Versetzungsantrag und Chancen

the majer
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Versetzungsantrag und Chancen

Beitrag von the majer »

Hallo zusammen,

Wie der ein oder andere Leser ggf. im anderen Thread gelesen hat bin ich ja leider zur Zeit nur angestellter Lehrer. Leider bin ich an meinem Arbeitsplatz bzw. der Schule extrem unglücklich. Das hat weniger mit dem Kollegium oder den SuS zu tun, als vielmehr mit meinem Anfahrtsweg zur Schule...
Folgende Situation habe ich momentan: Ich habe einen einfachen Anfahrtsweg von knapp 90 km zur Schule. Da ich auf die öffentliche Verkehrsmittel angewiesen bin benötige ich für diese Strecke teilweise mehr als zwei Stunden morgens und mittags auch wieder zwei Stunden. Ich bin also am Tag mindestens 4 Stunden am pendeln. Durch das Pendeln bin ich jeden Tag einfach nur permanent müde und fühle mich körperlich wirklich an die Belastungsgrenze gebracht. Wenn ich heimkomme habe ich meist kaum noch Energie um den Unterricht für den nächsten Tag adequat vorzubereiten. Ein Umzug kommt nicht in Frage, da ich ein Eigenheim besitze und in meiner Schulstadt auch nicht wohnen möchte. In erster Linie ist es natürlich meine Schuld, dass ich diese Stelle angenommen habe, die Alternative wäre aber Arbeitslos geworden zu sein :/. Ich bin jetzt soweit, dass ich gerne einen Versetzungsantrag stellen möchte. Mir ist bewusst, dass ich dort niemals angeben darf, dass mich das Fahren belastet sonst spinnt sich das Schulamt noch ein Burn Out zusammen und ich kann meine Verbeamtung komplett vergessen. Meine Frage ist nun: Sind der lange Anfahrtsweg Grund genug für eine Versetzung? Ich weiß, dass die SL nicht zustimmen muss, dennoch macht es ja auch für sie keinen Sinn wenn ich todunglücklich bin. Die andere Frage die sich mir stellt ist, ob meine Beamtenstelle wegfällt wenn ich von dieser Stadt weggehe?

Ich weiß... etwas kompliziert aber bevor ich alles in die Wege leite würde ich gerne mal eine Meinung von euch hören.

Viele Grüße

chilipaprika
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Re: Versetzungsantrag und Chancen

Beitrag von chilipaprika »

1) Bundesland
2) Seit wann an der Schule?
3a) ist eine Familienerweiterung angedacht bzw. hast du Kinder?
3b) Du pflegst nicht zufällig Angehörige an deinem Wohnort?

the majer
Beiträge: 13
Registriert: 14.07.2018, 22:40:06

Re: Versetzungsantrag und Chancen

Beitrag von the majer »

Hessen

Seit den Sommerferien bin ich an der Schule, also direkt nach dem Ref.

Kinder würden wir gerne haben, aber mit dieser Situation ist das absolut nicht möglich. Angehörige muss ich nicht pflegen.

tiger
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Re: Versetzungsantrag und Chancen

Beitrag von tiger »

Ich verstehe nicht, wo das Problem liegt. In meinem BL kann man Versetzungsanträge auch ohne Angaben von konkreten Gründen stellen. Es kann dir bloß niemand garantieren, dass eine Versetzung an deine Wunschschule möglich ist bzw. dass du nach der Versetzung einen kürzeren Anfahrtsweg hast als vorher.
the majer hat geschrieben:Ein Umzug kommt nicht in Frage, da ich ein Eigenheim besitze und in meiner Schulstadt auch nicht wohnen möchte.
Das ist die typische Lehrerdenke, dem unser Berufsstand Vorurteile wie engstirnig usw. verdankt. "Normale" Berufstätige würden sagen: "Wenn mein Traumjob in der Stadt XY liegt / ich sonst arbeitslos wäre / ..., dann ziehe ich eben nach XY und verkaufe das Haus".
the majer hat geschrieben:und ich kann meine Verbeamtung komplett vergessen.
In den Studien über die Berufswahl von Lehrern liest man immer wieder: 25 Prozent wurden Lehrer wegen der langen Ferien, 25 Prozent wegen des Beamtenstatus', 25 Prozent mögen ihre Unterrichtsfächer, und nur die verbleibenden 25 Prozent geben an, dass sie gerne mit Kindern und Jugendlichen arbeiten wollten. Jedes mal wieder denke ich mir: Nein, solche eigennützigen Motive können die Kollegen doch nun wirklich nicht haben. Dann komme ich hier ins Forum und man könnte meinen, wer kein Beamter ist, der ist im Grunde gar kein richtiger Mensch. Pfui.

