hilfen und Lösungen kostenlos (bzw. eher auf Kosten anderer) und auf Knopfdruck respektive Mausklick zu holen.
Was hat das mit Referendariat/Lehramt zu tun?! :D So sind schließlich "alle" drauf. Hat m.M.n. nichts mit dem Berufsfeld zu tun. :mrgreen:

kecks
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Re: Die heutigen Referendare...

Beitrag von kecks »

jaja, früher (tm) war alles besser, nicht wahr?!

"Die Jugend liebt heute den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt mehr vor älteren Leuten und diskutiert, wo sie arbeiten sollte. Die Jugend steht nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widerspricht den Eltern und tyrannisiert die Lehrer." (angeblich sokrates zuzuschreiben, aber wirklich nur angeblich. bei platon nicht zu finden. vermutlich also wirklich propaganda ;) ).

Revisor
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Re: Die heutigen Referendare...

Beitrag von Revisor »

Es stimmt, im Lehrerzimmer ist diese Entwicklung nur abgeschwächt wahrnehmbar, aber es leuchtet auch ein, dass im Nahraum des eigenen Kollegiums niemand als egoistisch, überfordert oder inkompetent dastehen möchte.
Daneben beobachte ich eine zunehmende Unsicherheit, was die eigene (professionelle) Rolle betrifft, woran das jeweilige Ausbildungssystem natürlich nicht unschuldig ist. Das betrifft Auftreten und Verhalten vor der Klasse, sprachliche Fähigkeiten und äußert sich natürlich auch in der bereits erwähnten "fachlichen Oberflächlichkeit".

Allerdings bekommt man solche Fälle natürlich auch eher mit, als die zahlreichen Beispiele von hervorragenden Referendaren, die ohne große Probleme ihrer Arbeit nachgehen.

reffinrw
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Registriert: 04.05.2013, 9:58:59

Re: Die heutigen Referendare...

Beitrag von reffinrw »

Was meint ihr mit fachlicher Oberflächlichkeit? Ich erinnere mich gerade daran, dass ich, frisch an der Uni damals, dachte was für Dilletanten doch meine Lehrer waren, weil wir eben fachlich nicht wirklich tiefgreifend gearbeitet hatten.

Jméno
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Re: Die heutigen Referendare...

Beitrag von Jméno »

Mit fachlicher Unfähigkeit meine ich beispielsweise in Latein die Unfähigkeit, Texte auf Leistungskursniveau - Livius, Cicero, Vergil - fehlerfrei zu übersetzen (trotz gängiger Hilfsmittel wie Stowasser, Rubenbauer etc.).
…он је метафора, начин живота, угао гледања на ствари!

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