Verbeamtung KPTBS + Depression

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Bellis
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Verbeamtung KPTBS + Depression

Beitrag von Bellis »

Hallo,
ich habe bereits die Suchfunktion betätigt und möchte trotzdem nochmal um Hilfe bitten in meinem persönlichen Fall.
Es geht darum, wie ich mich am besten verhalte im Sinne einer Verbeamtung, falls möglich.
Auf Grund einer Krise (Studium beendet + Arbeitslosigkeit + beide Eltern chronisch schwer erkrankt/pflegebedürftig + Wegbruch des psychosozialen Netzes usw.) war ich für ein paar Tage in einer psychiatrischen Klinik. Ich habe mich selbst entlassen. Nachdem sich meine Situation weiterhin schwierig rausstellte, war ich vor einem Jahr in einer Tagesklinik für 9 Wochen und seit dem in Behandlung bei einem Psychotherapeuten (ambulant/bezahle selbst).
Inzwischen geht es mir viel besser, was ich aber eher meiner neuen beruflichen Tätigkeit als LiV (seit letztem Jahr) zurechne, als der Therapie.
Vor den letzten 1,5 Jahren war ich nie in Behandlung gewesen.

Nun habe ich mehrer Diagnosen gestellt bekommen. Die letzte aus der Klinik sind wiederkehrende Depression (schwer) und komplexe Posttraumatische Belastungsstörung. Die Belastungsstörung fußt auf sexuelle Gewalt in der Kindheit. Bei der Depression ist fragwürdig, wie dort wiederkehrend hinkommt, da ich noch nie vorher in Behandlung bzw. vorstellig war.
Neben der Tatsache, dass ich mir unsicher bin, ob die Diagnosen korrekt sind, frage ich mich, wie ich am Besten beim Amtsarzttermin verfahre...

Gleich sich mit einer Anstellung abfinden oder kämpfen?

Ich habe bereits schon einiges gelesen, z.B. die Möglichkeit über den GdB, jedoch möchte ich gerne dieses Kapitel abschließen und nicht nochmal aufrollen... Zusätzlich habe ich die Befürchtung, dass ich angeben müsste, wie die Art der Einschränkung aussieht und dass ich im schlimmsten Fall für den ganzen Beruf als ungeeignet da stehe. Obwohl ich hier keine Probleme sehe, außer Durchsetzungsprobleme und Nervosität, welche sich auch bereits gebessert haben. In der Literatur konnte ich viel schlimmere Symptome lesen, als welche ich zeige.

Zu den Depression und KPTBS. Einige Autoren sehen die Depression als ein Symptom der KPTBS und andere als Komorbidität. Und die KPTBS sei im Kaliber einer Persönlichkeitsstörung. Zusätzlich soll die Heilungsprognose bei der KPTB sehr schlecht sein und beruht oft nur auf einer Symptomreduzierung. In diesem Sinne sieht eine Verbeamtung sehr schlecht aus, also wenn dann den Weg über GdB, oder?

Welches Vorgehen könnt ihr (aus Erfahrung) empfehlen?

Ich freue mich über hilfreiche Antworten.
Schöne Grüße

Löwenherz
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Registriert: 02.10.2018, 17:57:53
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Re: Verbeamtung KPTBS + Depression

Beitrag von Löwenherz »

Wenn dir die Verbeamtung so wichtig ist: GdB beantragen, Therapie weiterführen, ärztliche Atteste mitführen, die angeben, dass ungeachtet der bestehenden Diagnosen und der Behandlungsbedürftigkeit keine Einschränkung für den Zielberuf besteht.