chilipaprika
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Re: Versetzungsantrag und Chancen

Beitrag von chilipaprika »

der "personalrechtliche Hinweis":
okay, für Hessen kann ich leider nichts sagen, aber die Info ist wichtig, damit jemand antwortet.
In NRW könntest du nach Ablauf der Probezeit (3 Jahre) einen Antrag stellen, dem die Schulleitung nach spätestens 5 Jahren zustimmen müsste.
Nach einer mindestens 12-monatigen Elternzeit kann man sich auch wohnortnah (>35km) versetzen lassen.
Guck mal, ob es bei euch auch so ist.

Aber jetzt auch der normale Hinweis:
Ich bin auch die ersten Jahre 100km gependelt. Ich habe auf der Strecke ein WG-Zimmer gehabt und mein (jetzt-)Mann ist einmal unter der Woche gekommen und sonst war ich am Wochenende zuhause.
Ja, es ist anstrengend, aber: du hast dich ja freiwillig für die Stelle gemeldet und manchmal muss man Kompromisse schliessen, im Leben.

Bender5
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Registriert: 22.05.2013, 13:51:34

Re: Versetzungsantrag und Chancen

Beitrag von Bender5 »

tiger hat geschrieben:
the majer hat geschrieben:Ein Umzug kommt nicht in Frage, da ich ein Eigenheim besitze und in meiner Schulstadt auch nicht wohnen möchte.
Das ist die typische Lehrerdenke, dem unser Berufsstand Vorurteile wie engstirnig usw. verdankt. "Normale" Berufstätige würden sagen: "Wenn mein Traumjob in der Stadt XY liegt / ich sonst arbeitslos wäre / ..., dann ziehe ich eben nach XY und verkaufe das Haus".
Dann kenne ich scheinbar keine normalen Berufstätigen.
Ich falle ja sowieso schon einmal heraus, da ich Lehrer bin, ich wäre aber ebenfalls nie hier weggezogen (habe dementsprechend auch meine 1. Planstelle ausgeschlagen und bin erst einmal aufs Arbeitsamt).
Wenn ich mir meinen Freundeskreis aber so anschaue, dann finde ich in vielen Bereichen Leuten denen das Eigenheim hier oder die Eigentumswohnung, Freunde etc. wichtiger waren, als ein besserer (oder überhaupt ein) Job.
Auf Anhieb wüsste ich da einen Chemiker, der ein lukratives BASF Angebot ausgeschlagen hat und bei einer kleineren Firma für viel weniger Geld arbeitet. Grund: Eigenheim hier in der Gegend.
Dann kenne ich einen Physiker, der 6 Monate arbeitslos war, weil er aufgrund einer Eigentumswohnung alles weiter entfernte ausgeschlagen hat.
Oder eine Kommunalbeamte (OK das fällt wieder unter Beamte), die sofort Versetzungsantrag gestellt hat, um wieder in die Gegend ihrer Freunde zu kommen.
Das sind jetzt nur mal 3 Beispiele, die ich im direkten Bekanntenkreis habe.

Zum Threadersteller: Man kann spätestens nach der Probezeit (je nach Bundesland) einen Versetzungsantrag stellen und das würde ich an deiner Stelle dann auch sofort tun.
In meinem Bundesland ist der Grund auch erst einmal egal. Der Grund ist du willst da eben weg.
Eine beliebte Methode ist wie schon weiter oben angesprochen sich nach der Elternzeit versetzen zu lassen, das hat auch hier die besten Chancen schnellstmöglich versetzt zu werden.

tiger
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Registriert: 12.02.2017, 2:21:44

Re: Versetzungsantrag und Chancen

Beitrag von tiger »

Bender5 hat geschrieben: Dann kenne ich scheinbar keine normalen Berufstätigen.
So scheint es, ja.
Bender5 hat geschrieben: Wenn ich mir meinen Freundeskreis aber so anschaue, dann finde ich in vielen Bereichen Leuten denen das Eigenheim hier oder die Eigentumswohnung, Freunde etc. wichtiger waren, als ein besserer (oder überhaupt ein) Job.
Das kann man so lange praktizieren, bis die finanziellen Mittel aufgebraucht sind. Auch in Zeiten niedriger Arbeitslosenquote kann man nicht damit rechnen, dass sich immer eine Stelle in pendelbarer Entfernung auftut.

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