Die heutigen Referendare...

Grundsätzliche Fragen zum Referendariat können hier gestellt werden
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chilipaprika
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Re: Die heutigen Referendare...

Beitrag von chilipaprika »

Waldfee86 hat geschrieben:Ich hab auch nur 4 Jahre studiert (Bayern).
Gym-LA hatte (vor BA-Zeiten) eine Mindeststudienzeit von 8 Semestern. Nicht zu verwechseln mit der Regelstudienzeit von 9 Semestern.
Ja, das ist was anderes. Ich hätte auch rein theoretisch / praktisch nach 4 Semestern Examen machen können, weil ich da scheinfrei war / hätte sein können. Aber trotzdem geht es nur um die Regelstudienzeit. Die Studiendauer hat ja keinen Einfluss auf die Eingruppierung, sondern nur der Abschluss (und seine Regelstudienzeit)

Chili

reffinrw
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Re: Die heutigen Referendare...

Beitrag von reffinrw »

Hätte ich gemeint, dass ich nicht die Regelstudienzeit meine hätte ich es geschrieben, keine Angst.

chilipaprika
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Re: Die heutigen Referendare...

Beitrag von chilipaprika »

reffinrw hat geschrieben:Hätte ich gemeint, dass ich nicht die Regelstudienzeit meine hätte ich es geschrieben, keine Angst.
ich weiß, deswegen habe ich auch an Waldfee geschrieben...

und deswegen habe ich dich nach dem BL gefragt. Weil es mir gerade nicht darum geht, den Unterschied von Regelstudienzeit und Studienzeit zu klären, sondern WIRKLICH interessiert, welches Bundesland es war. Dann kann ich eigenständig recherchieren, wie es dazu kam oder andere Sachen, die mich interessieren.

Chili

LatinaTeacharin
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Re: Die heutigen Referendare...

Beitrag von LatinaTeacharin »

Dass es aber Studieninhalte gibt, die an den Bedürfnissen des späteren Berufes vorbeigehen, ist, denke ich Konsens. Umstritten und natürlich auch je nach Fach und Lehramt unterschiedlich ist das Ausmaß und die Art.
Ich für meinen Teil denke eben, dass das Ausmaß an Inhalten, die nicht sinnvoll waren und an Lücken, die ich nun bemerke, im Fach Geschichte groß war. In meinen anderen beiden Fächern war und ist das nicht der Fall. Das Geschichtsstudium geht eben sehr punktuell in große Tiefe. (Sprich: Man weiß sehr, sehr viel über sehr eng gesteckte Themen. Der Geschichtsunterricht erfordert aber den Universalhistoriker. Ich unterrichte nun z.B. auch Ur- und Frühgeschichte sowie auch Aspekte der ägyptischen Hochkultur. Diese Bereiche werden von der Geschichtswissenschaft und damit auch vom Geschichtsstudium gar nicht abgedeckt. Weder von der Methodik noch von den Inhalten der Fächer habe ich einen blassen Dunst. Dafür, wie gesagt, kenne ich mich nun im Bereich der Urkunden aus der Zeit Ludwigs des Kindes nahezu perfekt aus ... )
Nochmal, geehrte Jula13, was du von einem Studium erwartest, ist nicht per se Sinn und Zweck eines Studiums. Es sind deine Erwartungen, die hier nicht erfüllt werden. Du erwartest, eine breite Palette an Schulwissen, das du brav auswendig lernst und es dann in der Schule vor deinen Schülern wieder "runterbetest". Diese Palette wirst du nirgends in der akademischen Welt so bekommen. Und das ist auch gut so. Dass du das nicht verstehst oder es zumindest nicht wahrhaben willst, liegt einzig an dir.
Du forderst im Prinzip eine LehrerAUSBILDUNG. Man lernt in drei Jahren das, was man dann ein Leben lan (beruflich) machen soll: Kartons zusammenfalten, sie mit Waren füllen, die Kartons verschließen, sie zum Abtransport bündeln um sie dann dem Staplerfahrer oder gleich dem Lkw-Fahrer der Spedition zu übergeben. Das ist doch reichlich Banane - wenn du dir ein Lehramtsstudium so vorstellst. Möge der liebe Gott verhüten, dass es einst in der akademischen Welt so weit kommt...

Und um zum Schluss noch ein wenig persönlich zu werden: dass du Lücken bei dir bemerkst, was dein Wissen im Fach Geschichte anbelangt, das ist nicht deiner (Hochschul-)Ausbildung zuzuschreiben. Solche Wissenslücken kann man nämlich auch im Selbststudium zu Unizeiten schließen... Wer diese Lücken erst im Schulalltag erkennt, der erkennt sie reichlich spät. Aber besser spät, als nie...

Illi-Noize
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Re: Die heutigen Referendare...

