Ein leidliches Thema: Verbeamtung und Psychopharmaka

Chotto
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Ein leidliches Thema: Verbeamtung und Psychopharmaka

Beitrag von Chotto »

Hallo, ich hoffe mir kann jemand hier weiterhelfen und eventuell von Erfahrungen berichten.

Wie der Titel schon sagt geht es um meine zukünftige Verbeamtung und die Tasache, dass ich Antidepressiva einnehme. Meine letzte Therapie habe ich vor gut zwei Jahren abgeschlossen und seit dem geht es mir viel besser als zuvor und habe siet dem viele Dinge erreicht . Trotz dem nehme ich regelmäßig eine sehr geringe (dh. unter der üblichen) Dosis Antidepressiva ein. Ich habe es ohne versucht, aber es geht momentan einfach nicht.
Meine Psychiaterin hat mich gefragt warum ich nicht von anfang an alles privat bezahlt habe, damit ich meine Erkrankung nicht beim Amtsarzt angeben muss (die Aussage an sich ist ja schon fragwürdig)....aber damalas war noch nicht an eine Verbeamtung zu denken. (Ich wechsle momentan meine Laufbahn und bin in das ganze Beamtentum eher so reingerutscht.)
Der Amtsarzt hat mich für die Anwärterschaft nun durchgewunken und hat sogar positiv darauf reagiert, dass ich meine Gesundheit eigenständig unter Kontrolle habe und sagte es zeuge von einem reifen und gesunden Geist zu wissen, welche Unterstützung man benötigt und sich diese auch zu holen. Es gab also keine Probleme.
In ein paar Jahren muss ich allerdings noch einmal zum Amtsarzt und habe panische Angst, dass ein anderer Arzt anders reagieren wird und mich für ungeeignet hält weil ich Tabletten einnehme.

Glaubt ihr, dass jemand der stabil ist - dank Tabletten- eine Chance bei der "richtigen" Verbeamtung hat, oder kann ich es vergessen sowieso vergessen?

Max_Cohen
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Re: Ein leidliches Thema: Verbeamtung und Psychopharmaka

Beitrag von Max_Cohen »

Hi,

seit Oktober 2013 ist einzig ausschlaggebend, ob der Dienstherr dir anhand objektiver Befunde nachweisen kann, dass andere Möglichkeiten als eine Frühpensionierung nicht maßgeblich in Betracht kommen. Wenn du bis zur Zweituntersuchung fit bleibst, wird es ohne neue sozialmedizinische Erkenntnisse schwierig, dich nicht auf Lebenszeit zu beamten - man hat dann schlichtweg keine Ahnung, was in Zukunft wahrscheinlich passieren wird, und das geht eben "neuerdings" zu Lasten des Dienstherrn.

tiger
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Re: Ein leidliches Thema: Verbeamtung und Psychopharmaka

Beitrag von tiger »

Ist dein Beitrag möglicherweise ein Symptom deiner Erkrankung?
Chotto hat geschrieben:In ein paar Jahren muss ich allerdings noch einmal zum Amtsarzt und habe panische Angst, dass ein anderer Arzt anders reagieren wird und mich für ungeeignet hält weil ich Tabletten einnehme.
Wie sollen denn Leute in einem Forum, die weder dich noch deine Krankengeschichte kennen, eine Voraussage darüber machen, wie ein "anderer Arzt" in "ein paar Jahren" über deinen Fall urteilen wird?

Dir bleibt nichts übrig, als abzuwarten, die Beurteilung des Amtsarztes zur Kenntnis zu nehmen und, falls Zweifel an deiner Diensttauglichkeit bestehen, rechtlichen Beistand zu suchen. Selbst, wenn sich herausstellen sollte, dass du für das Beamtenverhältnis nicht in Frage kommst, kannst du immer noch im Angestelltenverhältnis als Lehrer arbeiten. Daran ist nichts Anstößiges, mancherorts ist das sogar der einzige Weg. Also bleib mal ganz locker ...

Davon abgesehen hat der Amtsarzt natürlich recht: Ein psychisch Kranker, der nach den Regeln der medizinischen Kunst mit Medikamenten und Psychotherapie behandelt wird, ist sicher besser als Lehrer geeignet als jemand, der auf eine solche Behandlung verzichtet, weil er um seine Verbeamtung fürchtet.