Ohne GdB kannst du natürlich ebenfalls versuchen besagte ärztliche Atteste mitzuführen, die Chancen auf eine Verbeamtung sind allerdings angesichts der Diagnosen voraussichtlich sehr gering bis komplett vernachlässigbar, da der Amtsarzt ohne GdB >/=50 ja nicht nur die kommenden 5 Dienstjahre beurteilt, sondern dein gesamtes Dienstleben bis zur Pensionierung.
1,5 Jahre Therapie sind bei einer KPTBS eine extrem kurze Zeit, zu kurz möglicherweise, um ausreichend Krankheitseinsicht entwickelt zu haben, ausreichend gelernt zu haben über potentielle Trigger und wie du mit dir umgehen kannst, um dich aus solchen Momenten wieder selbst herausführen zu können, zu kurz, um nicht nur Stabilisierung zu betreiben, sondern (ggf.unterstützt durch stationäre Behandlungsintervalle) Traumakonfrontation und Traumaintegration als Bausteine eines Genesungswegs betreiben zu können. Je weniger du über dich und deine Traumata gelernt und verstanden hast, desto weniger gut kannst du rezidivierende depressive Episoden lindern in der Schwere der Ausprägung, kürzen in der Zeitdauer oder reduzieren in der Häufigkeit ihres Auftretens. Insofern sinken an dieser Stelle realistischerweise ohne GdB deine Chancen auf eine Verbeamtung und sind auch mit GdB nicht optimal, denn diese Diagnose ist zwar kein Hinderungsgrund für eine Verbeamtung, erfordert aber ein enormes Maß an Krankheitseinsicht, Wissen um die eigene Erkrankung und einen entsprechend Fortschritt im Genesungsweg, um dennoch verbeamtet werden zu können. Dies geschrieben bin ich mit einer KPTBS verbeamtet, ohne den GdB und ausreichend große Behandlungsfortschritte wäre das realistischerweise aber unmöglich gewesen.

Du musst davon ausgehen, dass du beim Amtsarzt angeben können musst, infolge welcher Ereignisse die KPTBS entstanden ist (das musste ich nicht in allen Details, aber doch recht genau darlegen), damit dieser einschätzen kann, ob der Schuldienst spezifische Triggermomente für dich beinhaltet, die dich -begründet- für den Schuldienst ungeeignet erscheinen lassen. Ob der Amtsarzt das dann tatsächlich abfragen wird kann dir vorab niemand sagen, bei mir war das ein Teil der Begutachtung. Ich musste ebenfalls bestehende Einschränkungen nennen, noch bestehende Triggermomente und meinen Umgang damit, sowie angeben, wann ich das letzte Mal einen Flashback hatte bzw. was Trigger heutzutage noch bei mir auslösen. Das muss von dir sehr gut vorbereitet werden, um einerseits ehrlich und offen zu antworten ohne etwas zu verbergen (was dir später auf die Füße fallen könnte) und andererseits deine Worte so weise zu wählen, das du dir nicht allein durch die Art deiner Wortwahl selbst ein Bein stellst. Verleugnung ist generell kein gesunder Weg bei einer KPTBS und beim Amtsarzt an dieser Stelle eindeutig ein Problem, das zu vermeiden ist.

Überleg dir in Rücksprache mit deinem behandelnden Therapeuten gut, was für dich an dieser Stelle realistisch ist, bereite dich entsprechend vor und mach dir in jedem Fall klar, dass es kein Beinbruch ist den Wunschberuf am Ende im Angestelltenverhältnis ausüben zu können. Wenn der Beruf ein so wichtiges Element deiner Stabilisierung ist, ist es vielleicht vor allem wichtig, diesen überhaupt ausüben zu können. Auch das erfordert aber bei einer KPTBS eine besonders gründliche Vorbereitung des Amtsarzttermins. Der GdB ist am Ende auf jeden Fall sehr hilfreich und zwar nicht nur im Hinblick auf die Frage der Einstellung oder auch die der Verbeamtung, sondern auch später im Beruf, um beispielsweise auch in Zeiten des Lehrermangels einen Anspruch auf ein reduziertes Deputat zu haben. Aus Selbstschutzgründen solltest du insofern in diesem Beruf auf jeden Fall einen GdB beantragen mit dieser Diagnose. Selbstschutz bedeutet auch den Willen zu haben für sich zu sorgen und so gesund wie möglich bleiben zu wollen- ein wichtiges Signal für einen Amtsarzt, der deine Diensttauglichkeit beurteilen soll. Melde dich, wenn du weitere Fragen haben solltest. Bis dahin alles Gute und sorg weiterhin gut für dich! :-)

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