Beitrag von Illi-Noize »

LatinaTeacharin hat geschrieben:Solche Wissenslücken kann man nämlich auch im Selbststudium zu Unizeiten schließen... Wer diese Lücken erst im Schulalltag erkennt, der erkennt sie reichlich spät. Aber besser spät, als nie...
Ich bin auch mit großen Lücken ins Ref gegangen. Während des Studiums war mir überhaupt nicht bewusst, was ich konkrekt in der Schule können muss - so dass kein Gedanke an ein Selbststudium verschwendet worden ist. Ich war nie auf einer Realschule, und im Grundstudium schaut man kaum in die Lehrpläne, und im Hauptstudium beschäftigt man sich dann eher mit den Dingen, die im Staatsexamen verlangt werden... Dieses Selbststudium begann dann eigentlich mit dem Ref, und zieht sich bei mir wohl so lange, bis ich alle Klassen 2 - 3 mal unterrichtet habe - dann sollte der Stoff felsenfest sitzen.

Hatte gerade im Mathe-Zweig erstmals eine Abschlussklasse ... da war ich mit meinem Selbststudium (Abschlussprüfungen ohne Fehler lösen können) bis Weihnachten beschäftigt, danach war ich eigentlich sehr fit. Mal schauen, wie viel hängen geblieben ist, wenn ich mal wieder eine Abschlussklasse in diesem Zweig habe, jetzt ist nächstes Jahr erstmal der andere Zweig und mein anderes Fach im zweiten Durchlauf dran, mal schauen, was da noch alles im Hirn ist ;-)

Jméno
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Re: Die heutigen Referendare...

Beitrag von Jméno »

Lücken im Fach Geschichte können auftreten; sie liegen in zwei Ursachen begründet: Erstens der unterschiedlichen Interpretation von „Geschichte“ (Schule: Alles ab Existenz des Menschen; Uni: Alles ab Existenz schriftlicher Quellen) und zweitens dem Faktum, dass man schlichtweg nicht alles über alles je Gewesene wissen kann. Mandschu von Han zu unterscheiden, war auch in meinem Studium nicht notwendig - unterrichtet hab ich's vergangenes Jahr dennoch.

Mein Geschichtsstudium enthielt zwar nicht Ludwig das Kind und dessen Urkunden, aber eben auch Vertiefungen von Themen jenseits meines Schulwissens. Seien es die römischen Soldatenkaiser oder Tito-Partisanen vs. Četnici vs. Nedić-Regierung, sei es Abaelard, sei es die Regierungszeit Adenauers. - Ich habe gelernt, mir mit historischer Denke neuen Stoff in geforderter Tiefe anzueignen. Das kann ich immer noch und es hilft bei jeder Neuzusammenstellung der wechselnden Themen der gymnasialen Oberstufe erneut. Und ich möchte ernsthaft bezweifeln, dass mir ein fünftes Durchkauen der Französischen Revolution derlei Erkenntnisse und (ja!) Kompetenzen hätten einbringen können. Ich genieße es nämlich, meinen Zehntklässlern und selbst meinen Leistungskurslern in beiden Fächern meilenweit voraus zu sein in puncto Wissen und Fähigkeiten - und nicht nur 90 Minuten Vorsprung zu haben.
…он је метафора, начин живота, угао гледања на ствари!

Jula13
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Re: Die heutigen Referendare...

Beitrag von Jula13 »

Ich stimme Euch ja zu und meine keineswegs, dass das Studium aus dem Pauken der Fakten der Weltgeschichte bestehen sollte. (Wo habe ich das denn geschrieben?) Bloß wäre es eben nett gewesen, wenn die zu vertiefenden Themen eben auch nur ansatzweise etwas mit denen zu tun gehabt hätten, die ich nun unterrichten muss. Es würde einfach ein wenig Zeit sparen. Und es hätte meiner wissenschaftlichen Ausbildung vermutlich keinen Abbruch getan. Ich weiß ehrlich nicht, warum es so verwerflich sein soll, hier über solche DInge nachzudenken.

Natürlich kann ich mich in z.B. altägyptische Themen einarbeiten.
Wenn ich für eine Lehrprobe die Sachanalyse mit aktueller, maßgeblicher wissenschaftlicher Fachliteratur hätte belegen müssen, hätte ich mich natürlich auch in diese Nachbardisziplin einarbeiten können, allein es hätte die Zeit dafür gefehlt. (Darum kam ein solches Thema nie für eine Prüfung in Frage.)

Es ist unbenommen, dass man im Fach Geschichte nicht alles studieren kann, was man später unterrichten muss. Aber einige zentrale Themen hätten gut und gerne in der Studienordnung festgeschrieben sein können. Dann hätten die Dozenten sie anbieten müssen und wir Studenten, die wir damals keinen Blick für die Notwendigkeiten des Lehrberufs hatten, wären genötigt gewesen, uns mit ihnen auseinanderzusetzen.

In meinem anderen Fach Latein waren die gängigen Schulautoren übrigens tatsächlich fest vorgeschrieben. Fand ich damals sehr gängelnd, im Nachhinein aber eben auch sinnvoll.

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