Chotto
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Re: Ein leidliches Thema: Verbeamtung und Psychopharmaka

Beitrag von Chotto »

Ersteinmal danke für die Antworten.
tiger hat geschrieben:Ist dein Beitrag möglicherweise ein Symptom deiner Erkrankung?
Wie du bereits unten andeutest, kennt hier keiner meine genaue Diagnose. Also nein, der Beitrag ist kein Symptom meiner Erkrankung, eher das Produkt meiner Ärztin, die mir versicherte, dass ich null Chancen auf eine Verbeamtung habe.
tiger hat geschrieben: Wie sollen denn Leute in einem Forum, die weder dich noch deine Krankengeschichte kennen, eine Voraussage darüber machen, wie ein "anderer Arzt" in "ein paar Jahren" über deinen Fall urteilen wird?
Ich habe mich vielleicht nicht klar ausgedrückt. Ich möchte keine bindende Vorraussage sondern habe gehofft hier vielleicht auf jemanden zu stoßen der in einer ähnlichen Situation war, oder jemand der die rechtliche Lage besser versteht als ich.

tiger
Beiträge: 424
Registriert: 12.02.2017, 2:21:44

Re: Ein leidliches Thema: Verbeamtung und Psychopharmaka

Beitrag von tiger »

Mit dem Hinweis auf ein mögliches Krankheitssymptom meinte ich, dass Grübelei und Sich-Sorgen-Machen ein typisches Merkmal einer Depression ist. Da du die ganze Sache im Augenblick ohnehin nicht beeinflussen kannst, würde ich mir darüber derzeit keine Gedanken machen.

Wie ich schon sagte, weder du noch irgendjemand hier im Forum kann die Zukunft voraussagen. Warte ab, wie sich die Sache entwickelt, und geh in deinem eigenen Interesse nicht standardmäßig vom schlechtest denkbaren Verlauf aus.

Humanisst
Beiträge: 4
Registriert: 05.09.2018, 14:55:43

Re: Ein leidliches Thema: Verbeamtung und Psychopharmaka

Beitrag von Humanisst »

tiger hat geschrieben:Mit dem Hinweis auf ein mögliches Krankheitssymptom meinte ich, dass Grübelei und Sich-Sorgen-Machen ein typisches Merkmal einer Depression ist. Da du die ganze Sache im Augenblick ohnehin nicht beeinflussen kannst, würde ich mir darüber derzeit keine Gedanken machen.
Grübelei und sich-Sorgen-Machen sind also typische Merkmale einer Depression, schon spannend was man hier alles liest (und so viel habe ich noch gar nicht gelesen!). Ich kann Chotto sehr gut verstehen - man hat lange studiert und viel investiert, und hat erst einmal nicht ganz unberechtigte Sorgen dass man einmal für die selbe Arbeit wie die Kollegen rund ein Viertel bis ein Drittel weniger finanzielle Anerkennung bekommen könnte. Solche Sorgen mache ich mir auch, bin aber trotzdem nicht depressiv (es sei denn du beweist es mir :P ).

Da man letztendlich sowieso kaum Einfluss nehmen kann, außer sich schlau zu machen und ggfs. entsprechde Bescheinigungen etc. im Vorfeld zu organisieren, bringt es aber einfach nichts sich Sorgen zu machen, schon gar nicht Jahre lang im Voraus. Bloß ist das leichter gesagt als getan, und fällt manchen Menschen eben schwerer als anderen, je nach Persönlichkeit und Lebensumständen...

Abgesehen von dem bereits geschriebenen Hinweisen und Tipps möchte ich noch auf das offensichtliche hinweisen: geh doch einfach wieder zum selben Arzt! Oder ist das irgendwie verboten, der Arzt inzwischen im Ruhestand, oder sonst irgendein Grund dies nicht zu tun? Auch wenn er sich nicht an dich erinnern wird können, kannst du ihm das ja genau so in Erinnerung rufen; seine Einstellung zu dem Thema wird er wohl kaum geändert haben. Mit dieser Vergewisserung kannst du guter Dinge zum Arzttermin gehen, dann wird das schon. Nur mal so nebenbei: heute wurde eine Bekannte von mir die mit Ende 20 Rheuma bekommen hat ohne Probleme durchgewunken.

Viele Grüße!

tiger
Beiträge: 424
Registriert: 12.02.2017, 2:21:44

Re: Ein leidliches Thema: Verbeamtung und Psychopharmaka

Beitrag von tiger »

Humanisst hat geschrieben:Grübelei und sich-Sorgen-Machen sind also typische Merkmale einer Depression
Ja: https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCb ... pathologie

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